Phnom Penh, KHM – Erinnerungsfetzen

Es ist mittlerweile so viel passiert – ich war ein klein wenig abgelenkt die letzten Tage – dass ich mich an die Tage in PP kaum noch erinnern kann. Mal sehen, ob beim Schreiben die Erinnerungen zurückkommen.


Central-Market – gibt es in jeder kambodschanischen Stadt

In der Zwischenzeit ist die Geschichte des Landes wieder in den Hintergrund gerückt – es wird einfach alles „normal“ mit der Zeit – doch ich weiss, dass die Tage in PP stark geprägt waren davon und deren Auswirkungen. So muss ich bestimmt riesige Kulleraugen bekommen haben, als mir eines Abends in einer Nebenstrasse ein Porsche, ein Mercedes und ein Range Rover (mehr oder weniger hintereinander) entgegengefahren sind – später hat mir ein anderer Tourist erzählt, dass er sogar einem Rolls Royce begegnet ist. Nicht unbedingt die Automarken, die man hier erwarten würde. Wie so oft findet man neben der erbärmlichsten Armut auch den unverschämtesten Reichtum. Aufgrund der Strasse habe ich beschlossen, dass die Eigentümer dieser Autos wohl die Zuhälter der dort beschäftigten Damen waren.?  Möglicherweise waren es auch deren Kunden. Ich habe die Sache nicht weiter verfolgt.

Konnte ich mich in Indien problemlos von der Armut und dem Leid distanzieren, fällt mir das in Kambodscha viel schwerer. Zwar fühle ich mich weder diesem Land noch diesem Volk sonderlich verbunden, dennoch tun sie mir unheimlich leid. Vermutlich hängt das vor allem damit zusammen, dass ich mich in gewisser Weise mitschuldig fühle an diesem Elend. Nicht persönlich – zumindest nicht, dass ich wüsste – doch wird mir immer mehr bewusst, was unsere Lebensweise, unsere Wirtschaft und unsere Politik im Rest der Welt verbockt. Eigentlich weiss ich das ja bereits seit der Kantizeit, als man uns beigebracht hat, wie die 1. Welt die 3. ausnutzt. Doch je mehr man sich damit auseinandersetzt und je mehr man auch wirklich sieht bzw. sehen will, je mehr Zusammenhänge man erkennt, desto mehr wird einem auch klar, wie sehr man selber daran mitbeteiligt ist, auch wenn man es gar nicht will oder bewusst tut. Und nun ärgern wir uns auch noch über die Flüchtlinge, dabei haben wir uns das selber zuzuschreiben. Irgendwann kommt alles auf einem zurück…. Ja, sie werden an unserem Reichtum knabbern, aber den haben wir sowieso gestohlen!

Natürlich versuchen auch die Tuk Tuk-Fahrer hier, einem übers Ohr zu hauen und fordern immer einen zu hohen Preis. In meinem „schuldbegründeten Mitleid“ habe ich daher angefangen, sie auf einen anständigen Preis herunterzuhandeln, um ihnen dann aber letztlich doch den Betrag zu geben, den sie zuerst (bzw. als zweites) gefordert haben – das bringt uns jeweils beide zum Schmunzeln, den Fahrer und mich. Einmal habe ich mich aber doch geärgert. Ich sass an der Flusspromenade als ein Mann ohne Beine in seinem Rollstuhl dahergefahren kam, mir ein Schild unter die Nase gehalten hat, worauf in diversen Sprachen erklärt war, dass er für eine NGO arbeite, dass er nicht betteln, sondern sein Geld ehrlich verdienen wolle und daher Bücher verkaufe. Er hatte sogar deutsche Bücher dabei und eines davon machte einen interessanten Eindruck. Er wollte $15 dafür, was ich selbst für schweizerische Verhältnisse etwas viel fand. Aber was weiss ich schon, wie man in Kambodscha zu deutschen Büchern kommt und es war ja für eine gute Sache. Also habe ich eingeschlagen und das Buch gekauft, um mich kurz darauf zu fragen, wie ich nur auf die Idee kommen konnte, mir ein Buch zu kaufen – Bücher bedeuten Gewicht! Das Buch entpuppte sich als super spannend und ich hatte es in einem Zug durchgelesen. Zwei Tage später hat mich der gleiche Kerl wieder angesprochen und als ich ihm klar zu machen versuchte, dass ich ihm bereits ein Buch abgekauft hatte, meinte er zum Schluss: „Give me $2!“ – so viel zum nicht-Betteln! Ich habe diesen Rollstuhlfahrer danach noch oft gesehen, abgekauft habe ich ihm jedoch nichts mehr. Das Buch habe ich schweren Herzens in PP zurückgelassen. Ungern werfe ich Bücher weg, aber das Gewicht des Gepäcks geht hier über alles.

