Bangkok, THA – Sightseeing

Da die Reise nach Bangkok meinem Fuss einen kleinen Rückschlag in seiner Genesung verpasst hatte, hielt ich mich in der ersten Zeit mit Sightseeing erst einmal zurück, nahm es gemütlich, genoss die Terrasse meines Hotels und deren Aussicht und gab meinem Fuss wieder einmal etwas Ruhe. Deshalb hatte ich an meinem ersten Sightseeing-Tag dann viel auf dem Programm und zog bereits frühmorgens los. Ich wählte bewusst einen Weg, den ich bis anhin noch nicht gegangen war und kam zuerst an einem Park vorbei, wiederum mit einem Fort, gleich am Fluss gelegen. Schmunzelnd nahm ich dabei zur Kenntnis, dass das Rauchen und Trinken in Bangkok’s Parks verboten ist…..



  

Etwas später entdeckte ich zufällig eine Art Reformhaus, welches ich fasziniert inspizierte, denn so etwas hatte ich in diesem Land nicht erwartet und wenn, dann eher im Bereich der grossen Shoppingmalls oder in einem Gebiet, wo die reicheren (Thais) residieren, aber nicht unbedingt in der Umgebung, in der ich mich befand. Die Produkte waren ausschliesslich in Thai beschriftet und ich konnte auch nichts finden, was mir irgendwie bekannt vorgekommen wäre. Mag auch daran liegen, dass die meisten Hersteller solcher Produkte keine Multikonzerne sind und sich daher auf kleinere Märkte beschränken? Umso spannender war es, sich die Thai-Version davon anzuschauen! Ausserdem fand ich es gut zu wissen, wo ich solche Produkte finden könnte bei Bedarf. (Blöd nur, dass das „Timing“ meiner Utensilien etwas quer liegt und mir die Sachen nicht dann ausgehen, wenn sie sich ideal ersetzen liessen…..?)

So ungern ich im Wasser plansche, so liebe ich es doch, in der Nähe eines Gewässers zu sein. Eigentlich war es auch mein Plan, mit einem der Speedboats (einem ÖV-Bereich in Bangkok) einen Teil meines Weges zum Palast zurückzulegen. Doch ich kam mit den Infos an der Anlegestelle nicht wirklich klar bzw. bin mir bis heute nicht sicher, ob es überhaupt eine war (für diese Art von Booten) und so entschied ich der Einfachheit halber, zu Fuss weiter zu gehen. Gemäss Karte zog sich der Weg dem Fluss entlang und ich habe diesen Spaziergang echt genossen. Der Wellengang war recht stark und wie an dieser Stelle auch schon erwähnt, könnte ich stundenlang auf das Wasser blicken und zuschauen, was sich da so tut, was gerade an diesem Ort gar nicht wenig war, denn es herrscht reger Verkehr auf diesem Fluss und der Blick aufs andere Ufer war auch ganz schön eindrücklich. Zwar sind es nicht DIE Business-Wolkenkratzer-Gebäude der Stadt, aber mir hat’s gut gefallen.

Ja, diese Brücke hat mich ungemein fasziniert… (bereits von meinem Hotelzimmer aus musste ich sie mehrfach fotografieren ?)

Wär’s nicht blau, könnte man glatt an Sydney denken

  

Immer brav dem einzigen Weg folgend, der mir zur Verfügung stand, fand ich mich plötzlich auf einem Uni-Campus wieder! Da war ich dann doch etwas unsicher, ob ich mich nicht vielleicht verlaufen hatte. Auch fühlte ich mich etwas fehl am Platz in diesem Gewusel an Studenten. Nicht nur, dass die alle halb so alt waren wie ich, meine Erinnerungen an die Uni sind nun einmal auch nicht unbedingt meine liebsten. Ich versuchte also, zielstrebig meinem Weg zu folgen und diesen Bereich raschmöglichst wieder zu verlassen, was gar nicht so einfach war, ich hatte eine wirklich grosse Uni erwischt.


  

Schliesslich änderte die Umgebung aber – gut, hatte ich mich nicht von meinem Weg abbringen lassen! – wenn ich mich auch nicht unbedingt wohler fühlte. Es erstaunt etwas, dass die nähere Umgebung des Palasts, zumindest auf der einen Seite desselben, derart schäbig ist. Ich glaube, es war teilweise eine Markthalle, eine ziemlich grosse Markthalle, die auf mich jedoch keinen wirklich einladenden Eindruck machte. Und die „Händler“ ausserhalb wirkten alles andere als freundlich. Alles in allem war die Athmosphäre nicht wirklich angenehm. Ausserdem war es unglaublich heiss! Unglaublich heiss! Einfach heiss, heiss, heiss! Ich hatte echt das Gefühl, ich laufe aus….

Als ich schliesslich die weisse Mauer des Palasts erblickte, stellte sich heraus, dass ich nicht gerade den günstigsten Weg gewählt hatte und noch viele Meter der Mauer entlang zu gehen hatte, bis ich den Eingang erreichte. Dort angekommen sah ich vor allem eines: eine riesige Masse Menschen! In sekundenschnelle hatte ich entschieden, dass heute nicht mein Tag für die Palastbesichtigung war. Diese Hitze und diese Menschenmasse waren einfach zu viel, um dafür zu bezahlen, sich da reinzuwerfen…. Ich hatte ja Zeit.

Ausserhalb der Palastmauern
Strominstallationen haben in ganz Asien etwas Faszinierendes….wobei dies noch eine harmlose Variante ist 

So bin ich einfach weiter gegangen, immer der Nase nach, ständig an der Wasserflasche und habe mich irgendwann mitten in Chinatown wieder gefunden. Es ist nichts Neues für mich, dass ich nicht so ganz verstehe, warum die Chinatowns überall auf dieser Welt als Touristenattraktion gelten und das hat sich auch hier wieder bestätigt – wohl deshalb u. a. wird es mich vermutlich nie nach China verschlagen. Auch auf die Gefahr hin, nun etwas rassistisch zu wirken, ich finde diese Gegenden einfach wenig ansprechend, nur schmuddelig und bis heute gab es für mich auch noch nie einen Grund, irgendwo länger zu verweilen, weil mich die Auslage oder das Angebot angesprochen hätten. So bin ich denn einfach kreuz und quer durch dieses Gebiet gelaufen und kann nun sagen, ich war in Bangkok’s Chinatown.

Bereits am frühen Nachmittag fühlte ich mich ziemlich fertig und dabei hatte ich kaum etwas von meiner Liste abgehakt…. Es war einfach zu heiss, obwohl ich diese Temperaturen nicht missen wollte.? Ich entschied daher, mich langsam Richtung Heimweg zu machen. Dabei erkannte ich, dass sich der Golden Mount, auch eine dieser Sehenswürdigkeiten, ganz in der Nähe meines Hotels befindet und auch noch auf meinem Weg liegt. So konnte ich doch wenigstens noch eines meiner ursprünglichen Vorhaben realisieren. Dort angekommen musste ich mich jedoch erst einmal setzen. Man könnte beinahe auf die Idee kommen, dass es allen, die dort eintreffen, geht wie mir, denn eine lange Reihe von überdachten Bänken im Wasserdampf (findet man in Asien oft: ganz feine Wasserstrahls, die entlang eines Dachs (oder zumindest sonstwie in der Höhe) versprüht werden, sofort verdampfen und dabei eine kühlende Wirkung haben) gruppieren sich um den Eingang des Golden Mounts und viele waren besetzt. Was für eine Wohltat! Dabei hatte ich die Ankündigung auf 344 Treppenstufen für den Aufstieg zum Golden Mount ständig im Blickfeld. Sind das viele Treppenstufen? Ich konnte diese Anzahl überhaupt nicht einordnen…. In St. Gallen, während meiner Uni-Zeit, hatten wir eine Zeit lang eine Wohnung im 4. (oder 5.?) Stock und diesen „Aufstieg“ empfand ich oft als ziemlich anstrengend. Das dürften jedoch einiges weniger als 344 Stufen gewesen sein…. Auch war es mit Sicherheit nicht einmal so heiss (in den Sommerferien war ich jeweils nicht in SG) wie an diesem Tag in BKK und ich auch noch einiges jünger. Ich machte mich also auf eine Art Mount Everest-Aufstieg gefasst und blieb erst einmal einfach sitzen…. und sitzen. Ehrlich Leute, ich hatte das Gefühl, ich könnte für den Rest meines Lebens einfach dort sitzen bleiben. Es war so friedlich, kühl, wohltuend. Nach einer gewissen Stärke oder Härte an Anstrengung sollte man einfach auf Automatismus bleiben und sich erst Ruhe gönnen, wenn man sie auch umfassend ausleben kann. Vermutlich nach etwa einer knappen Stunde konnte ich mich aber überwinden, wieder aufzustehen und den Golden Mount in Angriff zu nehmen.

 



  

Diese kleinen Kerle habe ich in vielen thailändischen Tempeln angetroffen – ich sollte mich einmal mit deren Bedeutung auseinandersetzen
  

Ein Unterbruch der 344 Stufen, auch hier findet sich der genannte „Kühlungsdampf“  

Ebenfalls erkennbar die Minipipistufen  

Es hat sich herausgestellt, dass es eigentlich nur die Hälfte von 344 Stufen sind, denn die Stufen sind derart klein, dass man fast unmöglich jede einzelne nehmen kann. Es ist viel angenehmer, jeweils zwei Stufen zugleich zu erklimmen. Auch kann man nicht von einem steilen Aufstieg sprechen, zumindest nehme ich an, dass es daran lag (vielleicht auch an meiner viel zu hohen Everest-Erwartung?), dass dieser Weg nicht wirklich als anstrengend bezeichnet werden kann. Da war der Kirchturm des Stephansdom zu Wien (übrigens 343 Stufen ?) viel schlimmer! Mit Sicherheit macht ein Sportler das im lockeren Sprint. Soweit bin ich nicht gegangen, aber überraschenderweise bin ich oben weder keuchend angekommen, noch hatte ich das Gefühl, ich bräuchte eine weitere Pause. Wer weiss, vielleicht wurden wir unten ja mit „heiligem“ Wasser besprüht, das zu neuer Energie verholfen hat (der Golden Mount ist Teil einer Tempelanlage). Der Ausblick oben war zudem fantastisch und eindrücklich. Sollte man gesehen haben, wenn man in Bangkok ist!

Über den Dächern von Bangkok
  
  
  
  
  

Ein Blick in das Heiligtum (der grösste Teil wird leider von Verkaufstheken eingenommen, weshalb sich nicht viel Interessantes bietet, man geht wirklich wegen der Aussicht da hinauf)

Der Start zum Abstieg (nicht die gleiche Treppe wie für den Aufstieg, was bezüglich Schuhe aus- oder anziehen für einige Verwirrung sorgt…. Alle ziehen brav ihre Schuhe aus, bevor sie den heiligen Boden betreten, um dann festzustellen, dass sie ja nicht wieder dort hinaus können, wo sie hereingekommen sind, wodurch letztlich doch alle mit Schuhen durchs Gebäude gehen ?)

Schliesslich ging es über ein Wirrwarr von unverschämt breiten Hauptstrassen (die sind für Fussgänger doch immer etwas mühsam zu überqueren, besonders während der Rushhour) über das Demokratiedenkmal zurück „nach Hause“. Dort angekommen war ich ziemlich erledigt und v. a. musste ich feststellen, dass dieser erste längere „Marsch“ doch etwas viel war für meine mittlerweile untrainierten Füsse, die fühlten sich ziemlich zerstört an. Eine wunderbare Entschuldigung für ein paar weitere ruhige Tage im Anschluss.

 
Ich habe wieder angefangen zu lesen, was bereits seit einiger Zeit dazu führt, dass ich nicht mehr viel Anderes tue, bis das Buch beendet ist. Für einmal war es auch wieder eher hochstehende Literatur. „Die Interessanten“, ein hoch gelobtes Buch, das mir vor allem durch die ungemein grosse Vielfältigkeit des Vokabulars der Autorin imponiert hat. Die Geschichte an sich war ganz ok, doch wie meist, war das Ende etwas verkackt – Entschuldigung den Ausdruck, aber es beginnt mich langsam wirklich zu ärgern, dass die Autoren es heute scheinbar kaum mehr hinkriegen, ein Buch würdig zu beenden. Plötzlich muss irgendwie alles schnell, schnell gehen. Mir ist das unverständlich. Als ob ein Leser, der sich durch fast das ganze Buch durchgekämpft, -gewurstelt oder -gelesen hat, am Ende die Geduld verlieren würde. Wirklich ärgerlich, das!

In der 2. Hälfte meines Bangkok-Monats nahm ich schliesslich meinen 2. Anlauf für die Palastbesichtigung. Bewusst sorgte ich dafür, möglichst früh, bald nach dem Öffnen, dort zu sein. Machte jedoch keinen Unterschied. Ich denke, ich habe nun den ultimativen Grund gefunden, mich zukünftig vor solchen Sehenswürdigkeitsbesichtigungen zu drücken. Was ich dort erlebt habe, war der reinste Horror! Da waren soooooooooo viele Menschen (und wie ich mittlerweile weiss, ist das Normalzustand), ein unglaublich unvorstellbares Gedränge. Mittendrin hunderte von Führern mit ihren Fähnchen. Dabei ist es mir ein Rätsel, wie die es schaffen, ihre Schäfchen zusammenzuhalten und nicht zu verlieren, dafür verdienen sie meinen Respekt! Viele der Asiatinnen kamen natürlich mit Schirm, immer darauf bedacht, ihre Haut ja nicht der Sonne auszusetzen (was käumlich in erster Linie mit Krebsprophylaxe zu tun hat – statt, dass sie sich einfach entsprechend den Palastvorschriften anziehen würden), was die ganze Sache weiss Gott nicht angenehmer machte. Ganz neu ist es mir ja nicht, dass diese Sightseeing-Hotspots zu viele Menschen auf einmal anziehen (8 Mia. Menschen sind vermutlich wirklich zu viel für diese Welt). Bereits vor 10j hatte ich mir in Barcelona das eine oder andere geschenkt, weil mir die Geduld fürs Anstehen fehlte und vor 2j in Budapest habe ich beinahe alles nur von aussen betrachtet, doch diese Erfahrungen waren aus heutiger Sicht Peanuts! Bangkoks Palast entspricht einer fatalen exponentiellen Steigerung an Menschenanziehung, als gäbe es innerhalb irgendetwas gratis.?

Ich weiss nicht, ob das an der Organisation liegt oder daran, dass es in Asien noch einmal viel mehr Touristen gibt (annehmend, dass die grosse Masse an Asiaten – kostenbedingt – bis anhin eher nach Bangkok als nach Europa reist – gütiger Himmel, was steht uns da evt noch bevor, wenn deren Lebensstandard weiter steigt?) oder einfach am Palast selber, weil er mehr Touristen anzieht? Würde definitiv dafür voten, dass die Besichtigung nach Nationalitäten aufgeteilt wird, im Sinne von am Mo die Europäer, am Di die Amerikaner, von Mi bis Fr die Asiaten ….. irgendwie so. Nicht, weil ich etwas gegen andere Nationen habe, aber eine Besichtigung allein unter Europäern wäre mit Bestimmtheit angenehmer, angefangen damit, dass es jeweils doch nicht so viele Europäer gleichzeitig vor Ort hat, Schirme bei Sonnenschein normalerweise zu Hause bleiben und das Fotografieren einen deutlich tieferen Stellenwert hat.

Und kaum war man endlich drin, wurde es entgegen meiner Erwartung noch schlimmer, denn nun begannen die Fotosessions. Ich war echt etwas überfordert von der Szenerie und dem Gehabe dieser Menschen. Die haben sich gar nichts angesehen! Nein, sie sind nur vor jedem Fitzelchen stehen geblieben und haben sich damit zusammen fotografiert! So was ginge eigentlich auch mit Fotoshop! Verstehe nicht so ganz, warum sie sich das auf diese Weise antun. Aber vermutlich empfinden sie es gar nicht so schlimm wie ich, weil sie dieses Gedränge und den Platzmangel von zu Hause gewohnt sind? Auch verstehe ich absolut nicht, weshalb sie sich einem Tourguide angeschlossen haben. Was dieser erzählt hat, hat sie genauso wenig interessiert, es drehte sich alles nur um Fotos. Und das alles immer bei dieser unglaublichen Hitze! Ich kann mich nur immer wieder wiederholen, es war wirklich ein totales Horrorerlebnis und ich habe mir mehrfach überlegt, das Ganze abzubrechen und einfach zu gehen. Der Palast bzw. der Wat Phra Kaeo ist allerdings ähnlich aufgebaut wie die Ikea, nur ohne die Abkürzungen…. Vorzeitig zu gehen, hätte genauso bedeutet, den vorgegebenen „Trail“ abzulaufen (wobei das Tempo nur selten von einem selber bestimmt werden konnte…..), also konnte ich das gerade so gut auch tun beim Versuch, mir diesen Palast und den Wat Phra Kaeo anzusehen.

Grand Palace & Wat Phra Kaeo  

Nur 15 Jahre nachdem die Birmanen die alte Hauptstadt Ayutthaya zerstört hatten, machte sich Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) daran, den Ruhm des siamesischen Reiches wieder auferstehen zu lassen. Er beschloss, am 6. Mai 1782 den Grundstein zu einem neuen Palast auf dem östlichen Ufer des Mae Nam Chao Phraya (Chao-Phraya-Fluss) legen zu lassen. Es wurde ein Bezirk abgesteckt, der nördlich des dort bereits vorhandenen Wat Potharam (heute Wat Phra Chetuphon, kurz: Wat Pho) und südlich des damaligen Wat Salak (heute Wat Mahathat) lag. Das östliche Flussufer war ursprünglich sehr sumpfig, so dass es zuerst entwässert werden musste. Schon zur Zeit König Taksins (Vorgänger von Rama I.) wurde dazu ein schmaler Kanal, der Khlong Lord („Strohhalm-Kanal“) gegraben. Dort, wo der neue Palast geplant war, lebte bereits eine Gemeinschaft von wohlhabenden chinesischen Kaufleuten, die wahrscheinlich den damaligen Wat Potharam unterstützten. Sie wurden freundlich „gebeten“, ihre Geschäfte umzusiedeln, und zwar in die „Gärten“, eine damals unbesiedelte Gegend vor der Stadt, die heute als „Sampeng“ bekannt ist. Dann konnten die ersten temporären Gebäude des neuen Palastes aus Holz und Blättergeflecht gebaut werden.

Am Sonntag, dem zehnten Tag des zunehmenden Mondes im Jahr des Tigers, im vierten Jahr der Dekade Chunlasakarat 1144, also im Jahre 2325 buddhistischer Zeitrechnung, morgens um 6:54 Uhr wurde eine Zeremonie der „Grundsteinlegung“ (Setzen der Stadt-Säule gegenüber dem Grand Palace) durchgeführt. Nach der Gründung des Grand Palace wurde König Phutthayotfa Chulalok am 10. Juni 2325 in einer königlichen Zeremonie offiziell zum König gekrönt. (Zitat von einem Gedenkstein vor der Stadtverwaltung in Bangkok).

König Phutthayotfa Chulalok baute im östlichen Teil seines neuen Palastes einen neuen Tempel für den Smaragd-Buddha. Er nannte diesen Tempel „Wat Phra Si Rattana Satsadaram“, auf Deutsch etwa „Der Tempel des heiligen Juwels (des Gottes) Indra“, von den Einheimischen wird er heute kurz „Wat Phra Kaeo“ genannt, also „Tempel des Smaragd-Buddha“. In einer feierlichen Zeremonie wurde der Smaragd-Buddha am 22. März 1784 von Thonburi (Nachbarsstadt (und heute Teil) von Bangkok und Hauptstadt unter König Taksin, Anm. von mir) in seinen neuen Tempel gebracht, wo er noch heute verehrt werden kann.

