Kuala Lumpur, MYS – Von Ratten und Affen

Ein Bekannter sagte mir, Kuala Lumpur sei wie Singapur, nur viel günstiger…. Ich kann es nicht beurteilen, da ich Singapur nicht kenne und auch nicht beabsichtige, dort hin zu reisen – zu teuer!? Sicherlich ist Singapur gehobener, auf jeden Fall viel sauberer, was man so hört und eben halt luxuriöser, man nennt es ja nicht umsonst die Schweiz Asiens. Davon kann ich in Kuala Lumpur nicht wirklich viel entdecken. Vielleicht müsste man sagen, Kuala Lumpur ist wie Singapur, nur günstiger, schmutziger und noch weniger schweizerisch…. wenn sie hier auch auf das Prädikat „swiss“ stehen. Immerhin eine multikulti Gesellschaft haben sie hier auch und das noch viel offensichtlicher als in der Schweiz (nach meinem Empfinden). Was mich zudem ein wenig an Zürich erinnert hat, sind die vielen Baustellen! Kuala Lumpur scheint eine einzige riesig grosse Baustelle zu sein! Ständig braucht es Fantasie und Durchhaltevermögen, wenn man seinen Weg finden will und so manche Sehenswürdigkeit ist auch gerade in Renovation. So ist es nicht immer einfach, sich zu orientieren, die Bushaltestelle zu finden, die gerade versetzt liegt oder den Eingang, der momentan durch einen provisorischen ersetzt wurde.

Noble Appartementhäuser schiessen hier nur so aus dem Boden

Eine Monsterbaustelle zwischen KLCC und Bukit Bintang (Touriviertel)

Eine der zig Baustellen für die Erweiterung der LRT (U-Bahn)

Zu Beginn habe ich KL als extrem schmutzige Stadt kennengelernt, was sicherlich auch meinem ersten „Wohnort“ geschuldet ist (Chinatown); und vor allem als eine Stadt voller Ratten. Noch nie habe ich so oft und so viele Ratten gesehen wie hier. Eine wollte mich sogar anknabbern! Kein Scherz, wobei ich  zugeben muss, dass ich das beissende Vieh nicht wirklich gesehen habe, dass es eine Ratte war, ist von daher nur eine Annahme, doch was sollte es sonst gewesen sein. Zudem hatte ich kurz davor noch eine gesehen, meine Füsse waren dann aber zu sehr im Dunkeln und wer rechnet schon mit so etwas? Abgesehen vom ersten Schreck ist nichts weiter passiert, der „Biss“ hat nicht einmal Spuren hinterlassen. Zum Glück, ich war nicht sonderlich scharf darauf, mich schon wieder mit asiatischen Ärzten oder Spitälern auseinanderzusetzen.

Bei diesen Massen wäre es ein Leichtes gewesen, die Ratten zu fotografieren, nicht selten hätte ich auch mehr als eine oder zwei aufs gleiche Foto gebracht. Doch aus vermutlich nachvollziehbaren Gründen habe ich das gelassen – wer will denn Fotos von Ratten….? Ab und zu verirren sich die Viecher auch an Orte, an die sie definitiv nicht hingehören, wie bspw. die Lobby des Hotels oder die Toilette eines Restaurants, was schnell – wenn auch nicht immer gerechtfertigt – zu einem schmuddeligen Eindruck führt. Man darf hier wohl von einer Rattenplage sprechen, was auch kein Wunder ist, liegen die Abfälle doch grösstenteils einfach auf dem Boden. Nicht so, wie am Morgen nach dem Zürifäscht überall verteilt, sondern zusammengehäuft an Strassenecken oder in der Nähe von Strassenständen, aber halt auf dem Boden und nicht in Containern. Solche habe ich hier auch noch keine gesehen, komischerweise. Es gibt öffentliche Abfallkübel, jedoch zu wenige und je nach Ort werden diese auch regelmässig geleert, nicht aber in Chinatown, dort sind sie meist schon im Laufe des Nachmittags überfüllt, die Leerung bzw. Räumung erfolgt jedoch erst am frühen Morgen darauf und so liegt der Abfall halt stundenlang auf dem Boden herum – ein wahres Fest für die Nagetierchen.

Viel später entdeckt und interessanterweise in einer eher noblen Gegend, auf dem Weg zu meinem Hotel, gibt es eine Art „Homeless-Camp“. Tagsüber ist nichts zu erkennen, aber nachts „hausieren“ da ganze Familien und ich meine jetzt Menschen. Aber wo wir beim Thema Ratten sind, von denen gibt es hier ebenfalls viele. Man kann auch zusehen, wie sie teilweise über die schlafenden Menschen flitzen. In KL, wie auch an anderen Orten in Asien, sieht man beinahe überall vereinzelte Homeless, die in irgendeiner geschützten Ecke schlafen, grad die gedeckten Trottoirs in Malaysia bieten sich hierfür quasi direkt an. Doch diese Anballung ist wirklich aussergewöhnlich, wie ein kleiner „Slum-Ausschnitt“. Und es verwundert doch sehr, dass sich dieser „little Slum“ ausgerechnet zwischen modernen und edlen Geschäftshäusern und 4-⭐️Hotels ausgebreitet hat. Mein Hotel hat denn auch mit entsprechenden Gäste-Reviews zu kämpfen und ich mag auch nicht so recht daran glauben, dass die noblen Firmen hier (u. a. eine weltweit bekannte Beratungs- und Revisisionsgesellschaft – ausgerechnet!) auf Wohltätigkeit machen. Wäre entsprechend interessant zu wissen, welche Gründe hinter dieser Situation stehen.

Man hat das Gefühl, man sieht direkt in die Wohnungen dieser Menschen, die essen da auf dem Boden, sitzen zusammen und diskutieren, die Kinder spielen, zu späterer Stunde wird geschlafen…. grad eben so wie wir zu Hause, nur der TV fehlt (und die 4 Wände), Musik gibt es jedoch. Und es sind wirklich viele für die doch eher kleine Fläche. Sobald es dunkel wird, beginnen sie sich anzusammeln. Wenn ich dann am Mittag dort vorbeigehe, ist jedoch nichts mehr zu sehen, abgesehen von ein paar dünnen Matten, die teilweise bei den verschlossenen Eingängen (der Gebäude) hinter die Sicherheitsgitter gezwängt sind.

An einem Abend auf meinem Rückweg zum Hotel, so gegen 22 Uhr, war die besagte kleine Fläche komplett überfüllt mit Massen an Menschen, als ob es etwas gratis geben würde. Und tatsächlich, bei näherem Hinsehen konnte ich diverse Zahnarztstühle und Menschen mit Mundschutz erkennen. Die Situation erinnerte mich an eine Doku, die ich im Zusammenhang mit Obamacare zu den USA gesehen habe. Dort finden ähnliche Anlässe in Turnhallen statt, wo Ärzte aller Spezialisierungen aus Wohltätigkeit Patienten gratis behandeln, weil sich diese keine ärztliche Behandlung leisten können. Ich weiss es natürlich nicht genau, aber in Anbetracht der vielen Menschen an diesem Homeless-Platz nehme ich an, dass es sich dort um eine ähnliche Veranstaltung gehandelt hat. Ob es wohl derartige „Veranstaltungen“ in der Schweiz auch bald gibt, wenn sich der Normalbürger die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten kann?

Eine scheinbar spezielle Eigenart von Malaysia sind die gedeckten Trottoirs. Entgegen anderer asiatischer Orte sind sie schon einmal nur selten mit Mopeds vollgestellt, was daran liegen mag, dass es von denen hier gar nicht (mehr?) so viele gibt. Man merkt an Vielem, dass die Malayen wirtschaftlich besser stehen als andere asiatische Länder, die Mopeds, welche vermehrt durch Autos ersetzt wurden, sind eines dieser Merkmale. Um aber auf die Trottoirs zurückzukommen, sie machen sehr oft den Eindruck eines Fortsatzes der angrenzenden Gebäude oder vielleicht müsste man sagen, beinahe alle Gebäude sind von einer Art Atrium-Allee umgeben. Ganz zu Beginn war ich mir nicht einmal sicher, ob es sich hierbei um öffentliche Wege handelt….? Das hat den Vorteil, dass man bei Regen oft geschützt ist. Andererseits sind die Böden dort meist mit Platten belegt, die sehr rutschig werden, wenn sie nass sind (was sie bei den Massen an Regen hier trotz Dach werden). So auch bereits auf Penang erlebt.

Ein freistehendes Trottoirdach (mit integrierter Bushaltestelle ?)

Und die moderne Fassung davon (ohne Bushaltestelle ?)

Sowie die genannten „Alleen“ um die Gebäude, hier in modern

und alt – meist gibt es hier auch noch ein anschliessendes ungedecktes Trottoir, daher auch meine Ungewissheit, ob der gedeckte Teil auch öffentlich ist

Neu und inklusive Windpropeller, weil es ja so heiss ist in Kuala Lumpur….

Eine erstaunlich gute Sache hier sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Zu Beginn sind sie etwas schwierig zu „entwirren“, weil sie so einige verschiedene Arten davon haben und jede einzelen besitzt auch noch verschiedene Namen (so nennt sich bspw. die red-line LRT gleichzeitig auch nach deren Endstation). Neben Bus und Zug, wie wir sie kennen, existieren auch eine Monorail-Bahn, die Komuter-Züge und die U-Bahn (auch LRT genannt), die allerdings nur selten unterirdisch verläuft und es hat ebenfalls ein Weilchen gedauert, bis ich herausgefunden hatte, dass mit dem Public Transport of Klang Valley die Stadt Kuala Lumpur (und ihre Aglos) gemeint sind…. Und wie auch in Bangkok könnten sich unsere Verkehrsbetriebe bei den hiesigen Ticketautomaten noch ein paar Scheiben abschneiden! Das Beste aber ist, die scheinen nie überfüllt zu sein! War es in Bangkok nicht gar so lustig, mit Gepäck in den ÖV unterwegs zu sein, war das hier bis anhin noch nie ein Problem!

Es gibt zudem einen Gratisbus. Eigentlich gedacht für die Touristen, wird er natürlich auch von den Einheimischen rege benutzt und der war doch des öfteren ziemlich voll gestopft. Für Busse gilt das noch oft. Es kommt mir auch so vor, als ob die Einheimischen (noch?) stark auf die Busse fixiert sind und die U-Bahn eher für Expats und Touristen erstellt wurde. Einige Strecken sind auch noch im Bau (ein Grund für die Baustelle „Kuala Lumpur“), möglicherweise gibt es die U-Bahn also noch gar nicht so lange und die Einheimischen haben sich noch nicht darauf umgestellt oder aber sie gehen einfach sehr ungern zu Fuss (die Distanzen zwischen den Bushaltestellen sind geringer als diejenigen zwischen den Bahnhöfen…. dafür ist die U-Bahn unabhängig vom Verkehrschaos).

Neben den beinahe allgegenwärtigen Ratten, finden sich an strategisch cleveren Plätzen auch Horden von Affen – man findet tatsächlich Gemeinsamkeiten zu den Menschen, denn auch die Affen sind gierig und auf Effizienz aus. Das ist mir bereits in Indien und in Kambodscha aufgefallen, sie halten sich nicht selten bei Sehenswürdigkeiten auf, da wo viele Menschen mit Geld sind, die die Affen nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern eine wahre Freude an ihnen haben und sie nur allzu gerne füttern und fotografieren. In Kambodscha waren selbst die Tuk Tuk-Fahrer darauf getrimmt und haben immer brav angehalten, wenn sich irgendwo (grösstenteils in Ankor Wat) eine Affenfamilie tummelte. In Malaysia sind sie mir erstmals in den Batu Caves begegnet. Ein Ort, an den sie auch hinpassen. Es handelt sich dabei um Kalksteinhöhlen, die mehrere Hindu-Tempel beherbergen. Sie liegen etwa 15km nördlich von Kuala Lumpur.

Bereits nach dem Verlassen des Bahnhofs Batu Caves erblickt man die riesige grüne Statue, die quasi den Anfang der Batu Caves bestimmt. Der Weg bis zum grossen Platz vor den 273 Treppenstufen, die zu den Höhlen hinaufführen, ist gesäumt von hohen Kalksteinfelsen, an denen die Affen herumturnen und zu deren Füssen ein erster Hindu-Tempel liegt, gefolgt von einem kleinen Zoo. Anschliessend öffnet sich der grosse Platz, mehr oder weniger bevölkert von Menschen und Tauben. Dieser ist umzäunt von einem weiteren Hindu-Tempel, der Treppe zu den Höhlen, Car-Parkplätzen und anschliessenden Strassen sowie an der 4. Seite ein paar Restaurants und den üblichen Ständen mit Souvenirs.

Ein Grossteil der gesamten Anlage ist frei zugänglich, wie es Tempel (im Gegensatz zu westlichen Kirchen) nun mal sind. Zum Schutz von Flora und Fauna dürfen die weniger hohen, sich aber über 2km erstreckenden Dark Caves nur mit Guide (und gegen Bezahlung) begangen werden. Wie es der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Höhlen, wie man sich solche auch vorstellt, dunkel, feucht und voller seltener Tierarten, die allerdings nicht wirklich von mir gesehen werden mussten. Ich war nicht drin. Ich hab’s nicht so mit Hindu-Tempel und noch feuchter und müffliger musste nicht sein. Die eigentlichen Batu Caves sind ein paar wenige, aber riesige Höhlen, die allerdings nicht vollkommen geschlossen sind. Die auf den Fotos erkennbaren Lampen sind wohl hauptsächlich für nachts gedacht, denn es fällt genug Tageslicht in die Höhlen. Des weiteren führen mehrere Treppen durch diese Höhlen, so dass man auch von oberhalb derselben einen nennenswerten Ausblick hat. Am Meisten imponiert aber natürlich der Blick abgewendet von den Höhlen, am oberen Ende der 273 Stufen, von wo man über die ganze Gegend um die Caves herum blicken kann.

Welcome to Batu Caves…

Der Tempel unterhalb der Höhlen, auf dem Weg zwischen Bahnhof und Treppenaufgang

Danach folgt der Zoo

Man könnte fast meinen, es gibt mehr Fische als Wasser…. Neben den Affen und den Tauben auf dem Platz noch so eine Hordenansammlung an Tieren….

Und schliesslich der Aufgang zu den Höhlen, davor ein riesiger Platz, den es wohl vor allem am Thaipusam-Festival braucht, wenn Massen an gläubigen Hindus und Zuschauern die Batu Caves bevölkern (zum Thaipusam-Festival siehe späterer Bericht)

Links neben der Treppe der grosse Hindu-Tempel

Der Tempel von aussen

Schliesslich die Treppe mit den 273 Sufen, besetzt von Affenhorden

Innerhalb der Höhlen….

Treppe rauf, Treppe runter, Treppe rauf…. durch die verschiedenen Höhlen, die zwischendurch auch nach oben offen sind

Kleiner Tempel innerhalb der Höhle

Der Ausblick vom Eingang der Haupthöhle

Und der erwähnte grosse Platz

Der meines Erachtens grösste Hindu-Tempel hier, unterhalb der Höhlen, neben dem grossen Platz, diesmal Einblicke zum Inneren des Tempels

Auf dem Dach des Tempels

Wie schon in Little India auf Penang oder auch später in KL fühlt man sich hier in den Batu Caves nach Indien versetzt, nur schon der Geruch in diesen Tempeln…. eine ganz eigene Mischung, die meine Nase nicht sonderlich mag. Die Tempel hier sind allerdings anders als in Indien. Vielleicht liegt es daran, dass diese hier moderner sind oder vielleicht ist es auch der malayische Einfluss? Sie wirken jedenfalls eher wie eine Mischung aus buddhistischen und indischen Hindu-Tempeln.

Und schliesslich die Affen. Das müssen eine Menge „Familien“ gewesen sein, sie waren überall, riesige Horden und teilweise ziemlich frech. Die liessen sich nicht füttern, die fütterten sich selber….

Hier auf dem Weg zu den Dark Caves

Mutter und Kind

Eine weitere Affenansammlung findet sich auf dem Weg zum KL Tower – eine willkommene Pause des Aufstiegs (der KL Tower steht auf einem Hügel mitten in der Stadt)

Die Anlehnung an Steinbecks Romantitel ist bewusst, wenn auch nicht inhaltlich gedacht, obwohl man sich hier in Asien in gewissen Bereichen manchmal um Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt fühlt (so gibt es bspw. so einige Parallelen zur Depression der 30er-Jahre in den USA….) und gerade die Tempel sicherlich ein passendes Symbol für die Suche oder den Traum der Menschen nach dem/vom Glück darstellen. Und auch wenn der Inhalt des Romans zeitlos ist und uns in seinen Grundzügen auch heute noch überall begegnet, so kam mir die Idee zum Titel doch in erster Linie einfach aufgrund der ständigen Konfrontation mit den genannten Tierchen. Und mir gefiel die Aussage, die sich durch den Austausch der Substantive ergibt, wobei jedem selber überlassen sei,  welche Interpretation er/sie daraus zieht….?

