Bangkok, THA – Pass auf, was Du dir wünschst…

….. es könnte in Erfüllung gehen!

Für Bangkok habe ich meinen ersten Airbnb-Versuch gewagt und eine richtig tolle Bleibe erwischt. So toll, dass ich beinahe Gefahr laufe, mich wie zu Hause zu verhalten und mich einzuigeln. Es ist ein schmuckes kleines 2-Zimmer-Appartment mit Balkon zu einem unschlagbaren Preis (bei diesen Konditionen könnte ich meine Auszeit noch ewig ausdehnen ?). Die Kochecke ist zwar sehr klein, aber selbst das passt bekanntlich wunderbar zu mir ?. Und die Einkaufsmöglichkeiten (ein täglicher Markt (!) sowie ein 7/11) liegen gleich um die Ecke – so einen Luxus hatte ich nicht einmal zu Hause! Wäre da nicht diese Visa-Sache, ich weiss, ehrlich gesagt, nicht, ob ich bis jetzt überhaupt mehr von Bangkok gesehen hätte als die Aussicht von meinem Balkon….

Kleine Villa neben abgefuckten, teilweise baufälligen Hütten…. (und in der Strasse gegenüber findet man Anwesen, die an die US-Botschaft erinnern)

Die leider noch nicht fertig gestellte neue Strecke des Skytrain…. wie einfach wäre es, die Haltestelle auch gleich neben der Haustür zu haben…  

 

Soweit also eigentlich alles wunderbar und doch habe ich die ersten Tage hier in Bangkok meine erste kleine Krise geschoben. Das hatte sicher mehrere Gründe, vor allem aber war sie stark geprägt von der Situation, in die ich da geraten bin. Die Sache ist nämlich die, ich bin mitten in einer Aglo von Bangkok gelandet. Und da können die Reiseführer noch so schreiben, dass in Bangkok fast jeder Thai englisch spricht, hier trifft das nicht zu. Selbst die Produkte im Laden sind hier ausschliesslich auf Thai angeschrieben. Meine Patong-Aversion hat zurückgeschlagen! Nun hab‘ ich also den Salat….. ?

Bis zu meiner Ankunft am Flughafen von Bangkok verlief meine Reise wiederum reibungslos. Und wo die Reiseführer Recht haben: die Taxifahrer am Bangkok-Flughafen sind eine verdammte Mafia! Man hatte mir deshalb geraten, in den Departure-Bereich zu gehen und sich dort ein Taxi zu schnapppen. Doch mit dieser Idee war ich nicht allein und die Taxifahrer haben offenbar schnell gelernt. Durchs Band haben sie den doppelten Preis des maximal zulässigen verlangt und selbstverständlich war bei allen der Meter defekt…. Immerhin sind sie konsequente, gut vernetzte oder abgesprochene Halsabschneider. Komplett verarschen liess ich mich dieses Mal nicht, zu viel bezahlt habe ich dennoch, da ich der Streitereien müde wurde und endlich „nach Hause“ wollte. (Auch bezweifle ich mittlerweile, dass ich je von diesem Flughafen weggekommen wäre, wenn ich auf dem korrekten Preis bestanden hätte.)
Da das wifi-Passwort in meiner Unterkunft auf mich wartete, ich von meinem schweizer Handy weiss Gott nicht telefonieren wollte und hier, wie gesagt, keiner englisch spricht, hat es effektiv 20min gedauert, bis ich endlich den Schlüssel zu meinem Appartment gefunden hatte und damit sicher sein konnte, am korrekten Ort gelandet zu sein. Zum Glück war das Appartment eine positive Überraschung, ansonsten hätte es mir vermutlich ausgehängt.

Warum genau kann ich nicht sagen – vielleicht weil es einfach immer einfacher ist, den einfacheren Weg zu gehen ? (in diesem Fall in meinem cosy Appartment zu bleiben) – jedenfalls hat es mich am nächsten Tag unheimlich Überwindung gekostet, meine Wohnung zu verlassen. Zum ersten Mal auf meiner Reise habe ich mich allein gefühlt und mir gewünscht, irgendjemand würde mich an die Hand nehmen und mitziehen. Ich habe den Vorteil von Hotels erkannt: man ist in gewisser Weise unter seines Gleichen, aber doch allein, aber auf eine gute Art allein – hier bin ich einfach nur allein. Diese Airbnb-Sache ist vielleicht nicht der ideale Start für einen neuen fremden Ort. Ich werde hier in Bereichen gefordert, in denen ich unselbständig bin und das ist eine ganz schöne Herausforderung. Andererseits ist der Sprung ins eiskalte Wasser natürlich der effizienteste….