Ein ungelöstes Rätsel bleibt mir mein Frühstückscafé. Abgesehen von der Bedienung war ich dort praktisch immer das einzige weibliche Wesen. Die Klientel bestand ansonsten aus älteren westlichen Herren, selten in Begleitung einer jungen Kambodschanerin (selbstverständlich sind das auch weibliche Wesen, doch sie waren effektiv selten mit dabei und Touristinnen habe ich dort keine gesehen). Ich habe bis zum Schluss nicht herausgefunden, was dort genau vorging, dass sich diese Gruppe derart gehortet hat. Eine solch einseitige Verteilung der Gäste ist mir an keinem anderen Ort aufgefallen oder anders gesagt, es war wirklich auffallend. In dieser Gegend hatte es praktisch nur Touristen-Lokale, die waren ansonsten aber immer kunterbunt durchmischt, was die Gäste anbelangt. Ich habe mich dort dennoch pudelwohl gefühlt, weil ihr Angebot meinen Wünschen entsprach, die Preise verhältnismässig günstig waren für diese Gegend und wifi super gut war, was in PP eher Seltenheitswert hat. Zudem wurde ich nie angequatscht von den anderen Gästen – schätzungsweise passte ich nicht so ganz in deren Beuteschema, was mir ja nur Recht war.

Natürlich war ich auch hier wieder kreuz und quer in der Stadt unterwegs und wie immer meist zu Fuss. Dabei musste ich so oft schmunzeln über mein Getorkel – was mittlerweile eine ganz andere Bedeutung erlangt hat, doch dazu später bei Siem Reap. Die Strassen und Gehwege sind hier alles andere als eben. Nicht selten haben sie einfach Löcher, oft sind sie aber auch einfach uneben konstruiert. Ich war aber nicht bereit, beim Gehen auf meine Füsse zu schauen, sondern wollte natürlich sehen, was um mich herum so alles zu betrachten ist. Und deshalb bin ich ganz oft „herumgestürchelt“. Ich hätte wohl wissen sollen, dass sich das irgendwann rächt, bis dahin fand ich es einfach nur amüsant.

Vor dem Palast findet sich ein riesiger Platz, der autofrei resp. frei von sämtlichen motorisierten Vehikeln ist (wirklich eine Rarität!) und weil daran die Flusspromenade anschliesst, ist dieser Platz ein Tauben-Paradies. Dort finden sich definitiv mehr Tauben als Menschen, obwohl es auch davon viele hat. Es kommt einem vor wie ein riesiger Picknickplatz. Viele Familien sitzen dort zusammen und ruhen oder essen oder beides. Natürlich hat es auch ganz viele Verkäufer dort, die von Essen über Spielzeug bis zu Touristensouvenirs allen möglichen Ramsch loszuwerden versuchen. Und alle finden es total lustig – für mich nicht nachvollziehbar, was daran so lustig sein soll – wenn die Tauben durch einen Knall aufgeschreckt werden und in einem enormen dunklen Schwarm davonschwirren, um sich 5m weiter wieder niederzulassen. Jedes Mal wenn ich über diesen Platz gegangen bin bzw. gehen musste, habe ich darum gebetet (ja, ernsthaft), dass keine Taube ihre Hinterlassenschaft genau über mir niederlässt! Und sie haben mich erhört – hätte mir grad noch gefehlt, wenn ich deswegen noch öfter hätte waschen müssen!

Mittlerweile bin ich schon ziemlich gut darin, die Menschen aufgrund ihres Akzents einordnen oder zuordnen zu können. Und so war ich nicht sonderlich überrascht, als sich der Chef in einem der Restaurants tatsächlich als Schweizer entpuppt hat. Er war der erste von noch einigen weiteren ausgewanderten Westlern, die ich hier traf. Das war auch das erste Mal seit längerem, dass ich wieder einmal meine Sprache hörte und sprechen konnte. Das Speziellste für mich war aber, dass er mir auch gleich noch einen Job angeboten hat. Da war ich dann doch ziemlich perplex. So ein Angebot hat in meinem Leben gerade gar keinen Platz. Dennoch hat es mich eine Weile beschäftigt. Nicht, dass ich ernsthaft über dieses Angebot nachgedacht hätte, denn ein Leben mit diesem Gehalt wäre auch in Kambodscha nicht wirklich möglich (gewisse Jobs sind offenbar auf der ganzen Welt verschissen bezahlt). Aber es hat mich daran erinnert, dass ich mir von dieser „Reise“ ja auch ein paar Antworten erhoffe. Keine Ahnung, ob mir diese auch einfach so zufliegen werden, doch bezüglich Arbeit war ich schon immer ein Glückskind, wieso also nicht? Zumindest weiss ich jetzt, dass es in Kambodscha sehr einfach ist, ein Arbeitsvisum zu bekommen – scheint, die haben hier keine SVP!?