Das gesamte Areal war zunächst von einer stark befestigten hölzernen Palisade umgeben. Später wurde sie durch eine 1,9 km lange, hohe Backsteinmauer ersetzt, die den Palast nach außen abschirmen sollte. Die dringend benötigten Baumaterialien, wie zum Beispiel Ziegelsteine, wurden per Schiff aus dem zerstörten Palast in Ayutthaya geholt. [Wikipedia]

 

Achtung, fertig, los…..!!! Auftakt zum Wat Phra Kaeo

Realismus pur, Menschen und Schirme quetschen sich zwischen die Gebäude

Nach dem Eingang wird man als erstes auf die obere Terrasse mit den 4 Hauptmonumenten gelotst, die da wären: die goldene Chedi (Phra Siratana Chedi), eine Bibliothek für Palmschriften (Phra Mondop), das königliche Pantheon (Prasat Phra Dhepbidorn) und das Modell von Angkor Wat

 

Phra Siratana Chedi – Die Goldene Chedi ist ein Reliquienschrein, sie soll ein Bruchstück vom Brustbein des Buddha enthalten und wurde erschaffen nach dem Vorbild der drei Chedis des Wat Phra Si Sanphet in Ayutthaya. [Wikipedia]


Phra Mondop, die Bibliothek als Aufbewahrungsort für heilige Palmschriften



Das königliche Pantheon (daneben das Dach der Bibliothek)


Eines der 4 Monumente der königlichen Insignien, Denkmäler für 4 der Könige (das goldene Ding auf einem Sockel im Vordergrund)

und alle 4 Hauptmonumente auf der Terrasse zusammen (naja, mehr oder weniger…)

Phra Viharn Yod, eines der Nebengebäude, das heute offenbar hauptsächlich Aufbewahrungsort für Buddha-Bildnisse und vor allem wunderschön ist


Hor Phra Monthien Dharma, buddhistische Bibliothek, weiteres Nebengebäude

Einige der Wandmalereien in den Galerien des Kreuzganges (rund um den Wat Phra Kaeo)


Die zwei anderen goldenen Chedi zu Ehren von Vater und Mutter von Rama I.

Das bereits erwähnte Modell des Angkor Wat (ja, der in Kambodscha) – Thailands König wollte, dass sein Volk sah, was Thailand Schönes annektiert hatte

König Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) ließ acht Prangs errichten. Sie wurden jeweils einem wichtigen Element des Buddhismus gewidmet. Und zwar (von Nord nach Süd): dem Buddha, dem Dhamma (der buddhistischen Lehre), dem Sangha (der Gemeinschaft der Mönche), den Bhikkhunis (den buddhistischen Nonnen), den Pacceka Buddhas (Buddhas, die zwar die Erleuchtung erlangten, die aber nicht das Dhamma predigten), den Chakravartins (universelle Weltenherrscher, die nach buddhistischen Regeln herrschen), den Bodhisattva (erleuchtete Wesen), und dem Maitreya Buddha (dem zukünftigen Buddha). [Wikipedia]

Einer der Prangs (siehe auch Fotos ausserhalb der Palastmauern)

Zwischen zwei Prangs
  

Kleiner Pavillon

  

Der Glockenturm
  

Und damit kommen wir der Hauptattraktion näher, dem Phra Ubosoth, dem Tempel des Smaragdbuddha

Im Tempelinnern ist das Fotografieren verboten, daher stammen die Fotos des Smaragdbuddhas aus dem Netz….

Der Smaragd-Buddha sitzt auf einem vergoldeten Thron, der bereits während der Regierungszeit von König Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) hergestellt wurde. König Phra Nang Klao (Rama III.) fügte unter dem Thron noch eine zusätzliche Basis ein, so dass der Smaragd-Buddha jetzt in der luftigen Höhe von 11 Metern thront. Er ist umgeben von zehn gekrönten Buddha-Statuen in der Handhaltung „den Ozean aufhaltend“. Sie wurden Mitgliedern der Chakri-Dynastie der ersten bis dritten Regierungszeit gewidmet.

 
Die Wände sind vom Boden bis an die Decke mit hervorragenden Wandgemälden bedeckt, die Szenen aus dem Leben des Buddha zeigen. Die hohen Türen mit wertvollen Perlmutter-Einlagen wurden ebenfalls in der Regierungszeit von Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) in einem Stil hergestellt, der in der alten Hauptstadt des Königreiches Ayutthaya üblich war. Die sechs Eingänge zum Ubosot werden von sechs Paaren von Bronze-Löwen im „Khmer-Bayon-Stil“ bewacht. Das erste Paar wurde auf Geheiß von König Phra Phutthayotfa Chulalok aus Angkor (Kambodscha) nach Bangkok gebracht, die anderen wurden nach dieser Vorlage kopiert. [Wikipedia]



So winzig, wie er hier scheint, ist der Smaragdbuddha auch

The Hermit Doctor (Vater der Thai-Medizin)

 

Der Große Palast war die offizielle Residenz der Könige von Siam (heute Thailand) in Bangkok vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Nach dem Tod des Königs Ananda Mahidol (Rama VIII.) 1946 beschloss König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) die Verlegung der Residenz in den Chitralada-Palast. (Wo die Königsfamilie heute noch residiert, Anm. von mir)

Die gesamte Anlage des alten Königspalastes folgt überraschend genau dem Bauplan des kurze Zeit vorher zerstörten Wang Luang (Königspalast in Ayutthaya, der früheren Hauptstadt). Der Komplex besteht aus einem etwa 2,6 km² großen Gelände am Ostufer des Chao Phraya nahe dem Königsplatz, dem Sanam Luang. Hier sind verschiedene Bauwerke und Anlagen angeordnet, deren wichtigstes das Wat Phra Kaeo, der Tempel des Smaragd-Buddhas, ist.

Die heutigen Bauwerke auf dem Gelände sind das Ergebnis einer seit 1782 andauernden Bautätigkeit, seit dieser Zeit wurden Gebäude neu errichtet, erweitert, umgebaut, renoviert oder niedergerissen, um neuen Anlagen Platz zu machen. Die erste Phase dieser Bautätigkeit war zur Inthronisation des Königs Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) abgeschlossen; am 13. Juni 2006 wurde das neueste Gebäude eingeweiht, die Borommaratchasathit-Maholan-Thronhalle.

Der heutige Palast besteht aus vier Teilen, dem Äußeren Hof, dem Zentralen Hof, dem Inneren Hof und dem Wat Phra Kaeo, jeder der Teile war funktionell auf diejenigen zugeschnitten, die dort lebten oder arbeiteten. Der Innere Hof im nördlichen Teil des Palastes, in dem nur Frauen zugelassen waren, ist von einer hohen Mauer umgeben. An den Zugängen zu diesem Bereich standen weibliche Wachen. Der Äußere Hof liegt im südlichen Teil, hier wurden die Ministerien angesiedelt, mit denen der König häufig zu tun hatte, das Schatzamt und die königlichen Wachen.

Der Zentrale Hof ist der beeindruckendste Teil des Palastes. Dieser besteht ebenfalls aus vier Komplexen: der so genannten Ersten Gebäudegruppe, dem Komplex um den Chakri Maha Prasat, der Gruppe um den Dusit-Palast und der Gruppe um die Borom Phiman-Halle. Etwas versteckt im südlichen Teil des Zentralen Hofes liegt das Wat-Phra-Kaeo-Museum. [Wikipedia]

 

Der Übergang zum Palast

Nur ein kleiner Teil des Palasts ist zugänglich und praktisch keines der Gebäude betretbar. Die Besichtigung erfolgte daher relativ rasch und meine Kenntnisse zu den Details halten sich in Grenzen…
  

Chakri Maha Prasat Hall, Thronhalle, die heute für Staatsbankette zu Ehren ausländischer Staatsoberhäupter und den Empfang ausländischer Botschafter genutzt wird.
  


  



Dusit Maha Prasat Hall, Krönungshalle







 

 

Läge der Wat Pho nicht gleich neben dem Palastgelände, hätte ich mir den vermutlich geschenkt, ich war nach der Palastbesichtigung derart genervt und gestresst. Das wäre jedoch ein Fehler gewesen, denn wie sich herausgestellt hat, war der Tumult dort weniger gross und der Wat Pho ist es wirklich wert, ihn anzuschauen. Zwar waren die Menschenmassen beim berühmten liegenden Buddha noch gewaltig, doch auf dem restlichen Gelände des Tempels haben sich diese rasch relativiert, vermutlich auch, weil die Mehrheit der Touristen sich diesen Rest gar nicht ansieht. Dabei ist das wirklich ein schöner Tempel, der dem Auge viel zu bieten hat. Möglicherweise schafft es auch die Athmosphäre, sich hier auf die Besucher zu übertragen? Jedenfalls war die Stimmung viel angenehmer als zuvor im Palast, Ruhe legte sich über alle und nicht selten sah man einige der Besucher einfach an einem der schattigen Plätzchen sitzen und verweilen, manchmal im Gespräch, manchmal nicht einmal das. So gesehen hatte ich sicher die richtige Reihenfolge gewählt. Leider waren die berühmten Fusssohlen des liegenden Buddhas gerade in Restauration und daher eingehüllt und nicht zu betrachten. Allerdings kann ich mir vorstellen, bei einem späteren Bangkok-Besuch noch einmal hier hin zurückzukehren. Mal sehen. Im Wat Pho habe ich relativ viel Zeit verbracht. Wenn man will, gibt es wirklich viel zusehen und wie erwähnt, der Aufenthalt gestaltet sich recht angenehm und lädt zum Verweilen ein.

 

Wat Pho

Wat Pho (Thai วัดโพธิ์) ist ein Königlicher Tempel Erster Klasse, ein buddhistischer Tempel (Wat), der im Zentrum der historischen Altstadt von Bangkok liegt, unmittelbar südlich des Königspalastes. Sein offizieller Name ist Wat Phra Chettuphon Wimon Mangkhalaram Ratchaworamahawihan (วัดพระเชตุพนวิมลมังคลารามราชวรมหาวิหาร), Einheimische nennen ihn aber noch immer Wat Pho nach seinem historischen Namen Wat Photharam, welcher an das Kloster des Bodhi-Baumes in Bodhgaya erinnern soll.

Da Wat Photharam bereits in der Ayutthaya-Chronik zur Regierungszeit von Phra Petracha erwähnt wurde, dürfte er bereits im 17. Jahrhundert gegründet worden sein. Zur Gründung seiner neuen Hauptstadt Bangkok restaurierte und erweiterte König Rama I. den Tempel (das dauerte von 1789 bis 1801) und gab ihm den heutigen Namen. Auch alle weiteren Könige der Chakri-Dynastie erweiterten und restaurierten diesen Königlichen Tempel (Wat Luang). [Wikipedia]

 

 

Leider zeigt dieses Luftbild nur den kleineren, westlichen Teil der Tempelanlage, der Ubosot ist nicht aufgenommen, dafür sind die 4 Chedis und der Viharn des liegenden Buddhas (Gebäude mit dem blauen Dach) schön zu sehen (vgl. nachfolgenden Plan).

 



 

Der riesige liegende Buddha, 46m lang und 15m hoch


  
  

Teil seiner Liege ?  

Das Kopfkissen  

Fertig liegender Buddha, nun geht’s aufs Wat-Gelände

Die Bibliothek

Solche „Buddha-Alleen“ finden sich in jedem Tempel, meist mehrfach

Die 4 Chedis

König Rama IV., er regierte von 1851 bis 1868, entschied im Jahre 1853, daß eine neue Chedi im Wat Pho erbaut werden sollte. Es ist sehr schön in der Chronik von Chao Phraya Thiphakarawong beschrieben, daß sich vier Tage vor der Grundsteinlegung Mönche am geplanten Bauplatz versammelten. Sie rezitierten drei Tage lang die heiligen Sutren, damit der Bau möglichst reibungslos vonstatten ging. Und obwohl es bereits seit Tagen geregnet hatte, hörte der Regen just an dem Tag auf, der von den Astrologen als Tag der Grundsteinlegung ausersehen war. Dies wurde als gutes Zeichen angesehen.

Da der Monarch beschlossen hatte, daß die neue Chedi sich von den vorhandenen drei unterscheiden sollte, schickte er seine Baumeister zur alten Hauptstadt Ayutthaya, damit sie den Stil der Chedi von Wat Suan Luang Sopsawan studieren. Diese wurde von König Mahachakkraphat im Jahre 1548 in der Nähe des königlichen Palastes erbaut. Die Chronik von Ayutthaya berichtet, daß zu dieser Zeit die Burmesen die Hauptstadt belagerten. 

Die neue Chedi wurde schließlich größer als die drei ersten. Sie enthielt zusätzlich eine kleine Kammer, die von außen über Stufen zugänglich war. Merkwürdigerweise hat der König diesem Bauwerk keinen eigenen Namen verliehen. So wurde sie dann von den Leuten „Die Chedi von König Rama IV.“ genannt. [hdamm.de]

Die blaue Chedi

Als Ayutthaya im Jahre 1767 von den Burmesen zerstört wurde, fiel ihnen auch die sehr verehrte Buddha-Statue des Wat Sri Sanphet am Königspalast zum Opfer. Sie hatte den Namen Phra Puttha Sri Sanphet, König Ramathibodhi II. ließ sie etwa im Jahre 1500 herstellen. Die Burmesen verbrannten sie, um die fast zwei Tonnen Gold zu schmelzen, das sie bedeckte. König Rama I. transportierte die Überreste nach Bangkok, um sie dort restaurieren zu lassen. Er wollte aus den bronzenen Resten eine neue Statue gießen lassen, jedoch riet ihm der Oberste Patriarch der Buddhisten von diesem Vorhaben ab. So ließ der König auf dem Gelände von Wat Pho eine große Chedi errichten, um in ihr die Statue beizusetzen. Die Chedi wurde anschließend mit grünen Kacheln bedeckt, und der König gab ihr den Namen Phra Chedi Sri Sanphetchayadayan. [hdamm.de]

Die grüne Chedi

Alle 4 Chedis zusammen

Während der Reparaturarbeiten im Wat Pho, die zur Regierungszeit von König Rama III. von 1832 bis 1848 dauerten, wurden rechts und links von der grünen Chedi zwei neue Chedis gebaut. Diese hier liegt südlich von der grünen Chedi. Sie wurde mit gelb-orangenen Kacheln bedeckt. Sie soll die Regierungszeit von König Rama III. symbolisieren. Der König gab ihr anschließend den Namen Phra Maha Chedi Munibat Borikhan. Die nördliche (gelbe) und die mittlere (grüne) Chedi wurden auf einem quadratischen Fuß errichtet, während die südliche, die orangefarbene Chedi auf einem runden Sockel steht.

Das Vorbild für diese Dreierformation kann man noch heute im Wat Phra Sri Sanphet in Ayutthaya sehen. König Ramathibodhi II., er regierte von 1491 bis 1529, hat dort im Jahre 1492 zwei große Chedis errichtet. Die östliche war für die Asche seines Vaters vorgesehen, während die Chedi direkt daneben als Denkmal für seinen älteren Bruder, König Boromarachathirat III. erbaut wurde. Etwa 40 Jahre später wurde während der Regierungszeit von König Boromarachathirat IV. (1529-1533) die dritte Chedi westlich der zwei ersten gebaut. Hier wurden die sterblichen Überreste von König Ramathibodhi II. beigesetzt.

Vermutlich wollte König Rama III. in einem der wichtigsten Tempel seiner Hauptstadt ein ähnlich grandioses Monument wie in der alten Hauptstadt vorweisen können. Aus Platzgründen mußte er allerdings die Ost-West- in eine Nord-Süd-Ausrichtung abändern. Auch ließ er seinen Baumeistern freie Hand beim Baustil: während die drei Chedis in Ayutthaya deutlich sinhalesische Einflüsse zeigen, wurden die neuen Chedis im neu erfundenen „Rattanakosin-Stil“ gebaut, was man zum Beispiel an der Vorliebe für mehrfach eingekerbte Ecken sehen kann. [hdamm.de]

Die orange Chedi


(Kleine) Chedis à gogo  

Bei einer Verweiloase

Im westlichen Viharn  (die 4 Himmelsrichtungen-Viharn gruppieren sich um den Ubosot und sind durch einen Kreuzgang verbunden; in der oberen Karte sind sie anders benannt)

Die hier dargestellte Statue des Buddha, der vom Naga-König Mucalinda beschützt wird, wurde von König Rama I. im Jahre 1801 eingeweiht. Die Lopburi-Statue, die sich hier ursprünglich befand, wurde zum Wat Mahathat, nördlich des Königspalastes gebracht. Die Ikonografie erinnert an eine Episode aus dem Leben des Buddha kurz nach seiner Erleuchtung, als während eines Gewitters der meditierende Buddha von der vielköpfigen Schlange beschirmt wurde.

Es ist vielleicht noch interessant anzumerken, daß die Künstler von Sukhthai seit dem 14. Jahrhundert diese Ikonografie vermieden haben. Erste derartige Statuen wurden im sog. Lopburi-Stil gefunden, der stark von den Khmer beeinflußt war. Außerdem sollte die korrekte Handhaltung dieser Statue eigentlich die Meditations-Pose (Dhyana Mudra) sein, sie ist hier jedoch als „Überwindung des Mara“ dargestellt. [hdamm.de]




  

Im nördlichen Viharn

Für den nördlichen Viharn gab König Rama I. den Auftrag, eine neue Statue zu gießen. Er entschied sich für die Phra Phuttha Palalai-Statue, die in „europäischem Stil“ sitzend mit einem Elefanten und einem Affen dargestellt wird. Obwohl für die neue Hauptstadt natürlich jede Menge neuer Statuen erforderlich waren, ist daraus leider kein neuer Stil entstanden, sondern lediglich eine Wiederholung von vorhandenen Beispielen. So ist auch hier den Bangkok-Künstlern eine eher mittelmäßige Statue gelungen. Möglicherweise waren die original Wandmalereien eindrucksvoller, die hier das Traiphum Phra Ruang illustrierten. Diese sind wie auch in den anderen drei Viharns leider übertüncht worden. [hdamm.de]

Phra Ubosot

Der Bot wird normalerweise als das wichtigste Gebäude in einem Thai Wat angesehen. Denn nur hier kann die Upasombot- (Ordinations-) Zeremonie stattfinden. Er unterscheidet sich von den restlichen Gebäuden eines Thai Tempels nur durch die acht Bai Sema (Grenzsteine), die den heiligen Bereich markieren.

Der ursprüngliche Bot des Wat Potharam war nur ein kleines unscheinbares Gebäude, wie es in Klöstern in Nord Thailand üblich ist. Den siamesischen Quellen zufolge hatte König Rama I. ihn abgerissen und durch ein eindrucksvolleres Bauwerk ersetzt. Nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren wurde er in einer offiziellen Zeremonie 1791 eingeweiht, zehn Jahre bevor auch der Rest des Tempels fertig gestellt war.