Die Vernunft hat schliesslich geholfen. Bekanntlich ändert sich meist nichts, wenn man nichts unternimmt. Und ich weiss sehr wohl, dass es unglaublich schnell geht, bis einem ein fremder Ort vertrauter wird, wenn man sich ihm denn stellt. Und so habe ich mich letztlich doch aufgerafft und einfach einmal die nähere Umgebung abgegrast. Dabei bin ich einigen Menschen begegnet, die mich angestarrt haben, als wäre ich ein grünes Männchen. Es will mir nich so ganz in den Kopf, dass das nur an meiner weissen Hautfarbe gelegen hat…. Doch dieses Rätsel habe ich noch nicht gelöst (und werde ich wohl auch nicht mehr).

Am Abend desselben Tages erhielt ich dann noch Besuch….. Plötzlich wanderte da doch eine Kakerlake über meinen Wohnzimmerboden – die Dinger sind riesig hier! ?  Umso überraschter bin ich von mir, dass es mich nicht sogleich in die weitentfernteste Ecke katapultiert hat. Nach einem kurzen Schreckmoment hab‘ ich das Vieh doch tatsächlich gekillt. Das Abkratzen vom Boden musste jedoch warten, der Ekel war zu gross. Vor allem jedoch hat es mir die Nacht versaut. In jedem Geräusch und in jedem Fleck im Augenwinkel habe ich eine weitere Artgenossin vermutet, einschlafen war ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Eine Spinne auf dem Balkon ist eine Sache, aber die Viecher IN der Wohnung – das geht gar nicht! Eine meiner heimlichen Ängste in Verbindung mit dieser Reise. Denn natürlich ist mir sehr wohl bewusst, dass ein solches Zusammentreffen nicht ungewöhnlich ist. Und wiederum, was hätte ich für eine helfende Hand gegeben in diesen Stunden!

Die nächste Hürde war das Busfahren. Ohne Bus komme ich von hier nicht weg. Natürlich gäbe es noch die Taxi-Variante, aber nach meinen ersten Taxi-Erfahrungen in Bangkok war mir nicht sonderlich danach, davon abgesehen will ich mir das auch nicht regelmässig leisten. Die Bushaltestelle liegt genau vor der Haustür und die Zahlen sind in Thai ja zum Glück gleich wie bei uns. Damit hat es sich dann aber mit den Annehmlichkeiten. Ich mag es allgemein nicht, wenn ich in unbekanntem Gebiet mit öffentlichen Verkehrsmitteln herumfahren muss. In Europa sind wir uns aber gewohnt, dass der Kurs mit den jeweiligen Haltestellen überall aufgezeichnet ist und man sich schlimmstenfalls die Haltestellen abzählen kann. Das kannst Du hier natürlich komplett vergessen.  Die Haltestellen sind meist nur sehr schwer zu erkennen und schon gar nicht, wenn der Bus daran vorbeirauscht. Pläne zu den Buslinien kennen die hier nicht. Und auf die Hilfe vom Personal kann man nicht zählen, die wollen gar nicht verstehen. Nicht einmal das so oft beschriebene ständige Lächeln im Gesicht findet man hier. So sass ich denn bei meiner ersten Fahrt wie auf heissen Kohlen…. Zum Glück gibt es wenigstens nette andere Fahrgäste, die einem helfen, auch wenn oder vielleicht gerade deshalb, diese leicht angetrunken sind.

Mittlerweile habe ich das Busfahren gut im Griff und muss immer wieder mal schmunzeln. Nicht selten fährt man gratis, weil einfach keiner kommt, der einem ein Ticket verkauft oder weil man kein Thai spricht. Auch kann es schon einmal vorkommen, dass der Busfahrer irgendwo kurz anhält, aussteigt und sich irgendetwas besorgt. Nicht selten fährt der Bus auch mit offenen Türen, wogegen die „amerikanische Haftpflicht-Art-und-Weise“ bei der U-Bahn oder dem Skytrain wie ein Hohn wirkt, wenn sie einem bei jeder Haltestelle auf den kleinen „Gap“ zwischen den beiden Türen aufmerksam machen (Situation analog dem Zug zum Terminal E im Zürcher Flughafen, Türen am Zug und am Perron) – der Spalt ist wirklich nicht der Rede wert!

Tja, so habe ich also bekommen, was ich mir gewünscht habe. Und wie so oft, wollte ich es gar nicht mehr, als ich es hatte… ? Doch ich habe die Situation gemeistert, die Krise überwunden und nun verläuft meine Welt schon fast wieder in geordneten Bahnen!

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