Auch etwas überraschend war die Erkenntnis, dass viele Tuk Tuk-Fahrer in ihren Tuk Tuks „wohnen“. Geht man zu später Stunde durch die Strassen von Phnom Penh, sieht man in vielen Tuk Tuks Hängematten aufgespannt, in welchen die Fahrer schlafen. Wie sie das genau handhaben (Badezimmer oder fliessend Wasser haben die Tuk Tuks nicht), weiss ich nicht, es wäre mir unangenehm gewesen, einen Fahrer darauf anzusprechen. In Siem Reap ist mir das bis jetzt nicht aufgefallen. Da findet man dafür abends oft Tuk Tuks ohne Moped. Die Kabäuschen werden einfach am Strassenrand abgestellt, vermutungsweise, wenn der Fahrer beschlossen hat, Feierabend zu machen und sich quasi privat mit seinem Moped fortzubewegen.

Entgegen meinem ersten Eindruck hat mir Phnom Penh letztlich sehr gut gefallen. Nach dem hektischen HCMC wirkt die Stadt richtig friedlich. Die nervtötende Huperei ist hier kaum existent, der Verkehr allgemein nicht so überbordend wie in anderen (asiatischen) Städten. Mit der grosszügigen Flusspromenade findet sich ein beinahe erholsamer Ort mit viel Raum und Weite und damit Luft. Selbst die vielen, vielen Bettler sind im Normalfall zurückhaltender und vor allem viel weniger hartnäckig als in Indien. Ein schlichtes Nein genügt meist und sie ziehen weiter. Das Personal im Tourismusbereich erinnert an Ha Noi oder Hue, herzlich, aufmerksam, sehr bemüht und zuvorkommend, nur selten aufdringlich. Selbst die Tuk Tuk-Fahrer reagieren auf ein „Nein Danke“ oft mit einem Lachen und ebenfalls einem Dank. Sie stehen ÜBERALL und jeder quatscht dich an, manch einer versucht, dich in ein Gespräch zu verwickeln, natürlich in der Hoffnung, früher oder später einen Deal herauszuholen. Angenehm überrascht konnte ich aber selbst dabei zur Kenntnis nehmen, dass die Reaktionen auf eine Absage meist normal und anständig waren. Bis anhin gingen meine Erfahrungen eher in eine andere Richtung, hatte man sich auf ein Gespräch eingelassen, war dieses schwierig zu beenden.


Trotz Armut und Schmutz bietet die Stadt sehr viel Schönes. Viele Luxusvillen der französischen Besatzer stehen noch und bieten zusammen mit den neuen Geschäftshäusern (vor allem von Banken) ein imposantes Bild. Mehrere grosszügige Boulevards (ebenfalls Überbleibsel aus der französischen Besatzungszeit) und Parkflächen (wenn auch mit wenig Rasen – sie gestalten sich eher wie die heutige 6ilüti-Wiese) geben Raum und damit Erholung von der manchmal erdrückenden Enge der meisten Strassen. Die diversen Wats beeindrucken mit ihren detaillierten Verzierungen. Phnom Penh soll vor den Khmer Rouge eine blühende, reiche Stadt gewesen sein, eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Asiens. Das könnte sie wieder werden. Dem kambodschanischen Volk würde ich das wünschen, mir als Tourist weniger.


  

Was übrigens immer wieder für Aufsehen sorgt, ist einerseits meine ipad-Tastatur. So etwas scheint den meisten Menschen in Asien noch nicht untergekommen zu sein – vermutlich kein gutes Zeichen im Hinblick auf den Fall, sie könnte kaputt gehen. Ich bezweifle, dass ich hier zu einem Ersatz kommen würde! Und andererseits meine Schreiberei. Jeder der Kellner oder Angestellten meines Hotels fragt mich früher oder später, was ich denn da ständig schreiben würde, ob ich arbeite – wie gerne würde ich dazu ja sagen!?

 

Phnom Penh, KHM – Freude und Fassungslosigkeit, Emotionen pur und viel Geschichte

Phnom Penh ist eine schmutzige Stadt. Nicht im offensichtlichen Sinn (resp. nicht mehr als andere asiatische Städte auch), doch wenn man nach einem Tag in dieser Stadt zurück ins Hotel kommt und sich die Hände wäscht, wird das Wasser schwarz, richtig rabenschwarz. Das hat leider auch etwas schwierige Konsequenzen für meinen dezimierten Kleiderbestand… Könnte ein harter Monat werden! Abgesehen von dem Moment, in dem ich aus der Dusche steige, fühle ich mich eigentlich immer irgendwie schmutzig, denn selbst die frischgewaschenen Kleider wirken nicht sauber und die Hitze tut ihr übriges.

