Neben viel schwitzen, beobachten von Mensch und Tier im Kanal und schlafen zur falschen Zeit, habe ich zwischendurch auch Erwähnenswertes unternommen.?
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die Hürde zu den bequemen ÖV’s zu erzwingen, die ich bei meinem ersten Bangkok-Aufenthalt so rege genutzt hatte und die bis anhin noch keinen Anschluss mit dem alten Zentrum Bangkoks erhalten durften. Ich habe mich also mit den Busfahrplänen und den verschiedenen Schiffswegen auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass viele Wege nach Rom führen. Letztlich bin ich dann aber doch wie immer zu Fuss losgezogen, was jedoch für einmal keine so gute Idee war. Es war wie immer unerlaubt heiss und in den Strassen Bangkoks, inmitten des Smogs, verstand ich zum ersten Mal, weshalb hier so viele mit einem Mundschutz unterwegs waren. Erstmals fühlte sich das Atmen unangenehm an, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass das vor allem meinem Kopf geschuldet war. Sicherlich ist diese Luft nicht sonderlich gesund, aber wirklich „spüren“ tut man das nicht, man weiss es einfach. Wirklich viel Schönes habe ich auf diesem Weg auch nicht gesehen, aber festgestellt, dass es in dieser Stadt nicht nur die „Strasse der Apotheken“ gibt, sondern dass quasi jede Gilde ihren eigenen Strassenzug zu haben scheint. Da sind die Auto- und die Töffhändler, die Garagen, die Werkstätten der Holz-, Stahl- oder ……Verarbeiter, die Buchhändler, die Silberhändler etc. Ich muss als Kunde also nur in die richtige Strasse und kann mir praktisch auf einen Schlag diverse Offerten einholen. Ganz praktisch und irgendwie langweilig, zumindest für den, der durch die Stadt geht, um sie anzusehen.
Nach einer guten Stunde hatte ich es geschafft. Ich war beim legendären MBK (Einkaufsmall) und damit bei einer der Endstationen der Skytrain angekommen. Nicht mehr viel weiter und ich wäre am Siamsquare gewesen. Darauf war mir die Lust jedoch mittlerweile vergangen, genauso wie auf die Fahrt mit den vorher genannten ÖV und ich habe mich mit dem MBK begnügt, welches, nebenbei bemerkt, eine ziemliche Enttäuschung war. Zurück ging’s mit dem Bus, was nach dem langen Marsch in der Hitze und bei bekanntem Endziel eine recht entspannte und angenehme Angelegenheit war.
Einige Male bin ich auch Richtung Norden losgezogen. Darunter war eine längere (und weniger entspannte, da ich in Sorge war, meine Station zu verpassen) Busfahrt in die Gegend, in der ich im November gewohnt hatte. Hat natürlich alles wunderbar funktioniert (immer diese unnötige Nervosität!?) und ich bin quasi vor der Tür meiner damaligen Einkaufsmall (naja, einer davon) ausgestiegen. Ein wenig nostalgisch habe ich die Mall betreten mit dem Ziel, etwas zu kaufen, das ich damals dort entdeckt hatte und seither niergends mehr in Thailand gefunden habe. Doch wie es scheint, wurde dieses Produkt über den Jahreswechsel in Thailand eliminiert…? Da will ich für einmal shoppen gehen….! Nun, es hat sich wenigstens halbwegs brauchbaren Ersatz gefunden und für die lange Busfahrt (ein wenig Sightseeing der anderen Art) hat es sich auf jeden Fall gelohnt.