 

George Town (Penang), MYS – Ökologie, Religion und Fakelaki

Malaysia hat mich zu einem Starbucks-Stammgast werden lassen. Das liegt hauptsächlich an KL’s Chinatown und einer Täuschung. Die „Restaurants“ in Chinatown/KL bieten kein free wifi und so bin ich bereits dort oft auf Starbucks ausgewichen. In George Town angekommen, hab‘ ich’s wohl einfach blöd getroffen, als meine ersten 3 Gaststätten-Versuche die Frage nach free wifi ebenfalls verneinten. Ich kam zum Schluss, dass dies in Malaysia offenbar nicht so verbreitet sei. Mittlerweile weiss ich, dass das nicht unbedingt korrekt ist, doch ich habe mich an Starbucks gewöhnt, der Kaffee ist hier immer gut, die Preise – man staune als Schweizer! – günstig, wifi meist recht passabel und sie haben Aussensitzplätze, die ich der „freezing world inside“ eindeutig vorziehe. Überraschenderweise recht schnell hat sich mein Gesicht hier durchgesetzt, was dazu führte, dass meine Bestellung bereits aufgegeben wurde, wenn ich erst im Anmarsch war. Nicht selten stand mein Latte Venti schon abholbereit, bevor ich überhaupt dazu gekommen war zu bezahlen! ?

Die Malayen scheinen sich von der Erfindung der A/C noch nicht erholt zu haben – jedenfalls übertreiben sie es nach europäischem Empfinden masslos. Nur schon das Vorbeigehen in einigen Metern Abstand an einer Mall, deren Tür sich gerade geöffnet hat, lässt die Schweisstropfen kristallisieren! Vermutlich eine ähnliche Erfahrung, wie wenn man in Dubai eine der Skifahr-Hallen betritt… Ein deutscher Austauschstudent hat mir erzählt, dass er für die Uni immer einen Pullover dabei hatte. Er sei allerdings der Einzige gewesen! Es ist uns beiden unverständlich, dass die Malayen sich in dieser Kälte wohlfühlen. Genauso, wie es ihnen unverständlich ist, dass ich lieber draussen sitze. Sie stöhnen immer über die unerträgliche Hitze und fragen mich im Laufe meines Restaurant-Aufenthalts mehrfach, ob ich nicht doch lieber drinnen sitzen wolle. Dabei ist es gar nicht wirklich heiss, solange man nicht gerade in der prallen Sonne herumsteht! Mich zumindest nerven sogar die Wind-Ventilatoren, die auch draussen unermüdlich zum Einsatz kommen. Aus meiner Sicht auch so etwas, wo man schmerzfrei und leicht eine Menge Energie sparen könnte. Zugegebenermassen sollten wir damit allerdings zuerst bei uns anfangen, bevor wir der 2. und 3. Welt diesbezüglich Vorschriften machen! Dennoch ärgert es mich hier in Asien immer wieder masslos, wenn ein Auto (oder sogar ein Moped und hier fehlt mir das Verständnis definitiv) minutenlang einsam und allein, sprich ohne Insassen auf weiter Flur, vor sich hin motorlet. Ich nehme an, dies ist auch der Klimaanlage geschuldet, die Kühlung soll ja nicht unterbrochen werden (was bei einem Moped allerdings keine Begründung sein kann). Ich finde das nicht nur masslos übertrieben, sondern vor allem auch ziemlich nervig. Diese Beschallung ist nun wirklich nicht gerade Musik in meinen Ohren. Da kann ich doch sogar einen gewissen Sinn an den Benzinsteuern erkennen!

Malaysias Staatsreligion ist der Islam, was für mich soweit nichts Neues war. Dass hierzu allerdings quasi ein Zwang (oder ein Geburtsrecht, je nach Sichtweise) besteht, hat mich doch überrascht und vor allem auch irritiert…..:

Bis weit in die 1970er Jahre galten viele muslimische Malaien als liberal. Mit der Dakwah, einer islamischen Erweckungsbewegung, setzte jedoch eine Islamisierungswelle ein (ausgelöst durch verschiedene ethnische und soziale Konflikte), so dass Malaysia heute orthodox-islamisch ist. Die Malaien, die 50,4 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind praktisch alle Muslime. 

Nach der Verfassung des Landes sind alle ethnischen Malaien von Geburt an automatisch Muslime. Sie können keine Andersgläubigen heiraten. Ein Abfall vom Islam wird höchst ungern gesehen und ist in der Praxis nur schwer möglich. Hierzu ist zunächst ein „Borang Keluar Islam“ (Formular zum Austritt aus dem Islam) auszufüllen. Anschließend muss circa zwei Jahre bewiesen werden, dass man nicht doch noch zum Islam bekehrt werden kann, beispielsweise in „Umerziehungszentren“, wo Austrittswillige festgehalten werden. Letztlich muss ein Sharia-Gericht über den Austritt entscheiden – die in der Verfassung verbriefte Religionsfreiheit besteht nur theoretisch. [Wikipedia]

Deshalb gibt es auch keine schwulen Malayen…. Schwulsein ist im Islam bekanntlich nicht möglich (in Malaysia auch strafbar) und konvertieren geht auch nicht…. saublöde Pattsituation – habe dazu eine Biographie gelesen. Der arme Mann hat es mit Konvertieren versucht und ist letztlich aus seiner Heimat geflohen.

Penang ist zwar mehrheitlich chinesisch, dennoch habe ich den Muezzin hier zum ersten Mal wahrgenommen. Dabei habe ich überrascht festgestellt, dass diese nicht immer das Gleiche erzählen. Nicht, dass ich auch nur ein Wort davon verstanden hätte, aber es fällt auf, dass die Länge der Gebete sehr unterschiedlich ausfällt und damit meine ich nicht zu unterschiedlichen Tageszeiten, sondern unterschiedliche Moscheen. Neben einem der Starbucks findet sich auch eine Moschee. Wann immer sich dieser Muezzin hier meldete, es dauerte keine 5min und es war wieder still. Erst habe ich mich gefragt, ob das damit zusammenhängt, dass gleich neben dieser Moschee eine Art Marktplatz liegt, der so ab abends um 17 Uhr, wenn die Stände langsam öffnen, laut beschallt wird mit meist westlicher Musik. Doch auch wenn die Musiklautsprecher tagsüber ruhig sind, bleibt das Gebet kurz. Nebenbei erwähnt, eine wirklich kuriose Kombination, wenn der Muezzin zusammen mit Abba oder Take That spricht. Vom Hotel her hörte ich jedoch einen anderen Muezzin (zumindest kam’s von einer anderen Moschee) und das dauerte doch einiges länger. Würde mich echt interessieren, was die Unterschiede sind und worin sie sich begründen.

4-spurig und komplett leer…. (ausser in der Rushhour), ein bis zwei Spuren werden daher meist als Parkplatz für Busse genutzt


Das liebe Geld – wo auf der Welt dreht sich nicht alles darum? Vielleicht bei einigen noch ziemlich abgeschotteten indigenen Völkern…. Doch bei denen war ich ja nicht und so ist es auch nicht überraschend, dass das zentrale Thema auch auf meinen Reisen in vielen möglichen Formen zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz zu Zuhause fand ich Korruption nicht nur in den Zeitungen (zwischen den Zeilen) und in der Logik des gesunden Menschenverstandes, also quasi unterschwellig, im Geheimen und versteckt, sondern auch offen und direkt, ich sass quasi in der ersten Reihe und durfte zusehen, ja sogar miterleben.

Einst bei einem Einkauf in einem Minimarkt. Ich war nicht das erste Mal da, bis anhin gab es jedoch nichts Ausserordentliches zu berichten. Doch das sollte sich ändern. Die Kassiererin begann, meine Waren auf der Kasse einzutippen, hörte jedoch plötzlich damit auf, nahm den Taschenrechner zur Hand und hielt mir diesen schliesslich hin, um mir anzudeuten, dass ich den Betrag gemäss Taschenrechner-Display zu bezahlen hätte, welcher natürlich nicht mit dem Betrag auf der Kasse übereinstimmte. Zuerst war ich ziemlich verwirrt, konnte ich mich doch bis anhin am Betrag an der Kasse orientieren, wofür brauchte es denn jetzt plötzlich einen Taschenrechner? Natürlich hatte ich registriert, dass sie nicht alles getippt hatte und der Betrag auf der Kasse damit nicht stimmte, doch die Logik dieser Vorgehensweise ging mir erst einmal komplett ab. Bis der 20er schliesslich fiel! ? Ob die Kassiererin nun aber den Eigentümer des Ladens betrogen hatte oder sie zur Familie gehörte und hier der Staat betrogen wurde oder es letztlich nur um eine Inventarkorrektur ging, weiss ich natürlich nicht. Ganz sauber war die Sache vermutlich nicht. Im Hinblick auf die Korruption der Regierung (im grossen Stil – ich habe auch malayische (Internet-)Zeitungen gelesen) und die Behandlung der (chinesischen) Minderheiten durch den Staat, konnte ich die Situation aber ganz gut mit meinem Gewissen vereinbaren und habe mit einem Schmunzeln den gewünschten Betrag bezahlt.

Weniger schmunzelnd, eher mit Empörung habe ich einen staatlichen „Kontrollbesuch“ in meinem Hotel  zur Kenntnis genommen. Ich war gerade an der Reception und plauderte ein wenig mit der Angestellten, als 2 komplett verhüllte (naja, fast, das Gesicht war frei) Damen eintrafen. Die Kleidung tut natürlich nichts zur Sache, liess mich allerdings darauf schliessen, dass es zwei malayische (da eben muslimische) Frauen waren. Sie sprachen kurz mit meiner Gesprächspartnerin auf Bahasa, was ich natürlich nicht verstand und gingen danach in den Lift. Die Receptionistin erklärte mir darauf, dass die beiden von einer staatlichen Behörde seien und das Hotel kontrollieren würden. Dann nahm sie zwei kleine Couverts zur Hand, in der Grösse von Geldscheinen und zu meinem Amusement wunderschön verziert – am liebsten hätte ich diese fotografiert! – und gab mir zu verstehen, dass die zwei Staatsangestellten hierfür vorbeigekommen seien. Die Kontrolle dauerte denn auch nicht lange, keine 5min und die zwei standen wieder an der Reception. Wechselten noch ein paar Worte mit der Receptionistin, nahmen die beiden Couverts entgegen, nickten mir freundlich zu und waren wieder weg.

Zelebrierung Fakelaki! Hatte ich das nun also auch einmal erlebt. Am meisten fasziniert hat mich ja, dass da nichts Verstecktes war, keine Scham, keine Heimlichkeiten, das lief ab, wie das Normalste der Welt, ganz selbstbewusst und in vollster Selbstverständlichkeit. Ich unterstelle, dass hierbei auch die Einstellung zur Minderheit mit hineinspielt. Die Chinesen sind in Malaysia ja nur Menschen 2. Klasse, geduldet und haben dankbar dafür zu sein, dass sie ihre Geschäfte in Penang so erfolgreich betreiben können, da ist es nur recht, wenn die Privilegierten davon auch etwas abbekommen. Allerdings weiss ich natürlich nicht, wie es in malayischen Hotels abläuft. Ich weiss noch nicht einmal, ob es solche überhaupt gibt. Die Receptionistin hat nur über die chinesischen Betriebe gesprochen und es war viel Emotion in diesem Gespräch enthalten. Dieser (bei Westlern) noch weit verbreitete Glaube des friedlichen Mit- und Nebeneinanders der Kulturen in Malaysia ist nicht mehr wirklich. Vermutlich geht es hier eher um eine verhasste Abhängigkeit. Was wäre die Schweiz ohne die Ausländer, die die Arbeiten erledigen, die der Schweizer nicht (mehr) tun will? Wo wäre Malaysia ohne die arbeitswütigen Chinesen und ohne deren Investitionen? „Alle Menschen sind gleich“ dürfte in der Malayischen Verfassung nicht verbürgt sein oder dann ist sie ebenso theoretisch wie die Religionsfreiheit.

Ich liess mir natürlich noch weitere Details zur Behördenkontrolle erläutern und erfuhr, dass der Kontrollgang per Mail angekündigt wird. Die Mail beinhaltet auch gleich den erwarteten „Fakilaki-Betrag“, damit es auch ja keine Missverständnisse gibt (diese Schriftlichkeit hat mich doch überrascht). Was ich nicht verstanden habe, ist, wieviele solcher Kontrollen es pro Jahr gibt und ob es unterschiedliche Behörden gibt, die kontrollieren. Auch habe ich nicht nach dem Betrag gefragt, der abgeliefert werden muss.

Ausblick bei Nacht

 

George Town (Penang), MYS – Kleiner Reiseführer

Malaysia war für mich ursprünglich eigentlich nur ein „Visum-Anker“, mehr als Kuala Lumpur und die Petronas Towers wollte ich hier gar nicht sehen, dieses Land hatte ich einfach nicht auf meinem Plan, abgesehen von den guten Flugverbindungen und den unkomplizierten Einreisebestimmungen. Doch wenn man erst einmal in einem Land angekommen ist, „fliegen“ einem die möglichen Destinationen irgendwie nur so zu und so waren Penang, Langkawi und Malakka bereits einige Wochen zuvor in Kuala Lumpur ein Thema… So bin ich von Phuket aus nach Penang geflogen in das beschauliche Städtchen George Town, UNESCO Weltkulturerbe-Stadt, ein Wohlfühlort wie Chiang Mai.

Ursprünglich wollte ich hier etwa 10d bleiben, bis ich herausgefunden hatte, dass im Juni Ferien sind in Malaysia und die Reisemöglichkeiten damit ziemlich überstrapaziert. Dies hat mich denn auch dazu veranlasst, Langkawi fallen zu lassen (was will ich auch an einem zollfreien Ort, gross einkaufen war für mich sowieso nicht angesagt) und ich habe mich schliesslich gleich für einen Monat in Penang niedergelassen, vor allem zum Schreiben. Das hat den Nachteil, dass es schwierig wird, wieder zu gehen, zumindest für mich, die keine Hummeln im Arsch hat und nicht ständig irgend etwas gehen muss. Man wird mit dem Ort vertraut, schafft sich seine Gewohnheiten und Rituale und ist irgendwann richtig eingelebt und fast ein wenig „zu Hause“. Letztlich habe ich lange und immer wieder überlegt, doch noch einmal zu verlängern, selbst als ich den Flug nach KL bereits gebucht hatte (CHF 12 Flugpreis würden sich verschmerzen lassen!). Ich hab’s letztlich gelassen, nur um es, in KL angekommen, zu bereuen….

Zumindest in Ost-Malaysia gehen die Regenmassen im Juni zurück und tatsächlich, bis auf eine Ausnahme, habe ich hier bis anhin kaum Regen gesehen. Hoffentlich hält sich das noch eine Weile. Denn wenn es hier regnet, weisst du echt nicht mehr, ob du dich nun besser schwimmend oder gehend fortbewegst. In KL hat es an meinem Abreisetag auch etwa 3h ziemlich kräftig geschüttet, doch hier wollte es gar nicht mehr aufhören. Nach 6h Dauer-Sturzbächen vom Himmel und langsam auf Mitternacht zugehend, habe ich das Warten auf das Ende des Regens aufgegeben und mich halt durch die Fluten auf den Heimweg gemacht. Trotz Regenschutz und Schirm war ich schon lange nicht mehr so nass. Und der Inhalt meines Rucksacks ist beinahe darin herumgeschwommen. Ausserdem sind die Gehwege hier denkbar schlecht bei Regen, zumindest für Schuhe ohne Profil. Dennoch war ich dankbar, hatte ich nicht meine Sneakers an, da ich trotz grösstenteils überdachter (glitschiger) „Trottoirs“ die meiste Zeit durch knöchelhohes Wasser gewatet bin. Das war jetzt nicht unbedingt eine erstrebenswerte Erfahrung! Zumal die Wege, wie erwähnt, sehr rutschig waren und ich mich fortbewegt habe, als würde ich auf rohen Eiern gehen.

Die Altstadt von George Town wurde in ihrer ursprünglichen Bauweise belassen. Und dieser Teil ist erstaunlich gross. Manche (wenigen) Gebäude vermitteln auch den Eindruck, als seien sie seit ihrer Entstehung nicht mehr saniert worden (was wohl nicht ganz stimmen kann ?), doch viele sind ordentlich herausgeputzt. Man merkt, George Town ist keine arme Stadt. Da wird der UNESCO-Titel nicht ganz unschuldig dran sein. Kommt dazu, dass Penang auch ein Badeferienort ist, nicht nur für die Malayen. Vor allem aber wird das der Industrie und den Chinesen geschuldet sein. Vermutlich waren es damals vor allem die reichen Chinesen, die auswandern (fliehen?) konnten und die Chinesen sind ja ein sehr tüchtiges Volk, da wird gearbeitet bis zum Umfallen. Auch haben es die Behörden Penangs geschafft, viele grosse Konzerne nach Penang zu holen. Es wird hier viel fabriziert, speziell für die Technologie- und Telekommunikationsbranche. Vermutlich kamen diese einst, als das Preisniveau Malaysias noch tiefer war als heute. Dass sie noch immer hier sind, hat mich etwas überrascht. Sicherlich sind die Kosten noch immer tiefer als in der westlichen Welt, aber die Nachbarländer würden noch viel tiefere Kosten bieten. Und zumindest der Malaye ist nicht unbedingt das, was man ein Arbeitstier nennt… In den Hotels (in KL) sind die Angestellten alles mögliche, nur keine Malayen, diese gelten als faul und werden daher nur sehr ungern eingestellt.