Kambodscha liegt ja bekanntlich zwischen Vietnam und Thailand, und so kommt es mir auch in etwa vor, ein Mix aus Vietnam und Thailand. Das macht auch Sinn, dieses Land war dermassen oft vom einen oder anderen Nachbarn (teilweise) besetzt, die Grenzen haben sich so oft verschoben, dass es überrascht, dass die französischen Hinterlassenschaften auch noch durchblitzen und die Kambodschaner überhaupt noch wissen, wer sie sind. 2 Dinge erinnern mich jedoch stark an Indien: die Tuk Tuks, die hier eine unglaubliche Dominanz haben. Zwar findet man diese in Thailand auch (in Vietnam nicht), aber Reisenden wird eher von deren „Gebrauch“ abgeraten, zudem ist die Stadt voll von Taxis. In Phnom Penh habe ich bis anhin gerade einmal ein einziges Taxi gesehen. Und die Bettler – heiliges Kanonenröhrchen, mit denen ist es hier echt arg, genau wie in Indien eben. Auch wenn ich mich wiederhole, Vietnam hat seine Bettler gut versorgt, aber hier wimmelt es nur so davon. Und ganz viele davon sind Kinder. Und noch mehr Kinder laufen den ganzen Tag mit ihren Kistchen herum und versuchen, irgendwelchen Ramsch an den Mann zu bringen und sie können zuweilen ganz schön aggressiv werden, wenn man ablehnt. Wer also Indien nicht aushält, sollte von einer Reise nach Kambodscha absehen.

Kambodscha ist so ein kaputtes Land. Die Armut kriecht aus allen Ritzen, sie ist einfach überbordend. Es ist mir ein Rätsel, wie die Kambodschaner einen König finanzieren können. Und haben mich bereits die Details zum Vietnam-Krieg bekümmert, bin ich hier schlichtweg fassungslos in Anbetracht der Geschichte dieses Landes der letzten 50 Jahre. Es ist ein Wunder, dass die Menschen hier überhaupt zu einem normalen Leben fähig sind, insbesondere die Menschen meines Alters oder älter müssten eigentlich alle einen kompletten Dachschaden haben. Solche Zeiten zu überleben und noch immer Mensch zu sein, erscheint mir beinahe übermenschlich.

Die Spitze des Eisberges sind natürlich die eigenen Landsleute, die Khmer Rouge. Dass man jedoch den kambodschanischen Uno-Sitz nach 1979 an Pol Pot vergeben hat, nur weil es den Amis nicht passte, dass die Vietnamesen in Kambodscha aufgeräumt haben, ist schlichtweg ein Verbrechen. Seinen verletzten Stolz – und soll mir keiner mit dem Argument des Zeitgeists des kalten Kriegs kommen, das ist nur eine billige Ausrede, letztlich geht es wie immer um Macht! – über derartige Greueltaten und Grausamkeiten zu stellen, ist nicht entschuldbar, einfach nicht. Und nach Vietnam, nur wenige Jahre später, einen erneuten Stellvertreterkrieg zu führen in Kambodscha, müsste man eigentlich als Dummheit (ich sag’s doch, nichts gelernt) bezeichnen. Doch mit Dummheit ist nur ein Teil, wenn überhaupt, begründbar, was es noch viel tragischer macht.

Wie die Europäer haben Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar über Jahrhunderte Kriege geführt, die Grenzen immer wieder neu definiert, Völker vertrieben oder unterjocht und um die Vormachtstellung in dieser Gegend gekämpft. Kambodscha könnte man wohl als den grossen Verlierer dieser Zeit bezeichnen. Wie Ungarn betrug seine Fläche einst ein Vielfaches der heutigen und darunter leidet der Stolz der Kambodschaner heute noch, wie mir scheint.  Im 19. Jh. kamen schliesslich die Kolonialherren aus Europa und diese Völker wurden komplett fremdbestimmt bis zur Unabhängigkeit irgendwann nach Ende des 2. Weltkriegs. Obwohl dem damaligen König Kambodschas die schweizer Neutralität als Vorbild vorschwebte (unter den erneut aufgeflammten Querelen zwischen Thailand und Vietnam), kam aber auch das unabhängige Kambodscha nicht zur Ruhe.  Die Bauern verehrten den König, die Mittelklasse in den Städten hielt ihn aber für zu schwach gegenüber der Korruption und war unzufrieden mit seiner „neutralen Haltung“ (oder dem entsprechenden Versuch) gegenüber Vietnam und Thailand. Er wurde 1970 weggeputscht von einer Regierung von Amerikas Gnaden. Schon vorher war das Land in den Vietnamkrieg hineingezogen worden, weil der Ho Chi Minh-Pfad des Vietcong durch Kambodscha führte und das Land daher ebenfalls von den Amerikanern bombardiert wurde (zuerst nach dem „“Ooops-Prinzip“: dumm gelaufen, war neben der Grenze, aber selbstverständlich nur ein Versehen; später unter der neuen Regierung offiziell und mit dem Segen der Regierung gegen finanzielle Unterstützung der Amerikaner). Das führte nicht nur zu vielen Toten und Verletzten, sondern auch zu einer Flucht der Landbevölkerung in die Städte und zum Anstieg der Armut. Die Khmer Rouge verbündeten sich damals mit dem König im Exil und liessen sich von Nordvietnam unterstützen und ausbilden, während das offizielle Kambodscha ein Bündnis mit den USA und Südvietnam einging. Man spricht vom ersten Bürgerkrieg. Nachdem sie die Vietcong nicht mehr brauchten, haben sich die Khmer Rouge von den Nordvietnamesen gelöst und diese aus Kambodscha vertrieben.