Während der Bauzeit des Bot hatte der König den ehrgeizigen Plan, hunderte von Buddha Statuen aus zerstörten und aufgegebenen Klöstern im ganzen Land einzusammeln und in Bangkok an spezielle Tempel zu verteilen. Rama I. soll angeblich 1.250 Statuen aus Bronze, Messing und Nak „gerettet“ haben. Die meisten der Statuen sollen vom 14. bis zum 17. Jahrhundert hergestellt worden sein. Wat Pho wurde besonders geehrt, da er 689 von ihnen eine neue Heimat gab. (siehe die Buddha-Alleen, Anm. von mir)

Nach einer offiziellen Chronik soll eine Ayutthaya-Statue, die im Wat Phasicharoen in Thonburi verehrt wurde, über den Fluß transportiert worden sein, um im neuen Bot als Hauptfigur eingesetzt zu werden. Eben diese Buddha-Figur wurde bereits von König Taksin aus dem Wat Salasina (heute Wat Khukasan in Ayutthaya) in seine provisorische Hauptstadt, dem heutigen Thonburi, gebracht. Diese Nak-Figur sitzt in der Meditations-Pose. In der Einweihungs-Zeremonie wurde ihr der Name Phra Phutta Thewa Patimongkon („die Repräsentation des Buddha, von den Göttern hergestellt“) gegeben. 

Später in der Regierungszeit von König Rama IV. wurden im Sockel der großen Statue die sterblichen Überreste von König Rama I. beigesetzt. [hdamm.de]
  

Im südlichen Viharn

König Rama I. fühlte sich verpflichtet, aus den von den Burmesen im Jahre 1767 zerstörten Klöstern Zentral-Siams die erhalten gebliebenen Buddha-Statuen in seine neue Hauptstadt bringen zu lassen, um sie hier in würdevoller Umgebung wieder aufzustellen.

Eine Nachbildung des berühmten Phra Phuttha Chinarat aus Phitsanuloke wurde im Jahre 1801 im südlichen Viharn eingeweiht. Für die fünf knienden Jünger wurden neue Statuen gegossen. Diese Gruppe im Sukhothai-Stil wird Phra Prot Pancha Wakkhi genannt („Buddha zu den fünf ersten Jüngern predigend“). Wäre die Ikonografie korrekt, müßte die große Statue eigentlich die Dhammacakra Mudra darstellen, das Ingangsetzen des Rades der Lehre.

Obwohl es durchaus üblich ist, in den Sockel von wichtigen Statuen Reliquien einzubauen, wurde diese Statue hier besonders bevorzugt. Im Sockel der großen Figur wurden elf Reliquien eingesetzt, die extra aus der zerstörten Hauptstadt Ayutthaya hierher gebracht wurden. Zusätzlich wurden sechzig weitere Reliquien eingeschlossen, die kurz vorher in der Stadt Nan in Nordsiam entdeckt wurden. In den Sockel der fünf Jünger wurden verschiedene Reliquien von Arahats in Kristall-Urnen beigesetzt. Auch hier illustrierten Wandmalereien die dargestellte Episode. [hdamm.de]


 

Ich bin schliesslich auch den Rückweg vom Wat Pho wieder zu Fuss gegangen, obwohl ich mir nach dem Palast-Besuch noch sicher war, mich zum Schluss von einem Tuk Tuk nach Hause fahren zu lassen. Doch die wohltuende Ruhe und / oder Energie des Tempels hatten meinen Ärger und die Erschöpfung verfliegen lassen.

Zum Schluss noch ein wenig Ärger oder den Zeigefinger: ich war immer wieder ungemein überrascht, wieviele der Besucher nicht den Respekt und den Anstand aufbringen, sich gemäss den Regeln eines buddhistischen Tempels anzukleiden. Grosse, viel besichtigte Institutionen haben sich darauf eingestellt und zwingen die (oft halbnackten) Besucher in entsprechende Mäntelchen, doch bei vielen Tempeln fehlt vermutlich das Finanzielle dafür und die Anweisungen sind nur schriftlich angebracht und werden dreist übersehen und nicht beachtet. Da möcht ich doch gerne dran erinnern: der Kontinent nennt sich Asien und nicht Victoria’s Secrets-Laufsteg und es ist ein Märchen, dass lange Kleidung heisser ist als keine Kleidung! Allgemein find ich es tragisch, wie viele Menschen in ihrem Urlaub ihre Machtbedürfnisse ausleben müssen und sich wie kleine Diktatoren aufführen – die missachteten Kleiderregeln sind diesbezüglich noch ein harmloses Beispiel. Das stimmt traurig und ist auch ziemlich beschämend!

 

Bangkok, THA – Zurück

Ich tat mich lange Zeit schwer mit der Entscheidung, ob ich von Kambodscha zurück nach Vietnam oder zurück nach Thailand gehen soll. Von Kambodscha aus boten sich beide an und ich wollte auch in beide irgendwann noch einmal zurück. In Vietnam hatte ich das Mekong-Delta und Hoi An ausgelassen, in Thailand wollte ich mir Bangkok noch genauer ansehen, nachdem mir beim letzten Besuch das Vietnam-Visa einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, was das anbelangte und ich wollte auch unbedingt noch nach Chiang Mai. Eine Einreise über Land ohne Visum berechtigt uns Schweizer nur zu einem Aufenthalt von 15d in Thailand. Fliegen von Siem Reap aus kam aber nicht in Frage, die Flüge sind einfach zu teuer. Letztlich entschied ich mich dennoch für Thailand, weil der Weg nach Vietnam der gleichen Route entsprochen hätte, die ich bereits hinter mir hatte, weiter war und somit länger gedauert hätte und weil das 2-Monatsvisum für Thailand einiges günstiger war als das einmonatige für Vietnam.

Bangkok lässt sich von Siem Reap recht gut mit Bus erreichen, zumindest vermittelt sich dieser Eindruck. Der erste Teil bis zur Grenze entsprach denn auch einer üblichen Busfahrt in einem älteren Bus. War somit ganz ok, abgesehen davon, dass man mich viel zu früh abgeholt hat (vor der vereinbarten Zeit, wollte mich gerade zum Frühstück hinsetzen), der Bus dann aber verspätet abgefahren ist und während der kommenden halben Stunde auch noch alle 5min wieder angehalten hat, um weitere Fahrgäste aufzuladen. Das war soweit ein eher mühsamer Start.

Da die thailändische Botschaft meinen Pass verspätet zurückgeschickt hatte, hatte ich mein Kambodscha-Visum um 3d überzogen. Das sollte jedoch eigentlich kein Problem sein, man hatte einfach zwischen $5 (offizieller Tarif) und $8 (manchmal eingeforderter Tarif) pro überzogenem Tag zu bezahlen. Ich hatte Glück und habe einen anständigen Grenzbeamten erwischt, denn er verlangte von mir $15. Allerdings gab er mir zum Schluss meinen Pass nicht zurück, ohne Erklärung, nur mit dem Kommentar, ich solle draussen warten. Wenn das so weitergeht, werde ich am Ende ein Buch mit meinen Erfahrungen mit Botschaftsangestellten und Grenzbeamten füllen können… Zwar war ich dieses Mal nicht so wirklich besorgt, aber irgendwie ist es einfach nie ein gutes Gefühl, wenn man seinen Pass nicht in den eigenen Händen hat. Und meine Busbekanntschaften reagierten ziemlich entsetzt, als ich ihnen sagte, ich könne noch nicht weiter, weil ich meinen Pass nicht zurückbekommen hätte – vermeintlich routiniertere Traveler als ich schienen mit so etwas keine Erfahrung zu haben. War ich doch zu naiv? Wie auch immer, ich hatte ja gar keine Wahl. Was will man schon machen, wenn einem die Grenzbeamten den Pass nicht zurückgeben? Ein Theater in der falschen Sprache? Ich bezweifle, dass dies den Vorgang beschleunigt hätte. Es widerstrebt mir zudem, diesen kleinen Machtmenschen auch noch zu bestätigen, dass sie Macht haben. Also wird halt einfach einmal gewartet.

Als die meisten meiner Bus-Gruppe längst weiter Richtung Thailand gezogen waren, gab mir ein Beamter zu verstehen, ihm zu folgen. Er hatte einen Schweizer Pass in der Hand (ist echt ein Vorteil, dass unsere Pässe so eine leuchtende und einzigartige Farbe haben, ich weiss das mittlerweile zu schätzen!). Dann wurde ich wieder – ausserhalb eines anderen Gebäudes – angewiesen zu warten, konnte jedoch sehen, dass er Kopien von mutmasslich meinem Pass machte. Danach ging er zurück ins ursprüngliche Gebäude, wiederum mit mir im Schlepptau, soweit es mir denn erlaubt war mitzugehen. Nach weiteren 5-10min kam er schliesslich wieder heraus und hat mir meinen Pass kommentarlos in die Hand gedrückt. Ich erhielt natürlich keine Quittung oder irgendwelche weiteren Unterlagen, wer weiss also, ob das ganze Prozedere wirklich Sinn machte. Wobei ich hierzu vielleicht erwähnen sollte, dass ich noch niergends derart registriert worden war wie in Kambodscha. Als einziges Land (bisher) haben die alle 10 meiner Fingerabdrücke eingescannt (ja, so modern sind sie doch schon in Kambodscha) und die wurden sowohl beim Eintritt ins Land als nun auch beim Verlassen registriert. Nicht zu vergessen, ich war in Kambodscha nie an einem Flughafen, das waren jeweils Ländergrenzzölle, die abgesehen vom Scanning der Fingerabdrücke keinen wirklich fortschrittlichen Eindruck gemacht haben.

Der Grenzübergang Kambodscha-Thailand ist für jemanden, der weder dem Khmer noch dem Thai mächtig ist, nicht gerade sehr „benutzerfreundlich“. Es war von der Logik her zwar klar, in welche Richtung ich weiter zu ziehen hatte, aber absolut nicht, wie weit. Da befinden sich so viele Gebäude und viele sehen nach Behörde aus und die Strasse dazwischen hat etwas von einem Highway. Hätte ich nicht gewusst, dass ich mich an einer Grenze befinde, ich hätte diesen Ort nicht als eine solche erkannt (unsere Grenzen sehen bzw. sahen irgendwie anders aus). Als ich schliesslich einen der nach Beamten aussehenden Männer nach dem „Arrival“ fragte, wurde ich prompt zurückgeschickt, nur um dann festzustellen, dass man mich zur Einreise nach Kambodscha dirigiert hatte. Also wieder umgedreht und einfach einmal weiter gegangen. Schliesslich erkannte ich die Thai-Immigration, die netterweise für Thais im Erdgeschoss und für Ausländer im ersten Stock ist, natürlich ohne Lift (ich habe ja noch nie verstanden, warum die Schweizer am Zürcher Flughafen nicht bevorzugt behandelt werden, alle anderen Länder bringen es zustande, ihre Bürger zu bevorzugen). Oben in der Schlange angekommen, stellte ich fest, dass ich das Immigration-Formular übersehen hatte, ohne welches gar nichts ging. Natürlich gab es diese nicht mehr in der Schalterhalle. Ich musste zurück, die Treppe runter bis zum Anfang des Gebäudekomplexes (den ich erst da als Anfang erkannt habe)! Zum Glück erbot sich jemand aus meinem Bus, auf mein Gepäck zu achten, damit ich dieses nicht mitschleppen musste und das Formular somit mit einem kleinen Sprint relativ rasch besorgen konnte. Während dem Anstehen hatte ich dann genügend Zeit, es auszufüllen, wenn auch nicht sonderlich leserlich, doch das scheint mir nie ein Problem zu sein. Danach verlief alles relativ zügig und ohne weitere Probleme. Noch im kambodschanischen Bus war ich markiert worden (ein Sticker auf der Brust) und wurde so vom neuen Busfahrer erkannt, angesprochen und zum neuen Bus, nun ein Minivan, geführt. Und hier machte sich meine fehlende Erfahrung bemerkbar, habe ich nämlich letztlich den absolut engsten Sitz ganz hinten erwischt. Es war nicht möglich, meinen Handgepäck-Rucksack zu meinen Füssen zu stellen, da war kein Platz ganz abgesehen davon, dass er sich zwischen mir und der Sitzlehne des Vordermannes auch gar nicht hätte dazwischenquetschen lassen. So musste ich den Rucksack auf meinem Schoss platzieren. Die Beine fühlten sich ohne diesen schon ziemlich eingequetscht und als wir nach 2h einen Unterbruch hatten, hatten wir alle, die wir hinten sassen, das Gefühl, kein Gefühl mehr in den Beinen zu haben. Ausserdem ist der Fahrer gerast ohne Rücksicht auf irgendetwas. Nicht selten hat es uns in die Höhe geworfen, wenn er wieder mal über eine Delle drübergerast ist, die vermutlich dazu da gewesen wäre, die Fahrer zu langsamer Fahrt zu bewegen. Und  öfter als ich an 2 Händen hätte abzählen können, musste er auch eine Vollbremsung machen, weil sein Überholmanöver nicht aufging. Vermutlich hatten alle Insassen einen guten Schutzengel, der konzentriert und nonstopp gearbeitet hat. Zumindest erscheint es mir nicht selbstverständlich, dass diese Fahrt ohne Zwischenfälle und unfallfrei verlief. Angst hatte ich jedoch keine. Die fahren hier ja alle so und ich war viel zu sehr mit meiner unbequemen Situation beschäftigt. Auch konnte ich nicht wirklich nach draussen sehen, was vermutlich auch ein Vorteil war, in gewisser Weise hatte man den Bezug zur Realität verloren, flog seinem Ziel entgegen und wartete nur auf den Augenblick, in dem man wieder aussteigen konnte. Nach dem erwähnten Unterbruch, der etwas Heilsames hatte, bin ich zum Glück und trotz der widrigen Umstände eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als wir am Ziel angekommen waren!

Ausblick von meinem „Penthouse-Hotelzimmer“

  

Gleich vis-à-vis von meinem Hotel gibt es einen ziemlich grossen Tempel


Dort habe ich ohne gross zu überlegen ein Tuk Tuk gechartert. Ich wusste, dass das Hotel nicht weit sein konnte und habe den Fahrer in Anbetracht dessen, dass er ziemlich Mühe hatte, das Hotel zu finden und deshalb etwa 10min zusätzlich in der Gegend herumgekurvt ist (armer Kerl!) auf einen wirklich guten Preis heruntergehandelt. Normalerweise ist an der Hauptstrasse ein Wegweiser fürs Hotel aufgestellt, nicht jedoch bei meiner Ankunft, was das Finden recht erschwert. Dafür ist es sehr ruhig gelegen und das mitten in Bangkok. Wirklich ein fantastisches Hotel, das ich nur weiterempfehlen kann. Es stellt den Gästen einen „livingroom“ mit grosser Terrasse (auf welcher ich viele Stunden mit Schreiben verbracht habe) und diversen gratis-Getränken und -Snacks zur Verfügung. Ausserdem hat jedes Zimmer einen eigenen kleinen Balkon und wenn dieser zum Kanal hinaus geht, ist die Aussicht fast besser als TV. Der Kanal ist, so unglaublich das klingt in Anbetracht der Reinheit bzw. eben Verschmutztheit dieses Gewässers – glaubt mir, keiner von uns würde sich freiwillig da hinein begeben! – voller Fische. Sie machen nicht gerade Sprünge wie ein Delphin, aber ständig ploppt es irgendwo an der Wasseroberfläche, wenn ein Fisch nach oben kommt und seinen Kopf herausstreckt. Ich habe denn auch regelmässig Fischer einen Fisch rausziehen sehen, was mir den Appetit auf Fischgetier gründlich vermiest hat. Die Vorstellung, es würde einer dieser Fische auf meinem Teller landen, ist nicht sonderlich appetitanregend. Und 2x habe ich „Goldwäscher“ beobachtet. Einer davon hatte eine Art Schale dabei, mit welcher er die gleichen Bewegungen vollzog, wie ich es bei Goldwäscher schon gesehen hatte, wenn ich auch bezweifle, dass er effektiv Gold im wirklichen Sinne erwartete. Beim 2. Mal war gleich eine ganze Familie im Fluss auf der Suche nach was auch immer. Auf die Distanz konnte ich leider nicht sehen, was die „Goldgräber“ da alles aus dem Fluss gezogen haben, doch es ging jedenfalls keiner mit leeren Händen Heim. Der Vater dieser Familie hat auch versucht, die Miniausgabe des riesen Geckos (siehe nachfolgend) mit einem Stein zu erschlagen, vermutlich für das Abendessen? Er war aber zu langsam bzw. der „Gecko“ war schneller.



  

Einer der Rama-Boulevards

Ein altes Fort (kann mich leider nicht mehr an die Details erinnern ?)

Wiederum das Fort, im Hintergrund der Golden Mount

Bezüglich Kreiselverzierungen sind die Thailänder etwas pompöser als wir

Ziemlich zu Beginn meines Aufenthaltes hat mir ein anderer Gast erzählt, sie hätte einen Alligator im Fluss erblickt. Gibt es Alligatoren in Thailand, in einer riesen Stadt wie Bangkok? Irgendwie konnte ich mir das nicht so ganz vorstellen, muss aber zugeben, dass ich botanisch nicht so wirklich bewandert bin. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals hätte ein solches Viech gute Möglichkeiten gehabt, ans Ufer und damit unter die Menschen zu kommen und auch die Tatsache, dass einige Thais furchtlos in dieses Gewässer hinabstiegen, liess mich doch eher am Vorhandensein von Alligatoren zweifeln. Etwa in meiner 3. Woche konnte ich schliesslich sehen, was sie gemeint hatte. Es gab einen Grossen und einen Kleinen und sie hatten tatsächlich Beinchen und Füsse, die an einen Alligator erinnerten. Ich würde diese Tiere jedoch eher als Echsen bezeichnen. Sie haben einen Kopf wie eine Schlange inkl. der züngelnden Zunge und sehen einem Gecko ziemlich ähnlich, ausser, dass sie halt massiv grösser sind als Geckos und damit alles niedliche verloren haben. Sie sind für meinen Geschmack sogar ziemlich ecklig. Und der Grosse war echt gross, von Kopf bis Schwanz sicher 2m lang wenn nicht sogar länger, ein kleines thailändisches Nessi-Monster und aus der sicheren Entfernung meines Balkons oder der Terrasse auch genauso faszinierend.

Der Kleine beim Eintauchen ins Wasser

Der Grosse an Land  

und beim Wasserbad


Wer findet ihn? ?
  

Für die Verlängerung meines Aufenthalts in diesem Hotel musste ich umziehen und wurde hierfür in den 6. Stock verfrachtet. Nun war alles etwas grösser, das Zimmer, das Bett, das Bad und sogar der Balkon. Dennoch fühlte ich mich dort oben nicht so wohl und war froh, als ich wieder nach unten ziehen konnte. Obwohl es zu Beginn – überraschend! – ganz schön tückisch war, in einem schmalen Bett zu schlafen. Ich hätte das ja nie gedacht, aber es wäre mir mehr als einmal fast passiert, dass ich mich aus dem Bett gerollt hätte beim Umdrehen….

Bei der City Hall, diese Kolonne an gleichen Fahrzeugen hat mich fasziniert

Die City Hall persönlich  

Ein Tempel neben der City Hall

  

Während der ersten Tage zurück in Bangkok war ich vor allem, wenn überhaupt, in der Umgebung des Hotels unterwegs. Dabei war ich auch auf der anderen Seite des Kanals, allerdings, rückblickend, ein wenig an der falschen Ecke, so dass ich die wirklich guten Plätze dort leider erst gegen Ende meines Bangkokaufenthalts entdeckt habe. Dafür habe ich das Democracy Monument gesehen (immer wieder, um genau zu sein) und verschiedene Wege zur Khaosan Road gefunden (alle Wege führen zur Khaosan….). Die Khaosan selber ist der Horror, obwohl ich dort endlich brauchbare T-Shirts gefunden habe, wofür ich noch immer dankbar bin (denn meine mitgebrachten waren so langsam wirklich reif für den Abfalleimer).