Besonders auffallend sind die Verzierungen an den Gebäuden. Kaum eines, egal in welchem Zustand, hat keine. Und wie so oft in Asien gestalten sich die Stadt bzw. die Gebäude ungemein farbenfroh. Es ist wirklich eine Pracht, hier durch die Strassen zu schlendern! Auch diese Altstadt (wie Chiang Mai) ist recht ruhig und friedlich. Der Verkehr hält sich in Grenzen, viele Strassen sind zwar doppelspurig, aber trotzdem Einbahnen, was vermutlich dem hiesigen „System“ geschuldet ist. Es braucht 2 Spuren, damit Autos, Fahrradfahrer und Fussgänger aneinander vorbeikommen zwischen den Häuserzeilen und den meist beidseitig geparkten Autos. Ampeln gibt es nur wenige (in der Altstadt) und noch weniger für Fussgänger und wenn, schalten diese vermutlich nur 3x pro Tag auf grün…. Aber das ist auch gar nicht notwendig, denn die Strassen sind hier entweder leer oder komplett verstopft. In beiden Situationen ist es ein Leichtes, als Fussgänger die Strassen zu überqueren.

Eine dieser farbigen Häuserzeilen

Weniger farbige Häuserzeile ? und doch auch imposant auf ihre Art

Wenn ich nicht irre, die ehemalige Feuerwache

Nein, ich war nicht drin, aber der Name klingt interessant für ein Museum

Und hier die etwas abgefucktere Variante von Gebäuden

Einfach ein wunderschönes Gebäude – da geht einem doch die Sonne auf…

Eine Spezialität (eine der Sehenswürdigkeiten) George Towns ist die Streetart, die einem hier wirklich überall begegnet. Es gibt sogar extra Strassenkarten dafür. Einerseits handelt es sich dabei um Malereien an Häuserwänden oder auch auf den Strassen, andererseits und vor allem aber um Stahlkonstruktionen, die sich oft mit einem Augenzwinkern gewissen Lebenssituationen oder verschiedenen Berufen widmen. Es macht die Stadtbesichtigung denn auch wirklich abwechslungsreicher, besonders, wenn man ohne die zugehörige Karte unterwegs ist und damit immer wieder mal überraschend auf ein solches Kunstwerk trifft. Ich habe es auch schon geschafft, daran vorbeizugehen, doch meist wird man aufmerksam, weil fast immer jemand dran herumsteht und am Fotografieren ist. Und ich muss sagen, sie sind grösstenteils nach meinem Geschmack.

Neben der Streetart und der gesamten (Alt-)Stadt an sich, gibt es auch hier wieder viele Tempel, Kirchen und Moscheen zu besichtigen. Vorherrschend sind hier – etwas überraschend für Malaysia – die chinesischen Tempel, aber es finden sich auch nicht-chinesisch-buddhistische, natürlich eine Menge Moscheen und – und das ist neu, aber normal für Malaysia – hinduistische. Ganz in der Nähe meines Hotels befindet sich „Little India“ und wirklich hat man in diesen paar wenigen Strassenzügen das Gefühl, als sei man nach Indien versetzt. Angefangen bei der Musik, die einem in den Ohren dröhnt, über die – ganz typisch Indien – enorme Auslage an DVD’s, hauptsächlich natürlich aus Bollywood bis hin zu den farbenfrohen Stoffen und Saris, die einem an jeder Ecke entgegenleuchten, in der Auslage oder von Inderinnen getragen. Man vergisst hier, dass man eigentlich gar nicht in Indien ist.

 

Kapitan Keling Moschee, älteste Moschee George Towns – an der kommt man nicht vorbei in George Towns Altstadt, an irgendeiner Ecke davon kommt man immer wieder heraus, sie ist es aber auch wert, wunderschön oder?


Einer der tausend chinesischen Tempel

Der imposante Eingang des Tempels (vgl. Fotos oben)


Nicht alle chinesischen Tempel sind derart „eingeschlossen“ und befinden sich in einer Art Atrium, meist stehen sie nur etwas nach hinten versetzt zur Strasse (und der Vorplatz wird nicht selten als Parkplatz genutzt, siehe unten)

Dieser grüne Tempel hat mich ungemein fasziniert, einerseits wirkt er eher wie ein Wohnhaus, andererseits ist die eine Ecke davon ganz typisch Tempel

Und hier haben wir einen ungemein monströsen Tempel-Bau, mit gepflegtem englischen Rasen (sehr ungewöhnlich!) und eingeschlossen wie eine Villa – vermutlich ein neuerer Kongsi (siehe unteres Foto)

Kuan Yin Temple – Goddess of Mercy-Temple, einer der ältesten Tao-Tempel in Penang (1801)

Little India

Der Sri Mariamman Tempel – damit wir die Hindus auch noch berücksichtigt haben

Das Kapitan Sowieso ist eines der bekanntesten indischen Restaurants in Penang – der Service soll allerdings recht lausig sein….

 

Und dann gibt es noch die Jetty’s, die komischerweise in vielen Reiseführern unerwähnt bleiben. Wenn man so will, eine Art Wohnsiedlung, die auf dem Wasser, entlang dem Ufer gebaut sind. Sie wurden ursprünglich von chinesischen Siedlern zum Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, pro Jetty ein Clan. Noch immer leben Chinesen dort, ob die Clanzugehörigkeit jedoch noch immer ein Bestandteil ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Insbesondere ein Jetty ist sehr touristenfreundlich und auf Besichtigung ausgelegt und entsprechend voller kleiner Shops, die grösstenteils Ramsch verkaufen. Alle Jetty’s scheinen am Eingang, wohl noch auf dem Festland, einen kleinen Tempel zu haben. Da diese Menschen auf dem Wasser wohnen, zahlen sie offenbar bis heute keine Steuern. Vermutlich auch deshalb dauerte es bis zum Ende der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts, dass diese Siedlungen Anschluss an die „modernen Technologien“ (Strom, Wasser) erhielten. Heute scheinen das, wenn auch kleine, doch ansonsten ganz ansprechende, gemütliche Heime zu sein. Es sieht weitgehend gepflegt, sauber und nach in gutem Zustand aus, was nicht unbedingt überall in George Town gilt.

Hauptsteg eines Jetty’s – jeder Hauseingang hat seinen eigenen kleinen Gartenzaun davor; da wir hier nicht beim „Touristen-Jetty“ sind, war ich etwas zurückhaltend mit Fotografieren, beim anderen war’s dann aber kaum möglich, da überdacht, viel enger und voller Menschen (und auch gar nicht so schön ?)

Am Ende des Stegs, Blick auf die See

Das Ende eines anderen Jetty

Am Ende des „Touristen-Jetty“ lädt eine grüne Oase zum Verweilen

Einer der Jetty-Tempel beim Eingang

 

Schliesslich MUSS ich noch das Edelweiss erwähnen, ein schweizer Restaurant, aber so ein richtiges. Das Prädikat „swiss“ scheint in Malaysia einen hohen Stellenwert zu haben, in KL gibt es unzählige Hotels und Geschäfte, in deren Namen sich irgendwo „swiss“ findet, wirklich viel „swiss“ konnte ich dabei jedoch meist nicht erkennen. Doch dieses Restaurant wird von einem Schweizer und seiner einheimischen Frau geführt. Der TA liegt aus, wenn natürlich nur die internationale Ausgabe, die nur aus einem Bund besteht und eigentlich von vorgestern ist. Doch es hat etwas, auf Penang in einer gemütlichen „Beiz“ zu sitzen und den Tagi zu lesen, selbst wenn man das meiste bereits online vor einigen Tagen gelesen hat, irgendwie ein kleines Stück Heimat. Es wird Schweizerdeutsch gesprochen, auch das ganz angenehm und nicht zu vergessen die Speisekarte! Richtig leckere Rösti, Riz Casimir, Wurstkäsesalat und – natürlich – Fondue! Dieses habe ich mir geschenkt, mir hat es vor allem die Rösti angetan. Doch mit Amusement habe ich so einige asiatische Gäste beim Fondueessen beobachtet, sind es die Asiaten doch gewohnt, mehrere „Menues“ zu bestellen und diese in der Mitte des Tisches zu platzieren und jeder nimmt von jedem. So platzierte sich neben dem Fondue für zwei auch noch ein riesiger Teller mit Bratwurst, Sauce und Beilage. Es ist nicht ganz so schlimm wie es klingt, denn auch hier scheint mir die Fondue-Portion für zwei, grad wie in den Zürcher Restaurants, recht klein bemessen (was ich hier allerdings besser nachvollziehen kann als zu Hause!). Auch tun sich die Asiaten etwas schwer mit dem Fondue-Konzept. Der Gastgeber hat mir erzählt, dass sie alles mögliche ins Fondue reinschmeissen, wo man doch eigentlich gar nichts reinschmeissen sollte….?

Vermutlich zeichnet mich dies nun nicht gerade positiv aus, doch ich tu mich je länger je schwerer mit dem Essen in Asien. Es ist mir schleierhaft, was alle mit diesem „leckeren“ Essen haben, meins ist es nicht. Ich fürchte, wenn, dann bitte europäisiertes asiatisches Essen! Ich war so enttäuscht von meiner Tom Kha Gai in Thailand. Ich liebe diese Suppe eigentlich, doch hier werfen sie irgend welches seltsames Gemüse rein, das SEHR hölzern ist und eine Menge Sellerieartiges, dessen Geschmack ich auch zu Hause nicht ausstehen kann – einfach widerlich! Und das ist nur ein Beispiel zu meinen negativen Erfahrungen bezüglich Essensversuchen hier. Es erging mir ja bereits in Indien so. Bevor ich dort war, liebte ich indisches Essen, doch die indische Variante davon war so gar nicht nach meinem Geschmack und das lag nicht nur an der in Asien und Indien üblichen „Komplettverwertung“ eines Tieres. Offensichtlich bin ich bezüglich Nahrungsaufnahme ein totaler schweizer Bünzli! Deshalb war es ungemein wohltuend, endlich wieder einmal etwas richtig Gutes essen zu können!

Nicht wirklich eine malayische, aber für mich recht spezielle persönliche Erfahrung: nach über 25j war ich wieder einmal in einem H&M – scheinbar einer der wenigen Orte, die Shirts verkaufen ohne einen blöden Spruch oder irgend so einem komischen Bild auf der Brust! Ich weiss, ich wiederhole mich, aber ich find’s einfach unfassbar, dass solche so schwer zu finden sind! Wer will denn angeschrieben oder markiert heumwandern? Ich weiss nicht, ob’s an der Herrenabteilung lag, aber ich musste nicht einmal nach einem XXL suchen…. oder gilt das mit den unnatürlichen Minischnitten im H&M nur für BH’s? (Nun ja, möglicherweise ja auch einfach nur ein Relikt aus vergangenen Zeiten, wie gesagt, 25j H&M-Abstinenz.) Wie auch immer, ich habe wieder etwas anzuziehen! ? Vermutlich werden diese T-Shirts zwar kaum lange halten, gerade bei den hiesigen Wäschereien, doch ich habe auch nicht viel bezahlt.

Nach meinem Erfolg mit den T-Shirts bin ich wieder einmal shoppen gegangen – es hat sich aber nichts geändert, ich find’s noch immer unerträglich. Bin denn auch nicht weiter fündig geworden, abgesehen von meinem Shampoo, das ich hier ebenfalls entdecken konnte und das genauso viel kostet wie in der Schweiz (soviel zur überteuerten und hochpreisigen Schweiz!). Aufgefallen ist mir, dass in der neusten Mall hier in George Town mehr Schönheitssalons zu finden sind als Läden oder Restaurants. Neben normalen Friseuren bieten auch Haarspezialisten (nur Pflege) ihre Dienste an, genauso wie diverse Arten von Kosmetikerinnen (Stichwort Gewichtsverlust und Straffen des Körpers ohne Sport). Es scheint, dass die Malayen die Einkaufszentren noch mehr zur „Freizeitbeschäftigung“ umfunktioniert haben als es bei uns der Fall ist (nebenbei, viele Malls in Asien beinhalten auch noch ein Kino). Allerdings muss man auch sagen, dass hier gleich 3 Malls nebeneinander stehen. Und auch wenn Pizza Hut und Starbucks gleich in allen 3 vertreten sind, so kann ich mir vorstellen, dass Verkaufsläden daran dann doch kein Interesse haben und irgendwie muss man die Malls ja füllen.

Offenbar haben die Chinesen ihre eigene Verwaltung, scheint aber letztlich derjenigen von Penang zu unterstehen

Kleines Käfermeeting

Vermutlich ein Überbleibsel der englischen Kolonialherren, der Speaker’s Square

Daneben befinden sich die alte Town Hall und City Hall (aus der engl. Kolonialzeit), die zweite wird noch immer vom Stadtrat genutzt

Hinter den Bäumen schliesst die Uferpromenade an, links stehen die beiden Halls und irgendwo auf diesem Platz befindet sich der Speaker’s Square (oder womöglich IST dieser gesamte Platz der Speaker’s Square?)

An der / Ausblick von der Uferpromenade beim Speaker’s Square

Und noch ein Relikt der englischen Besatzer, der Queen Victoria Memorial Clock Tower, ein Kreisel der besonderen Art (zu ihrem 60. Thronjubiläum erbaut – die englischen Königinnen hatten schon immer einen langen Regierungsatem)

Ein chinesischer Schwarzenbach…

Der Iceball – eine spezielle Erfrischung

Keluar ist Bahasa und bedeutet Ausgang

Fort Cornwallis, hier gingen die Briten einst an Land (Ende 18. Jh.), heute ist es ein Museum mit Freilichtbühne; Bilder kann ich nur von aussen bieten

Der Leuchtturm des Forts

Die Wirtin des Edelweiss‘ hat mich eines Abends darauf aufmerksam gemacht, dass das berühmte Khoo Kongsi Tag der offenen Tür hätte und so konnte ich davon auch noch einen gratis-Blick erhaschen. Es war allerdings kurz vor Schluss.

Khoo Kongsi ist eines der ältesten chinesischen Clanhäuser in Penang und das grösste in Malaysia (Khoo = Familienname, Kongsi = Clanhaus). Die Khoos stammten aus der chinesischen Provinz Hokkien und waren ein reicher Händler-Clan, der China bereits im 16. Jh. verliess und sich im späten 18. Jh. in Penang niederliess. Um 1835 herum war der Clan gross genug, dass der Bau eines Clanhauses möglich wurde. Das Kongsi wurde derart imposant und opulent, dass zeitweise befürchtet wurde, der Kaiser von China könnte sich kompromittiert fühlen. Als ein Grossteil der Gebäude 1894 niederbrannte, sah man dies als Bestätigung. Der Wiederaufbau (und heutige Version) fiel denn auch kleiner aus und wurde 1906 fertiggestellt. Das ursprüngliche Kongsi ähnelte einem Miniatur-Dorf mit eigener Selbstverwaltung sowie Bildungs-, Finanz-, Wohlfahrts-und Sozialverbänden. Während des 2. Weltkriegs wurde das Kongsi zu einem Grossteil durch japanische Bombardierungen zerstört, später jedoch restauriert und wieder aufgebaut, wenn es auch seine Bedeutung im Laufe des letzten Jahrhunderts längst verloren hatte und heute vor allem als Touristenattraktion dient.

Im Innern dominiert ein grosser Platz, der umringt ist von einem 3-stöckigen Tempel, einer Bühne (auf der auch heute noch Vorstellungen gegeben werden) und einem Verbindungshaus für die Clanmitglieder. Weiter beinhaltet der Komplex Wohnhäuser für die Clanmitglieder, wobei ich nicht weiss, ob diese auch heute noch bewohnt sind oder nur als Museum dienen.

Und damit schliesse ich meinen kleinen Reiseführer ab…

Kamala (Phuket), THA – Familienanschluss

Nach etwa 2w Kuala Lumpur – welches voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt Erwähnung finden soll – bin ich Ende April zurück nach Thailand. Ich hatte von Beginn weg nicht ausgeschlossen, gewisse Länder mehrfach zu besuchen, dass ich aber an den genau gleichen Ort zurückkehren würde, hat mich selber überrascht und hätte ich im Voraus, noch zu Hause, wohl eher verneint. Dass es nun doch so gekommen ist, liegt vor allem daran, dass ich mich bei meinem ersten Besuch so gut mit der Hotelchefin verstanden hatte und wir über die Monate in Kontakt geblieben sind. Ich wollte die Familie noch einmal besuchen und war vor allem auch der Tatsache nicht abgeneigt, für einmal keinen Neustart vor mir zu haben.

Ich bin also zurück an den Ort, an dem ich vor einigen Monaten gestartet bin und bereits während der Fahrt vom Flughafen zum Hotel habe ich realisiert, dass so eine 1:1 Rückkehr auch etwas Spannendes haben kann. Man hat einen ganz anderen Blick für die Umgebung! Beim letzten Mal war ich nicht nur das erste Mal in Phuket, sondern auch das erste Mal in Thailand und es war auch gleichzeitig noch der Start meiner grossen Reise. Vermutlich etwas viel Anfang, um noch für anderes offen zu sein als das eigene Gefühlsleben. Und obwohl ich mich bis heute nicht an den Linksverkehr gewöhnen konnte, war diese Fahrt nun doch ansonsten ein wenig wie Heimkommen. Einerseits hat das Thailändische, nach so vielen Wochen Thailand, einiges an Exotik eingebüsst und es wirkt nicht mehr alles komplett fremd und neu. Andererseits haben die kurvigen Strassen und die hügelige Landschaft von Phuket tatsächlich etwas Vertrautes, wenn es auch bei den schweizerischen Passstrassen nicht mehr derart grün ist wie hier.? Kommt dazu, dass ich ja nun auch wusste, wohin ich ging, was mich erwartete.