An einem weiteren Tag hatte ich die „Dusit-Ecke“ auf dem Programm. Wenn man so will, ein Teil der „Palastinstitutionen“, zumindest hätte das Palast-Ticket auch für die Sehenswürdigkeiten dieser Gegend gegolten. Doch ich war etwas spät dran (es war bereits späterer Nachmittag und die Öffnungszeiten bald vorbei), da ich den Nachmittag in einem neu entdeckten Café verhängt hatte (endlich wieder einmal einen richtig feinen Kaffee und einen Früchteteller zum verspäteten Frühstück!?) und die vielen Touristen-Busse beim Eingang zur Dusit-Thronhalle liessen die unangenehmen Erinnerungen an die Touristenmassen im Grand Palace wieder aufleben, so dass ich mich gegen die Besichtigung und für einen längeren Spaziergang entschieden habe. (Nebenbei, Fotografieren ausserhalb der „Dusit-Gebäude“ ist strengstens verboten, es kam sofort eine Wache angerannt, als ich mein Handy zückte.) Dabei kam ich in die Wirren eines Durcheinanders, von dem ich nicht so genau weiss, ob es ausserordentlich oder normal war. Die Situation erinnerte ein wenig ans abgesperrte Limmatquai beim Aufbau fürs Zürifäscht. Ein zur Strasse hin offenes Minizelt ans andere flankierten die Strasse und davor standen jede Menge Lastwagen, aus denen aus- oder in die zurückgeräumt (?) wurde. Meist war der „Sponsor“ klar zu erkennen. Womöglich war es also eher eine Art „Züspa“ denn ein Fest mit Gigs auf den Bühnen? Jedenfalls blieb keine andere Möglichkeit, als den Lastern entlang auf der Strasse zu gehen. Es herrschte reger Verkehr und weil die Strasse auf beiden Seiten um eine Spur verringert war (auf denen standen die Lastwagen), auch ziemlich viel Stau, was die Vehikel glücklicherweise zu langsamer Fahrt zwang. Glücklicherweise, denn es war ziemlich unangenehm, hier zu Fuss unterwegs zu sein, am Rand einer Hauptstrasse, eingequetscht zwischen Lastern und fahrendem Verkehr. Und es fand sich lange Zeit keine Ausweichmöglichkeit, denn die Strasse war verdammt lang. Eine eher unangenehme Expedition.
Bei einer der Thronhallen an der Dusitecke (hatte hier nicht so den Durchblick trotz Karte), bevor die Wache angerannt kam
Danach ging es weiter am Dusit Zoo entlang Richtung Chitralada-Palast, wovon man jedoch vor lauter Bäumen so gut wie gar nichts sehen kann. Hätte mir diesen Weg also eigentlich sparen können. Nun, ist ja auch der Wohnsitz des Königs, wodurch ich diese Abgeschiedenheit gut verstehen kann. Das Gelände ist ebenso (wie beim Grand Palace) riesig. Ob es darauf ebenfalls einen Wat hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wie ich letzthin gelesen habe, liess der König die Tore dieses Palasts während der Unruhen 1973 öffnen, damit die Demonstranten Schutz finden konnten vor dem Versuch der Regierung, die Aufstände gewaltsam niederzuschlagen. (Klingt ein wenig nach Peking im Juni 1989, nur dass die Chinesen dannzumal keinen Kaiser mehr hatten…) Diese Handlung des Königs hat mich überrascht und beeindruckt. Die Verehrung seines Volkes scheint wohl zurecht. Und für diejenigen, die es noch nicht wussten, er ist seit 1946 im Amt (musste das 2x lesen, dachte erst, das müsse ein Druckfehler sein) und damit der amtsälteste Regent der Welt. Und seine Ausbildung hat er übrigens in der (französischen) Schweiz genossen.
Auf einem meiner Spaziergänge wurde ich von einem Thai angequatscht, der mir unter anderem 2 Wats in der Nähe zur Besichtigung empfohlen hat – soll Glück bringen, wobei ich nicht sicher bin, ob dies nur für diesen Tag gegolten hat oder dem entsprechenden Wat zugesprochen wird. Das Gespräch dauerte länger als mir lieb war und zum Schluss ging ich weiter mit einem Stück Papier mit diversen Wegbeschreibungen (in einem Gemisch aus Thai und Englisch) inkl. einer Adresse eines Reisebüros, wo ich meinen Flug nach Chiang Mai buchen solle…. (Was ich dann aber nicht getan habe, dafür gibt es schliesslich Internet.) Den einen Buddha, so quasi den anderen Riesen-Buddha, habe ich mir einige Tage später angeschaut. Er ist allerdings nicht sonderlich schön für meinen Geschmack. Aber gross ist er, das stimmt schon. Beim Versuch, den 2. der empfohlenen Wats zu besichtigen, habe ich mich in einem Wirrwarr von engen Gässchen vertan und lief ständig im Kreis. Dabei hatte ich nicht selten das Gefühl, die „Wohnzimmer“ der dort ansässigen Thais zu durchqueren. Etwas, was mir schon oft aufgefallen ist in Asien, die Menschen dehnen Ihr Wohnen oder Arbeiten auch auf den Bereich „vor der Haustür“ aus. Sind die Gassen dann eng und nicht selten auch halbwegs überdacht, bekommt man echt das Gefühl, dass man nun mitten durch ein Zuhause geht und fühlt sich entsprechend wie ein Eindringling. Nach meinem 3. „Kreisrundgang“ und der Feststellung, dass in diesem Wat irgendetwas im Gange sein muss – es war ziemlich trubelig mit lauter Musik – habe ich schliesslich entschieden, diese Besichtigung sein zu lassen. Man muss ja nicht alles sehen…!