Als Phnom Penh im April 1975 von den Khmer Rouge eingenommen wurde, wurden diese frenetisch begrüsst. Man sah das Ende des Bürgerkriegs gekommen und feierte auch die Vertreibung der verhassten Vietnamesen und Amerikaner. Doch noch am selben Tag haben die Khmer Rouge mit der Umsetzung von Pol Pots Vision begonnen und angefangen, die Bevölkerung aus den Städten zu vertreiben. Nach 3d soll Phnom Penh vollkommen menschenleer gewesen sein – man muss sich das einmal vorstellen, eine Millionenstadt ist zur Geisterstadt geworden und ein ganzes Volk unterwegs durchs gesamte Land, hauptsächlich zu Fuss resp. spätestens, nachdem ihnen das Benzin ausgegangen war, alle, denn Tankstellen gab es keine mehr, genausowenig wie Schulen oder Krankenhäuser, Läden oder Dienstleistungsbetriebe – ein Bauernstaat braucht das nicht. Danach kamen die Hungersnot, die Vernichtung aller „Feinde“ und Pol Pots Paranoia.  In Choeung Ek (Killing Field) sprechen sie von 3 Mio. Toten, die Pol Pot geschuldet sind. Der Westen ist mit seinen Schätzungen etwas zurückhaltender, es dürften jedoch mehr als 1/4 der damaligen Bevölkerung gewesen sein und das in knapp 4j! Verstorben infolge Hunger, Krankheit, Folter oder Exekution. Exekutiert wurden die Feinde des Staates, dazu gehörten sämtliche Intellektuelle, insbesondere Lehrer (man bedenke, Pol Pot selber war einst Lehrer – erinnert ein wenig an Hitler und seine Arier, denen er selber ja absolut aus dem Gesicht geschnitten war), Angehörige der vorherigen Regierung inkl. sämtlicher Staatsangestellten, Krankenschwestern und Ärzte, Menschen, die Fremdsprachen beherrschten oder die aus anderen Gründen der Spionage für CIA oder KGB verdächtigt wurden, sowie natürlich alle, die bezichtigt wurden, gegen die Khmer Rouge zu sein. Die Vernichtung durch Hunger muss offenbar ebenfalls gewollt gewesen sein. Es sind Aussagen von Khmer Rouge-Kadern überliefert, wonach Kambodscha nur 1 Mio. Einwohner benötige (1975 hatte das Land 7 Mio. Einwohner).

Die Gesellschaft wurde zu einer klassenlosen Gesellschaft mit 3 Klassen: den Khmer Rouge als oberste Schicht, den Basisleuten – Bauern, die bereits vor April 1975 Bauern waren – und den ehemaligen Stadtmenschen, den „17. April-Menschen“, die aufs Land vertrieben worden waren und dort zuerst unter den Basisleuten später unter der Herrschaft der Soldaten (Khmer Rouge) am meisten zu leiden hatten. Es gab weder Post noch Telekommunikation geschweige denn TV oder Radio, die Dörfer waren vollkommen abgeschnitten vom Rest der Welt, des Landes, anderen Dörfern und Freundschaften gab es zumindest unter den 3.-Klassemenschen keine mehr. Wie eine Zeitzeugin so schön sagte: alle hatten ihre Geheimnisse und aus Angst, sich zu verplappern, hat man lieber erst gar nicht mit jemandem gesprochen. Auch waren Gespräche während der Arbeit nicht geduldet, man hatte zu arbeiten. Später wurden selbst die Kinder angehalten, ihre Eltern (auch Basisleute) zu bespitzeln und zu verraten – dies mit Hilfe von speziellen Kinder-Lagern, in denen die Kinder auf Angkar (=Organisation, die neue Regierung) gedrillt wurden – Gehirnwäsche pur. Besitz war absolut verboten, jeder hatte nicht mehr als seine „Uniform“, eine Essensschüssel und Besteck. Individualität wurde komplett ausgelöscht. Alle mussten die gleiche Kleidung und die gleiche Frisur tragen, die alten Kleider wurden verbrannt, genauso wie Bücher, weiterer Besitz musste an den Angkar abgegeben werden (und verschwand entweder bei den Basisleuten, den Soldaten oder wurde zum Kauf von Waffen verwendet). Das Geld wurde abgeschafft und Tauschhandel war verboten.

Ganz Kommunismus gehörte alles allen und keiner durfte sich – theoretisch – etwas herausnehmen. Wer dabei erwischt wurde, etwas Anderes zu essen als die zugeteilten Essensrationen (oft nur eine Schüssel dünne Reissuppe pro Tag), wurde schwer bestraft. In Wahrheit wurden die Agrarerzeugnisse benötigt, um Kredite an China zurückzuzahlen und insbesondere Waffen zu kaufen, für einen Krieg gegen Vietnam und Thailand, den die Khmer Rouge immer wieder provozierten, mit dem Ziel, ehemals kambodschanische Gebiete zurückzuerobern (was ihnen letztlich zum Verhängnis wurde). Zusammen mit Misswirtschaft und Missernten der Hautpgrund für die Hungersnöte der Bevölkerung. Was für eine Folter muss es sein, den ganzen Tag als Bauer zu schuften und Nahrung zu ziehen, ganze Reis- oder Maisfelder vor der Nase zu haben, während man dabei ist zu verhungern.