 
Die Fahrt durch die kleineren Beachorte hat etwas von einem Besuch in den Universal Studios (vor etwa 30j), als würde man durch Filmkulissen fahren. Es war beinahe grotesk, dass die Häuser hinter den Fassaden noch weiter gegangen sind…. Weshalb genau in mir diese Erinnerung aufkam, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht weil die Gebäude hier so etwas Unwirkliches haben? Die vielen Farben, die oft schmalen Häuschen, die sich aneinanderreihen, meist auch nicht sonderlich hoch, das hat alles irgendwie etwas von überdimensionalen Puppenhäusern. Allgemein wurde ich oft an Amerika erinnert. Diese riesigen Werbeplakate an den Highways, die manchmal völlig im Nirgendwo stehen wie die Windräder zur Stromerzeugung in Europa. Andererseits die kleinen, einstöckigen Dinerkabäuschen à la Wendy’s oder Pancake Houses und wie sie alle heissen. Zwar beherbergen sie hier andere Lokale, sehen aber genau so aus. Nicht zu vergessen, die bis unter die Schmerzgrenze heruntergekühlten Gebäude. Doch bevor nun der Eindruck entsteht, ich sei hier in einem schweizerisch angehauchten Disneyland gelandet oder hätte eine solch verblendete Wahrnehmung: das Thailändische überwiegt natürlich schon! Angefangen bei der Schrift, über die gesamte Bauweise, auch im Tiefbaubereich, das klinisch Reine, das man hier eigentlich nirgends findet, den Massen an unbequemen Plastikstühlen, dem Streetfood, der unseren Lebensmittelkontrolleuren niemals Stand halten könnte, den Shops und Läden, die in überwiegender Anzahl so unheimlich klein und entsprechend vollgestopft sind, der fehlende Luxus, der bei uns zum Alltag gehört, bis hin zu den Menschen.

Grosse Wiedersehensfreude bei meiner Ankunft im Hotel und ich erhielt das exklusivere Zimmer, obwohl ich im Voraus den Preis heruntergehandelt hatte – Gott, war mir das unangenehm! Zumal ich doch gar keine Küche benötige. Auch wurde ich recht schnell ins „Familienleben“ eingebunden. Schon am 2. Abend wurde ich gefragt, ob ich mitkommen wolle, als das Ehepaar irgendwo essen ging. Da hatte ich noch abgelehnt. Am nächsten Abend sagte ich jedoch zu, nichtahnend, dass die ganze Familie sich zum Geburtstag der ältesten Tochter treffen würde…. Wir waren in einem wunderschönen, edlen Restaurant oberhalb von Phuket Town mit tollem Ausblick über die Stadt und ich durfte zum Schluss nicht mal bezahlen. Schon wieder unangenehm! Dieser Familientrubel mit aber eigentlich fremden Menschen ist nicht so meins und dann auch noch eingeladen zu werden – fällt mir schwer, das anzunehmen bei Menschen, die ich kaum kenne, besonders, wenn ich nicht abschätzen kann, von was für einem „Wert“ wir sprechen. Auch habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob die Tochter, die Geburtstag hatte, es so toll fand, dass ich dabei war. Sie hatte mich ja schliesslich nicht eingeladen und ich weiss nicht, was ich dazu sagen würde, wenn meine Eltern zu meinem Geburtstagsessen irgend eine Fremde mitbringen würden…. Zu viele Gedanken? Vermutlich!

Ausblick vom Restaurant

Ein Denkmal mit Aussichtsplatform zwischen Restaurant und Parkplatz

Bei meiner Ankunft war es recht ruhig im Hotel, doch gab es noch weitere Gäste. Das änderte sich relativ rasch und nur wenige Tage später teilte man mir auch mit, dass das Hotel nun eigentlich geschlossen sei für die kommenden 3-4w wegen der anstehenden Hochzeit der Tochter. Und so gestaltete sich mein Aufenthalt letztlich recht anders als beim ersten Mal. Insbesondere auch, weil meine Bekannte kurz darauf erkrankte und eine lange Odysse an Spitalaufenthalten folgte, erst in Phuket, später in einer doch relativ weit entfernten Provinz Thailands. Und weil ein Grossteil der Familie ständig bei ihr war bzw mit ihr ging, war ich effektiv die meiste Zeit komplett allein in dieser Hotelanlage. Man muss sich das einmal vorstellen, man ist ein Hotelgast und niemand sonst ist da, keine Angestellten, keine anderen Gäste und auch um das Hotel herum gab es eigentlich nichts als Wohnbarracken von „Burma-people“, die von den Thais mit Argwohn betrachtet werden und einen sehr schlechten Ruf haben – ob dieser gerechtfertigt ist, weiss ich nicht. Vermutlich hält es sich ja wie überall, ein schlechtes Beispiel und gleich werden alle in einen Topf geworfen.

Als ich einst auf dem Heimweg war von Patong und dies zu Fuss als es schon dunkel war, weil ich mich von den Taxifahrern nicht abzocken lassen wollte (die Preise wurden immer höher, je näher ich dem Hotel kam ?, hätte wohl beim ersten einschlagen sollen), traf ich nach 2/3 des Weges noch einmal auf einen „Taxistand“ und die wollten mich schliesslich partout nicht allein weiter ziehen lassen. Sie meinten, es sei viel zu gefährlich in der Dunkelheit bei dem Verkehr (es stimmt, dass auf dieser Strasse manchmal sehr risikofreudig gefahren wird) und überall würden Burma-People herumschleichen und denen könne man nicht trauen. Es hat sich dann zwar letztlich herausgestellt, dass die Taxifahrer vom falschen Hotel ausgegangen waren, doch muss ich auch zugeben, dass das letzte Stück meines Weges tatsächlich unbeleuchtet und ohne Fussweg neben der Strasse gewesen wäre. Es war also wahrscheinlich richtig, dass ich mich letztlich zur Taxifahrt überreden liess. Einer der Fahrer ist mir auch massiv mit dem Preis entgegengekommen – gemäss einem seiner Kollegen, weil er so besorgt um mich sei? Tja, wer weiss, das war alles noch, als sie von einem weiter entfernten Hotel ausgegangen waren. Wer da nun letztlich den besseren Deal gemacht hat, bleibt für mich offen. ?

Der Aufenthalt allein im Hotel hat mir gut gefallen, aus meiner Sicht lässt es sich so wohl fühlen, man ist komplett frei. Wären da nicht die ständigen Zweifel gewesen, ob ich nicht vielleicht doch abreisen und die Familie so entlasten sollte. Das gab der perfekten Situation leider einen Dämpfer. Doch sie wollten von Abreiseplänen partout nichts hören und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich war, was sie wollten oder ob das eine kulturelle Anstand-Sache war. Wie verhält es sich denn nun genau mit dieser thailändischen Kultur der Gastfreundschaft? Wäre es einfach unhöflich gewesen, mich wegzuschicken? Hätte ich doch gehen sollen? Oder bin ich nun wirklich Teil der Familie?

Ein Kreisel, für einmal nicht im typischen Thailand-Stil – typisch Patong bzw typisch Phuket

Strand entlang der Strasse (Ausläufer der Patong-Beach)

Bei all meinen Zweifeln scheint mir letztlich mein Einzelaufenthalt ein Zeichen, dass ich tatsächlich irgendwie als Familienmitglied gesehen wurde. So richtig wohl gefühlt habe ich mich mit diesem Familienanschluss allerdings nicht. Aus meiner Sicht war das irgendwie wischiwaschi, denn die Kommunikation war nicht gerade einfach (unser aller englisch ist nur mässig) und nach so kurzer Zeit kennt man sich doch auch gar nicht. Zudem fühlte ich eine gewisse Verpflichtung und genau das wollte ich ja auf meiner Reise vermeiden! So kam ich denn dort auch irgendwie nicht mehr weg. Unter anderem auch, weil ich bereits bei meiner Ankunft preisgegeben hatte, dass ich noch keine weiteren Pläne hätte und aufgrund der ganzen Umstände, die ich eben aufgezählt hatte, fehlte mir ein wenig der Mut, hinzustehen und zu propagieren „ich will euch jetzt verlassen!“. Manchmal wäre ich zwar wirklich am liebsten einfach geflohen, doch selbst das wäre gar nicht so einfach gewesen, nachdem ich fast die meiste Zeit allein in der Hotelanlage war. Grad klammheimlich davonstehlen wollte ich mich auch nicht.

A propos allein, ich weiss nicht recht, inwiefern die „Spitalbetreuung“ in Zusammenhang mit den hiesigen Spitälern und inwiefern in Zusammenhang mit der thailändischen Kultur stand. Ich war auch einen Nachmittag zu Besuch im Krankenhaus und dieses machte mir nicht den Eindruck, als wäre es notwendig, dass immer jemand von der Familie beim Patienten ist. Obwohl es in Asien nicht unüblich ist, dass die Betreuung und Verpflegung der Patienten durch Angehörige erfolgt, wirkte dieses Spital recht luxuriös, den unsrigen nicht so weit entfernt. Dennoch war ein Grossteil der Familie immer bei der Kranken im Spital. Nun sind die Asiaten ja bekanntlich ungern allein (so viele Beispiele habe ich nun schon gehört, dass sie nicht allein schlafen können!), es wäre also möglich, dass es gar nichts mit dem Spital zu tun hat, sondern einfach mit der Verbundenheit. Oder vielleicht auch mit der Sorge um die Patientin. Ich glaube nämlich, dass bis heute nicht so ganz klar ist, was sie eigentlich hat (das wusste ich jedoch damals noch nicht). Wie auch immer, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. Für mich war es faszinierend, wie da quasi die halbe Familie im Krankenhaus mit eingezogen ist.

Nun denn, ich blieb also länger als gedacht und damit rückte auch die Hochzeit der Tochter immer näher. Ich hatte eigentlich nicht mehr hier sein wollen, wenn es so weit war…. Doch dann begannen die „Umbauten“ auf dem Hotelareal für die Hochzeit, wodurch ich realisierte, dass zumindest ein Teil davon auf dem Hotelgelände stattfand. Dadurch wurde schliesslich auch klar, dass ich wohl nicht um die Teilnahme an der Hochzeit herumkommen würde. Das liegt nun hinter mir und doch kann ich kaum etwas dazu sagen, denn wirklich viel gesehen habe ich nicht. Nachdem ich mich morgens kurz vor halb 9 unters Volk mischte, hiess es, dass der Start verschoben wurde und man hat mich erst einmal zum Frühstück geschickt. Die Schwester des Brautvaters hat sich da meiner angenommen und mich mit Essen versorgt, was zwar sehr nett aber nicht unbedingt ideal war, da ich so früh morgens noch gar nicht hungrig war. Als es dann los ging, haben sich alle Richtung Wohnhaus (eine ziemlich grosse, 3stöckige Villa) verschoben und einige, ich glaube Familienmitglieder der Braut, haben eine Art Spalier gebildet, durch den der Bräutigam gehen musste, wobei er immer wieder Couverts abgegeben hat, schätzungsweise eine symbolische Geste für das „Freikaufen“ der Braut. Was genau passiert ist, als er auf die Braut traf, habe ich nicht gesehen, da ich da noch auf einem anderen Stock war. Danach war das Brautpaar in einem Raum und all die vielen Gäste standen überall herum und gingen nacheinander in diesen Raum. Was dort drin genau stattgefunden hat, entzieht sich jedoch ebenfalls meiner Kenntnis. Vielleicht eine Art Segensgebung oder Glückwünsche überbringen. Einige sind mit kleinen Geschenken wieder hinaus gekommen, weshalb ich mich fragte, ob das nun der Zeitpunkt ist, an dem die Geschenke ans Brautpaar übergeben werden. Das hat sich später jedoch als falsch herausgestellt, denn diese wurden offenbar erst am Abend eingeworfen (sind ja nur Couverts mit Geld, dafür gibt es eine Box, wie eine Urne). Anschliessend gab es eine Art Zeremonie, bei welcher das Brautpaar an einem speziellen Tisch, eine Art Altar vielleich, sass und von verschiedenen Personen nennen wir es mal gesegnet wurde (Wasser und Blumen waren da im Spiel). Es war jedoch kein Mönch da (in Kambodscha gehört der dazu). Das Brautpaar trug am Morgen traditionelle Kleidung (am Abend trug die Braut ein weisses Brautkleid, wie wir es auch kennen). Anschliessend folgte der obligate Fototermin. Jeder musste mit dem Brautpaar einzeln aufs Foto, sogar ich. Dabei scheint die Gestik sehr wichtig zu sein (Daumen noch, Victory-Zeichen und weitere Gesten, die für mich eher asiatischen Charakter hatten). Danach ging es zum Mittagessen. Der erste Teil war damit vorbei. Am Abend sollte es in Phuket Town weitergehen. Diesen habe ich aufgrund eines Missverständnisses verpasst. Ich weiss daher nicht, ob es da auch noch einmal traditionelle Zeremonien gab oder eher wie bei uns „nur“ essen und Party (das kenne ich von Fotos und Filmen einer kambodschanischen Hochzeit).

 

Kamala-Beach, für einmal auch mit einer ziemlich imposanten See, die aber leider auf den Fotos nicht wirklich zur Geltung kommt….

Nebenbei, in Kambodscha ist es üblich, dass das Brautpaar, speziell die Braut, bis zu 10 verschiedene Kleider hat für die Hochzeit und diese entsprechend im Laufe des Hochzeitsfestes immer wieder wechselt. In Thailand scheint das aber nicht mehr der Fall zu sein (war früher auch so, wie man mir erzählte). Macht ja auch Sinn, in meinen Augen sind das nur unnötige Kosten und ein verdammter Stress für das Brautpaar, speziell die Braut. Denn muss er nur das Jacket wechseln, ist es bei ihr das gesamte Kleid. Doch in Kambodscha zeugt es wohl noch von Wohlstand, wenn die Braut möglichst Kleider in sämtlichen Farben vorweisen kann. Mein Bekannter in Kambodscha erzählte mir, dass seine Frau eigentlich 7 Hochzeitskleider gehabt hätte, es dann aber nur geschafft hat, 5 davon an der Hochzeit anzuziehen…. Was für eine Verschwendung an Geld und sie ist nun auch noch unglücklich darüber, dass sie nicht alle Kleider tragen konnte!

Nach dem Mittagessen bzw bereits währenddessen, haben sich viele der Gäste umgezogen, es wurde merklich légèrer (wobei lange nicht alle Gäste „hübsch“ angezogen waren, vermutlich betraf das nur die engere Familie). Ich habe mich darauf in mein Zimmer zurückgezogen, um mich vom frühen Aufstehen zu erholen und bin auch prompt eingeschlafen. Als ich wieder hervorkam, war niemand mehr da. Und ich war froh, dass ich die Hochzeit somit hinter mir hatte. ? Ich bin einfach kein Freund von solchen Feiern, egal in welcher Kultur.

Nach der Hochzeit blieb mir noch eine Woche bis zum Ablauf meines Visums und ich entschied, in dieser nichts mehr zu ändern. Es wäre wahrscheinlich auch schwierig geworden. Das Brautpaar war abgereist in die Heimatprovinz des Bräutigams, wo die Hochzeitsfeierlichkeiten weiter gingen und der Rest der Familie war ebenfalls ein paar tausend km entfernt im Spital. So hatte ich mir mein Alleinsein quasi hart erkämpft und konnte nun ernten.?

Während meines Aufenthalt ergab es sich, dass ich auch einmal an einer Schlangenrettung teilnehmen durfte.? Ich habe nicht verstanden, wo genau die Schlange aufgefunden und in einen Sack verstaut worden war. Da jedoch viele Thais Schlange als Delikatesse ansehen, wollte man die Schlange irgendwo im Nirgendwo freilassen, um so ihren vorzeitigen Tod via Kochtopf zu vermeiden. Wir sind denn auch ziemlich lange rumgekurvt, bis meine Begleiter zufrieden waren mit dem Platz. Von da sind wir auch noch ein gutes Stück zu Fuss weiter gegangen bis zu dem kleinen Wasserfall auf dem Bild unten. Als die Schlange frei gelassen wurde, bewegte sie sich jedoch nicht mehr und es war ziemlich schnell klar, dass sie die Rettungsaktion leider nicht überlebt hatte. Womöglich war sie ja bereits beim Einfangen dem Tode geweiht oder sie war im Sack erstickt. Schade! Es wäre gut gemeint gewesen. Mir hat diese Aktion recht imponiert und natürlich war es auch spannend für mich. Noch faszinierender wäre es gewesen, die Schlange nach der Freilassung in der freien Wildbahn beobachten zu können…. Sollte wohl nicht sein.