Beim Democracy Monument
  

Das Democracy Monument – wenn man so will, ein riesen Kreisel mitten in einem der grossen Rama-Boulevards

Eine alte, gezeichnete Karte von Bangkok – hat mir einfach gefallen

Und das Demokratie-Denkmal bei Nacht

  

Ebenfalls zu Beginn meiner erneuten Bangkok-Zeit habe ich liebgewonnene Bekannte wieder getroffen, die ich in Siem Reap kennengelernt hatte. Zwei „alte Bangkok-Hasen“ auf dem Weg zurück in die Heimat, die mir ein paar gute Tipps gegeben und mir den Start in BKK vereinfacht haben. Wenn ich allein unterwegs bin, vermisse ich meist nichts, aber wenn man jemanden trifft, den man kennt (und mag – nicht zu vergessen!), ist das doch immer wieder schön (und) emotional! Ausserdem finde ich es mittlerweile toll, wenn ich wieder mal (zumindest halbwegs) meine Sprache sprechen kann! Dass deutsch für uns Schweizer doch eigentlich eine Fremdsprache ist, wurde mir nämlich mittlerweile nur zu deutlich. So war Bangkok in diesen 2d in Begleitung eher nebensächlich, es war die Zeit des Gesprächs und des Zusammensitzens (und damit fast ein kleines Stück Heimat ?). Diese beiden Tage waren wunderbar – Danke Euch! – und ich habe es doch recht bedauert, dass sie nicht noch etwas länger bleiben konnten. Nebenbei, ein genialer Nebeneffekt des Reisens ist, dass man das Gefühl bekommt, es gäbe beinahe nur Menschen mit den „richtigen“ (sprich meinen ?) Werten und Einstellungen! Logisch, die Kapitalisten residieren woanders und laufen mir nicht über den Weg (ausser in den Schlagzeilen natürlich) und die gehirngewaschten Vaterlandsliebhaber bleiben gleich ganz zu Hause….

Als ich wieder allein war, wurde mir erstmals bewusst, dass die thailändische Gastronomie eigentlich so gar nicht nach meinem Geschmack ist, sie hat so was Mc Donaldsartiges. Damit meine ich natürlich nicht das Essen, obwohl man die vielen kleinen Garküchen am Strassenrand schon irgendwie als „Fastfood“ im Sinne des Wortes (und eben nicht im Sinne von Junkfood, was ja oft synonym verwendet wird) bezeichnen kann. Nein, es ist die Einrichtung, die zumindest mich an Fastfoodketten erinnert im Sinne  von „bleib ja nicht zu lange sitzen“! Also wirklich gemütlich nach meinem Geschmack ist in Thailand nur schwer zu finden. Und als Heimatlose ist das nicht so von Vorteil. Umso wichtiger wird dann das Hotel! Und hier hatte ich ja soweit immer Glück in Thailand!

Und das ist sie, die berühmte, schreckliche Khaosan Rd, die man mal gesehen haben muss, damit hat es sich dann aber auch
  

 

Siem Reap, KHM – die Tempel von Ankor III

Zum Abschluss meiner Kultur-Info nachfolgend auch noch eine Übersicht über Angkor und die relevantesten oder zumindest meistbeachtesten Tempel. Ebefalls aufgezeichnet ist das Standardprogramm, welches die meisten Touristen durchziehen:

die kleine Tour: Angkor Wat, Angkor Thom, Ta Keo, Ta Prohm und Banteay Kdei

und / oder

die grosse Tour: Angkor Wat, Angkor Thom, Preah Khan, Neak Pean, Ta Som, East Mebon, Pre Rup und Banteay Kdei

So hatte auch ich es geplant, 1. Tag die kleine Tour, 2. Tag die grosse (ohne Angkor Wat und Angkor Thom) und an einem 3. Tag evt. die Roluos Gruppe sowie auf jeden Fall noch einmal Angkor Wat und Angkor Thom. Es kam dann bekanntlich anders. Ich musste die kleine Tour mitten in Ankor Thom abbrechen und habe an einem späteren, meinem 2. Tempeltag die restlichen, kleineren Tempel besucht. Schliesslich bin ich an meinem 3. Tempeltag noch zum Banteay Srey herausgefahren. Ich habe die Tempel hier in der Reihenfolge aufgeführt, in welcher ich sie auch besucht habe. So sind wir am 2. Tag bei Ta Prohm gestartet und danach weiter zu Ta Keo und so fort.

 

 

Pre Rup

Als Jayavarman IV. im Jahr 928 König des gesamten Khmer-Reichs wurde, verlegte er die Hauptstadt des Angkorreichs etwa 100 km weit in Richtung Nordosten nach Koh Ker. Auch dessen Nachfolger Harshavarman II. (941 – 944) residierte in Koh Ker. König Rajendravarman II. (Regierungszeit 944–968), ein Cousin Harshavarmans II., zog zurück nach Angkor, an den Östlichen Baray. Er ließ die einstige Hauptstadt Yasodharapura restaurieren und den Insel-Tempel Östlicher Mebon errichten, der 952 eingeweiht wurde. Neun Jahre später und 500 m südlich davon, wurde sein Staats-Tempel, der Pyramidentempel Pre Rup eingeweiht. Dieser besitzt einen ähnlichen Bauplan wie der Östliche Mebon, ist aber komplexer und prächtiger. Der Pre Rup ist Shiva geweiht, gilt als der bedeudenste Angkortempel des 10. Jh. und diente als Modell für die weit größeren „Tempelberge“ Ta Keo und Angkor Wat. [Wikipedia]

Vom Osten her führt ein heute weitgehend von der vorbeiführenden Straße verdrängter Dammweg an das Bauwerk heran. Auf einer Grundfläche von 127 auf 117 m schichten sich eine zweistufige Terrasse und eine dreistufige steile Pyramide (Höhe 12 m), darauf erheben sich fünf Türme, die Prasats, im Quincunx angeordnet, also wie die fünf Punkte auf einer Würfelfläche. Die Baumaterialien, von unten nach oben, sind Laterit, Sandstein und Backstein. [Wikipedia]

Aus den vier Haupthimmelsrichtungen erblickt man die vier Seiten der Anlage und steigt jeweils mittig über mit Absätzen versehene Treppen auf den zentralen, deutlich erhöhten Turm zu. Diese Architektur symbolisiert in ihrer Ausrichtung Harmonie mit Erde und Himmel, in ihrem Aufbau den ins Zentrum und nach oben führenden Weg zu den Göttern, die auf dem Berg Meru wohnen. Weitere Elemente neben den fünf Ziegeltürmen auf den oberen Pyramidenstufen sind eine Kette von Hallen auf der unteren Terrassenstufe, zwei so genannte Bibliotheken und weitere Bauten auf der oberen Terrassenstufe sowie zwölf kleinere Türme auf der untersten Pyramidenstufe. [Wikipedia]

 

Auf den ersten Blick meint man effektiv, den östlichen Mebon vor sich zu haben. So war ich denn bei der Zusammenstellung der Fotos zuerst auch ziemlich konfus, wusste nicht recht, wo die Mebon-Fotos aufhören und diejenigen zu Pre Rup beginnen. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich jedoch klare Unterschiede. So ist Pre Rup viel mehr in die Höhe gebaut (es wundert mich im Nachhinein, dass ich wirklich bis ganz nach oben gestiegen bin mit meinem Handycap, die Fotos zeugen jedoch davon ?) und es gibt weniger und auch schlechter erhaltene Löwen an den Treppen und die Elefanten fehlen komplett.

 

Dies ist nicht die Ostseite (die Türme haben nur Scheintüren)

Ostseite und Hauptzugang
  




Vermutlich auf der 2. Terrassenstufe  

Eine der Hallen auf der ersten Terrassenstufe

Durchgänge auf der untersten Terrassenstufe

  

Der Aufgang zur Pyramide von der 2. Terrasse

Der höchste Prasat auf der obersten Pyramidenstufe  

Auf der 2. Pyramidenstufe, einer der 4 Prasats  

Der Ausblick von oben – der Hammer, oder?
 


  

Der Blick zurück zum Schluss

 

Banteay Kdey

Banteay Kdei ist ein von der Mitte des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. (1181–1220) gebauter Klosterkomplex in Angkor. Der Bau ähnelt Ta Prohm, ist aber weniger verziert und kleiner. Wegen der schlechten Bauweise und des brüchigen Sandsteins ist er heute in schlechtem Zustand. [Wikipedia]

König Jayavarman VII. ließ ihn als ersten der drei Klosterkomplexe (vor Ta Prohm und Neak Pean) in Angkor für seinen Lehrer errichten, vermutlich über der Stelle, an der bereits einer seiner Vorgänger, Rajendravarman, im 10. Jahrhundert einen Tempel errichten ließ. Die umgebende Stadt – immerhin so groß wie die des Ta Prohm – wurde später von einem Wall umgeben. [Wikipedia]

Die Gestaltung und Form der Anlage sind typisch für die von Jayavarman VII. errichteten Anlagen. Im ganzen mißt der von vier Gopurams durchbrochenen Bereich 700 × 500 m. Das 36 × 31 m große zentrale Heiligtum wird von langen Galerien mit einer Gesamtlänge von 58 × 50 m flankiert. Vor dem Osteingang stand die Halle der Tänzerinnen mit einem offenen Dach. Innerhalb des zentralen Bereiches gab es zwei Bibliotheken. Man betritt das Areal durch das östliche Tor, direkt gegenüber dem Srah Srang. [Wikipedia]

Banteay Kdei war der letzte Tempel dieses langen Tempeltages und ich hatte so langsam die Nase voll von Tempeln…. Ich kann mich denn auch so gar nicht mehr an diesen erinnern und würde fast meinen, ich wäre gar nicht dort gewesen, gäbe es nicht die Fotos. Von daher habe ich eigentlich nichts weiter dazu zu sagen.

 

Eingang durch die äussere Mauer


Vermutlich die Halle der Tänzerinnen  
  
  
  

  

Das Heiligtum von aussen  

Alle Flachtempel sind von Bäumen durchwuchert

  

 

Banteay Srey – Ladies Temple

Banteay Srey (Khmer ប្រាសាទបន្ទាយស្រី) ist eine hinduistische Tempelruine und gilt aufgrund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten Tempel in Angkor. Banteay Srey liegt rund 23 Kilometer nordöstlich des Angkor Wat und 28 Kilometer nordöstlich des Zentrums der Stadt Siem Reap am oberen Siem-Reap-Fluss. [Wikipedia]

Die Gesamtausdehnung der Tempelanlage beträgt vom Gopuram im Osten, dem Eingangspavillon, bis zum westlichen Gopuram im dritten, äußeren Mauerring 200 Meter. Da der östliche Gopuram am Eingang uneingefasst ist und es keine Hinweise auf einen vierten Mauerring gibt, gehen einige Forscher von einer ehemaligen hölzernen Palisade aus, andere von einem freistehenden Propyläum. [Wikipedia]

Vom Eingang führt ein 67 Meter langer Prozessionsweg, der von Arkaden und Querpavillons beidseitig flankiert war, zum östlichen Gopuram des äußersten von drei Mauerringen, die den Tempel rechteckig umschließen. Der äußere Mauerring aus Laterit, der den Tempelteich einfasst, ist in Ost-West-Richtung 100 Meter und von Nord nach Süd 95 Meter lang. [Wikipedia]

Der mittlere Mauerring am Ufer der künstlichen Insel, ebenfalls aus Laterit, umgibt einen 42 × 38 Meter großen Hof. Er besitzt im Osten und im Westen je einen Gopuram als Durchgang, von denen vom westlichen, einem einfacheren Ziegelbauwerk, jedoch wenig erhalten ist. Auch vom inneren Mauerring aus Ziegelsteinen mit einer Seitenlänge von 24 Metern sind nur noch die Fundamente zu erkennen. Der für die inneren Bauten verwendete hochwertige rosa Sandstein lässt besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wände der Gebäude im Tempelareal sind mit einem außergewöhnlich feinen Reliefdekor verziert. Plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente wechseln mit kachelartigen skulptierten Platten ab. [Wikipedia]

Im Zentrum der Anlage stehen drei Tempeltürme, Prasat genannt, nebeneinander auf einer T-förmigen, mit Friesen geschmückten Plattform, wobei dem zentralen, etwa 10 Meter hohen Turm eine Mandapa, ein pavillonartiger Vorbau mit Ziegeldach, vorgesetzt ist. Die den zentralen Prasat nördlich und südlich flankierenden Türme haben eine Höhe von etwas über 8 Metern. In zahlreichen Nischen stehen ca. 70 Zentimeter kleine Figuren: Devatas, Apsaras und Dvarapalas. Diese Kunstwerke sind so fein herausgearbeitet, dass sie eher wie geschnitzt anmuten als in Stein gemeißelt. [Wikipedia]

Der zentrale Prasat ist Tribhuvanamaheshvara, Shiva als großen Herrscher der drei Welten, der nördliche Vishnu und der südliche Shiva geweiht. Alle Tempeltürme besitzen neben den nach Osten ausgerichteten Eingängen je drei Scheintüren. Vor den Eingängen zu den seitlichen und der Mandapa des zentralen Prasat kauern mythische Yaksha-Wächter mit Löwen-, Affen- und Geistergesichtern auf Menschleibern, auf den Treppenmauern hocken Garudas. Nord- und südöstlich der Tempeltürme stehen zwei Gebäude aus Sandstein und einigen Laterit-Bauteilen, die als „Bibliotheken“ bezeichnet werden. Über ihren Tonnengewölben sind die Dächer mit Ziegelsteinen in Kragbauweise gedeckt. [Wikipedia]

Außergewöhnlich sind die Flachreliefs auf den Türstürzen und Portalgiebeln der Tempeltürme, „Bibliotheken“ und Gopura mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, insbesondere dem Ramayana. Die Tympana an den Giebeln der „Bibliotheken“ gelten als die schönsten der Khmerkunst. [Wikipedia]

Der Tempel wurde während der Regentschaft von Rajendravarman II. (944–968) zu Ehren des Gottes Shiva errichtet. Auftraggeber waren die Brahmanen Yajnavaraha, Guru des späteren Königs Jayavarman V. (968–1001), und dessen jüngerer Bruder Vishnukumara, beide Enkel von Harshavarman I. und reiche Landbesitzer in der zu dieser Zeit Ishanapura genannten Region. Die Einweihung erfolgte am 22. April 967. Der ursprüngliche Name des Tempels lautete Tribhuvanamahesvara („Großer Gott der dreifaltigen Welt“) und bezog sich auf eine Manifestation Shivas in der hinduistischen Überlieferung. Der heute gebräuchliche Name Banteay Srey bedeutet „Zitadelle der Frauen“ bzw. „Zitadelle der Schönheit“. [Wikipedia]

1914 wurde der Tempel per Zufall von französischen Archäologen wiederentdeckt, die bereits seit längerem in der Region Angkor tätig waren. Für Aufsehen sorgte 1923 André Malraux mit dem Versuch, aus dem Banteay Srey herausgebrochene Skulpturen und Reliefs nach Phnom Penh und von dort aus Kambodscha, das damals als Teil von Französisch-Indochina noch unter französischer Kolonialherrschaft stand, nach Paris zu schaffen. Er wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Haftstrafe von drei Jahren musste er jedoch nie absitzen, weil einflussreiche Intellektuelle in Frankreich zu seinen Gunsten interveniert hatten. André Malraux wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Kulturminister in der Regierung von General Charles de Gaulle. Von 1931 bis 1936 wurde der fast vollständig zerfallene Tempel unter der Leitung von Henri Marchal wieder aufgebaut. Seit 2004 wird der Banteay-Srey-Tempel mit finanzieller Unterstützung der Schweiz restauriert. [Wikipedia]

 

In Anbetracht der langen Fahrt zu diesem Tempel (ein Weg ca. 1.5h), die länger dauert als der Besuch des Tempels selbst und den wenigen Ruinen, die davon noch stehen bzw. betrachtet werden können, mag wohl so mancher hier eine negative Bilanz ziehen. Was den Vorteil hat, dass dieser Tempel nicht so stark frequentiert ist von Touristen. Ich habe es bereits mehrfach erwähnt, für mich ist er einer der schönsten Tempel und dies, obwohl es sich um einen Flachtempel handelt.? Mit seiner einzigartigen roten Farbe und diesen grazielen, zierlich feinen Verzierungen sticht der Tempel stark aus den anderen hervor. Und gerade die Ruinen, die den Tempel eher an ein Labyrinth erinnern lassen, als an ein Gebäude, geben ihm eine ganz besondere Ausstrahlung. Der Name „Zitadelle der Schönheit“ finde ich ausserordentlich passend! Und nebenbei, dass die Restauration des Tempels von der Schweiz mitfinanziert wird, ist doch für einmal eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern.

 

Der äussere Eingang (ohne Umfassungsmauer)

Der Prozessionsweg

  

Teil des Eingangs durch die äusserste Umfassungsmauer

Gewisse „Überbleibsel“ wurden einfach irgendwo hingestellt oder -gelegt, dabei bleibt unklar, woher (von welchem Gebäude oder Gemäuer) sie genau stammen

Der Wassergraben innerhalb der äussersten Umfassungsmauer  

Der Eingang durch die äusserste Umfassungsmauer

  

Rechts eine Bibliothek und in der Mitte der nördliche der 3 Prasats  

Bibliothek

2 der 3 Prasats
  

Die Rückseite eines Gopuras der innersten Umfassungsmauer
  

Die 3 Prasats

Die Prasats von Westen, rechts eine der Bibliotheken  

Von Westen, Reste des Gopuras
  

Ausserhalb der Umfassungsmauern


Und wiederum irgendwo hingestellte Überbleibsel
  

Seitlich der Tempelanlage, beim Eingang (alleinstehender Gopura)
  

 

Siem Reap, KHM – Alltag

Beinahe 8w habe ich letztlich in Siem Reap verbracht und dabei hat sich so etwas wie Alltag à la Zuhause ergeben. Nun ja, ein sehr komfortabler Alltag, musste ich mich doch nicht um einen Haushalt kümmern, das Reinigen übernahmen die Zimmermädchen, das Kochen die Restaurants, das Waschen der Laundryservice…. Da kann man nicht meckern! Ich konnte also den ganzen lieben langen Tag tun, was mir beliebte, bis auf die kleine Einschränkung bei der Beweglichkeit. Meine üblichen Märsche und Spaziergänge musste ich so natürlich streichen und ich konnte mich auch nicht dazu überwinden, meine Füsse durch Tuk Tuks zu ersetzen. Mich irgendwo ziellos herumfahren zu lassen, entspricht mir irgendwie nicht. Dank der unterschiedlichen Kliniken, den Besuchen der Tempel und einer späteren Bekanntschaft habe ich dennoch ein klein wenig von Siem Reap gesehen.


  

Insbesondere in meinem ersten Monat habe ich meine Zeit hauptsächlich lesend oder schreibend in meinem Lieblingslokal verbracht und zwischendurch mit Plaudereien mit dem Personal. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Kommunikation mit Handy keine Marotte der heutigen Jugend ist. Während dieser Zeit sass ich eigentlich immer allein an einem Tisch und war entsprechend mit mir selber beschäftigt. Dass ich dabei mein Handy oder Tablet ständig in den Fingern hatte, scheint mir nicht abwegig (denn ich wollte ja schreiben oder lesen und meine Bücher sind auch in meinem Handy), dass dies jedoch auch bei all meinen Tischnachbarn zutraf, die mindestens zu zweit am Tisch sassen, fand ich doch eher bedenklich. Früher konnte man viele Paare beobachten, die sich die ganze Zeit anschwiegen. Die sind praktisch verschwunden oder sagen wir, es fällt nicht mehr so auf. Denn schweigen tun sie nach wie vor, aber dabei starren sie auf ein Display und erwecken damit zumindest den Anschein, sie wären einfach beschäftigt und könnten daher nicht mit ihrem Gegenüber sprechen…. Wer weiss, womöglich nehmen die Scheidungen Dank Handys ja zukünftig wieder ab, weil das sich gegenseitige Anschweigen „verschwindet“ und man sich so wieder besser vormachen kann, es wäre alles in Ordnung? So gesehen ist das womöglich keine so schlechte Entwicklung?, zumindest will ich mir kein Urteil dazu anmassen, aber der Blick „in die Runde“ im Restaurant hat mich doch etwas schockiert…. Da geht man zusammen in die Ferien und kommuniziert lieber mit dem Handy (oder via wie die Teenies?) als mit seinem Gegenüber? Ok, Ihr habt gewonnen, vermutlich ist es doch mutig, allein auf Reisen zu gehen!