Da die Khmer Rouge immer wieder vietnamesische Dörfer angegriffen und geplündert und gemordet haben, sind die Vietnamesen schliesslich im Januar 1979 in Kambodscha einmarschiert und haben die Khmer Rouge (in die Dschungel) vertrieben.  Das Elend für die Bevölkerung war damit aber noch lange nicht vorbei.  Pol Pots Terror war zwar eliminiert, Armut und Hunger jedoch blieben. Und die Kriege gingen weiter. Es folgten ein zweiter und ein dritter Bürgerkrieg – eigentliche Stellvertreterkriege zwischen USA, UdSSR und China. Erst ab dem Jahr 1998 begann sich langsam, eine Normalität zu etablieren. Es ist auch das Todesjahr Pol Pots, der zwar Jahre zuvor in Abwesenheit verurteilt worden war, doch bis zuletzt in Freiheit gelebt hat. Seine genauen Todesumstände sind unklar. Weitere Angkar-Führer sind seit 2007 in Haft und stehen heute vor Gericht. Gerade einmal einer ist geständig und hat seine Verantwortung anerkannt.

Beim Lesen über Kambodscha fühlte ich mich oft an Nordkorea erinnert. So viele „Bilder“ stimmen mit dem Wenigen überein, was ich über Nordkorea weiss oder davon gesehen habe. Und ich frage mich, ob wohl wiederum vor den Augen der gesamten Welt das Gleiche abgeht und niemand es bemerkt (nun ja „niemand es bemerkt“ ist vermutlich nicht ganz korrekt formuliert!). Die Mordmaschinerie in Nordkorea kann allerdings nicht ganz so effzient wie diejenige der Khmer Rouge sein, ansonsten würden in Nordkorea längst keine Menschen mehr leben.  Auch war Pol Pot wohl nicht ganz so dekadent wie der gute Kim Sowieso, er war den Kambodschanern noch nicht einmal bekannt während seiner Herrschaft (aus Angst vor Anschlägen ist er nie in Erscheinung getreten, das Land wurde offziell von Angkar regiert). Oder vielleicht sollte man es anders formulieren. Ohne die Vietnamesen wäre Kambodscha heute vielleicht ein zweites Nordkorea. Nach so vielen Jahren der gleichen Diktatur ist es vermutlich nicht mehr notwendig, Massen an „Staatsfeinden“ zu eliminieren, die Menschen sind nun getrimmt und parieren, das Staatsoberhaupt muss sich nicht mehr verstecken.

Ich hatte hier wohl den emotionalsten Start in einem Land seit ich losgezogen bin, die Welt zu sehen. Angekommen am Abend des 30. Dezember 2015 hatte ich zuerst kein sonderlich gutes Gefühl zu diesem Phnom Penh. Der Bus hielt an, wir sind ausgestiegen und hatten natürlich keinen Plan, wo wir waren. Auch wurden wir zugleich von Tuk Tuk-Fahrern belagert, der Kampf hatte also schon begonnen. Dann wollte ich mir Geld besorgen und bin völlig überfordert mit einer 100-Dollar-Note zurückgekommen, irritiert, dass der ATM in Kambodscha Dollars ausspukt und vor allem entsetzt über diese grosse Note. Ich weiss nicht, wie es heute ist, aber früher bist du in den Staaten kaum eine 20-Dollar-Note losgeworden – ich wusste nicht einmal, dass es Noten über 100 Dollar gibt! Und hier, wo alles nichts kostet, wie sollte ich da mit so einer Note bezahlen? Die Banken hatten bereits geschlossen, wechseln war also auch nicht. Zum Glück war ich nicht allein. Man hatte im Bus eine Chilenin neben mich gesetzt und wir haben uns von Beginn weg gut verstanden und sind dann auch gemeinsam weiter gezogen. (Das Dollar-Problem hat sich letztlich einfach gelöst, als ich im Hotel aufgefordert wurde, meinen Aufenthalt gleich im Voraus zu bezahlen. Mit Freuden habe ich dem Receptionisten dabei meine 100-Dollar-Note in die Hand gedrückt ?.)