Grosser „Gecko“ – die Bildqualität ist scheisse (wundere mich ja bis heute, warum die Kameraqualität des iphons immer so gerühmt wird – vermutlich hätte ich das Fotografieren mit dem Nokia vor 10j ausprobieren müssen, um das zu verstehen…), aber die Bilder gehören hier einfach her


Ganz zum Schluss, für die letzten 1-2d, waren dann alle wieder zurück, sogar die Patientin war endlich (vorübergehend) entlassen worden und so endete mein Aufenthalt quasi, wie er begonnen hatte, im Kreis der gesamten Familie, wieder bekocht und bemuttert. Ein spezieller Monat in Kamala war vergangen und ich war letztlich gar nicht so unglücklich darüber, dass es Zeit war zu gehen.

Bangkok, THA – Erkunden und Begegnen

Neben viel schwitzen, beobachten von Mensch und Tier im Kanal und schlafen zur falschen Zeit, habe ich zwischendurch auch Erwähnenswertes unternommen.?

Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die Hürde zu den bequemen ÖV’s zu erzwingen, die ich bei meinem ersten Bangkok-Aufenthalt so rege genutzt hatte und die bis anhin noch keinen Anschluss mit dem alten Zentrum Bangkoks erhalten durften. Ich habe mich also mit den Busfahrplänen und den verschiedenen Schiffswegen auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass viele Wege nach Rom führen. Letztlich bin ich dann aber doch wie immer zu Fuss losgezogen, was jedoch für einmal keine so gute Idee war. Es war wie immer unerlaubt heiss und in den Strassen Bangkoks, inmitten des Smogs, verstand ich zum ersten Mal, weshalb hier so viele mit einem Mundschutz unterwegs waren. Erstmals fühlte sich das Atmen unangenehm an, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass das vor allem meinem Kopf geschuldet war. Sicherlich ist diese Luft nicht sonderlich gesund, aber wirklich „spüren“ tut man das nicht, man weiss es einfach. Wirklich viel Schönes habe ich auf diesem Weg auch nicht gesehen, aber festgestellt, dass es in dieser Stadt nicht nur die „Strasse der Apotheken“ gibt, sondern dass quasi jede Gilde ihren eigenen Strassenzug zu haben scheint. Da sind die Auto- und die Töffhändler, die Garagen, die Werkstätten der Holz-, Stahl- oder ……Verarbeiter, die Buchhändler, die Silberhändler etc. Ich muss als Kunde also nur in die richtige Strasse und kann mir praktisch auf einen Schlag diverse Offerten einholen. Ganz praktisch und irgendwie langweilig, zumindest für den, der durch die Stadt geht, um sie anzusehen.

Nach einer guten Stunde hatte ich es geschafft. Ich war beim legendären MBK (Einkaufsmall) und damit bei einer der Endstationen der Skytrain angekommen. Nicht mehr viel weiter und ich wäre am Siamsquare gewesen. Darauf war mir die Lust jedoch mittlerweile vergangen, genauso wie auf die Fahrt mit den vorher genannten ÖV und ich habe mich mit dem MBK begnügt, welches, nebenbei bemerkt, eine ziemliche Enttäuschung war. Zurück ging’s mit dem Bus, was nach dem langen Marsch in der Hitze und bei bekanntem Endziel eine recht entspannte und angenehme Angelegenheit war.

Einige Male bin ich auch Richtung Norden losgezogen. Darunter war eine längere (und weniger entspannte, da ich in Sorge war, meine Station zu verpassen) Busfahrt in die Gegend, in der ich im November gewohnt hatte. Hat natürlich alles wunderbar funktioniert (immer diese unnötige Nervosität!?) und ich bin quasi vor der Tür meiner damaligen Einkaufsmall (naja, einer davon) ausgestiegen. Ein wenig nostalgisch habe ich die Mall betreten mit dem Ziel, etwas zu kaufen, das ich damals dort entdeckt hatte und seither niergends mehr in Thailand gefunden habe. Doch wie es scheint, wurde dieses Produkt über den Jahreswechsel in Thailand eliminiert…? Da will ich für einmal shoppen gehen….! Nun, es hat sich wenigstens halbwegs brauchbaren Ersatz gefunden und für die lange Busfahrt (ein wenig Sightseeing der anderen Art) hat es sich auf jeden Fall gelohnt.

An einem weiteren Tag hatte ich die „Dusit-Ecke“ auf dem Programm. Wenn man so will, ein Teil der „Palastinstitutionen“, zumindest hätte das Palast-Ticket auch für die Sehenswürdigkeiten dieser Gegend gegolten. Doch ich war etwas spät dran (es war bereits späterer Nachmittag und die Öffnungszeiten bald vorbei), da ich den Nachmittag in einem neu entdeckten Café verhängt hatte (endlich wieder einmal einen richtig feinen Kaffee und einen Früchteteller zum verspäteten Frühstück!?) und die vielen Touristen-Busse beim Eingang zur Dusit-Thronhalle liessen die unangenehmen Erinnerungen an die Touristenmassen im Grand Palace wieder aufleben, so dass ich mich gegen die Besichtigung und für einen längeren Spaziergang entschieden habe. (Nebenbei, Fotografieren ausserhalb der „Dusit-Gebäude“ ist strengstens verboten, es kam sofort eine Wache angerannt, als ich mein Handy zückte.) Dabei kam ich in die Wirren eines Durcheinanders, von dem ich nicht so genau weiss, ob es ausserordentlich oder normal war. Die Situation erinnerte ein wenig ans abgesperrte Limmatquai beim Aufbau fürs Zürifäscht. Ein zur Strasse hin offenes Minizelt ans andere flankierten die Strasse und davor standen jede Menge Lastwagen, aus denen aus- oder in die zurückgeräumt (?) wurde. Meist war der „Sponsor“ klar zu erkennen. Womöglich war es also eher eine Art „Züspa“ denn ein Fest mit Gigs auf den Bühnen? Jedenfalls blieb keine andere Möglichkeit, als den Lastern entlang auf der Strasse zu gehen. Es herrschte reger Verkehr und weil die Strasse auf beiden Seiten um eine Spur verringert war (auf denen standen die Lastwagen), auch ziemlich viel Stau, was die Vehikel glücklicherweise zu langsamer Fahrt zwang. Glücklicherweise, denn es war ziemlich unangenehm, hier zu Fuss unterwegs zu sein, am Rand einer Hauptstrasse, eingequetscht zwischen Lastern und fahrendem Verkehr. Und es fand sich lange Zeit keine Ausweichmöglichkeit, denn die Strasse war verdammt lang. Eine eher unangenehme Expedition.

 

Bei einer der Thronhallen an der Dusitecke (hatte hier nicht so den Durchblick trotz Karte), bevor die Wache angerannt kam

Ein Regierungsgebäude


Danach ging es weiter am Dusit Zoo entlang Richtung Chitralada-Palast, wovon man jedoch vor lauter Bäumen so gut wie gar nichts sehen kann. Hätte mir diesen Weg also eigentlich sparen können. Nun, ist ja auch der Wohnsitz des Königs, wodurch ich diese Abgeschiedenheit gut verstehen kann. Das Gelände ist ebenso (wie beim Grand Palace) riesig. Ob es darauf ebenfalls einen Wat hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wie ich letzthin gelesen habe, liess der König die Tore dieses Palasts während der Unruhen 1973 öffnen, damit die Demonstranten Schutz finden konnten vor dem Versuch der Regierung, die Aufstände gewaltsam niederzuschlagen. (Klingt ein wenig nach Peking im Juni 1989, nur dass die Chinesen dannzumal keinen Kaiser mehr hatten…) Diese Handlung des Königs hat mich überrascht und beeindruckt. Die Verehrung seines Volkes scheint wohl zurecht. Und für diejenigen, die es noch nicht wussten, er ist seit 1946 im Amt (musste das 2x lesen, dachte erst, das müsse ein Druckfehler sein) und damit der amtsälteste Regent der Welt. Und seine Ausbildung hat er übrigens in der (französischen) Schweiz genossen.

Auf einem meiner Spaziergänge wurde ich von einem Thai angequatscht, der mir unter anderem 2 Wats in der Nähe zur Besichtigung empfohlen hat – soll Glück bringen, wobei ich nicht sicher bin, ob dies nur für diesen Tag gegolten hat oder dem entsprechenden Wat zugesprochen wird. Das Gespräch dauerte länger als mir lieb war und zum Schluss ging ich weiter mit einem Stück Papier mit diversen Wegbeschreibungen (in einem Gemisch aus Thai und Englisch) inkl. einer Adresse eines Reisebüros, wo ich meinen Flug nach Chiang Mai buchen solle…. (Was ich dann aber nicht getan habe, dafür gibt es schliesslich Internet.) Den einen Buddha, so quasi den anderen Riesen-Buddha, habe ich mir einige Tage später angeschaut. Er ist allerdings nicht sonderlich schön für meinen Geschmack. Aber gross ist er, das stimmt schon. Beim Versuch, den 2. der empfohlenen Wats zu besichtigen, habe ich mich in einem Wirrwarr von engen Gässchen vertan und lief ständig im Kreis. Dabei hatte ich nicht selten das Gefühl, die „Wohnzimmer“ der dort ansässigen Thais zu durchqueren. Etwas, was mir schon oft aufgefallen ist in Asien, die Menschen dehnen Ihr Wohnen oder Arbeiten auch auf den Bereich „vor der Haustür“ aus. Sind die Gassen dann eng und nicht selten auch halbwegs überdacht, bekommt man echt das Gefühl, dass man nun mitten durch ein Zuhause geht und fühlt sich entsprechend wie ein Eindringling. Nach meinem 3. „Kreisrundgang“ und der Feststellung, dass in diesem Wat irgendetwas im Gange sein muss – es war ziemlich trubelig mit lauter Musik – habe ich schliesslich entschieden, diese Besichtigung sein zu lassen. Man muss ja nicht alles sehen…!


Gegen Ende meines Bangkokaufenthalts habe ich schliesslich die Gegend auf der anderen Seite des Flusses bei meinem Hotel genauer resp. noch einmal erkundet und dabei festgestellt, dass es sich hier ebenfalls um eine Travellergegend (so eine Art kleine Khaosan) handelt. Hier hatte es eine Menge netter, kuscheliger Lokale. Zu dumm, dass ich diese nun erst zum Schluss entdeckt hatte! War es doch gleich um die Ecke von meinem „Zuhause“, zudem ruhig und gemütlich und bot alles, was ich insbesondere zum Schreiben brauche.

Selten kam ich in einem Hotel mit so vielen anderen Gästen in Kontakt wie hier in Bangkok. Ein älteres englisches Paar, das mir die Teuerungsexplosion Australiens und Neuseelands erneut bestätigte (sind somit definitiv von meiner Reiseroute gestrichen ?); ein junges Paar aus Ungarn, das weiter nach Kambodscha wollte und mich nach Tipps gefragt hat; eine Russin, die in Deutschland lebt und perfekt deutsch spricht; ein blutjunges Paar aus England, deren Englisch ich jedoch ÜBERHAUPT nicht verstanden habe (was war ich erleichtert, als sie sich verabschiedet haben!); ein norwegischer (oder war’s dänisch?) Koch, der stundenlang von Essen sprechen konnte und mich mit seiner Leidenschaft fürs Kochen beeindruckte und – und nun werden einige meiner Leser genauso schmunzeln wie ich – ein Lehrer aus Berlin, um nur einige zu nennen. Es gab natürlich auch asiatische Gäste, doch aufgrund der Sprachbarriere fand mit ihnen kaum Kommunikation statt. Auch tummelten sich diese nur selten im Aufenthaltsraum, dazu fehlt ihnen vermutlich die Zeit, sind sie doch am nächsten Tag bereits in der nächsten Stadt.? Weiter war da auch noch ein junges deutsches Pärchen, mit denen habe ich mich jedoch ebenfalls nicht unterhalten, sondern sie nur (nicht ganz freiwillig) belauscht und mich gewundert, wie er dieses Gejammer aushält…. Das muss wohl Liebe sein ?, ich hätte sie mit Sicherheit längst zum Schweigen gebracht, es war wirklich grauenhaft, ein penetranter, gequälter nonstopp Singsang!

Ich will jetzt hier nicht die Vergangenheit hervorkramen, aber es war für mich schon etwas Spezielles, ausgerechnet jemanden aus Berlin kennenzulernen (ursprünglich sollte meine Reise ja auch dort starten….) und dann war sein Fach auch noch Geschichte – die Gespräche waren hochspannend, interessant und natürlich relativ anstrengungslos, da in Deutsch. Dass ich dieser Begegnung so viel Raum biete, liegt jedoch an einer (oder 2) bestimmten Erkenntnis(sen). Die Sprachenvielfalt der kleinen Schweiz ist eigentlich fast immer irgendwann ein Thema, nachdem ich mich als Schweizerin geoutet habe und eine richtige Kommunikation möglich ist und als ich ihm in diesem Zusammenhang sagte, dass Hochdeutsch für uns Schweizer eine Fremdsprache ist, äusserte er die Vermutung, ob es wohl daran liege, dass die Schweizer als langsam gelten! Habt Ihr gewusst, dass die Schweizer von den Deutschen als langsam betitelt werden? Also, wir mögen ja vieles sein, aber langsam sind doch nur die Berner!

 

Bangkok, THA – Zurück

Ich tat mich lange Zeit schwer mit der Entscheidung, ob ich von Kambodscha zurück nach Vietnam oder zurück nach Thailand gehen soll. Von Kambodscha aus boten sich beide an und ich wollte auch in beide irgendwann noch einmal zurück. In Vietnam hatte ich das Mekong-Delta und Hoi An ausgelassen, in Thailand wollte ich mir Bangkok noch genauer ansehen, nachdem mir beim letzten Besuch das Vietnam-Visa einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, was das anbelangte und ich wollte auch unbedingt noch nach Chiang Mai. Eine Einreise über Land ohne Visum berechtigt uns Schweizer nur zu einem Aufenthalt von 15d in Thailand. Fliegen von Siem Reap aus kam aber nicht in Frage, die Flüge sind einfach zu teuer. Letztlich entschied ich mich dennoch für Thailand, weil der Weg nach Vietnam der gleichen Route entsprochen hätte, die ich bereits hinter mir hatte, weiter war und somit länger gedauert hätte und weil das 2-Monatsvisum für Thailand einiges günstiger war als das einmonatige für Vietnam.

Bangkok lässt sich von Siem Reap recht gut mit Bus erreichen, zumindest vermittelt sich dieser Eindruck. Der erste Teil bis zur Grenze entsprach denn auch einer üblichen Busfahrt in einem älteren Bus. War somit ganz ok, abgesehen davon, dass man mich viel zu früh abgeholt hat (vor der vereinbarten Zeit, wollte mich gerade zum Frühstück hinsetzen), der Bus dann aber verspätet abgefahren ist und während der kommenden halben Stunde auch noch alle 5min wieder angehalten hat, um weitere Fahrgäste aufzuladen. Das war soweit ein eher mühsamer Start.

Da die thailändische Botschaft meinen Pass verspätet zurückgeschickt hatte, hatte ich mein Kambodscha-Visum um 3d überzogen. Das sollte jedoch eigentlich kein Problem sein, man hatte einfach zwischen $5 (offizieller Tarif) und $8 (manchmal eingeforderter Tarif) pro überzogenem Tag zu bezahlen. Ich hatte Glück und habe einen anständigen Grenzbeamten erwischt, denn er verlangte von mir $15. Allerdings gab er mir zum Schluss meinen Pass nicht zurück, ohne Erklärung, nur mit dem Kommentar, ich solle draussen warten. Wenn das so weitergeht, werde ich am Ende ein Buch mit meinen Erfahrungen mit Botschaftsangestellten und Grenzbeamten füllen können… Zwar war ich dieses Mal nicht so wirklich besorgt, aber irgendwie ist es einfach nie ein gutes Gefühl, wenn man seinen Pass nicht in den eigenen Händen hat. Und meine Busbekanntschaften reagierten ziemlich entsetzt, als ich ihnen sagte, ich könne noch nicht weiter, weil ich meinen Pass nicht zurückbekommen hätte – vermeintlich routiniertere Traveler als ich schienen mit so etwas keine Erfahrung zu haben. War ich doch zu naiv? Wie auch immer, ich hatte ja gar keine Wahl. Was will man schon machen, wenn einem die Grenzbeamten den Pass nicht zurückgeben? Ein Theater in der falschen Sprache? Ich bezweifle, dass dies den Vorgang beschleunigt hätte. Es widerstrebt mir zudem, diesen kleinen Machtmenschen auch noch zu bestätigen, dass sie Macht haben. Also wird halt einfach einmal gewartet.

Als die meisten meiner Bus-Gruppe längst weiter Richtung Thailand gezogen waren, gab mir ein Beamter zu verstehen, ihm zu folgen. Er hatte einen Schweizer Pass in der Hand (ist echt ein Vorteil, dass unsere Pässe so eine leuchtende und einzigartige Farbe haben, ich weiss das mittlerweile zu schätzen!). Dann wurde ich wieder – ausserhalb eines anderen Gebäudes – angewiesen zu warten, konnte jedoch sehen, dass er Kopien von mutmasslich meinem Pass machte. Danach ging er zurück ins ursprüngliche Gebäude, wiederum mit mir im Schlepptau, soweit es mir denn erlaubt war mitzugehen. Nach weiteren 5-10min kam er schliesslich wieder heraus und hat mir meinen Pass kommentarlos in die Hand gedrückt. Ich erhielt natürlich keine Quittung oder irgendwelche weiteren Unterlagen, wer weiss also, ob das ganze Prozedere wirklich Sinn machte. Wobei ich hierzu vielleicht erwähnen sollte, dass ich noch niergends derart registriert worden war wie in Kambodscha. Als einziges Land (bisher) haben die alle 10 meiner Fingerabdrücke eingescannt (ja, so modern sind sie doch schon in Kambodscha) und die wurden sowohl beim Eintritt ins Land als nun auch beim Verlassen registriert. Nicht zu vergessen, ich war in Kambodscha nie an einem Flughafen, das waren jeweils Ländergrenzzölle, die abgesehen vom Scanning der Fingerabdrücke keinen wirklich fortschrittlichen Eindruck gemacht haben.