Angkor hat die höchste Tempeldichte und Siem Reap vermutlich die höchste Hoteldichte…. Es ist unglaublich, wieviele Hotels, Guesthouses und Hostels sich in diesem kleinen Ort tummeln. Mir ist das zu Beginn nicht so aufgefallen, aber ich glaube, es gibt da kaum eine Strasse, in der man keine Übernachtungsmöglichkeit finden würde. Wenn man an einen Ort gehen kann, ohne sich im Voraus um ein Hotel zu kümmern, dann ist es Siem Reap! Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Übernachtungspreise extrem günstig sind. Ansonsten ist Siem Reap – ganz dem Tourismus verschrien – eher teurer als andere Orte in Kambodscha. Selber sagen kann ich es nur von Phnom Penh und annehmen darf ich es wohl von sonstigen Orten, die mit Tourismus nichts oder kaum etwas am Hut haben. Gehört habe ich es von anderen Tourismusorten, insbesondere den Strandgegenden. Doch mit guten Beziehungen zu Einheimischen liesse es sich auch in Siem Reap sehr günstig leben.

 
  
  

Ziemlich zum Beginn meiner Siem Reap-Zeit stellte ich nach dem Aufwachen fest, dass sich die A/C nicht aktivieren liess. Ein Griff nach dem Lichtschalter liess mich schliesslich schlussfolgern, dass wohl der Strom ausgefallen war. Das kann es ja in diesen Ländern geben….. Und ich nächtigte nicht in einem der teuren Hotels, wo man von einem eigenen Generator ausgehen könnte. Ist ja auch nicht unbedingt ein Problem, sofern die Akkus geladen sind und der Stromausfall nicht ewig dauert. Als ich dann jedoch unter die Dusche wollte, musste ich feststellen, dass es auch kein Wasser gab…. Das war schon weniger angenehm. Es ist echt nicht toll, sein Heim ungeduscht zu verlassen! Aber immerhin, ohne Strom keine A/C und ohne A/C dürften wohl alle verschwitzt sein… Denn kaum hatte ich das Zimmer verlassen und meinen Hotelstaff begrüsst, liess man mich auch schon wissen, dass an diesem Tag GANZ SIEM REAP weder Strom noch Wasser hatte. Da wurde offenbar irgendetwas umgestellt und dafür wurde einfach mal kurzerhand der Strom abgestellt und das Wasser gekappt…. und das mitten in der Highseason. Etwas gewöhnungsbedürftig, zumindest für uns Westler…. Aber wie gesagt, sassen ja alle im gleichen Boot. Ich nahm es in erster Linie mit Humor. Und mein Receptionist hatte Recht, da diejenigen, die an dieser Umstellung gearbeitet haben, offenbar rechtzeitig in den Feierabend wollten, kamen Strom und Wasser sogar etwas eher als angekündigt, kurz vor 17 Uhr zurück.

Und à propos Strom, einige Tage später, nachts so gegen 2 oder 3 Uhr, sass ich auf dem Balkon, räuchelte gemütlich ein Zigarettchen und genoss die kühlere Nachtluft, als es plötzlich einen enormen, wirklich enorm lauten Knall gab und sofort die gesamte Strasse stockdunkel wurde, was die sprühenden Funken bei einem der grösseren und edleren Gebäude in der Nachbarschaft (irgend so eine Art Karaoke-Schuppen für die reicheren Asiaten) noch viel besser zur Geltung brachte, ein richtiges kleines Feuerwerk! Ich dachte schon, die hätten wohl etwas zu stark auf ihren Feierabend gedrängt und irgendetwas nicht ganz sauber abgeschlossen…. Aber es dauerte keine Minute, da war der Strom wieder da. Naja, bis auf das besagte Gebäude. Da hatte es wohl einen gewaltigen Kurzschluss gegeben. Und erstaunlicherweise waren auch die Generatoren  dieses Luxusschuppens betroffen (oder sie haben keine?), denn dieses Gebäude blieb bis auf weiteres stockdunkel. Muss recht unangenehm gewesen sein für dessen Gäste, vermute ich mal. Aus meiner Perspektive war es ganz unterhaltsam (wie gesagt, Feuerwerk).

Mit Ausnahme einer (? – habe zumindest keine weitere gesehen) Hauptstrasse sind die Strassen hier furchtbar eng (und nicht selten nicht mal asphaltiert). So gab es hier öfters Stau als im grossen Phnom Penh, denn 2 Autos kommen schlichtweg nicht aneinander vorbei, was immer sofort zu einem kleinen Rückstau auf beiden Seiten führte, der sich jedoch meist auch sehr schnell wieder auflöste. Denn stand mal alles, konnten die beiden Autos aneinander vorbeizirkeln und waren sie aneinander vorbei, kam schnell alles wieder ins Rollen. Für Fussgänger ist diese Enge allerdings recht unangenehm. Trottoirs gibt es nur wenige – immerhin, hier sind sie normalerweise nicht vollgestellt, wenn’s denn welche gibt – und am Strassenrand fährt das meiste nur mit milimeter-Abstand an einem vorbei. Zum ersten Mal hier in Asien habe ich mich diesbezüglich des öfteren recht unwohl gefühlt. Erfreulicherweise haben sie es hier weniger mit dieser lästigen Huperei, dafür erschrickt man regelmässig, wenn plötzlich wieder irgendetwas wie aus dem Nichts von hinten kommend an einem  vorbeisaust. Wahrscheinlich war ich diesbezüglich auch empfindlicher, da ich ja allgemein nicht so sicher auf den Füssen stand. Jedenfalls hängt diese Erinnerung noch immer unangenehm nach.

Um den 8. Februar herum war dann Chinese New Year. Da die Kambodschaner ihr eigenes haben (im April), hatte ich nicht erwartet, dass dies ein Thema sein würde. Hatte ich meinen Vietnam-Aufenthalt doch extra darum herum geplant (denn es ist auch das Vietnamesische Neujahr, genannt TET), um solchen Festivitäten auszuweichen, hatte es mich nun doch erwischt. Allerdings konnte ich dem Ganzen letztlich doch ganz gut aus dem Weg gehen und habe eigentlich gar nicht so viel davon mitbekommen, abgesehen davon, dass die Stadt plötzlich voller Chinesen war. Denn die haben offenbar 10d Ferien zu diesem Fest. Ich weiss schon…. Fremde Kulturen und so, sollte man sich ansehen, aber ehrlich, ich hatte einfach keine Lust auf derartigen Trubel. Davon abgesehen war ich doch längst im 2016 angekommen…. immerhin habe ich gelernt, dass es offenbar mehr Neujahrfeiern gibt, als ich gewusst hatte! Das thailändische kommt nämlich auch noch…. Wobei ich mich damit noch nicht so stark auseinandergesetzt habe. Möglicherweise fällt es mit dem kambodschanischen zusammen?

Zwei (chinesische) Kältewellen habe ich in Siem Reap durchgestanden! ? Da erreichten mich aus der Schweiz ständig Nachrichten, von wegen, es sei viel zu warm und der Winter wolle so gar nicht kommen und mir sind fast die Füsse abgefroren! Klimawandel? Gemäss Donald Trump ja nur Geschwätz. Ich weiss, er ist’s nicht wert, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt, aber es sieht so langsam danach aus, als würden wir darum nicht herumkommen. Und nachdem ein europäisches Land nach dem anderen die Populisten in den Himmel hebt und mit tragisch vielen Wählerstimmen beschenkt, müssen wir uns wohl eingestehen, dass die Zeiten, in denen wir die Amerikaner für ihre Dummheit belächelt haben, vorbei sind. Wollen wir dabei aber den kleinen Lichtblick nicht vergessen. Angefangen bei der hohen Stimmbeteiligung vom 28. Februar, die mir endlich bestätigt hat, was ich schon lange behauptet habe: die Mehrheit der Schweizer ist nicht dumm, nur frevlerisch faul und soweit es das Autofahren anbelangt, unverschämt bequem – von wegen Sicherheit! Was für ein scheinheiliges Argument! Wer ausser den ferienhungrigen Europäern und den Transportunternehmen braucht denn einen Strassentunnel durch den Gotthard, wo wir doch demnächst diesen bombastischen Zugtunnel haben? Schweizer, Ihr seid bescheuert. Jammert über die Kosten der vielen Flüchtlinge und werft Mia. aus dem Fenster, damit ihr die Emmissionen von ganz Europa tragen dürft, gratuliere!! Aber ist ja nichts Neues, dass wir das Thema Umweltschutz der nächsten Generation überlassen. Und damit hätte ich den Kreis eigentlich geschlossen, muss aber doch noch erwähnen, dass der 2. Lichtblick vom 28. der Oscar für den männlichen Hauptdarsteller war – endlich! ? Ach so, ja und das DSI-Ergebnis natürlich, wobei ich das eigentlich nicht anders erwartet hatte. Allerdings habe ich erst im März – und das mit einem ziemlich starken Lachanfall – festgestellt, dass die ja gar nicht durchsetzen sollte, wovon ich die ganze Zeit ausgegangen war…..!!? Naja, bin ja hier schon etwas in der Pampa bezüglich schweizer Politik, das Abstimmungscouvert hat mich natürlich nie erreicht und in den Medien war immer nur die Rede vom Durchsetzen und gar nicht so genau, was denn eigentlich durchzusetzen sei und welche SVP-Initiative ist denn ständig Thema? Natürlich die mit der begrenzten Einwanderung und die Schwierigkeit mit den Bilateralen….diese Ausschaffungssache hatte ich gar nicht mehr auf dem Radar! Wär ja auch kein Thema mehr, wenn wir die bösen Ausländer erst gar nicht mehr reinlassen würden…?

 

Kältewelle ist natürlich ein grosses Wort. Es war nicht kalt im schweizerischen Wintersinne, aber es wurde nachts zeitweilen ganz schön kühl und auf jeden Fall kühler, als man hier darauf eingestellt wäre. So während ein, zwei Nächten hätte ich nichts dagegen gehabt, ein wenig heizen zu können. Und ich war ganz froh, als mein Fuss wieder in die Sneakers passte, kalte Füsse sind einfach etwas Unangenehmes!

Zu Beginn meines letzten Drittels in Siem Reap machte schliesslich die Nachricht eines grusligen Mordfalles die Runde. Offenbar war in einem Hotelzimmer eine Frau ohne Kopf aufgefunden worden…. Ich glaube, die meisten Touristen haben davon nichts mitbekommen, aber unter den Kambodschanern war es ein heisses Thema. Ich habe Fotos gesehen, bin aber bis heute nicht überzeugt, dass das Ganze wirklich wahr ist. Googeln hat zumindest nichts ergeben. Was allerdings nicht unbedingt etwas heissen muss. Was interessiert sich die westliche Welt schon für so etwas, so lange es nicht eine westliche Touristin war? Und die Khmer-Nachrichten kann ich natürlich nicht lesen. Auffallend war auch, dass mich die Security-Leute von Hotels auf meinem nächtlichen Heimweg plötzlich ständig gefragt haben, wo ich hin müsse und wie weit es noch sei. Da dies neu war – und ich war ja nun doch schon eine Weile da und diesen Weg etliche Male nach Hause gegangen – lässt sich daraus wohl deuten, dass viele Einheimische der Meinung waren, dass dieser Vorfall Realität sei. Ich weiss es nicht. Es wäre zumindest  nicht der erste solche Fall in dieser Gegend (und damit meine ich einen grösseren Umkreis als nur gerade Siem Reap, länderübergreiffend).

 

  

Schliesslich sollte ich der Pubstreet wohl auch noch ein paar Zeilen widmen, ist sie doch neben den Tempeln DER Touristenmagnet in Siem Reap. Mein Fall war sie nicht so. Nachmittags geht’s, aber nachts ist es einfach nur laut. Wie es der Name sagt, reiht sich eine Bar (oder eben Pub) an die nächste und davor, am Strassenrand, stehen nachmittags die kleinen rollenden Wägelchen, die einem Fruchtdrinks mixen und die nachts von den Wagen mit den starken Alkoholika abgelöst werden. In etwa vermutlich vergleichbar mit den Ausgangsmeilen in den Touristenorten am Mittelmeer, nur das Meer fehlt. Dafür haben sie hier die Bettler, was jetzt nicht zynisch gemeint ist. Im Gegensatz zu Phnom Penh findet man hier nur wenige und eben eigentlich fast nur in der Pubstreet. Wie mir eine alte „Siem Reap-Häsin“ erzählt hat, war das vor ein paar Jahren noch ganz anders. Doch diese Bettler bzw. die ganzen armen Kambodschaner sind irgendwie aus Siem Reap verschwunden und keiner der Westler weiss, wo sie geblieben sind. Offensichtlich wurden sie umgesiedelt  und vermutungsweise so weit weg, dass sich der Weg nach Siem Reap nicht mehr lohnt.

Dabei kommt mir eine Erinnerung an einen jungen Mann ohne Beine und ohne Unterarme (die Vermienung der Khmer Rouge lässt grüssen), der an einer Ecke höckelte, an der wir vorbei gingen. Dieser Kambodschaner hat uns gegrüsst und hatte dabei ein derartiges Strahlen im Gesicht, dass wir nach 5min umgedreht sind, um ihm eine kleine Spende zu geben. Diese unglaubliche Freude, die dieser junge Mann ausgestrahlt hat, hat uns derart beeindruckt, dass es uns noch eine Weile beschäftigt hat. Wer von uns wäre wohl bei diesem Schicksal so lebensfroh? Ich hätte ihn zu gerne fotografiert, um diesen Augenblick festzuhalten. Allerdings bezweifle ich, dass ich ihm hätte klar machen können, weshalb ich dieses Foto wollte. Womöglich hätte es ihn auch so nicht gestört, aber es erschien mir dann doch nicht richtig, einen Krüpel zu fotografieren….und bei meinen Fotografierkünsten wäre es vielleicht auch gar nicht richtig rübergekommen. Diese strahlenden Augen kann ich noch immer vor mir sehen, wirklich unglaublich beeindruckend! Wie in Vietnam gibt es auch in Kambodscha viele solch versehrte Menschen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Kambodscha in den Vietnam-Krieg hineingezogen worden war. Es gibt auch in diesem Land Agent Orange-Opfer. Noch schlimmer sind jedoch die Auswirkungen der Khmer Rouge, welche viele Bereiche des Landes vermient haben (bspw. auch das Tempel-Gelände von Angkor musste zuerst einmal von Mienen frei geräumt werden). Heute verstehe ich eine Princess Diana oder eine Angelina Jolie, die sich so stark machen/gemacht haben, für die Mienenräumung und entsprechende Verbote. Mienen sind eine derart heimtückische und miese Kriegswaffe, die leider bis weit in die Friedenszeiten nachwirken…. Ich weiss nicht, aber ich glaube, den wenigsten Kriegsparteien geht es darum, für die Khmer Rouge war es aber gerade das Ziel, das Khmer-Volk noch möglichst lange zu schädigen und zu dezimieren. Und damit bin ich von einer ausserordentlichen Freude wieder zu einem deprimierenden Thema abgeschwenkt…. Das war eigentlich nicht mein Ziel. Beenden wir diesen Absatz mit der Erinnerung an die strahlenden Augen und diese unglaubliche Lebensfreude…..

Es heisst, dass die Strasse, in der ich gewohnt und meist auch gelebt habe, die zukünftige Pubstreet sein soll. Einige clevere (?) Investoren bauen darauf und so finden sich eben auch in der noch engen Sok San Rd bereits das eine oder andere Touristen-Ungetüm, sprich riesige Lokale im westlichen Stil. Kurz vor meiner Abreise hat die Polizei sämtliche Namensschilder der Lokale am Strassenrand entfernen „lassen“ – was vorerst einmal zu mehr Dunkelheit und damit nicht gerade zu mehr Komfort geführt hat (diese Schilder sind alle beleuchtet und zu 98% dienen sie gleichzeitig einer Bierwerbung, es hat denn auch eine Weile gedauert, bis ich diese auch als Namensschilder erkannt hatte). Dies weil die Strasse verbreitert werden soll. Mögen also zutreffen, diese Zukunftsvoraussagen oder lässt einfach darauf schliessen, dass die potenten Investoren genug geschmiert haben. Schade, mir hat es ganz gut gefallen, wie es war. Die Strasse bietet alles, was man braucht, Unterkünfte, Restaurants, Läden für den täglichen Bedarf, diverse kleine Streetfood-Stände und vor allem dennoch viel Ruhe. Sollte es denn einst so trubelig zu und her gehen, wie in der heutigen Pubstreet, werde ich wohl „umsiedeln“ und mir ein neues Plätzchen suchen müssen.

Neben den üblichen Katzen, Hunden, Geckos und Moskitos, welche alle in Massen vertreten sind, habe ich auch überraschend viele Frösche angetroffen in Siem Reap. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich Frösche sind oder allenfalls eine andere derartige Spezies, denn sie waren nicht grün, sondern braun, aber von der Grösse her und abgesehen von der Farbe sahen sie aus wie das, was wir Frosch nennen. Es schien ein wenig, als hätte jedes Lokal und jedes Hotel seinen eigenen „Hausfrosch“. Allerdings waren sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt und ob es denn immer wieder der gleiche Frosch war, weiss ich natürlich auch nicht. Doch fast immer, wenn ich irgendwo sass und mich umgeschaut habe, konnte ich am Boden einen entdecken. Und dabei waren eigentlich gar keine Gewässer in der Nähe – also vielleicht doch keine Frösche? Wie auch immer, erstaunlich mutige kleine Kerle sind sie jedenfalls. Habe ich es doch noch nie erlebt, dass ein Frosch oder froschähnliches Wesen um meine Füsse herum gejumpt ist.

In der zweiten Hälfte meines Aufenthalts in Siem Reap hatte ich derart viele Kontakte geknüpft, dass ich kaum noch alleine an meinem Tisch sass. So manches Mal war das gewollt, allerdings nicht immer. Dabei kam ich in den Clinch, auf mein Lieblingslokal oder aufs Alleinsein zu verzichten. Das ist wohl der Nachteil, wenn man zum Stammgast wird in einem Lokal, das noch weitere Stammgäste hat, die einem jedoch nicht besonders zusagen. Sich da zu separieren, ohne zu brüskieren, ist gar nicht so einfach. Dadurch habe ich eine Weile lang ganz schön viel oder zumindest nach meinem Geschmack zu viel Zeit verschwendet. Letzlich war es jedoch eine gute Schulung. Menschen, die nicht zuhören können oder nur hören, was sie hören wollen, muss man vermutlich einfach mal brüskieren, wenn man etwas erreichen will. Jedenfalls habe ich es gegen das Ende hin auch wieder hingekriegt, in meinem Lokal Zeit mit mir selber zu verbringen.