Am nächsten Tag habe ich zuerst einmal ausgiebig ausgeschlafen, am Nachmittag die nähere Umgebung meines Hotels etwas erkundet, mich mit dem Jahreswechsel befasst und es auf jeden Fall einfach gemütlich genommen. Am Abend habe ich meine neue Freundin wieder getroffen und wir haben uns ein richtig gutes Essen genehmigt. Anschliessend – es war bereits nach 23 Uhr – haben wir uns aufgemacht zum „Pendant der Zürcher Silvesterparty“. Sie haben hier zwar keinen See, aber mehrere Flüsse. Etwas weg vom Fluss gibt es einen Park. Hier war eine riesige Bühne aufgestellt auf der geredet, gesungen und Musik gespielt wurde. Verstanden haben wir natürlich nichts, aber es war Feststimmung – und das alles bei sommerlichen Temperaturen! Die Musik war ein Gemisch bzw. eine Abfolge von Rap, Lambada, kambodschanischem Pop und zuletzt klang es schwer nach Folklore. Wir haben kaum andere Touristen gesehen und die Kambodschaner schienen auch äusserst belustigt über die zwei weissen Frauen, die sich da unter ihnen tummelten. Es gab ebenfalls ein Feuerwerk am Fluss. Davon haben wir hinter den Häusern jedoch nicht so viel gesehen. Es dauerte allerdings im besten Fall auch nur 5min. Zwischen 0.30 und 1.00 Uhr war dann bereits Schluss, was daran liegen mag, dass der 1. Januar hier lange nicht für alle ein freier Tag ist. Und so machten wir uns auf den Weg Richtung unsere Hotels oder wir versuchten es zumindest. Verkehrsmässig ist diese Stadt meist unglaublich „friedlich“. Trotz Unmengen von Tuk Tuks und Mopeds sind die Strassen nur selten verstopft. Man kann diese eigentlich immer problemlos überqueren. Die Ausnahme bestätigt die Regel und so eine Ausnahme ergab sich anschliessend an die Silvesterparty. Es ging gar nichts mehr, Verkehrschaos pur und wir als Fussgänger mittendrin. Die Asiaten sind ja Meister darin, immer noch einen Spalt, eine kleine Lücke zu finden, wo sie sich mit ihrem Tuk Tuk oder Moped durchzwängen können und genauso haben wir es auch gemacht. Wir haben uns durch einen riesen Pulk an Mopeds und Tuk Tuks durchgeschlängelt als wären es Menschen und keine fahrenden Vehikel. Es war ein riesen Spass! So etwas wäre zu Hause schlichtweg nicht möglich, jedenfalls nicht auf diese Art, weil die Motorisierten bei uns jeweils alle in die gleiche Richtung fahren. Aber hier gibt es keine Regeln, die standen alle kreuz und quer, wodurch sich die Lücken für uns ergeben haben. Man stelle sich einen 6-spurigen Highway in der Rushhour vor und mitten drin Fussgänger, die auch noch „mitspielen“ und das Chaos noch etwas grösser machen. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert!!! Angekommen beim Fluss war der Weg für die Fussgänger schliesslich frei und wir kamen flott vorwärts. Haben uns in der Nähe unserer Hotels noch einen Drink und eine Pizza genehmigt und sind so gegen 3 Uhr schliesslich ins Hotel. Wider erwarten war es ein wirklich gelungener Jahreswechsel! Komplett aufgedreht war natürlich noch nichts mit Schlafen. Und so wurde es eine kurze Nacht, denn bereits um 10 Uhr hiess es wieder aufstehen. Wir wollten uns die Killing Fields und den Königspalast ansehen.

Leider haben wir es dann doch etwas zu gemütlich genommen oder den Zeitbedarf des Killing Field-Museums unterschätzt. Ich oder wir hatten auch nicht wirklich eine Ahnung, was uns da erwartet. Ich dachte, das sei einfach eine grüne Wiese und ein Museumsgebäude. Ein riesiger grüner Park trifft es eher, den man mit einem Audioguide abschreitet. Und es gibt viel zu hören, denn es wird einem die ganze „Geschichte“ der Khmer Rouge erzählt. Man hat bis anhin 300 solcher Killing Fields im ganzen Land gefunden. Das grösste ist das Choeung Ek, das heute eine Gedenkstätte und ein Museum ist. 450’000 Leichen hat man hier geborgen. Entdeckt wurden sie, weil der Boden durch die Verwesungsgase aufgebrochen ist. Bis heute bringt die Regenzeit noch Kleidungsfetzen und Gebeine an die Oberfläche, die regelmässig eingesammelt werden, im Aufbewahrungsort jedoch keinen Platz mehr finden. Zu Beginn der Khmer Rouge-Zeit kamen etwa 3x/Monat Lastwagen, die ihre lebende Fracht abgeliefert haben, zum Schluss kamen sie täglich und die Soldaten kamen nicht mehr nach mit dem Töten, so dass die Gefangenen Stunden in Baracken ausharren mussten, dies bei kommunistischen Gesängen aus Lautsprechern, die die Schreie übertönen sollten. Erschiessungen waren Pol Pot zu teuer (Munition kostet). Die Tötungsinstrumente sind ausgestellt – nicht unbedingt die üblichen Hilfsmittel, wie man sie kennt und einfach nur unglaublich grausam. Man weiss auch, dass lange nicht alle tot waren, als sie in der ausgehobenen Grube lagen. Zu Beginn wurde deshalb ein Gift auf die Körper verteilt. Im Laufe der Zeit ist das jedoch ebenfalls ausgegangen. Meist wurde die gesamte Familie eines „Dissidenten“ exekutiert, unabhängig vom Alter, um die „schlechte Saat“ komplett auszumerzen. Etwas vom Schlimmsten ist denn auch der „Killing Tree“, an welchem Babies zerschmettert wurden. Man stelle sich vor, wie ein nichtsahnender Mensch an diesen Baum kommt, dessen Stamm voller Blut ist und noch etwas Anderem (das sich als Gehirnmasse herausgestellt hat – ich gehe jedoch davon aus, dass ein nicht-Mediziner dies nicht erkannt hat) und sich fragt, woher das kommt und wie unglaublich der Schock gewesen sein muss, als klar wurde, wie sich das ergeben hat.