Der Grenzübergang Kambodscha-Thailand ist für jemanden, der weder dem Khmer noch dem Thai mächtig ist, nicht gerade sehr „benutzerfreundlich“. Es war von der Logik her zwar klar, in welche Richtung ich weiter zu ziehen hatte, aber absolut nicht, wie weit. Da befinden sich so viele Gebäude und viele sehen nach Behörde aus und die Strasse dazwischen hat etwas von einem Highway. Hätte ich nicht gewusst, dass ich mich an einer Grenze befinde, ich hätte diesen Ort nicht als eine solche erkannt (unsere Grenzen sehen bzw. sahen irgendwie anders aus). Als ich schliesslich einen der nach Beamten aussehenden Männer nach dem „Arrival“ fragte, wurde ich prompt zurückgeschickt, nur um dann festzustellen, dass man mich zur Einreise nach Kambodscha dirigiert hatte. Also wieder umgedreht und einfach einmal weiter gegangen. Schliesslich erkannte ich die Thai-Immigration, die netterweise für Thais im Erdgeschoss und für Ausländer im ersten Stock ist, natürlich ohne Lift (ich habe ja noch nie verstanden, warum die Schweizer am Zürcher Flughafen nicht bevorzugt behandelt werden, alle anderen Länder bringen es zustande, ihre Bürger zu bevorzugen). Oben in der Schlange angekommen, stellte ich fest, dass ich das Immigration-Formular übersehen hatte, ohne welches gar nichts ging. Natürlich gab es diese nicht mehr in der Schalterhalle. Ich musste zurück, die Treppe runter bis zum Anfang des Gebäudekomplexes (den ich erst da als Anfang erkannt habe)! Zum Glück erbot sich jemand aus meinem Bus, auf mein Gepäck zu achten, damit ich dieses nicht mitschleppen musste und das Formular somit mit einem kleinen Sprint relativ rasch besorgen konnte. Während dem Anstehen hatte ich dann genügend Zeit, es auszufüllen, wenn auch nicht sonderlich leserlich, doch das scheint mir nie ein Problem zu sein. Danach verlief alles relativ zügig und ohne weitere Probleme. Noch im kambodschanischen Bus war ich markiert worden (ein Sticker auf der Brust) und wurde so vom neuen Busfahrer erkannt, angesprochen und zum neuen Bus, nun ein Minivan, geführt. Und hier machte sich meine fehlende Erfahrung bemerkbar, habe ich nämlich letztlich den absolut engsten Sitz ganz hinten erwischt. Es war nicht möglich, meinen Handgepäck-Rucksack zu meinen Füssen zu stellen, da war kein Platz ganz abgesehen davon, dass er sich zwischen mir und der Sitzlehne des Vordermannes auch gar nicht hätte dazwischenquetschen lassen. So musste ich den Rucksack auf meinem Schoss platzieren. Die Beine fühlten sich ohne diesen schon ziemlich eingequetscht und als wir nach 2h einen Unterbruch hatten, hatten wir alle, die wir hinten sassen, das Gefühl, kein Gefühl mehr in den Beinen zu haben. Ausserdem ist der Fahrer gerast ohne Rücksicht auf irgendetwas. Nicht selten hat es uns in die Höhe geworfen, wenn er wieder mal über eine Delle drübergerast ist, die vermutlich dazu da gewesen wäre, die Fahrer zu langsamer Fahrt zu bewegen. Und  öfter als ich an 2 Händen hätte abzählen können, musste er auch eine Vollbremsung machen, weil sein Überholmanöver nicht aufging. Vermutlich hatten alle Insassen einen guten Schutzengel, der konzentriert und nonstopp gearbeitet hat. Zumindest erscheint es mir nicht selbstverständlich, dass diese Fahrt ohne Zwischenfälle und unfallfrei verlief. Angst hatte ich jedoch keine. Die fahren hier ja alle so und ich war viel zu sehr mit meiner unbequemen Situation beschäftigt. Auch konnte ich nicht wirklich nach draussen sehen, was vermutlich auch ein Vorteil war, in gewisser Weise hatte man den Bezug zur Realität verloren, flog seinem Ziel entgegen und wartete nur auf den Augenblick, in dem man wieder aussteigen konnte. Nach dem erwähnten Unterbruch, der etwas Heilsames hatte, bin ich zum Glück und trotz der widrigen Umstände eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als wir am Ziel angekommen waren!

Ausblick von meinem „Penthouse-Hotelzimmer“

  

Gleich vis-à-vis von meinem Hotel gibt es einen ziemlich grossen Tempel


Dort habe ich ohne gross zu überlegen ein Tuk Tuk gechartert. Ich wusste, dass das Hotel nicht weit sein konnte und habe den Fahrer in Anbetracht dessen, dass er ziemlich Mühe hatte, das Hotel zu finden und deshalb etwa 10min zusätzlich in der Gegend herumgekurvt ist (armer Kerl!) auf einen wirklich guten Preis heruntergehandelt. Normalerweise ist an der Hauptstrasse ein Wegweiser fürs Hotel aufgestellt, nicht jedoch bei meiner Ankunft, was das Finden recht erschwert. Dafür ist es sehr ruhig gelegen und das mitten in Bangkok. Wirklich ein fantastisches Hotel, das ich nur weiterempfehlen kann. Es stellt den Gästen einen „livingroom“ mit grosser Terrasse (auf welcher ich viele Stunden mit Schreiben verbracht habe) und diversen gratis-Getränken und -Snacks zur Verfügung. Ausserdem hat jedes Zimmer einen eigenen kleinen Balkon und wenn dieser zum Kanal hinaus geht, ist die Aussicht fast besser als TV. Der Kanal ist, so unglaublich das klingt in Anbetracht der Reinheit bzw. eben Verschmutztheit dieses Gewässers – glaubt mir, keiner von uns würde sich freiwillig da hinein begeben! – voller Fische. Sie machen nicht gerade Sprünge wie ein Delphin, aber ständig ploppt es irgendwo an der Wasseroberfläche, wenn ein Fisch nach oben kommt und seinen Kopf herausstreckt. Ich habe denn auch regelmässig Fischer einen Fisch rausziehen sehen, was mir den Appetit auf Fischgetier gründlich vermiest hat. Die Vorstellung, es würde einer dieser Fische auf meinem Teller landen, ist nicht sonderlich appetitanregend. Und 2x habe ich „Goldwäscher“ beobachtet. Einer davon hatte eine Art Schale dabei, mit welcher er die gleichen Bewegungen vollzog, wie ich es bei Goldwäscher schon gesehen hatte, wenn ich auch bezweifle, dass er effektiv Gold im wirklichen Sinne erwartete. Beim 2. Mal war gleich eine ganze Familie im Fluss auf der Suche nach was auch immer. Auf die Distanz konnte ich leider nicht sehen, was die „Goldgräber“ da alles aus dem Fluss gezogen haben, doch es ging jedenfalls keiner mit leeren Händen Heim. Der Vater dieser Familie hat auch versucht, die Miniausgabe des riesen Geckos (siehe nachfolgend) mit einem Stein zu erschlagen, vermutlich für das Abendessen? Er war aber zu langsam bzw. der „Gecko“ war schneller.



  

Einer der Rama-Boulevards

Ein altes Fort (kann mich leider nicht mehr an die Details erinnern ?)

Wiederum das Fort, im Hintergrund der Golden Mount

Bezüglich Kreiselverzierungen sind die Thailänder etwas pompöser als wir

Ziemlich zu Beginn meines Aufenthaltes hat mir ein anderer Gast erzählt, sie hätte einen Alligator im Fluss erblickt. Gibt es Alligatoren in Thailand, in einer riesen Stadt wie Bangkok? Irgendwie konnte ich mir das nicht so ganz vorstellen, muss aber zugeben, dass ich botanisch nicht so wirklich bewandert bin. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals hätte ein solches Viech gute Möglichkeiten gehabt, ans Ufer und damit unter die Menschen zu kommen und auch die Tatsache, dass einige Thais furchtlos in dieses Gewässer hinabstiegen, liess mich doch eher am Vorhandensein von Alligatoren zweifeln. Etwa in meiner 3. Woche konnte ich schliesslich sehen, was sie gemeint hatte. Es gab einen Grossen und einen Kleinen und sie hatten tatsächlich Beinchen und Füsse, die an einen Alligator erinnerten. Ich würde diese Tiere jedoch eher als Echsen bezeichnen. Sie haben einen Kopf wie eine Schlange inkl. der züngelnden Zunge und sehen einem Gecko ziemlich ähnlich, ausser, dass sie halt massiv grösser sind als Geckos und damit alles niedliche verloren haben. Sie sind für meinen Geschmack sogar ziemlich ecklig. Und der Grosse war echt gross, von Kopf bis Schwanz sicher 2m lang wenn nicht sogar länger, ein kleines thailändisches Nessi-Monster und aus der sicheren Entfernung meines Balkons oder der Terrasse auch genauso faszinierend.

Der Kleine beim Eintauchen ins Wasser

Der Grosse an Land  

und beim Wasserbad


Wer findet ihn? ?
  

Für die Verlängerung meines Aufenthalts in diesem Hotel musste ich umziehen und wurde hierfür in den 6. Stock verfrachtet. Nun war alles etwas grösser, das Zimmer, das Bett, das Bad und sogar der Balkon. Dennoch fühlte ich mich dort oben nicht so wohl und war froh, als ich wieder nach unten ziehen konnte. Obwohl es zu Beginn – überraschend! – ganz schön tückisch war, in einem schmalen Bett zu schlafen. Ich hätte das ja nie gedacht, aber es wäre mir mehr als einmal fast passiert, dass ich mich aus dem Bett gerollt hätte beim Umdrehen….

Bei der City Hall, diese Kolonne an gleichen Fahrzeugen hat mich fasziniert

Die City Hall persönlich  

Ein Tempel neben der City Hall

  

Während der ersten Tage zurück in Bangkok war ich vor allem, wenn überhaupt, in der Umgebung des Hotels unterwegs. Dabei war ich auch auf der anderen Seite des Kanals, allerdings, rückblickend, ein wenig an der falschen Ecke, so dass ich die wirklich guten Plätze dort leider erst gegen Ende meines Bangkokaufenthalts entdeckt habe. Dafür habe ich das Democracy Monument gesehen (immer wieder, um genau zu sein) und verschiedene Wege zur Khaosan Road gefunden (alle Wege führen zur Khaosan….). Die Khaosan selber ist der Horror, obwohl ich dort endlich brauchbare T-Shirts gefunden habe, wofür ich noch immer dankbar bin (denn meine mitgebrachten waren so langsam wirklich reif für den Abfalleimer).

Beim Democracy Monument
  

Das Democracy Monument – wenn man so will, ein riesen Kreisel mitten in einem der grossen Rama-Boulevards

Eine alte, gezeichnete Karte von Bangkok – hat mir einfach gefallen

Und das Demokratie-Denkmal bei Nacht

  

Ebenfalls zu Beginn meiner erneuten Bangkok-Zeit habe ich liebgewonnene Bekannte wieder getroffen, die ich in Siem Reap kennengelernt hatte. Zwei „alte Bangkok-Hasen“ auf dem Weg zurück in die Heimat, die mir ein paar gute Tipps gegeben und mir den Start in BKK vereinfacht haben. Wenn ich allein unterwegs bin, vermisse ich meist nichts, aber wenn man jemanden trifft, den man kennt (und mag – nicht zu vergessen!), ist das doch immer wieder schön (und) emotional! Ausserdem finde ich es mittlerweile toll, wenn ich wieder mal (zumindest halbwegs) meine Sprache sprechen kann! Dass deutsch für uns Schweizer doch eigentlich eine Fremdsprache ist, wurde mir nämlich mittlerweile nur zu deutlich. So war Bangkok in diesen 2d in Begleitung eher nebensächlich, es war die Zeit des Gesprächs und des Zusammensitzens (und damit fast ein kleines Stück Heimat ?). Diese beiden Tage waren wunderbar – Danke Euch! – und ich habe es doch recht bedauert, dass sie nicht noch etwas länger bleiben konnten. Nebenbei, ein genialer Nebeneffekt des Reisens ist, dass man das Gefühl bekommt, es gäbe beinahe nur Menschen mit den „richtigen“ (sprich meinen ?) Werten und Einstellungen! Logisch, die Kapitalisten residieren woanders und laufen mir nicht über den Weg (ausser in den Schlagzeilen natürlich) und die gehirngewaschten Vaterlandsliebhaber bleiben gleich ganz zu Hause….

Als ich wieder allein war, wurde mir erstmals bewusst, dass die thailändische Gastronomie eigentlich so gar nicht nach meinem Geschmack ist, sie hat so was Mc Donaldsartiges. Damit meine ich natürlich nicht das Essen, obwohl man die vielen kleinen Garküchen am Strassenrand schon irgendwie als „Fastfood“ im Sinne des Wortes (und eben nicht im Sinne von Junkfood, was ja oft synonym verwendet wird) bezeichnen kann. Nein, es ist die Einrichtung, die zumindest mich an Fastfoodketten erinnert im Sinne  von „bleib ja nicht zu lange sitzen“! Also wirklich gemütlich nach meinem Geschmack ist in Thailand nur schwer zu finden. Und als Heimatlose ist das nicht so von Vorteil. Umso wichtiger wird dann das Hotel! Und hier hatte ich ja soweit immer Glück in Thailand!

Und das ist sie, die berühmte, schreckliche Khaosan Rd, die man mal gesehen haben muss, damit hat es sich dann aber auch
  

 

Siem Reap, KHM – Alltag

Beinahe 8w habe ich letztlich in Siem Reap verbracht und dabei hat sich so etwas wie Alltag à la Zuhause ergeben. Nun ja, ein sehr komfortabler Alltag, musste ich mich doch nicht um einen Haushalt kümmern, das Reinigen übernahmen die Zimmermädchen, das Kochen die Restaurants, das Waschen der Laundryservice…. Da kann man nicht meckern! Ich konnte also den ganzen lieben langen Tag tun, was mir beliebte, bis auf die kleine Einschränkung bei der Beweglichkeit. Meine üblichen Märsche und Spaziergänge musste ich so natürlich streichen und ich konnte mich auch nicht dazu überwinden, meine Füsse durch Tuk Tuks zu ersetzen. Mich irgendwo ziellos herumfahren zu lassen, entspricht mir irgendwie nicht. Dank der unterschiedlichen Kliniken, den Besuchen der Tempel und einer späteren Bekanntschaft habe ich dennoch ein klein wenig von Siem Reap gesehen.


  

Insbesondere in meinem ersten Monat habe ich meine Zeit hauptsächlich lesend oder schreibend in meinem Lieblingslokal verbracht und zwischendurch mit Plaudereien mit dem Personal. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Kommunikation mit Handy keine Marotte der heutigen Jugend ist. Während dieser Zeit sass ich eigentlich immer allein an einem Tisch und war entsprechend mit mir selber beschäftigt. Dass ich dabei mein Handy oder Tablet ständig in den Fingern hatte, scheint mir nicht abwegig (denn ich wollte ja schreiben oder lesen und meine Bücher sind auch in meinem Handy), dass dies jedoch auch bei all meinen Tischnachbarn zutraf, die mindestens zu zweit am Tisch sassen, fand ich doch eher bedenklich. Früher konnte man viele Paare beobachten, die sich die ganze Zeit anschwiegen. Die sind praktisch verschwunden oder sagen wir, es fällt nicht mehr so auf. Denn schweigen tun sie nach wie vor, aber dabei starren sie auf ein Display und erwecken damit zumindest den Anschein, sie wären einfach beschäftigt und könnten daher nicht mit ihrem Gegenüber sprechen…. Wer weiss, womöglich nehmen die Scheidungen Dank Handys ja zukünftig wieder ab, weil das sich gegenseitige Anschweigen „verschwindet“ und man sich so wieder besser vormachen kann, es wäre alles in Ordnung? So gesehen ist das womöglich keine so schlechte Entwicklung?, zumindest will ich mir kein Urteil dazu anmassen, aber der Blick „in die Runde“ im Restaurant hat mich doch etwas schockiert…. Da geht man zusammen in die Ferien und kommuniziert lieber mit dem Handy (oder via wie die Teenies?) als mit seinem Gegenüber? Ok, Ihr habt gewonnen, vermutlich ist es doch mutig, allein auf Reisen zu gehen!