 

Siem Reap, KHM – die Tempel von Angkor II

Preah Khan

Die buddhistische Tempelanlage Preah Khan („Heiliges Schwert“) ist vermutlich das Relikt einer provisorischen Angkor-Hauptstadt. Der verhältnismäßig gut erhaltene Komplex aus dem späten 12. Jahrhundert zählt zu den formenreichsten und bedeutendsten Flachtempeln des Kulturkreises. [Wikipedia]

 
Im Jahr 1181 gelang es den Khmer-Truppen, die Cham aus dem Angkorgebiet zurückzuschlagen. Der erfolgreiche Heerführer bestieg als Jayavarman VII. den Königsthron und begann umgehend ein ehrgeiziges Bauprogramm: Insbesondere verantwortete er den Nördlichen Baray oder Baray von Preah Khan (einen 3500 auf 900 m großen, heute trockenen Wasserspeicher), den Ahnentempel Ta Prohm (in Erinnerung an seine Mutter), den Ahnentempel Preah Khan (in Erinnerung an seinen Vater) und die neue Hauptstadt Angkor Thom mit dem Staatstempel Bayon. Bis zur Fertigstellung von Angkor Thom diente vermutlich das nordwestlich gelegene, fast angrenzende Preah Khan als provisorische Hauptstadt. Nur wenige Jahre später soll das Areal schon mehrere buddhistische Klöster und eine buddhistische Universität mit über 1000 Lehrern beherbergt haben; jedenfalls war Preah Khan weit mehr als ein Tempel: eine Stadt von beachtlicher Größe. [Wikipedia]

Vom Osten her führt ein Dammweg an die Einfriedung der Stadt heran. Die äußere Umfassungsmauer besitzt in jeder Haupthimmelsrichtung einen Torbau (Gopura) und ist von einem Wassergraben umgeben. Der Eingang für die Touristen befindet sich beim Osttor, wodurch man das ehemalige Stadtgebiet betritt, heute eine weitgehend freie Fläche. Nach etwa 400 m erreicht man die nächste Umfassungsmauer, 175 auf 200 m, wiederum mit vier Torbauten. Jenseits finden sich zahlreiche erhaltene Gebäude, links und rechts des Weges z. B. die „Halle der Tänzerinnen“, nördlich davon eine bemerkenswerte, fast griechisch anmutende zweistöckige Säulenhalle. [Wikipedia]

 
Weitere zwei Umfassungsmauern folgen, die ziemlich dicht beieinander stehen: Die eine misst 76 auf 85, die andere 55 auf 62 m, danach folgt ein im Grundriss kreuzförmiger Bau. Wo sich die vier langen, durch zahlreiche unterschiedlich dimensionierte Türöffnungen führenden, aber Durchsicht gewährenden Korridore treffen, befindet sich das zentrale Heiligtum, der so genannte Prasat; seit etwa dem 16. Jahrhundert beherbergt er einen kleinen Stupa. [Wikipedia]

Der Eingangsbereich (Osttor), erinnert an Angkor Thom

Auf dem „Stadtgelände“ mit Blick auf einen Durchgang der inneren Umfassungsmauer

Durchgang einer inneren Umfassungsmauer

Auch dieser Tempel ist im Würgegriff der Bäume
  

Wiederum Teil der inneren Umfassungsmauer

Eingang der 1. oder 2. inneren Umfassungsmauer

Innerhalb der Umfassungsmauer, Rückseite des Zugangs

Nicht mehr alle Gänge sind durchgehend frei  


  

Der kleine Stupa im Zentrum

Dass diese Decken halten…. (im Prasat)

An der Westseite  

„Griechische Säulenhalle“

Aussengebäude  

Und wieder ein „Khmer Rouge-Buddha“  

 

Neak Poan

……. ist eine künstliche Insel im Zentrum des mittlerweile trockenen Nördlichen Baray, eines künstlichen Staubeckens. Das im Bauschaffen der Khmer einmalige Ensemble entstand Ende des 12. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. [Wikipedia]

Ursprünglich lag die quadratische Insel in einer rechteckigen, ausgedehnten Wasserfläche. Der Baray ist heute ausgetrocknet, seine rechteckige Form vom Erdboden aus schwer zu erahnen, aus der Luft allerdings gut zu sehen (3500 auf 900 m, mit nach Westen und Osten ausgerichteten Schmalseiten). Die Insel ist 350 auf 350 m groß und trägt kreuzförmig gruppierte Wasserbecken. Das Wasserbecken-Arrangement bestand früher aus einem zentralen Becken, 70 auf 70 m, vier an den Seiten angefügten Becken, jeweils 25 auf 25 m, und einem Kranz von weiteren acht Becken; die letztgenannten sind nicht erhalten. Inmitten des inneren Beckens erhebt sich stufig eine kreisrunde Insel (Durchmesser 14 m), gekrönt von einem im Grundriss kreuzförmigen Prasat, einem Tempelturm. Die Baumaterialien, von unten nach oben, sind Laterit und Sandstein. Das Ufer der inneren Tempelinsel zieren Darstellungen zweier Naga – daher der (moderne) Name Neak Pean („ineinandergewundene Schlangen“). Den Fuß des Tempelturms umgeben Abstraktionen sich öffnender Lotusblütenblätter, das Heiligtum selbst erinnert an eine emporstrebende Lotusknospe. Scheintüren und Giebelfelder tragen buddhistischen Reliefschmuck. [Wikipedia]

Unmittelbar östlich des Tempelturms, auf einem Dammweg, steht eine Sandsteinplastik des Pferdes Balaha, einer Inkarnation des Bodhisattva Lokeshvara. Die vier peripheren Becken liegen etwas tiefer als das zentrale Becken; mit diesem sind sie durch vier Brunnenkammern verbunden; als Wasserspeier dient im Osten ein Menschenkopf, im Süden ein Löwenkopf, im Westen ein Pferdekopf und im Norden ein Elefantenkopf. Vermutlich symbolisiert das Ensemble den auf dem Himalaja gelegenen See Ananvatapta, dessen glückbringendes Wasser sich in die vier heiligen Ströme Ganges, Indus, Oxus und Tarim ergießt – ursprünglich hieß die Anlage Rajyasri („Glück des Königreiches“). In allen vier Ecken der Insel standen einmal kleine Elefantenplastiken – nur das Exemplar im Südosten ist erhalten. Vier Treppen, eigentlich Anlegestellen, markieren die vier Haupthimmelsrichtungen; der moderne Erschließungsweg liegt im Norden. [Wikipedia]

Womöglich lag es am Überraschungseffekt, denn ich hatte in etwa das Übliche erwartet, als ich über den langen Steg auf den Tempel zulief, doch dieser Tempel hat mir unglaublich gut gefallen. Für mich ist es neben den beiden grossen, bekannten und dem Ladies Temple einer der schönsten und dies trotz meiner Abneigung gegen Wasser?. Klein aber fein, ungemein friedlich und irgendwie so zierlich liegt er da, komplett umgeben von Bäumen. Hier kann man sich gut vorstellen zu beten oder zu meditieren. Der Friede auf Erden, so kam es mir vor….

 

Der Zugang zum Tempel verläuft über einen langen Steg mitten übers Wasser (was irgendwie der Aussage widerspricht, der Baray sei ausgetrocknet – leider konnte ich keine Luftaufnahme finden, das würde das Fragezeichen vielleicht lösen)

Das Heiligtum von nah und fern (jeweils von Norden her)

Rechts ist die Pferdeplastik (östlich gelegen) zu erkennen  

Eine der „Chappels“, fragt mich nicht, welche, der Wasserspeier ist nicht zu erkennen

Das Pferd etwas deutlicher

Die Rückseite der Elephant Chappel

 

Ta Som

Der buddhistische Tempel Ta Som wurde 1190–1210 unter Jayavarman VII. (regierte 1181–1220) erbaut und während der Regentschaft von Indravarman II. (regierte 1220–1243) erweitert. Als typischer Flachtempel (im Gegensatz zu den Tempelbergen wie bspw. dem Bayon) mit dreifacher Einfassung ist er eine „vereinfachte Miniaturversion“ des Ta-Prohm-Tempels. Im Gegensatz zu anderen Tempeln dieser Zeit ist er mit einer Gesamtfläche von 4.5ha eher klein. Touristisch interessant sind die Dschungelatmosphäre und der östliche Gopuram (Gesichterturm) mit Würgefeige. [Wikipedia]

Der Haupteingang des Tempels lag, wie bei den meisten Khmertempeln, ursprünglich im Osten, der heutige Eingang für die Touristen ist jedoch das Westtor. Die Außenmauer (240×200 m) mit zwei Gopuras (Tempeltore) ist von einem breiten Wassergraben, der im Osten und Westen durchbrochen ist, umgeben. Innerhalb dieser Anlage befindet sich eine zweite Umfassungsmauer, die ebenfalls zwei Eingänge aufweist. [Wikipedia]

 
Das Zentrum der Tempelanlage bildet der kreuzförmige zentrale Prasat (Tempelturm) mit dem zentralen Heiligtum, das seinerseits von einer konzentrischen Galerie und zwei sogenannten „Bibliotheken“ umgeben ist. Diese Bauwerke dienten möglicherweise der Aufbewahrung von Schriften, Dokumenten und Ritualgegenständen. [Wikipedia]

Wegen seiner innerhalb des archäologischen Parks von Angkor etwas abseitigen Lage war der Tempel in den 1990er-Jahren Opfer zahlreicher Kunstraube. Spuren davon sind noch anhand der Apsara- und Devatafiguren zu erkennen, denen teilweise die Köpfe abgeschlagen wurden. Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara, das nach Westen blickt, war früher eines der meistfotografierten Objekte in Angkor. Es war von einer gewaltigen Würgefeige überwachsen, welche das Gesicht besonders malerisch einrahmte. [Wikipedia]

Mir imponieren die Tempelberge allgemein mehr als die Flachtempel und dieser hier war wirklich sehr klein und hatte nach dem Ta Prohm und dem Preah Khan nicht mehr wirklich etwas zu bieten. Ich kann mich daher kaum an ihn erinnern. Entsprechend fallen die Kommentare auch sehr dürftig aus….

Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara

Heute trifft das leider nicht mehr in dieser Form zu…(obere Fotos sind von Wikipedia)


Der Eingang (Westtor)



Einer der Durchgänge durch die Umfassungsmauer


 

East Mebon

Nach seiner Thronbesteigung im Jahr 944 verlegte Rajendravarman II. die Hauptstadt des Khmer-Reiches von Koh Ker wieder in die Region von Angkor. Er startete zahlreiche Bauvorhaben, u. a. den Bau des östlichen Mebon und erteilte den Auftrag, die alte Hauptstadt Yasodharapura zu restaurieren, die Yasovarman I. erbaut hatte. [Wikipedia]

Der Östliche Mebon befindet sich auf einer quaderförmigen, künstlichen Insel im (heute ausgetrockneten) Östlichen Baray. Dieses riesige, ca. 7 km lange und 1,8 km breite Wasser-Reservoir wurde im Auftrag von Yasovarman I. (889 – 910) erbaut. Wem der Bau der künstlichen Insel im Baray zuzuschreiben ist, ist aufgrund der Schriften unklar. In der Inschrift der Gründungsstele, die im Tempel gefunden wurde, steht, dass Rajendravarman II. (944-968) den Tempelberg zu Ehren seiner Eltern erbauen ließ und dass er 952 eingeweiht wurde. [Wikipedia]

 

Die Ausrichtung des Insel-Quaders entspricht präzis den vier Himmelsrichtungen. In der Mitte jeder Seite gibt es eine vorspringende Anlegestelle für die Boote. Eine Treppe, die 10 Stufen hat und von zwei Löwen flankiert wird, führt von jeder Anlegestelle zur ersten Plattform. Das Wasser stand im Östlichen Baray einst (je nach Jahreszeit) zwischen 3 m und 5 m hoch, sodass ein großer Teil des Quaders aus Laterit-Steinen, der die künstliche Insel bildet, unter der Wasseroberfläche lag. Heute ist der Baray ausgetrocknet und auf allen Seiten der Insel sind große Erdmassen angehäuft, die den unteren Teil des Sockels verbergen. [Wikipedia]

Die Strukturen des Östlichen Mebon liegen auf vier verschiedenen Ebenen:

Die Inselplattform stellt die erste (unterste) Ebene dar. Auf ihr befinden sich (von außen nach innen) die umlaufende, ca. 5,5 m breite Terrasse mit den Elefanten-Skulpturen in den vier Ecken, die äußere (2.) Umfassungsmauer mit den vier in Mauernischen zurückgesetzten, kreuzförmigen Eingangstoren (Gopuras) und innerhalb der Mauer 16 rechteckige Hallen (Vorläufer der Galerien).

 
Auf einer 2,4 m hohen Stufe aus Laterit liegt die zweite Ebene. Die umlaufende Terrasse ist deutlich schmaler als jene der ersten Ebene. In den vier Ecken stehen wiederum Elefantenstatuen. Zwischen 2 m und 5 m (auf der Westseite) von der Kante entfernt, erhebt sich die innere (1.) Umfassungsmauer. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zu den (nicht kreuzförmigen) Gopuras, die ebenfalls in einwärts gezogenen Nischen stehen. In den vier Ecken innerhalb der Mauer steht je eine Bibliothek aus Laterit. Eine zusätzliche, fünfte Bibliothek befindet sich in der Südostecke. Auf der gleichen Ebene erheben sich acht kleine Backstein-Türme, jeweils paarweise vor den Gopuras.

Die nächste Stufe ist mit Sandstein verkleidet und 3 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur dritten Ebene. Auf dieser stehen (jeweils in den Ecken) vier große Ziegelsteintürme.

Die oberste Stufe ist 1,9 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur vierten Ebene. Diese wird fast vollständig vom zentralen Turm aus Ziegelstein eingenommen. Er ist größer als die vier Türme auf der dritten Ebene. Mit diesen zusammen bildet er die Quincunx.

Insgesamt 8 Elefanten-Skulpturen stehen diagonal in den Terrassen-Ecken vor den beiden Umfassungsmauern. Ursprünglich bewachten 16 Löwenpaare die axialen Treppen. die Elefanten sind nahezu 2 m hoch, weitgehend naturalistisch dargestellt und samt dem Sockel, auf dem sie stehen, aus einem Block gemeißelt. [Wikipedia]

Endlich wieder ein Tempelberg! Hier hatten es mir besonders die Elefanten angetan. Sie sind unglaublich gut erhalten und so schön und sympathisch wie die echten. Abgesehen von der Elefantenterrasse von Angkor Thom ist hier auch der einzige Ort/Tempel, der mit Elefanten geschmückt ist (soweit ich mich erinnere). Trotz „Berg“ ist der Tempel nicht so stark in die Höhe gebaut und man kann ihn mit verhältnismässig wenig Treppenstufen erklimmen (wir sprechen hier von meinem 2. Tempeltag, nur wenige Tage zuvor hatte ich mir den Knöchel gebrochen, da ist man dankbar für diese Bauweise). Auch wenn er mir gut gefallen hat, steht er natürlich im Schatten von Angkor Wat oder Baphuon (Angkor Thom).

 

Der Hauptzugang

Eine der erwähnten Anlagestellen


Auf der 2. Ebene 


Auf der 1. Ebene, innerhalb der äussersten Umfassungsmauer

Zugang von der 2. zur 3. Ebene, rechts der höchste der 5 Türme auf der 4. Ebene

Der zentrale Turm auf der 4. Ebene

Eine der Bibliotheken auf der 2. Ebene und einer der 8 kleinen Türme, die die Durchgänge flankieren

Treppe zur 3. Ebene 

Zugang zur 3. Ebene

Blick auf die 2. Ebene, der nach innen versetzte Durchgang, auf der Seite wiederum einer der kleinen, flankierenden Türme

Auf der 3. Ebene  

Blick auf die Elefanten der 1. und 2. Ebene

Blick auf einen Durchgang der 1. Ebene

  

 

 

Siem Reap, KHM – Die Tempel von Angkor I

Im 10. Jahrhundert wurden unter König Yasovarman I. (regierte 889–910) zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die unter anderem dazu beitrugen, dass mehrmals im Jahr Reis geerntet werden konnte. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich grossen Reichtum. So kam es, dass das südlich von China gelegene Land zu einem regionalen Machtzentrum Südostasiens wurde und die Khmer in der Lage waren, große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu errichten. [Wikipedia]

Angkor ist eine etwa 350 qkm grosse Region nördlich der Stadt Siem Reap in Kambodscha und war in der Zeit von 802 bis 1295 das Zentrum des Königreichs Kambaju der Khmer. Während der Blütezeit lebten um eine Million Menschen in Angkor und es wurden stetig neue Städte mit großen Tempelanlagen gebaut. Im Rahmen von Ausgrabungen konnten bisher etwa 1000 Tempel und Heiligtümer gefunden werden. Das entspricht der höchsten „Tempeldichte“ der Erde. Die antike Tempelstadt wurde von den Khmer im Jahr 1432 aufgegeben (warum ist unklar) und die Bauten wurden im Laufe der Jahrhunderte vom Dschungel überwuchert (mit Ausnahme von Angkor Wat), bis sie bei Ausgrabungen im 19. Jh wieder entdeckt wurden.

Mehrfach wurde ich von Kambodschanern darüber informiert, dass die Einnahmen (Entrittsgelder) von Angkor nicht dem kambodschanischen Staat sondern den (immer noch) verhassten Vietnamesen zufliessen. Und tatsächlich ergeben meine Recherchen, dass Kambodscha das gesamte Tempelgelände an eine vietnamesisch dominierte (private?) Gesellschaft verpachtet hat….. Die genauen Bedingungen kenne ich nicht, immerhin haben kambodschanische Staatsbürger freien Zutritt zum Gelände. Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, dass die Ausbeutung und Vermarktung der Anlage Vorrang hat und der nachhaltigen Nutzung für einen langzeitigen Erhalt keine hohe Bedeutung geschenkt wird. Wer weiss, in welchem Zustand diese Gemäuer beim Auslaufen des Pachtvertrags dereinst sein werden, nachdem Millionen von Touristen beinahe rund um die Uhr durchgetrampelt sind (seit Neuerem sind auch Nachtführungen möglich, für welche extra Lampen in den Tempelmauern (!) angebracht wurden) und die alten Steine regelmässig von Bassschlägen torpediert werden aufgrund von diversen dort angesiedelten (Musik-)Festivals.

Korruption ist leider ein riesiges Problem in Kambodscha. Und neben ehemaligen Khmer Rouge dominieren die Vietnamesen Kambodschas Regierung nach wie vor. Vielleicht ist die kambodschanische Gesetzgebung deshalb nicht so clever wie die Thailändische. Ausländischen Investoren ist es problemlos möglich, in Kambodscha Land zu kaufen (ohne Beteiligung von Kambodschanern). So wird das Land nach und nach ins Ausland „verkauft“.

Alles Gründe, warum Kambodscha nicht aus seiner Armut heraus findet und es einem Kambodschaner fast nicht möglich ist, seine Lebenssituation zu verbessern. Ohne Geld und/oder Beziehungen geht gar nichts, nicht einmal Schulbildung.

