Kleiner Einschub als allgemeine Info: Ihr habt ja keine Ahnung, wie obermühsam es ist, Fotos hier reinzukriegen! ? Ich könnte nun ein Crowdfunding starten, um mir eine akzeptable Bearbeitungssoftware zu besorgen (diese Gratissoftware ist echt kacke – ob die gekauften allerdings besser sind….?), stattdessen sag ich einfach: Ihr könnt mich alle mal! Wenn Ihr Bilder wollt, fahrt selber hin oder geht googeln….
Die erste halbe Stunde Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel war überwältigend! Es war bereits dunkel und überall hat’s nur so geblinkt und geleuchtet von all den Werbetafeln, so richtig westliches Grossstadtflair. Daneben brausten Massen an Mopeds an einem vorbei, viele besetzt mit 4 Personen, zwei halben und zwei Elternteilen (wie ich zumindest annehme). Grosszügig beladene Mopeds hatte ich schon viele gesehen, seit ich asiatischen Boden betreten habe, jedoch noch nie mit so vielen Personen. Auch an einer Marie Curie-Schule sind wir vorbeigekommen, worüber ich zuerst etwas verwundert war, bis mir einfiel, dass es hier ja einst französisch war. Habe ich in Ha Noi grosse breite Highways nur im „Niemandsland“ gesehen, finden sich diese in HCMC auch mitten in der Stadt, wie wir es von Grossstädten bspw. in den USA gewohnt sind.
So hatte ich denn zu Beginn das Gefühl, im Westen gelandet zu sein. Bei der Ankunft im Hotel wurde ich jedoch rasch nach Vietnam zurück katapultiert. Sofort erkannte man wieder diese unglaublich schmalen Häuser (hat etwas mit den Steuern zu tun, dass die Häuser in Vietnam sehr schmal, nach hinten, weg von der Strasse, sehr lang und mittlerweile teilweise auch sehr hoch gebaut sind – der Grund, weshalb viele Hotelzimmer hier keine Fenster haben, da sich ein Haus ans andere reiht und so nur ganz wenig Hauswand überhaupt Platz für ein Fenster lässt, nämlich die zur Strasse und diejenige hinten hinaus). Ein weiteres „Indiz“ für westlich: der Boden ist offenbar noch teurer als in Ha Noi, die Hotelzimmer kosten nämlich mehr und sind kleiner. So ein kleines Kabäuschen wie hier, hatte ich bis jetzt noch keines und so viel bezahlt habe ich auch noch nicht.? Und es ist wiederum laut, sehr laut. Nun, ich bin mitten im Backpacker-Viertel gelandet, da darf man sich wohl nicht wundern.
Hungrig bin ich gleich nach dem Einchecken los und in der Umgebung herumgeschweift, um mich bald darauf an einem ansprechenden Plätzchen niederzulassen. Und da habe ich eine Premiere erlebt: so ziemlich alles, was ich bestellen wollte (von der Karte wohlverstanden!), war gerade ausgegangen… Und obwohl ich aus einer Eingebung heraus zuerst gefragt hatte, ob man auch essen könne, musste ich dann erfahren, dass sie gerade kein Essen servieren, weil sie z. Zt. zu wenig Personal haben. Ich solle es doch in einer Woche wieder versuchen…. Der Geschäftsführer hat sich dann jedoch meiner erbarmt und mir eine Pho von irgend einem Stand in der Umgebung gebracht und eine Wasserflasche hat sich schliesslich auch noch aufgetrieben. Nach einer knappen Stunde befand ich mich dann seit langem wieder einmal in einer mir von zu Hause bekannten Situation: ich war der letzte Gast.
Ich weiss nicht, ob es an diesem Fehlstart lag oder an den bevorstehenden Weihnachtstagen, die mir ebenfalls das Leben schwer zu machen schienen (schwierig, kurzfristig eine vernünftige Unterkunft zu finden!) oder einfach an dieser Stadt, jedenfalls hat sich mein Enthusiasmus zu HCMC relativ schnell gelegt. Mir fehlt hier jegliche Energie und vor dem Mittag ist an Aufstehen schon gar nicht zu denken – nicht unbedingt etwas Neues für mich, aber in den letzten Wochen kam ich doch mit weniger Schlaf aus – womöglich liege ich auch einfach auf einer Wasserader ?. Zudem kann ich mich überhaupt nicht entscheiden, was ich will und was ich soll und überhaupt und verbringe Stunden damit, mich mit Informationen zu füttern und nach Unterkünften für die nächsten Tage zu suchen. Soll ich an einen Strand in Mui Ne oder Vung Tau ausweichen, ins Mekong-Delta gehen, in HCMC bleiben, nach Kuala Lumpur oder Phnom Penh abdüsen…..???