Angkor hat die höchste Tempeldichte und Siem Reap vermutlich die höchste Hoteldichte…. Es ist unglaublich, wieviele Hotels, Guesthouses und Hostels sich in diesem kleinen Ort tummeln. Mir ist das zu Beginn nicht so aufgefallen, aber ich glaube, es gibt da kaum eine Strasse, in der man keine Übernachtungsmöglichkeit finden würde. Wenn man an einen Ort gehen kann, ohne sich im Voraus um ein Hotel zu kümmern, dann ist es Siem Reap! Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Übernachtungspreise extrem günstig sind. Ansonsten ist Siem Reap – ganz dem Tourismus verschrien – eher teurer als andere Orte in Kambodscha. Selber sagen kann ich es nur von Phnom Penh und annehmen darf ich es wohl von sonstigen Orten, die mit Tourismus nichts oder kaum etwas am Hut haben. Gehört habe ich es von anderen Tourismusorten, insbesondere den Strandgegenden. Doch mit guten Beziehungen zu Einheimischen liesse es sich auch in Siem Reap sehr günstig leben.

 
  
  

Ziemlich zum Beginn meiner Siem Reap-Zeit stellte ich nach dem Aufwachen fest, dass sich die A/C nicht aktivieren liess. Ein Griff nach dem Lichtschalter liess mich schliesslich schlussfolgern, dass wohl der Strom ausgefallen war. Das kann es ja in diesen Ländern geben….. Und ich nächtigte nicht in einem der teuren Hotels, wo man von einem eigenen Generator ausgehen könnte. Ist ja auch nicht unbedingt ein Problem, sofern die Akkus geladen sind und der Stromausfall nicht ewig dauert. Als ich dann jedoch unter die Dusche wollte, musste ich feststellen, dass es auch kein Wasser gab…. Das war schon weniger angenehm. Es ist echt nicht toll, sein Heim ungeduscht zu verlassen! Aber immerhin, ohne Strom keine A/C und ohne A/C dürften wohl alle verschwitzt sein… Denn kaum hatte ich das Zimmer verlassen und meinen Hotelstaff begrüsst, liess man mich auch schon wissen, dass an diesem Tag GANZ SIEM REAP weder Strom noch Wasser hatte. Da wurde offenbar irgendetwas umgestellt und dafür wurde einfach mal kurzerhand der Strom abgestellt und das Wasser gekappt…. und das mitten in der Highseason. Etwas gewöhnungsbedürftig, zumindest für uns Westler…. Aber wie gesagt, sassen ja alle im gleichen Boot. Ich nahm es in erster Linie mit Humor. Und mein Receptionist hatte Recht, da diejenigen, die an dieser Umstellung gearbeitet haben, offenbar rechtzeitig in den Feierabend wollten, kamen Strom und Wasser sogar etwas eher als angekündigt, kurz vor 17 Uhr zurück.

Und à propos Strom, einige Tage später, nachts so gegen 2 oder 3 Uhr, sass ich auf dem Balkon, räuchelte gemütlich ein Zigarettchen und genoss die kühlere Nachtluft, als es plötzlich einen enormen, wirklich enorm lauten Knall gab und sofort die gesamte Strasse stockdunkel wurde, was die sprühenden Funken bei einem der grösseren und edleren Gebäude in der Nachbarschaft (irgend so eine Art Karaoke-Schuppen für die reicheren Asiaten) noch viel besser zur Geltung brachte, ein richtiges kleines Feuerwerk! Ich dachte schon, die hätten wohl etwas zu stark auf ihren Feierabend gedrängt und irgendetwas nicht ganz sauber abgeschlossen…. Aber es dauerte keine Minute, da war der Strom wieder da. Naja, bis auf das besagte Gebäude. Da hatte es wohl einen gewaltigen Kurzschluss gegeben. Und erstaunlicherweise waren auch die Generatoren  dieses Luxusschuppens betroffen (oder sie haben keine?), denn dieses Gebäude blieb bis auf weiteres stockdunkel. Muss recht unangenehm gewesen sein für dessen Gäste, vermute ich mal. Aus meiner Perspektive war es ganz unterhaltsam (wie gesagt, Feuerwerk).

Mit Ausnahme einer (? – habe zumindest keine weitere gesehen) Hauptstrasse sind die Strassen hier furchtbar eng (und nicht selten nicht mal asphaltiert). So gab es hier öfters Stau als im grossen Phnom Penh, denn 2 Autos kommen schlichtweg nicht aneinander vorbei, was immer sofort zu einem kleinen Rückstau auf beiden Seiten führte, der sich jedoch meist auch sehr schnell wieder auflöste. Denn stand mal alles, konnten die beiden Autos aneinander vorbeizirkeln und waren sie aneinander vorbei, kam schnell alles wieder ins Rollen. Für Fussgänger ist diese Enge allerdings recht unangenehm. Trottoirs gibt es nur wenige – immerhin, hier sind sie normalerweise nicht vollgestellt, wenn’s denn welche gibt – und am Strassenrand fährt das meiste nur mit milimeter-Abstand an einem vorbei. Zum ersten Mal hier in Asien habe ich mich diesbezüglich des öfteren recht unwohl gefühlt. Erfreulicherweise haben sie es hier weniger mit dieser lästigen Huperei, dafür erschrickt man regelmässig, wenn plötzlich wieder irgendetwas wie aus dem Nichts von hinten kommend an einem  vorbeisaust. Wahrscheinlich war ich diesbezüglich auch empfindlicher, da ich ja allgemein nicht so sicher auf den Füssen stand. Jedenfalls hängt diese Erinnerung noch immer unangenehm nach.

Um den 8. Februar herum war dann Chinese New Year. Da die Kambodschaner ihr eigenes haben (im April), hatte ich nicht erwartet, dass dies ein Thema sein würde. Hatte ich meinen Vietnam-Aufenthalt doch extra darum herum geplant (denn es ist auch das Vietnamesische Neujahr, genannt TET), um solchen Festivitäten auszuweichen, hatte es mich nun doch erwischt. Allerdings konnte ich dem Ganzen letztlich doch ganz gut aus dem Weg gehen und habe eigentlich gar nicht so viel davon mitbekommen, abgesehen davon, dass die Stadt plötzlich voller Chinesen war. Denn die haben offenbar 10d Ferien zu diesem Fest. Ich weiss schon…. Fremde Kulturen und so, sollte man sich ansehen, aber ehrlich, ich hatte einfach keine Lust auf derartigen Trubel. Davon abgesehen war ich doch längst im 2016 angekommen…. immerhin habe ich gelernt, dass es offenbar mehr Neujahrfeiern gibt, als ich gewusst hatte! Das thailändische kommt nämlich auch noch…. Wobei ich mich damit noch nicht so stark auseinandergesetzt habe. Möglicherweise fällt es mit dem kambodschanischen zusammen?

Zwei (chinesische) Kältewellen habe ich in Siem Reap durchgestanden! ? Da erreichten mich aus der Schweiz ständig Nachrichten, von wegen, es sei viel zu warm und der Winter wolle so gar nicht kommen und mir sind fast die Füsse abgefroren! Klimawandel? Gemäss Donald Trump ja nur Geschwätz. Ich weiss, er ist’s nicht wert, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt, aber es sieht so langsam danach aus, als würden wir darum nicht herumkommen. Und nachdem ein europäisches Land nach dem anderen die Populisten in den Himmel hebt und mit tragisch vielen Wählerstimmen beschenkt, müssen wir uns wohl eingestehen, dass die Zeiten, in denen wir die Amerikaner für ihre Dummheit belächelt haben, vorbei sind. Wollen wir dabei aber den kleinen Lichtblick nicht vergessen. Angefangen bei der hohen Stimmbeteiligung vom 28. Februar, die mir endlich bestätigt hat, was ich schon lange behauptet habe: die Mehrheit der Schweizer ist nicht dumm, nur frevlerisch faul und soweit es das Autofahren anbelangt, unverschämt bequem – von wegen Sicherheit! Was für ein scheinheiliges Argument! Wer ausser den ferienhungrigen Europäern und den Transportunternehmen braucht denn einen Strassentunnel durch den Gotthard, wo wir doch demnächst diesen bombastischen Zugtunnel haben? Schweizer, Ihr seid bescheuert. Jammert über die Kosten der vielen Flüchtlinge und werft Mia. aus dem Fenster, damit ihr die Emmissionen von ganz Europa tragen dürft, gratuliere!! Aber ist ja nichts Neues, dass wir das Thema Umweltschutz der nächsten Generation überlassen. Und damit hätte ich den Kreis eigentlich geschlossen, muss aber doch noch erwähnen, dass der 2. Lichtblick vom 28. der Oscar für den männlichen Hauptdarsteller war – endlich! ? Ach so, ja und das DSI-Ergebnis natürlich, wobei ich das eigentlich nicht anders erwartet hatte. Allerdings habe ich erst im März – und das mit einem ziemlich starken Lachanfall – festgestellt, dass die ja gar nicht durchsetzen sollte, wovon ich die ganze Zeit ausgegangen war…..!!? Naja, bin ja hier schon etwas in der Pampa bezüglich schweizer Politik, das Abstimmungscouvert hat mich natürlich nie erreicht und in den Medien war immer nur die Rede vom Durchsetzen und gar nicht so genau, was denn eigentlich durchzusetzen sei und welche SVP-Initiative ist denn ständig Thema? Natürlich die mit der begrenzten Einwanderung und die Schwierigkeit mit den Bilateralen….diese Ausschaffungssache hatte ich gar nicht mehr auf dem Radar! Wär ja auch kein Thema mehr, wenn wir die bösen Ausländer erst gar nicht mehr reinlassen würden…?

 

Kältewelle ist natürlich ein grosses Wort. Es war nicht kalt im schweizerischen Wintersinne, aber es wurde nachts zeitweilen ganz schön kühl und auf jeden Fall kühler, als man hier darauf eingestellt wäre. So während ein, zwei Nächten hätte ich nichts dagegen gehabt, ein wenig heizen zu können. Und ich war ganz froh, als mein Fuss wieder in die Sneakers passte, kalte Füsse sind einfach etwas Unangenehmes!

Zu Beginn meines letzten Drittels in Siem Reap machte schliesslich die Nachricht eines grusligen Mordfalles die Runde. Offenbar war in einem Hotelzimmer eine Frau ohne Kopf aufgefunden worden…. Ich glaube, die meisten Touristen haben davon nichts mitbekommen, aber unter den Kambodschanern war es ein heisses Thema. Ich habe Fotos gesehen, bin aber bis heute nicht überzeugt, dass das Ganze wirklich wahr ist. Googeln hat zumindest nichts ergeben. Was allerdings nicht unbedingt etwas heissen muss. Was interessiert sich die westliche Welt schon für so etwas, so lange es nicht eine westliche Touristin war? Und die Khmer-Nachrichten kann ich natürlich nicht lesen. Auffallend war auch, dass mich die Security-Leute von Hotels auf meinem nächtlichen Heimweg plötzlich ständig gefragt haben, wo ich hin müsse und wie weit es noch sei. Da dies neu war – und ich war ja nun doch schon eine Weile da und diesen Weg etliche Male nach Hause gegangen – lässt sich daraus wohl deuten, dass viele Einheimische der Meinung waren, dass dieser Vorfall Realität sei. Ich weiss es nicht. Es wäre zumindest  nicht der erste solche Fall in dieser Gegend (und damit meine ich einen grösseren Umkreis als nur gerade Siem Reap, länderübergreiffend).

 

  

Schliesslich sollte ich der Pubstreet wohl auch noch ein paar Zeilen widmen, ist sie doch neben den Tempeln DER Touristenmagnet in Siem Reap. Mein Fall war sie nicht so. Nachmittags geht’s, aber nachts ist es einfach nur laut. Wie es der Name sagt, reiht sich eine Bar (oder eben Pub) an die nächste und davor, am Strassenrand, stehen nachmittags die kleinen rollenden Wägelchen, die einem Fruchtdrinks mixen und die nachts von den Wagen mit den starken Alkoholika abgelöst werden. In etwa vermutlich vergleichbar mit den Ausgangsmeilen in den Touristenorten am Mittelmeer, nur das Meer fehlt. Dafür haben sie hier die Bettler, was jetzt nicht zynisch gemeint ist. Im Gegensatz zu Phnom Penh findet man hier nur wenige und eben eigentlich fast nur in der Pubstreet. Wie mir eine alte „Siem Reap-Häsin“ erzählt hat, war das vor ein paar Jahren noch ganz anders. Doch diese Bettler bzw. die ganzen armen Kambodschaner sind irgendwie aus Siem Reap verschwunden und keiner der Westler weiss, wo sie geblieben sind. Offensichtlich wurden sie umgesiedelt  und vermutungsweise so weit weg, dass sich der Weg nach Siem Reap nicht mehr lohnt.

Dabei kommt mir eine Erinnerung an einen jungen Mann ohne Beine und ohne Unterarme (die Vermienung der Khmer Rouge lässt grüssen), der an einer Ecke höckelte, an der wir vorbei gingen. Dieser Kambodschaner hat uns gegrüsst und hatte dabei ein derartiges Strahlen im Gesicht, dass wir nach 5min umgedreht sind, um ihm eine kleine Spende zu geben. Diese unglaubliche Freude, die dieser junge Mann ausgestrahlt hat, hat uns derart beeindruckt, dass es uns noch eine Weile beschäftigt hat. Wer von uns wäre wohl bei diesem Schicksal so lebensfroh? Ich hätte ihn zu gerne fotografiert, um diesen Augenblick festzuhalten. Allerdings bezweifle ich, dass ich ihm hätte klar machen können, weshalb ich dieses Foto wollte. Womöglich hätte es ihn auch so nicht gestört, aber es erschien mir dann doch nicht richtig, einen Krüpel zu fotografieren….und bei meinen Fotografierkünsten wäre es vielleicht auch gar nicht richtig rübergekommen. Diese strahlenden Augen kann ich noch immer vor mir sehen, wirklich unglaublich beeindruckend! Wie in Vietnam gibt es auch in Kambodscha viele solch versehrte Menschen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Kambodscha in den Vietnam-Krieg hineingezogen worden war. Es gibt auch in diesem Land Agent Orange-Opfer. Noch schlimmer sind jedoch die Auswirkungen der Khmer Rouge, welche viele Bereiche des Landes vermient haben (bspw. auch das Tempel-Gelände von Angkor musste zuerst einmal von Mienen frei geräumt werden). Heute verstehe ich eine Princess Diana oder eine Angelina Jolie, die sich so stark machen/gemacht haben, für die Mienenräumung und entsprechende Verbote. Mienen sind eine derart heimtückische und miese Kriegswaffe, die leider bis weit in die Friedenszeiten nachwirken…. Ich weiss nicht, aber ich glaube, den wenigsten Kriegsparteien geht es darum, für die Khmer Rouge war es aber gerade das Ziel, das Khmer-Volk noch möglichst lange zu schädigen und zu dezimieren. Und damit bin ich von einer ausserordentlichen Freude wieder zu einem deprimierenden Thema abgeschwenkt…. Das war eigentlich nicht mein Ziel. Beenden wir diesen Absatz mit der Erinnerung an die strahlenden Augen und diese unglaubliche Lebensfreude…..

Es heisst, dass die Strasse, in der ich gewohnt und meist auch gelebt habe, die zukünftige Pubstreet sein soll. Einige clevere (?) Investoren bauen darauf und so finden sich eben auch in der noch engen Sok San Rd bereits das eine oder andere Touristen-Ungetüm, sprich riesige Lokale im westlichen Stil. Kurz vor meiner Abreise hat die Polizei sämtliche Namensschilder der Lokale am Strassenrand entfernen „lassen“ – was vorerst einmal zu mehr Dunkelheit und damit nicht gerade zu mehr Komfort geführt hat (diese Schilder sind alle beleuchtet und zu 98% dienen sie gleichzeitig einer Bierwerbung, es hat denn auch eine Weile gedauert, bis ich diese auch als Namensschilder erkannt hatte). Dies weil die Strasse verbreitert werden soll. Mögen also zutreffen, diese Zukunftsvoraussagen oder lässt einfach darauf schliessen, dass die potenten Investoren genug geschmiert haben. Schade, mir hat es ganz gut gefallen, wie es war. Die Strasse bietet alles, was man braucht, Unterkünfte, Restaurants, Läden für den täglichen Bedarf, diverse kleine Streetfood-Stände und vor allem dennoch viel Ruhe. Sollte es denn einst so trubelig zu und her gehen, wie in der heutigen Pubstreet, werde ich wohl „umsiedeln“ und mir ein neues Plätzchen suchen müssen.

Neben den üblichen Katzen, Hunden, Geckos und Moskitos, welche alle in Massen vertreten sind, habe ich auch überraschend viele Frösche angetroffen in Siem Reap. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich Frösche sind oder allenfalls eine andere derartige Spezies, denn sie waren nicht grün, sondern braun, aber von der Grösse her und abgesehen von der Farbe sahen sie aus wie das, was wir Frosch nennen. Es schien ein wenig, als hätte jedes Lokal und jedes Hotel seinen eigenen „Hausfrosch“. Allerdings waren sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt und ob es denn immer wieder der gleiche Frosch war, weiss ich natürlich auch nicht. Doch fast immer, wenn ich irgendwo sass und mich umgeschaut habe, konnte ich am Boden einen entdecken. Und dabei waren eigentlich gar keine Gewässer in der Nähe – also vielleicht doch keine Frösche? Wie auch immer, erstaunlich mutige kleine Kerle sind sie jedenfalls. Habe ich es doch noch nie erlebt, dass ein Frosch oder froschähnliches Wesen um meine Füsse herum gejumpt ist.