 

Angkor Wat
….. ist das größte sakrale Bauwerk der Welt. Es ist eine große Pyramide mit drei Ebenen und fünf Türmen, die sich bis zu 65 m über dem Grund erheben. Es wurde von Suryavarman II. zwischen 1113 und 1150 gebaut und wurde damit in einer Zeit errichtet, als die Khmer die Region politisch und militärisch dominierten. Das Bauwerk gilt als das Meisterstück der Architektur der Khmer. Es stellt einen Tempelberg dar, der dem hinduistischen Gott Vishnu gewidmet ist. Der Tempel symbolisiert den Hindu Kosmos, das umgebende Wasser der künstlichen Insel ist der Ozean und die Hohen Türme von Angkor Wat symbolisieren den heiligen Berg Meru im Zentrum des Universums. Die Anlage ist umgeben von einem Wall mit einer Länge von 1300 x 1500 Metern. Die eigentliche Anlage hat eine Länge von jeweils 1 km. [Wikipedia]

Im späten 13. Jahrhundert wandelte sich Angkor Wat vor dem Hintergrund der durch Jayavarman VII. initiierten religiösen Revolution nach und nach von einer hinduistischen Kultstätte in eine des Theravada-Buddhismus. Zu dieser Zeit wurde Angkor Wat zum Namen des Tempelkomplexes. Anders als die anderen Tempel Angkors verwahrloste die Anlage zwar im 16. Jahrhundert etwas, wurde aber nie vollständig verlassen. Die im Vergleich gute Erhaltung hängt mit dem Wassergraben zusammen, der Angkor Wat gegen das Vordringen des Waldes schützt. [Wikipedia]

Der Tempel ist ein Nationalsymbol und ist seit ihrer ersten Version von ungefähr 1863 auf der Nationalflagge Kambodschas abgebildet. Dieses kulturelle Erbe soll die Franzosen dazu motiviert haben, Kambodscha 1863 zu kolonisieren und der Vorherrschaft von Vietnam und Siam zu entreißen.

Die Gebäude wurden aus kunstvoll gestaltetem Sandstein zusammengesetzt. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten. Viele der Tempelwände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen – so genannte Apsaras – darstellen. Jede Figur hat eigene, besondere Merkmale, so dass sie sich untereinander nicht gleichen. Die Basreliefs der dritten Galerie weisen insgesamt mehr als 1000 m² Fläche auf und stellen historische Szenen und Episoden aus dem Ramayana und Mahabharata sowie den in der Khmer-Architektur populären Schöpfungsmythos des Quirlen des Milchozeans dar. [Wikipedia]

 

Übersicht über Angkor Wat (Foto stammt selbstverständlich nicht von mir, ebenfalls ausgeliehen bei Wikipedia)


2x das gleiche Bild und doch anders


Die berühmten Wandverzierungen (Basreliefs) – sie ziehen sich über unendliche Längen um den gesamten Gebäudekomplex herum und erzählen eine Menge Geschichten

Das Gelände des Tempels zieht sich in unendliche Weiten…

Kaum ein Fleck ist unbearbeitet, alles, einfach alles ist verziert

Ein Detail einer Wandverzierung

Der Blick von der Rückseite des Tempel

Genau ein solcher Boden wurde meinem Fuss zum Verhängnis….

Die höchste Ebene des Tempels
Viele der Statuen verloren durch die Roten Khmer ihre Köpfe….

Besonders fasziniert haben mich die „Fenster“


  

Der Zu- und Abgang zur höchsten Ebene – es wird jeweils nur eine bestimmte Anzahl an Personen nach oben gelassen, was zu langen Warteschlangen führt. Ich hatte das Anstehen zum Aufstieg auf den 3. Tempeltag verschoben, zu dem es bekanntlich nicht kam, zumindest nicht in der geplanten Variante….

 

Der Eingangsbereich


  


 

Angkor Thom
…… ist eine 9 km² grosse, mit einem Wall von 3 km Seitenlänge umgebene alte Königshauptstadt. Sie war die letzte Hauptstadt des Angkor-Imperiums und nimmt den nördlichen Teil der ersten Angkorhauptstadt Yasodharapura ein. Damit war die neue Hauptstadt zwar kleiner als ihr historischer Vorläufer; aber sie war größer als alle Städte des europäischen Mittelalters. [Wikipedia]

Die Anlage ist quadratisch, wobei die vier Seiten in die Haupthimmelsrichtungen weisen. Der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Die Stadtmauer aus Laterit ist etwa 8 m hoch und auf der Innenseite mit einer großzügigen Erdanschüttung versehen. Erschlossen und in Viertel geteilt wird die Stadt durch ein Straßenkreuz. Die vier Straßenenden münden in Stadttore aus Sandstein, ein Fünftes, das Siegestor, befindet sich 500 m nördlich des Osttors am Ende einer weiteren Straße, der so genannten Siegesallee. Diese führt zum Königspalast, während die anderen vier Alleen sich am Bayon schneiden. [Wikipedia]

Jayavarman VII. gliederte wichtige Bauwerke der historischen Hauptstadt in seine neue Hauptstadt ein. So lag im nordwestlichen Viertel der Königspalast mit der Tempelpyramide Phimeanakas. Dieses Ensemble ergänzten er und seine Nachfolger durch die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, den Großen Platz, die Turmreihe Prasat Suor Prat und besagte Siegesallee. Auch der ältere, überwältigend große Tempelberg Baphuon und zwei hallenartige Bauten, der nördliche und südliche Khleang, wurden in den Gesamtplan integriert. Im geometrischen Zentrum von Angkor Thom, von den Straßen ausgespart und umrahmt, entstand der Staatstempel Bayon mit seinem Wald von Gesichtertürmen. Von den Tempeln und Terrassen abgesehen, bestanden alle Gebäude der Stadt aus Holz (auch der Königspalast) und sind heute verschwunden. [Wikipedia]

 

Beim Eingang (Südtor)


Die Ruinen des Bayon – buddhistischer Tempel – Er besitzt 37 Türme, die meisten davon weisen die jeweils 4 (in alle Himmelsrichtungen) markanten Gesichter auf.


Auch hier finden sich diverse Wandverzierungen im Grossen wie im Kleinen


  

Die erwähnten Gesichter

  

Neben den Tempelruinen befindet sich dieser riesige „Buddha-Schrein“

Baphuon – hinduistischer Tempel (Shiva) – ab hier wurde es mit meinem Fuss langsam schwierig und ich musste einiges (insbesondere Treppenaufstiege) streichen. Überreste des Phimeanakas konnte ich nicht besichtigen, zu weitläufig und zu unebenes Gelände

  

Überblick über die Elefantenterrasse

Verzierung der Terrasse des Leprakönigs

Die Siegesallee mit Blick Richtung Siegestor (verdeckt in den Bäumen) mit einem der Prasats im Hintergrund (rechts)

Irgendwo in der Nähe der Elefantenterrasse 

 

Ta Prohm

Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Der ursprüngliche Name lautete „Rajavihara“ (Sanskrit), was auch die Verwendung bezeichnete: das königliche Kloster. Obwohl Jayavarman VII. und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, da die Mehrheit der Bevölkerung damals noch hinduistisch war. Nach der Fertigstellung wurden in den Heiligtümern 260 Götter und Göttinnen verehrt. Wie viele der Tempelanlagen in Angkor ist Ta Prohm damit ein Beispiel für den Synkretismus der damaligen Khmer-Bevölkerung. [Wikipedia]

Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einem Hektar einnehmen. Jenseits der äußeren Mauer befanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Auf dem Gelände selbst lebten vor allem Mönche. Eine Tempelinschrift gibt ihre Zahl mit 12.640 an. [Wikipedia]

Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen. [Wikipedia]

Eine besondere Stellung unter den Tempelanlagen von Angkor nimmt Ta Prohm wegen des halbverfallenen Zustandes ein. Dies ist gewollt. Die Restauratoren haben beschlossen, einen Tempel zu belassen, wie er vorgefunden worden war und die Wahl fiel auf Ta Prohm. [Wikipedia]

Er gehört zusammen mit den beiden vorgenannten zu den bekanntesten Tempeln Ankors. Dies wohl aufgrund der eindrücklichen Überwucherungen der Bäume und mittlerweile vermutlich auch, weil er als Kulisse für Tomb Raider diente. Ich persönlich war etwas enttäuscht (zu hohe Erwartungen?). Ausserdem hätte ich mich darin fast verlaufen. So war es alles in allem nicht mein bestes Tempelerlebnis.

        

        

 

Ta Keo

Ta Keo wurde unter König Jayavarman V. (Regierungszeit 968-1001) und König Suryavarman I. (Regierungszeit um 1002-1050) erbaut und sollte als neuer Staatstempel dienen. Im Jahr 1007 wurde er dem Hindugott Shiva geweiht, kurz vor Vollendung aber aufgegeben – offenbar wegen eines als schlechtes Omen geltenden Blitzeinschlags. Einige Reliefarbeiten am Osteingang waren bereits fertig, die übrigen Wände jedoch blieben ungestaltet. [Wikipedia]

Die rechteckige Tempelanlage war von einem heute ausgetrockneten Wassergraben umgeben und misst einschließlich diesem 195 auf 255 m; der historische Haupteingang befindet sich in der östlichen Schmalseite des Rechtecks. Auf einer zweistufigen Terrasse thront, etwas westwärts verlagert, also weg vom Haupteingang, eine dreistufige Pyramide. Die untere Terrasse misst 106 auf 122 m; die obere Terrasse erhebt sich 5,5 m über die untere und misst 75 auf 80 m; die Pyramide erhebt sich 14 m über die obere Terrasse und misst unten 60 auf 60 m, oben 47 auf 47 m. Die oberste Plattform der Pyramide wird gekrönt von fünf Tempeltürmen, die im Quincunx angeordnet sind, also wie die fünf Punkte auf einer Würfelfläche. Ursprünglich einmal erhob sich der gesamte Bau gut 50 m über den Erdboden. [Wikipedia]

Von den vier Tortürmen (Gopura) in den Außenmauern führen vier Zugänge geradewegs bis auf die oberste Plattform der Pyramide. Die Treppenstufen sind bis zu 40 cm hoch. Der Ostseite der unteren Terrasse entlang, links und rechts des Hauptzugangs, verlaufen lange schmale Hallen mit Balusterfenstern. Die gesamte, einem Mandala vergleichbare Tempelanlage symbolisiert in ihrer Ausrichtung Harmonie mit Erde und Himmel, in ihrem Aufbau den ins Zentrum und nach oben führenden Weg zu den Göttern. [Wikipedia]

 


Innerhalb der äussersten Mauer  

Einer der erwähnten Aufgänge nach der 2. Mauer

Einer der äusseren Eingänge

Auf der 2. Terrasse

  

 

Siem Reap, KHM – Ein Erlebnisbericht mit Unfall

Die Fahrt von Phnom Penh nach Siem Reap dauert gleich lange wie die Fahrt von HCMC nach Phnom Penh. Dieses Mal war der Bus jedoch komfortabler und es gab natürlich keinen Unterbruch an der Grenze. Mein erster Sitznachbar war ein leicht durchgeknallter Inder (aber auf eine gute Art), der die Schweiz ausserordentlich gut kennt. Wie er mir erzählt hat, lebt er in Kanada und macht jeden Winter mit seiner Frau eine Reise ins warme Asien. Er ist mittlerweile pensioniert, verbringt einen Grossteil seiner Zeit mit Malen und liebt es, jede Menge Geschichten zu erzählen, bei denen man nie so ganz sicher ist, was denn nun stimmt und was nicht. Ausserdem ist er ein überaus aktiver Facebook-User. Wenn er mal nicht erzählt hat, ist er in seinem ipad herumgesurft und hat Nachrichten gelesen und geschrieben – wär’s nicht Facebook gewesen, man hätte ihn wohl für einen gestressten Manager gehalten. Nach dem 2. Stopp konnte er es arrangieren, dass er mit seiner Frau zusammensitzen konnte und ich bekam einen neuen Sitznachbarn, einen ausgewanderten Franzosen, der seit 6j in Siem Reap lebt und geschäftlich in PP zu tun hatte. Es wäre sicherlich interessant gewesen, sich mit ihm zu unterhalten, aber nach den vielen abstrusen Geschichten war ich ziemlich müde – diese Busfahrten starten auch immer viel zu früh am Tag! – und habe den Rest der Fahrt verschlafen.

In Siem Reap angekommen war schnell zu erkennen, dass ich wieder an einem touristischen Ort gelandet war. Die Stadt ist nicht sehr gross und voller Angebote für Touristen in allen Preislagen. Ausserdem ist es der „Hauptsitz“ von Beat Richners Hilfswerk. Sein Kinderspital liegt auf dem Weg zu den berühmten Tempeln und ich bin mehrfach daran vorbeigefahren. Es ist überraschend gross und überall hängen Werbeplakate für seine Konzerte, die offenbar wöchentlich stattfinden. Die Gegend ist ansonsten eher nobel, rund um das Kinderspital finden sich 5-Sternehotels und teure Geschäfte. Es wundert mich, wie das zusammen geht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Luxus-Institute erfreut sind über die Ärmsten der Armen, die sich da in ihrer Strasse tummeln. Und noch mehr wundert es mich, dass Richner ausgerechnet ein derart teures Gebiet für seine Klinik ausgesucht hat. Aber wer weiss, vielleicht war er ja zuerst da. Oder es war eine edle Spende des Staates Kambodscha? Wie auch immer, es ist nun so und vielleicht zieht es den reichen Gästen ja das Geld aus der Tasche, wenn sie das Elend vor der Nase haben.

Ich wollte eigentlich nicht so wirklich nach Siem Reap, die grossen Städte sind nun einmal eher mein Ding. Aber irgendwie kann man nicht nach Kambodscha gehen und sich diese Tempel hier nicht ansehen, das hätte schon beinahe etwas Frevlerisches, scheint mir. Und wahrlich, mittlerweile bin ich froh, bin ich hier hin gereist. Ja, ich muss mich sogar korrigieren: egal was man aushält, DAS sollte man wirklich gesehen haben! Es ist unglaublich, was die hier aus dem Dschungel ausgegraben haben!! Nach Indien dachte ich, ich würde nie mehr im Leben einen Tempel besichtigen, ich hätte genug Tempel für den Rest meines Lebens gesehen. Aber das hier ist noch einmal etwas Anderes. Man kommt aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus!! Und vermutlich ist es auch von Vorteil, dass diese Tempel nicht mehr in Nutzung sind, das indisch-schmuddlige fällt weg.?

 
Die weiteren Beschreibungen zu den Tempeln hat Euch meine Software leider vorenthalten. Sie wurden irgendwo im Nirvana abgespeichert und sind nicht mehr auffindbar…. Sollte wohl nicht sein. Mir ist jedenfalls die Lust vergangen, mich ständig zu wiederholen und wieder von vorne zu beginnen und ich befasse mich nun eher mit existentiellen Gedanken zu meinem Schreiben. Es sind so langsam etwas viele Steine, die mir da in den Weg gelegt werden, es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich hier schreibe: ich hab‘ die Schnauze voll!?

 

Also zurück zum Titel: mein erster Tempelbesuch stand unter keinem guten Stern. Ich hatte die „kleine Tour“ geplant, beginnend mit Angkor Wat, dem wohl besterhaltensten und bekanntesten der Tempel. Beim Verlassen desselben ist es dann passiert, ich hatte ein Loch im Weg übersehen und mir dabei unglücklich den Fuss umgeknickt. Zuerst fühlte es sich an, als hätte ich mir das „Narrenbein“ angeschlagen. Nach 5min war das Gefühl im Fuss jedoch zurück und ich dachte, es sei soweit alles ok und liess mich zu Angkor Thom, dem nächsten Tempel, fahren. Dieser erstreckt sich über ein riesiges Gelände und die Sonne hat nur so heruntergebraten. Ich hab‘ mir denn tatsächlich auch noch einen Sonnenbrand geholt an diesem Tag. Allerdings war das letztlich mein kleinstes Problem. Denn der Fuss begann plötzlich immer mehr zu schmerzen und irgendwann realisierte ich auch, dass er ganz schön angeschwollen war. Da war wohl doch mehr schief gelaufen, als ich zuerst gedacht hatte…

Die letzte Stunde bis zur Rückkehr meines Tuk Tuk- Fahrers habe ich denn auch sitzend verbracht. An all diesen Touristenorten findet sich mindestens ein Bereich, der den Händlern vorbehalten ist. Es gibt Stände mit den üblichen Kleidern, Bilder oder Souvenirs, aber natürlich auch Verpflegung. Dort war man so nett und hat mir ein Stühlchen angeboten, als ich angehumpelt kam.

Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken ?, ich wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht vielleicht dieses oder jenes auch noch brauchen könnte. Einer der „fliegenden Buchhändler“ hat mir dabei besonders imponiert. Er war trotz seiner beschränkten Englischkenntnisse sehr kreativ in seinen Verkaufs-Argumenten. ? Doch er hatte leider das falsche Produkt. Ich werde mir keine Bücher mehr kaufen! Auch sonst waren es unterhaltsame und interessante Gespräche mit den jungen Kambodschanern. Wir haben uns gegenseitig über die Sitten unserer Länder aufgeklärt, dabei gab es so manchen Grund zum Lachen. Es ist für mich überraschend wie fröhlich und gut gelaunt die Menschen dort waren (bzw. sind in Kambodscha). Den ganzen langen Tag in dieser Hitze herumzulungern und auf „Touristenfang“ zu gehen, stelle ich mir sehr eintönig, langweilig und nervenaufreibend vor. Ich wollte nicht, das wäre meine Arbeit! Da bestätigt sich wohl wieder einmal: die zufriedensten Menschen sind die, die nichts haben.

Anschliessend musste ich mir meine Erlösung noch etwas verdienen. Wie erwähnt, das Gelände von Angkor Thom ist riesig und ich hatte keine Ahnung, wo genau mein Tuk Tuk-Fahrer beabsichtigte, auf mich zu warten. Seine Angaben, die er beim Eingang zum Gelände machte (und wo wir uns nicht wieder treffen würden), waren im Nachhinein nicht mehr so klar…. Letztlich lag das Problem wohl eher daran, dass er einfach zu spät dran war, doch das wusste ich natürlich nicht. So bin ich also in der bratenden Sonne von Tuk Tuk-Platz zu Tuk Tuk-Platz gehumpelt und spürte dann doch auch eine leichte Verzweiflung aufkommen. Natürlich hätte ich locker bei einem der vielen anderen Fahrer einsteigen können, die mich im Minutentakt angesprochen haben, aber dafür bin ich wohl doch zu gut erzogen…. Im Nachhinein waren dies die schlimmsten 20min dieses Tages: mit schmerzendem Fuss, voller Ungewissheit, was genau die Ursache für die Schmerzen ist, in einem unbekannten Brutkasten und fast allein auf der Welt im absoluten Selbstmitleid…. Und was für eine Freude war es, als mein Fahrer schliesslich aufgetaucht ist!!

Ich habe mich darauf in die Klinik eines holländischen Arztes fahren lassen, der gemäss meinem Reiseführer auch deutsch spricht. Dort angelangt war die Klinik aber nicht mehr, mein Tuk Tuk-Fahrer war völlig verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. Zum Glück kam uns ein Australier zu Hilfe, der dort seine Kaffeebar hat. Er informierte uns, was mit der Klinik geschehen war und konnte mir zum Glück weitere Adressen angeben. So bin ich schliesslich in einer relativ neuen Khmer-Klinik gelandet, die mich positiv überrascht hat. Sie hatten sogar ein (gutes!) Röntgengerät und haben mich mit dem Rollstuhl herumgefahren – kam mir vor wie in einem amerikanischen Film. Auf dem Röntgenbild konnte selbst ich sehen, dass mein Knöchel leicht angebrochen war. Holdrio, da hatte ich mir also meinen ersten Bruch überhaupt ausgerechnet in Kambodscha geholt!

Man wollte – aus welchen Gründen auch immer – noch einen 2. Arzt hinzuziehen, auf den ich lange warten musste. Das wiederum erinnerte an die Notaufnahmen zu Hause… Und war natürlich genauso nervig wie zu Hause auch, zumal ich erst in der letzten Wartestunde herausgefunden hatte, dass die Klinik free wifi bietet…. Und – ein wirklicher Nachteil einer lokalen Klinik – die Zeitschriften in der Wartezone waren natürlich alle in Khmer…. Immerhin hatte ich nicht mehr zu leiden – nun ja, abgesehen von der Geduldsthematik – da man mir relativ bald nach dem Röntgen irgendwelche Pillen verabreicht hatte, die Wunder gewirkt hatten gegen die Schmerzen.