Ich weiss echt nicht, was die Vietnamesen mit ihren Böden haben. Bereits in Ha Noi ist mir aufgefallen, dass sie ständig damit beschäftigt sind, ihre Trottoirs zu wischen. Im Hinblick darauf, dass dies ja ihr Essplatz ist, konnte ich das noch irgendwie nachvollziehen. Nachdem ich jedoch mittlerweile weiss, wie „ergiebig“ dieses Reinemachen ist, kann ich darüber nur noch den Kopf schütteln. Und in den Restaurants hier artet dies schon beinahe in Belästigung aus. Ständig putzt irgendjemand um einen herum den Boden (nun nass) und es wird keine Rücksicht darauf genommen, wenn ein Gast „im Weg sitzt“ – da kann dich schon ‚mal ein herumschwingender Ellbogen boxen. Es grenzt auch an ein Wunder, dass mein Rucksack (der auf dem Boden steht) nicht auch „gereinigt“ wurde und meine Füsse bis anhin trocken geblieben sind. Sauber ist es dennoch nicht…. Total verschwendete Energie!
Ein Novum in Vietnam (für mich) sind die Bettler. Nur selten im klassischen Sinn, wie man sie in Indien an jeder Strassenecke trifft, meistens verkaufen sie irgendetwas (Lose?). Dabei handelt es sich vermutlich um Kriegsversehrte resp. (im Hinblick auf das Alter) „Agent Orange-Betroffene“ (auf gut deutsch „Krüppel“). Eine weitere Variante sind Mütter mit Babies oder behinderten Kindern im Rollstuhl oder Kinder, die etwas verkaufen oder Feuerspucker-Darbietungen geben. Sitzt man am Rand zur Strasse in einem Café, wird man zudem alle 5min von irgendeinem Händler (inkl. der zuvor genannten Bettler) angesprochen. Dabei zeigen sie eine unheimliche Ausdauer. Derselbe Verkäufer kann im Laufe eines Nachmittags 15x an dir vorbeigehen und dich immer wieder aufs Neue fragen – es könnte ja sein, ich hätte meine Meinung geändert. Soweit es Zigaretten anbelangt, ist dieser „delivery-Service“ ja ganz bequem, habe sogar bereits meine „Stammdealerin“ ? (und mittlerweile herausgefunden, dass sie im Laden günstiger sind, doch beim Preis von $1 pro Schachtel ist das ziemlich egal ?). Und auch hier (oder vermutlich gerade hier), bist du als Raucherin automatisch eine potentielle Kifferin. Sobald der Zigaretten-Deal über die Bühne ist, folgt immer auch noch die Frage nach Marihuana, immer. In Ha Noi waren die Händler nicht so aufdringlich. Niemals wurde ich in einem Restaurant angesprochen, nur auf der Strasse und nie von Kindern.
Ebenfalls etwas überraschend ist für mich, dass die Englischkenntnisse des Personals im Tourismusbereich hier ziemlich lausig sind. Im Vergleich zu Ha Noi gleich null und dabei hätte ich es genau umgekehrt erwartet. So musst du schon ‚mal damit rechnen, dass du etwas Anderes serviert bekommst als du bestellt hast…. Wohl auch wieder ein Zeichen für mehr „Westen“ bzw. mehr Wohlstand. Die besser Qualifizierten haben hier vermutlich bessere Möglichkeiten als den Tourismus – bei uns ist es ja mittlerweile auch keine Selbstverständlichkeit mehr, dass das Gastgewerbepersonal deutsch spricht… Hier sprechen sie zumindest noch die Landessprache (jedenfalls nehme ich das an).?
Als ich kürzlich – unglaublich, nun erklingt gerade Manu Chao aus den Lautsprechern!! ? – zwei Traveler belauscht habe und die eine dem anderen bestätigte, Ha Noi sei ziemlich ähnlich wie HCMC, hätte ich beinahe entrüstet widersprochen. Wenn ich’s mir aber genau überlege, liegt das wohl im Auge des Betrachters – natürlich ist es hier genauso vietnamesisch wie in Ha Noi. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob meine Ablehnung gegen diese Stadt an mir (meiner momentanen Stimmung) oder wirklich an der Stadt liegt und will das vorerst auch noch offen lassen. Das Urteil wird erst gefällt, wenn ich ausserhalb der Weihachtszeit noch einmal hier war. Womöglich habe ich auch einfach meinen ersten Reisekoller und das gute Saigon kann gar nichts dafür.