In der zweiten Hälfte meines Aufenthalts in Siem Reap hatte ich derart viele Kontakte geknüpft, dass ich kaum noch alleine an meinem Tisch sass. So manches Mal war das gewollt, allerdings nicht immer. Dabei kam ich in den Clinch, auf mein Lieblingslokal oder aufs Alleinsein zu verzichten. Das ist wohl der Nachteil, wenn man zum Stammgast wird in einem Lokal, das noch weitere Stammgäste hat, die einem jedoch nicht besonders zusagen. Sich da zu separieren, ohne zu brüskieren, ist gar nicht so einfach. Dadurch habe ich eine Weile lang ganz schön viel oder zumindest nach meinem Geschmack zu viel Zeit verschwendet. Letzlich war es jedoch eine gute Schulung. Menschen, die nicht zuhören können oder nur hören, was sie hören wollen, muss man vermutlich einfach mal brüskieren, wenn man etwas erreichen will. Jedenfalls habe ich es gegen das Ende hin auch wieder hingekriegt, in meinem Lokal Zeit mit mir selber zu verbringen.

 

Siem Reap, KHM – Ein Erlebnisbericht mit Unfall

Die Fahrt von Phnom Penh nach Siem Reap dauert gleich lange wie die Fahrt von HCMC nach Phnom Penh. Dieses Mal war der Bus jedoch komfortabler und es gab natürlich keinen Unterbruch an der Grenze. Mein erster Sitznachbar war ein leicht durchgeknallter Inder (aber auf eine gute Art), der die Schweiz ausserordentlich gut kennt. Wie er mir erzählt hat, lebt er in Kanada und macht jeden Winter mit seiner Frau eine Reise ins warme Asien. Er ist mittlerweile pensioniert, verbringt einen Grossteil seiner Zeit mit Malen und liebt es, jede Menge Geschichten zu erzählen, bei denen man nie so ganz sicher ist, was denn nun stimmt und was nicht. Ausserdem ist er ein überaus aktiver Facebook-User. Wenn er mal nicht erzählt hat, ist er in seinem ipad herumgesurft und hat Nachrichten gelesen und geschrieben – wär’s nicht Facebook gewesen, man hätte ihn wohl für einen gestressten Manager gehalten. Nach dem 2. Stopp konnte er es arrangieren, dass er mit seiner Frau zusammensitzen konnte und ich bekam einen neuen Sitznachbarn, einen ausgewanderten Franzosen, der seit 6j in Siem Reap lebt und geschäftlich in PP zu tun hatte. Es wäre sicherlich interessant gewesen, sich mit ihm zu unterhalten, aber nach den vielen abstrusen Geschichten war ich ziemlich müde – diese Busfahrten starten auch immer viel zu früh am Tag! – und habe den Rest der Fahrt verschlafen.

In Siem Reap angekommen war schnell zu erkennen, dass ich wieder an einem touristischen Ort gelandet war. Die Stadt ist nicht sehr gross und voller Angebote für Touristen in allen Preislagen. Ausserdem ist es der „Hauptsitz“ von Beat Richners Hilfswerk. Sein Kinderspital liegt auf dem Weg zu den berühmten Tempeln und ich bin mehrfach daran vorbeigefahren. Es ist überraschend gross und überall hängen Werbeplakate für seine Konzerte, die offenbar wöchentlich stattfinden. Die Gegend ist ansonsten eher nobel, rund um das Kinderspital finden sich 5-Sternehotels und teure Geschäfte. Es wundert mich, wie das zusammen geht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Luxus-Institute erfreut sind über die Ärmsten der Armen, die sich da in ihrer Strasse tummeln. Und noch mehr wundert es mich, dass Richner ausgerechnet ein derart teures Gebiet für seine Klinik ausgesucht hat. Aber wer weiss, vielleicht war er ja zuerst da. Oder es war eine edle Spende des Staates Kambodscha? Wie auch immer, es ist nun so und vielleicht zieht es den reichen Gästen ja das Geld aus der Tasche, wenn sie das Elend vor der Nase haben.

Ich wollte eigentlich nicht so wirklich nach Siem Reap, die grossen Städte sind nun einmal eher mein Ding. Aber irgendwie kann man nicht nach Kambodscha gehen und sich diese Tempel hier nicht ansehen, das hätte schon beinahe etwas Frevlerisches, scheint mir. Und wahrlich, mittlerweile bin ich froh, bin ich hier hin gereist. Ja, ich muss mich sogar korrigieren: egal was man aushält, DAS sollte man wirklich gesehen haben! Es ist unglaublich, was die hier aus dem Dschungel ausgegraben haben!! Nach Indien dachte ich, ich würde nie mehr im Leben einen Tempel besichtigen, ich hätte genug Tempel für den Rest meines Lebens gesehen. Aber das hier ist noch einmal etwas Anderes. Man kommt aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus!! Und vermutlich ist es auch von Vorteil, dass diese Tempel nicht mehr in Nutzung sind, das indisch-schmuddlige fällt weg.?

 
Die weiteren Beschreibungen zu den Tempeln hat Euch meine Software leider vorenthalten. Sie wurden irgendwo im Nirvana abgespeichert und sind nicht mehr auffindbar…. Sollte wohl nicht sein. Mir ist jedenfalls die Lust vergangen, mich ständig zu wiederholen und wieder von vorne zu beginnen und ich befasse mich nun eher mit existentiellen Gedanken zu meinem Schreiben. Es sind so langsam etwas viele Steine, die mir da in den Weg gelegt werden, es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich hier schreibe: ich hab‘ die Schnauze voll!?

 

Also zurück zum Titel: mein erster Tempelbesuch stand unter keinem guten Stern. Ich hatte die „kleine Tour“ geplant, beginnend mit Angkor Wat, dem wohl besterhaltensten und bekanntesten der Tempel. Beim Verlassen desselben ist es dann passiert, ich hatte ein Loch im Weg übersehen und mir dabei unglücklich den Fuss umgeknickt. Zuerst fühlte es sich an, als hätte ich mir das „Narrenbein“ angeschlagen. Nach 5min war das Gefühl im Fuss jedoch zurück und ich dachte, es sei soweit alles ok und liess mich zu Angkor Thom, dem nächsten Tempel, fahren. Dieser erstreckt sich über ein riesiges Gelände und die Sonne hat nur so heruntergebraten. Ich hab‘ mir denn tatsächlich auch noch einen Sonnenbrand geholt an diesem Tag. Allerdings war das letztlich mein kleinstes Problem. Denn der Fuss begann plötzlich immer mehr zu schmerzen und irgendwann realisierte ich auch, dass er ganz schön angeschwollen war. Da war wohl doch mehr schief gelaufen, als ich zuerst gedacht hatte…

Die letzte Stunde bis zur Rückkehr meines Tuk Tuk- Fahrers habe ich denn auch sitzend verbracht. An all diesen Touristenorten findet sich mindestens ein Bereich, der den Händlern vorbehalten ist. Es gibt Stände mit den üblichen Kleidern, Bilder oder Souvenirs, aber natürlich auch Verpflegung. Dort war man so nett und hat mir ein Stühlchen angeboten, als ich angehumpelt kam.

Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken ?, ich wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht vielleicht dieses oder jenes auch noch brauchen könnte. Einer der „fliegenden Buchhändler“ hat mir dabei besonders imponiert. Er war trotz seiner beschränkten Englischkenntnisse sehr kreativ in seinen Verkaufs-Argumenten. ? Doch er hatte leider das falsche Produkt. Ich werde mir keine Bücher mehr kaufen! Auch sonst waren es unterhaltsame und interessante Gespräche mit den jungen Kambodschanern. Wir haben uns gegenseitig über die Sitten unserer Länder aufgeklärt, dabei gab es so manchen Grund zum Lachen. Es ist für mich überraschend wie fröhlich und gut gelaunt die Menschen dort waren (bzw. sind in Kambodscha). Den ganzen langen Tag in dieser Hitze herumzulungern und auf „Touristenfang“ zu gehen, stelle ich mir sehr eintönig, langweilig und nervenaufreibend vor. Ich wollte nicht, das wäre meine Arbeit! Da bestätigt sich wohl wieder einmal: die zufriedensten Menschen sind die, die nichts haben.

Anschliessend musste ich mir meine Erlösung noch etwas verdienen. Wie erwähnt, das Gelände von Angkor Thom ist riesig und ich hatte keine Ahnung, wo genau mein Tuk Tuk-Fahrer beabsichtigte, auf mich zu warten. Seine Angaben, die er beim Eingang zum Gelände machte (und wo wir uns nicht wieder treffen würden), waren im Nachhinein nicht mehr so klar…. Letztlich lag das Problem wohl eher daran, dass er einfach zu spät dran war, doch das wusste ich natürlich nicht. So bin ich also in der bratenden Sonne von Tuk Tuk-Platz zu Tuk Tuk-Platz gehumpelt und spürte dann doch auch eine leichte Verzweiflung aufkommen. Natürlich hätte ich locker bei einem der vielen anderen Fahrer einsteigen können, die mich im Minutentakt angesprochen haben, aber dafür bin ich wohl doch zu gut erzogen…. Im Nachhinein waren dies die schlimmsten 20min dieses Tages: mit schmerzendem Fuss, voller Ungewissheit, was genau die Ursache für die Schmerzen ist, in einem unbekannten Brutkasten und fast allein auf der Welt im absoluten Selbstmitleid…. Und was für eine Freude war es, als mein Fahrer schliesslich aufgetaucht ist!!

Ich habe mich darauf in die Klinik eines holländischen Arztes fahren lassen, der gemäss meinem Reiseführer auch deutsch spricht. Dort angelangt war die Klinik aber nicht mehr, mein Tuk Tuk-Fahrer war völlig verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. Zum Glück kam uns ein Australier zu Hilfe, der dort seine Kaffeebar hat. Er informierte uns, was mit der Klinik geschehen war und konnte mir zum Glück weitere Adressen angeben. So bin ich schliesslich in einer relativ neuen Khmer-Klinik gelandet, die mich positiv überrascht hat. Sie hatten sogar ein (gutes!) Röntgengerät und haben mich mit dem Rollstuhl herumgefahren – kam mir vor wie in einem amerikanischen Film. Auf dem Röntgenbild konnte selbst ich sehen, dass mein Knöchel leicht angebrochen war. Holdrio, da hatte ich mir also meinen ersten Bruch überhaupt ausgerechnet in Kambodscha geholt!

Man wollte – aus welchen Gründen auch immer – noch einen 2. Arzt hinzuziehen, auf den ich lange warten musste. Das wiederum erinnerte an die Notaufnahmen zu Hause… Und war natürlich genauso nervig wie zu Hause auch, zumal ich erst in der letzten Wartestunde herausgefunden hatte, dass die Klinik free wifi bietet…. Und – ein wirklicher Nachteil einer lokalen Klinik – die Zeitschriften in der Wartezone waren natürlich alle in Khmer…. Immerhin hatte ich nicht mehr zu leiden – nun ja, abgesehen von der Geduldsthematik – da man mir relativ bald nach dem Röntgen irgendwelche Pillen verabreicht hatte, die Wunder gewirkt hatten gegen die Schmerzen.

Gegen 8 Uhr abends kam der andere Arzt schliesslich, direkt aus einer Operation, die offenbar viel länger gedauert hatte als erwartet und so sah er auch aus, abgekämpft und müde und nicht sonderlich erfreut über meinen Fall – nicht gerade vertrauenserweckend! Es folgte das bereits bekannte Prozedere, Röntgenbilder betrachten, an meinem Fuss herumdrücken, Fragen stellen und Beantwortungsversuche meinerseits. Letztlich waren sich alle einig, dass ich keinen Gips brauche, nur viel Ruhe für den Fuss und man hat mich mit Schmerzmittel und einem Stützverband entlassen. Da war ich nun also, noch fremd in Siem Reap mit einem gebrochenen Knöchel und einem kaum gebrauchten teuren 3-Tages-Ticket für die Tempel.

Es hätte jedoch weitaus schlimmer kommen können. Ein offener oder komplizierter Bruch, ein Bänderriss oder irgendwelche inneren Verletzungen (anderorts) wären sicherlich viel unangenehmer geworden und hätten mich vermutlich zur Heimkehr gezwungen. Denn ich muss doch zugeben, mein Vertrauen in die hiesigen Ärzte ist doch etwas geringer als in die unsrigen (und das ist ja schon tief), auch wenn ich darauf nicht sonderlich stolz bin. Schliesslich kann man überall einen schlechten oder einen guten Arzt erwischen. Offensichtlich war es aber noch nicht Zeit, Heim zu kommen. Das hat sich mittlerweile auch ganz klar bestätigt. Es gab noch etwas zu finden, doch dazu später.

Die kommenden 4d habe ich in meinem Hotel verbracht, um meinem Fuss die notwendige Ruhe zu geben. Eigentlich mag ich das nicht so, doch in diesem Fall war ich froh, dass mein Hotelzimmer im Parterre lag. Ausserdem hat das Hotel ein wirklich gemütliches openair-Restaurant, teilweise mit einer Art Festbankbestuhlung, wodurch ich meinen Fuss gut hochlagern konnte. Die Karte ist relativ klein, aber sie haben ausserordentlich gut gekocht (französische Khmer-Küche – kann ich nur empfehlen!?) und so liess es sich in meinem kleinen Radius recht gut aushalten. Mein Herumhumpeln fiel natürlich auf und hat mir ganz viel Mitleid und Unterstützung sowie Kontakte nach Australien und Schottland ? eingebracht, auch das war soweit ganz angenehm. Glück im Unglück also!

Zugegeben, es war nicht alles ganz so einfach. Da die Verständigung in der Klinik doch etwas schwierig war, war ich im Nachhinein schon etwas verunsichert, ob das wirklich gut kommt mit meinem Fuss. Und letztlich hat sich das erst gelegt, nachdem ich 3w später noch einmal bei einem Arzt war. Davor war meine Stimmung ein ständiges Rauf und Runter, von überzeugt, dass das schon alles gut kommt bis ängstlich, es könnte schief kommen und ich könnte mir mit meiner Gelassenheit irgendwelche Folgeschäden einbrocken. Doch mittlerweile sind die Heilungsfortschritte merkbar, ich kann den Fuss praktisch wieder normal belasten und beschäftige mich nun stark damit, wieder normal Gehen zu lernen. Das ist schwieriger als gedacht, habe ich mich doch die letzten 40j kaum je darauf konzentriert, was meine Füsse da wirklich so tun…

Am 5. Tag nach dem Unfall liess ich mich schliesslich wieder zu den Tempeln fahren. Ich wollte das Ticket nur ungern verfallen lassen und hatte auf eine Tuk Tuk-Tempel-Tour gehofft. Diese Hoffnung verfiel aber schnell, die Tuk Tuks dürfen nicht so nah an die Tempel heranfahren und so bin ich trotz defektem Fuss ganz schön viel „umegschuenet“. Scheint dem Fuss aber letztlich nicht geschadet zu haben und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Nun hatte ich alle Tempel der grossen und der kleinen Tour gesehen und damit das Übliche, was sich der Tourist mit mehr Ausdauer hier so ansieht. Am letzten Tempeltag liess sich mich schliesslich noch zu einem Tempel fahren, der weiter entfernt liegt. Sie nennen ihn hier den „ladies temple“ und war somit natürlich ein Muss für mich. Und wirklich, für mich ist es einer der schönsten Tempel.

Danach kam meine „Fusskrise“?. Um dem Fuss Ruhe zu geben, habe ich entschieden, mich vorerst in Siem Reap niederzulassen und habe meine Reiseideen gecancelt genauso wie irgendwelche weiteren Unternehmungen in der Gegend. Ich habe angefangen, Bücher zu verschlingen und bin zurückgefallen in meinen üblichen Tagesrhythmus, womit ich meinen Hotelstaff 2x erschreckt habe, da es ihnen offenbar nicht so ganz geheuer war, dass sie mich bis zum Mittag bzw. späten Nachmittag noch nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben sie sich aber auch daran gewöhnt und begrüssen mich nachmittags um 4 Uhr jeweils schmunzelnd mit einem „Guten Morgen“ (auf ihren Wunsch habe ich ihnen einige Phrasen auf deutsch beigebracht). Anschliessend fahren sie mich meistens zu meinem Frühstückscafé (mittlerweile könnte ich ja längst wieder gehen, aber sie lassen es sich nicht nehmen, mich zu umsorgen, wo es nur geht und den Versuch, ihnen dafür etwas zu geben, haben sie beleidigt abgelehnt…. Was tut man nicht alles, um andere glücklich zu machen!?), wo ich mittlerweile nicht selten bis zum „Abendessen“ bleibe. Denn in der Zwischenzeit musste ich das Hotel wechseln und das Neue verfügt über kein eigenes Restaurant.

Diese Phase hat sich eigentlich bis heute gehalten, auch wenn ich irgendwann genug vom Lesen hatte. Die Bücher wurden von Menschen abgelöst. Nach so langer Zeit am selben Ort haben sich mehrere Kontakte ergeben. Das ist teilweise sehr interessant und angenehm, teilweise aber auch etwas mühsam. Mir fehlt das Alleinsein und die Zeit für die Dinge, die ich sonst noch gern tun würde…. Es wird Zeit für eine Veränderung!