Gegen 8 Uhr abends kam der andere Arzt schliesslich, direkt aus einer Operation, die offenbar viel länger gedauert hatte als erwartet und so sah er auch aus, abgekämpft und müde und nicht sonderlich erfreut über meinen Fall – nicht gerade vertrauenserweckend! Es folgte das bereits bekannte Prozedere, Röntgenbilder betrachten, an meinem Fuss herumdrücken, Fragen stellen und Beantwortungsversuche meinerseits. Letztlich waren sich alle einig, dass ich keinen Gips brauche, nur viel Ruhe für den Fuss und man hat mich mit Schmerzmittel und einem Stützverband entlassen. Da war ich nun also, noch fremd in Siem Reap mit einem gebrochenen Knöchel und einem kaum gebrauchten teuren 3-Tages-Ticket für die Tempel.

Es hätte jedoch weitaus schlimmer kommen können. Ein offener oder komplizierter Bruch, ein Bänderriss oder irgendwelche inneren Verletzungen (anderorts) wären sicherlich viel unangenehmer geworden und hätten mich vermutlich zur Heimkehr gezwungen. Denn ich muss doch zugeben, mein Vertrauen in die hiesigen Ärzte ist doch etwas geringer als in die unsrigen (und das ist ja schon tief), auch wenn ich darauf nicht sonderlich stolz bin. Schliesslich kann man überall einen schlechten oder einen guten Arzt erwischen. Offensichtlich war es aber noch nicht Zeit, Heim zu kommen. Das hat sich mittlerweile auch ganz klar bestätigt. Es gab noch etwas zu finden, doch dazu später.

Die kommenden 4d habe ich in meinem Hotel verbracht, um meinem Fuss die notwendige Ruhe zu geben. Eigentlich mag ich das nicht so, doch in diesem Fall war ich froh, dass mein Hotelzimmer im Parterre lag. Ausserdem hat das Hotel ein wirklich gemütliches openair-Restaurant, teilweise mit einer Art Festbankbestuhlung, wodurch ich meinen Fuss gut hochlagern konnte. Die Karte ist relativ klein, aber sie haben ausserordentlich gut gekocht (französische Khmer-Küche – kann ich nur empfehlen!?) und so liess es sich in meinem kleinen Radius recht gut aushalten. Mein Herumhumpeln fiel natürlich auf und hat mir ganz viel Mitleid und Unterstützung sowie Kontakte nach Australien und Schottland ? eingebracht, auch das war soweit ganz angenehm. Glück im Unglück also!

Zugegeben, es war nicht alles ganz so einfach. Da die Verständigung in der Klinik doch etwas schwierig war, war ich im Nachhinein schon etwas verunsichert, ob das wirklich gut kommt mit meinem Fuss. Und letztlich hat sich das erst gelegt, nachdem ich 3w später noch einmal bei einem Arzt war. Davor war meine Stimmung ein ständiges Rauf und Runter, von überzeugt, dass das schon alles gut kommt bis ängstlich, es könnte schief kommen und ich könnte mir mit meiner Gelassenheit irgendwelche Folgeschäden einbrocken. Doch mittlerweile sind die Heilungsfortschritte merkbar, ich kann den Fuss praktisch wieder normal belasten und beschäftige mich nun stark damit, wieder normal Gehen zu lernen. Das ist schwieriger als gedacht, habe ich mich doch die letzten 40j kaum je darauf konzentriert, was meine Füsse da wirklich so tun…

Am 5. Tag nach dem Unfall liess ich mich schliesslich wieder zu den Tempeln fahren. Ich wollte das Ticket nur ungern verfallen lassen und hatte auf eine Tuk Tuk-Tempel-Tour gehofft. Diese Hoffnung verfiel aber schnell, die Tuk Tuks dürfen nicht so nah an die Tempel heranfahren und so bin ich trotz defektem Fuss ganz schön viel „umegschuenet“. Scheint dem Fuss aber letztlich nicht geschadet zu haben und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Nun hatte ich alle Tempel der grossen und der kleinen Tour gesehen und damit das Übliche, was sich der Tourist mit mehr Ausdauer hier so ansieht. Am letzten Tempeltag liess sich mich schliesslich noch zu einem Tempel fahren, der weiter entfernt liegt. Sie nennen ihn hier den „ladies temple“ und war somit natürlich ein Muss für mich. Und wirklich, für mich ist es einer der schönsten Tempel.

Danach kam meine „Fusskrise“?. Um dem Fuss Ruhe zu geben, habe ich entschieden, mich vorerst in Siem Reap niederzulassen und habe meine Reiseideen gecancelt genauso wie irgendwelche weiteren Unternehmungen in der Gegend. Ich habe angefangen, Bücher zu verschlingen und bin zurückgefallen in meinen üblichen Tagesrhythmus, womit ich meinen Hotelstaff 2x erschreckt habe, da es ihnen offenbar nicht so ganz geheuer war, dass sie mich bis zum Mittag bzw. späten Nachmittag noch nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben sie sich aber auch daran gewöhnt und begrüssen mich nachmittags um 4 Uhr jeweils schmunzelnd mit einem „Guten Morgen“ (auf ihren Wunsch habe ich ihnen einige Phrasen auf deutsch beigebracht). Anschliessend fahren sie mich meistens zu meinem Frühstückscafé (mittlerweile könnte ich ja längst wieder gehen, aber sie lassen es sich nicht nehmen, mich zu umsorgen, wo es nur geht und den Versuch, ihnen dafür etwas zu geben, haben sie beleidigt abgelehnt…. Was tut man nicht alles, um andere glücklich zu machen!?), wo ich mittlerweile nicht selten bis zum „Abendessen“ bleibe. Denn in der Zwischenzeit musste ich das Hotel wechseln und das Neue verfügt über kein eigenes Restaurant.

Diese Phase hat sich eigentlich bis heute gehalten, auch wenn ich irgendwann genug vom Lesen hatte. Die Bücher wurden von Menschen abgelöst. Nach so langer Zeit am selben Ort haben sich mehrere Kontakte ergeben. Das ist teilweise sehr interessant und angenehm, teilweise aber auch etwas mühsam. Mir fehlt das Alleinsein und die Zeit für die Dinge, die ich sonst noch gern tun würde…. Es wird Zeit für eine Veränderung!

 

Phnom Penh, KHM – Erinnerungsfetzen

Es ist mittlerweile so viel passiert – ich war ein klein wenig abgelenkt die letzten Tage – dass ich mich an die Tage in PP kaum noch erinnern kann. Mal sehen, ob beim Schreiben die Erinnerungen zurückkommen.


Central-Market – gibt es in jeder kambodschanischen Stadt

In der Zwischenzeit ist die Geschichte des Landes wieder in den Hintergrund gerückt – es wird einfach alles „normal“ mit der Zeit – doch ich weiss, dass die Tage in PP stark geprägt waren davon und deren Auswirkungen. So muss ich bestimmt riesige Kulleraugen bekommen haben, als mir eines Abends in einer Nebenstrasse ein Porsche, ein Mercedes und ein Range Rover (mehr oder weniger hintereinander) entgegengefahren sind – später hat mir ein anderer Tourist erzählt, dass er sogar einem Rolls Royce begegnet ist. Nicht unbedingt die Automarken, die man hier erwarten würde. Wie so oft findet man neben der erbärmlichsten Armut auch den unverschämtesten Reichtum. Aufgrund der Strasse habe ich beschlossen, dass die Eigentümer dieser Autos wohl die Zuhälter der dort beschäftigten Damen waren.?  Möglicherweise waren es auch deren Kunden. Ich habe die Sache nicht weiter verfolgt.

Konnte ich mich in Indien problemlos von der Armut und dem Leid distanzieren, fällt mir das in Kambodscha viel schwerer. Zwar fühle ich mich weder diesem Land noch diesem Volk sonderlich verbunden, dennoch tun sie mir unheimlich leid. Vermutlich hängt das vor allem damit zusammen, dass ich mich in gewisser Weise mitschuldig fühle an diesem Elend. Nicht persönlich – zumindest nicht, dass ich wüsste – doch wird mir immer mehr bewusst, was unsere Lebensweise, unsere Wirtschaft und unsere Politik im Rest der Welt verbockt. Eigentlich weiss ich das ja bereits seit der Kantizeit, als man uns beigebracht hat, wie die 1. Welt die 3. ausnutzt. Doch je mehr man sich damit auseinandersetzt und je mehr man auch wirklich sieht bzw. sehen will, je mehr Zusammenhänge man erkennt, desto mehr wird einem auch klar, wie sehr man selber daran mitbeteiligt ist, auch wenn man es gar nicht will oder bewusst tut. Und nun ärgern wir uns auch noch über die Flüchtlinge, dabei haben wir uns das selber zuzuschreiben. Irgendwann kommt alles auf einem zurück…. Ja, sie werden an unserem Reichtum knabbern, aber den haben wir sowieso gestohlen!

Natürlich versuchen auch die Tuk Tuk-Fahrer hier, einem übers Ohr zu hauen und fordern immer einen zu hohen Preis. In meinem „schuldbegründeten Mitleid“ habe ich daher angefangen, sie auf einen anständigen Preis herunterzuhandeln, um ihnen dann aber letztlich doch den Betrag zu geben, den sie zuerst (bzw. als zweites) gefordert haben – das bringt uns jeweils beide zum Schmunzeln, den Fahrer und mich. Einmal habe ich mich aber doch geärgert. Ich sass an der Flusspromenade als ein Mann ohne Beine in seinem Rollstuhl dahergefahren kam, mir ein Schild unter die Nase gehalten hat, worauf in diversen Sprachen erklärt war, dass er für eine NGO arbeite, dass er nicht betteln, sondern sein Geld ehrlich verdienen wolle und daher Bücher verkaufe. Er hatte sogar deutsche Bücher dabei und eines davon machte einen interessanten Eindruck. Er wollte $15 dafür, was ich selbst für schweizerische Verhältnisse etwas viel fand. Aber was weiss ich schon, wie man in Kambodscha zu deutschen Büchern kommt und es war ja für eine gute Sache. Also habe ich eingeschlagen und das Buch gekauft, um mich kurz darauf zu fragen, wie ich nur auf die Idee kommen konnte, mir ein Buch zu kaufen – Bücher bedeuten Gewicht! Das Buch entpuppte sich als super spannend und ich hatte es in einem Zug durchgelesen. Zwei Tage später hat mich der gleiche Kerl wieder angesprochen und als ich ihm klar zu machen versuchte, dass ich ihm bereits ein Buch abgekauft hatte, meinte er zum Schluss: „Give me $2!“ – so viel zum nicht-Betteln! Ich habe diesen Rollstuhlfahrer danach noch oft gesehen, abgekauft habe ich ihm jedoch nichts mehr. Das Buch habe ich schweren Herzens in PP zurückgelassen. Ungern werfe ich Bücher weg, aber das Gewicht des Gepäcks geht hier über alles.

Ein ungelöstes Rätsel bleibt mir mein Frühstückscafé. Abgesehen von der Bedienung war ich dort praktisch immer das einzige weibliche Wesen. Die Klientel bestand ansonsten aus älteren westlichen Herren, selten in Begleitung einer jungen Kambodschanerin (selbstverständlich sind das auch weibliche Wesen, doch sie waren effektiv selten mit dabei und Touristinnen habe ich dort keine gesehen). Ich habe bis zum Schluss nicht herausgefunden, was dort genau vorging, dass sich diese Gruppe derart gehortet hat. Eine solch einseitige Verteilung der Gäste ist mir an keinem anderen Ort aufgefallen oder anders gesagt, es war wirklich auffallend. In dieser Gegend hatte es praktisch nur Touristen-Lokale, die waren ansonsten aber immer kunterbunt durchmischt, was die Gäste anbelangt. Ich habe mich dort dennoch pudelwohl gefühlt, weil ihr Angebot meinen Wünschen entsprach, die Preise verhältnismässig günstig waren für diese Gegend und wifi super gut war, was in PP eher Seltenheitswert hat. Zudem wurde ich nie angequatscht von den anderen Gästen – schätzungsweise passte ich nicht so ganz in deren Beuteschema, was mir ja nur Recht war.

Natürlich war ich auch hier wieder kreuz und quer in der Stadt unterwegs und wie immer meist zu Fuss. Dabei musste ich so oft schmunzeln über mein Getorkel – was mittlerweile eine ganz andere Bedeutung erlangt hat, doch dazu später bei Siem Reap. Die Strassen und Gehwege sind hier alles andere als eben. Nicht selten haben sie einfach Löcher, oft sind sie aber auch einfach uneben konstruiert. Ich war aber nicht bereit, beim Gehen auf meine Füsse zu schauen, sondern wollte natürlich sehen, was um mich herum so alles zu betrachten ist. Und deshalb bin ich ganz oft „herumgestürchelt“. Ich hätte wohl wissen sollen, dass sich das irgendwann rächt, bis dahin fand ich es einfach nur amüsant.

Vor dem Palast findet sich ein riesiger Platz, der autofrei resp. frei von sämtlichen motorisierten Vehikeln ist (wirklich eine Rarität!) und weil daran die Flusspromenade anschliesst, ist dieser Platz ein Tauben-Paradies. Dort finden sich definitiv mehr Tauben als Menschen, obwohl es auch davon viele hat. Es kommt einem vor wie ein riesiger Picknickplatz. Viele Familien sitzen dort zusammen und ruhen oder essen oder beides. Natürlich hat es auch ganz viele Verkäufer dort, die von Essen über Spielzeug bis zu Touristensouvenirs allen möglichen Ramsch loszuwerden versuchen. Und alle finden es total lustig – für mich nicht nachvollziehbar, was daran so lustig sein soll – wenn die Tauben durch einen Knall aufgeschreckt werden und in einem enormen dunklen Schwarm davonschwirren, um sich 5m weiter wieder niederzulassen. Jedes Mal wenn ich über diesen Platz gegangen bin bzw. gehen musste, habe ich darum gebetet (ja, ernsthaft), dass keine Taube ihre Hinterlassenschaft genau über mir niederlässt! Und sie haben mich erhört – hätte mir grad noch gefehlt, wenn ich deswegen noch öfter hätte waschen müssen!

Mittlerweile bin ich schon ziemlich gut darin, die Menschen aufgrund ihres Akzents einordnen oder zuordnen zu können. Und so war ich nicht sonderlich überrascht, als sich der Chef in einem der Restaurants tatsächlich als Schweizer entpuppt hat. Er war der erste von noch einigen weiteren ausgewanderten Westlern, die ich hier traf. Das war auch das erste Mal seit längerem, dass ich wieder einmal meine Sprache hörte und sprechen konnte. Das Speziellste für mich war aber, dass er mir auch gleich noch einen Job angeboten hat. Da war ich dann doch ziemlich perplex. So ein Angebot hat in meinem Leben gerade gar keinen Platz. Dennoch hat es mich eine Weile beschäftigt. Nicht, dass ich ernsthaft über dieses Angebot nachgedacht hätte, denn ein Leben mit diesem Gehalt wäre auch in Kambodscha nicht wirklich möglich (gewisse Jobs sind offenbar auf der ganzen Welt verschissen bezahlt). Aber es hat mich daran erinnert, dass ich mir von dieser „Reise“ ja auch ein paar Antworten erhoffe. Keine Ahnung, ob mir diese auch einfach so zufliegen werden, doch bezüglich Arbeit war ich schon immer ein Glückskind, wieso also nicht? Zumindest weiss ich jetzt, dass es in Kambodscha sehr einfach ist, ein Arbeitsvisum zu bekommen – scheint, die haben hier keine SVP!?

Auch etwas überraschend war die Erkenntnis, dass viele Tuk Tuk-Fahrer in ihren Tuk Tuks „wohnen“. Geht man zu später Stunde durch die Strassen von Phnom Penh, sieht man in vielen Tuk Tuks Hängematten aufgespannt, in welchen die Fahrer schlafen. Wie sie das genau handhaben (Badezimmer oder fliessend Wasser haben die Tuk Tuks nicht), weiss ich nicht, es wäre mir unangenehm gewesen, einen Fahrer darauf anzusprechen. In Siem Reap ist mir das bis jetzt nicht aufgefallen. Da findet man dafür abends oft Tuk Tuks ohne Moped. Die Kabäuschen werden einfach am Strassenrand abgestellt, vermutungsweise, wenn der Fahrer beschlossen hat, Feierabend zu machen und sich quasi privat mit seinem Moped fortzubewegen.

Entgegen meinem ersten Eindruck hat mir Phnom Penh letztlich sehr gut gefallen. Nach dem hektischen HCMC wirkt die Stadt richtig friedlich. Die nervtötende Huperei ist hier kaum existent, der Verkehr allgemein nicht so überbordend wie in anderen (asiatischen) Städten. Mit der grosszügigen Flusspromenade findet sich ein beinahe erholsamer Ort mit viel Raum und Weite und damit Luft. Selbst die vielen, vielen Bettler sind im Normalfall zurückhaltender und vor allem viel weniger hartnäckig als in Indien. Ein schlichtes Nein genügt meist und sie ziehen weiter. Das Personal im Tourismusbereich erinnert an Ha Noi oder Hue, herzlich, aufmerksam, sehr bemüht und zuvorkommend, nur selten aufdringlich. Selbst die Tuk Tuk-Fahrer reagieren auf ein „Nein Danke“ oft mit einem Lachen und ebenfalls einem Dank. Sie stehen ÜBERALL und jeder quatscht dich an, manch einer versucht, dich in ein Gespräch zu verwickeln, natürlich in der Hoffnung, früher oder später einen Deal herauszuholen. Angenehm überrascht konnte ich aber selbst dabei zur Kenntnis nehmen, dass die Reaktionen auf eine Absage meist normal und anständig waren. Bis anhin gingen meine Erfahrungen eher in eine andere Richtung, hatte man sich auf ein Gespräch eingelassen, war dieses schwierig zu beenden.


Trotz Armut und Schmutz bietet die Stadt sehr viel Schönes. Viele Luxusvillen der französischen Besatzer stehen noch und bieten zusammen mit den neuen Geschäftshäusern (vor allem von Banken) ein imposantes Bild. Mehrere grosszügige Boulevards (ebenfalls Überbleibsel aus der französischen Besatzungszeit) und Parkflächen (wenn auch mit wenig Rasen – sie gestalten sich eher wie die heutige 6ilüti-Wiese) geben Raum und damit Erholung von der manchmal erdrückenden Enge der meisten Strassen. Die diversen Wats beeindrucken mit ihren detaillierten Verzierungen. Phnom Penh soll vor den Khmer Rouge eine blühende, reiche Stadt gewesen sein, eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Asiens. Das könnte sie wieder werden. Dem kambodschanischen Volk würde ich das wünschen, mir als Tourist weniger.


  

Was übrigens immer wieder für Aufsehen sorgt, ist einerseits meine ipad-Tastatur. So etwas scheint den meisten Menschen in Asien noch nicht untergekommen zu sein – vermutlich kein gutes Zeichen im Hinblick auf den Fall, sie könnte kaputt gehen. Ich bezweifle, dass ich hier zu einem Ersatz kommen würde! Und andererseits meine Schreiberei. Jeder der Kellner oder Angestellten meines Hotels fragt mich früher oder später, was ich denn da ständig schreiben würde, ob ich arbeite – wie gerne würde ich dazu ja sagen!?