Gegen Ende meines Bangkokaufenthalts habe ich schliesslich die Gegend auf der anderen Seite des Flusses bei meinem Hotel genauer resp. noch einmal erkundet und dabei festgestellt, dass es sich hier ebenfalls um eine Travellergegend (so eine Art kleine Khaosan) handelt. Hier hatte es eine Menge netter, kuscheliger Lokale. Zu dumm, dass ich diese nun erst zum Schluss entdeckt hatte! War es doch gleich um die Ecke von meinem „Zuhause“, zudem ruhig und gemütlich und bot alles, was ich insbesondere zum Schreiben brauche.
Selten kam ich in einem Hotel mit so vielen anderen Gästen in Kontakt wie hier in Bangkok. Ein älteres englisches Paar, das mir die Teuerungsexplosion Australiens und Neuseelands erneut bestätigte (sind somit definitiv von meiner Reiseroute gestrichen ?); ein junges Paar aus Ungarn, das weiter nach Kambodscha wollte und mich nach Tipps gefragt hat; eine Russin, die in Deutschland lebt und perfekt deutsch spricht; ein blutjunges Paar aus England, deren Englisch ich jedoch ÜBERHAUPT nicht verstanden habe (was war ich erleichtert, als sie sich verabschiedet haben!); ein norwegischer (oder war’s dänisch?) Koch, der stundenlang von Essen sprechen konnte und mich mit seiner Leidenschaft fürs Kochen beeindruckte und – und nun werden einige meiner Leser genauso schmunzeln wie ich – ein Lehrer aus Berlin, um nur einige zu nennen. Es gab natürlich auch asiatische Gäste, doch aufgrund der Sprachbarriere fand mit ihnen kaum Kommunikation statt. Auch tummelten sich diese nur selten im Aufenthaltsraum, dazu fehlt ihnen vermutlich die Zeit, sind sie doch am nächsten Tag bereits in der nächsten Stadt.? Weiter war da auch noch ein junges deutsches Pärchen, mit denen habe ich mich jedoch ebenfalls nicht unterhalten, sondern sie nur (nicht ganz freiwillig) belauscht und mich gewundert, wie er dieses Gejammer aushält…. Das muss wohl Liebe sein ?, ich hätte sie mit Sicherheit längst zum Schweigen gebracht, es war wirklich grauenhaft, ein penetranter, gequälter nonstopp Singsang!
Ich will jetzt hier nicht die Vergangenheit hervorkramen, aber es war für mich schon etwas Spezielles, ausgerechnet jemanden aus Berlin kennenzulernen (ursprünglich sollte meine Reise ja auch dort starten….) und dann war sein Fach auch noch Geschichte – die Gespräche waren hochspannend, interessant und natürlich relativ anstrengungslos, da in Deutsch. Dass ich dieser Begegnung so viel Raum biete, liegt jedoch an einer (oder 2) bestimmten Erkenntnis(sen). Die Sprachenvielfalt der kleinen Schweiz ist eigentlich fast immer irgendwann ein Thema, nachdem ich mich als Schweizerin geoutet habe und eine richtige Kommunikation möglich ist und als ich ihm in diesem Zusammenhang sagte, dass Hochdeutsch für uns Schweizer eine Fremdsprache ist, äusserte er die Vermutung, ob es wohl daran liege, dass die Schweizer als langsam gelten! Habt Ihr gewusst, dass die Schweizer von den Deutschen als langsam betitelt werden? Also, wir mögen ja vieles sein, aber langsam sind doch nur die Berner!
Ich Habe Deinen intressanten Erlebnis-Bericht gelesen. Du bist eigentlich in Thailand und kommst mit Gesprächen von Touristen sogar auf die „Berner“! Da stellt sich doch heraus, die Welt ist klein.
Ich wünsche Dir weiterhin erlebnisreiche Tage und viel Spass.
Mit lieben Grüssen
Papi