Ich könnte Euch noch so viel mehr erzählen. 4 Jahre Pol Pot beinhalten derart viele grausame Details, sie könnten ein ganzes Buch füllen (resp. tun sie auch). Er stellt Vorgänger wie Hitler oder Stalin in den Schatten und seine Effizienz vermutlich alles, was bis heute dagewesen ist (vielleicht abgesehen von Atombomben). Was meinen Verstand in solchen Fällen immer wieder übersteigt, ist die Frage, wie Menschen derart grausam sein können. Und damit meine ich nicht Pol Pot, denn er war letztlich nicht der Ausführende, „nur“ der Auftrageber (mit definitiv einer absoluten Fehlfunktion im Gehirn). Menschen zu exekutieren ist das Eine, es jedoch auf derart grausame Art und Weise zu tun, noch einmal etwas Anderes. Menschen massenhaft (dafür braucht es zig Folterknechte) zu foltern oder zuzuschauen, wie sie verhungern, muss doch einen ungemeinen Hass auf die Opfer beinhalten. Diese Ausführenden hatten mit Sicherheit nicht alle einen Knall. Viele hatten selber Angst, das erklärt mir aber noch immer nicht die brutale und grausame Vorgehensweise. Viele der Soldaten waren zudem im Kindes- oder Jugendalter und bereits seit jungen Jahren (Kriegswaisen) auf die Khmer Rouge gedrillt – womöglich hielten sie das alles für normal, weil sie es nie anders kannten? Wäre jeder von uns zu solchen Grausamkeiten fähig, wenn nur die Umstände entsprechend wären?

Was alle diese Diktatoren gemeinsam zu haben scheinen, ist die penible „Buchführung“, die ihnen letztlich nicht selten zum Verhängnis wird. Das Tuol Sleng – S21-Gefängnis wird diesbezüglich mit Ausschwitz verglichen. Sämtliche ankommenden Gefangenen wurden ausführlich registriert (die „Verbrecher-Fotos“, wie wir sie aus amerikanischen Filmen kennen, sind heute ausgestellt), sämtliche Verhöre protokolliert, obwohl diese eigentlich eine reine Farce waren. Das einzige Ziel war, Pol Pots Begründung, weshalb sein Plan nicht funktionierte, zu bestätigen. All diese Akten sind noch vorhanden, die Khmer Rouge hatten keine Zeit mehr, sie zu vernichten. Eine minimale Genugtuung für die Betroffenen, nachdem zuerst (Ende der 70er-Jahre bis längstens 1984) behauptet wurde, die gemeldeten Grausamkeiten seien nicht wahr und vollkommen übertrieben.

Der anschliessende Besuch des Palasts war aus meiner Sicht eher ein Reinfall. Einerseits war die Zeit etwas knapp, andererseits kann man gar nicht so viel besichtigen, weil das Ding noch bewohnt ist. Und das Timing war vermutlich auch nicht so ideal. Nach den Killing Fields ein derartiger Prunk verträgt sich nicht sonderlich gut. Unser Guide hat denn auch viel lieber über Beatocello gesprochen als über den König. Offensichtlich hält er von dem nicht sonderlich viel. Etwas, was sich in der Zwischenzeit bestätigte oder wiederholte. Die (gebildeteren) Kambodschaner haben weder von ihrem König noch von ihrer Regierung eine hohe Meinung. Sie sind auch überzeugt, dass bei den Wahlen getrickst wird, was mich nicht wirklich überraschen würde. Wo kommt das schon nicht vor?

Interessant fand ich jedoch, dass ein Palastangestellter derart offen über seine Antipathien spricht. In Thailand könnte es „brenzlig“ werden, wenn man etwas gegen den König sagt. Somit scheint hier doch eine gewisse Art „Redefreiheit“ vorhanden zu sein. Womöglich ja ein guter Anfang….

 

Hue, VIE – die ehemalige Hauptstadt (1802 – 1945)

Gott ist das anstrengend hier! Auf die indische Art, scheinbar jeder 2. will dir hier irgendetwas verkaufen. An meinem ersten Abend in Hue (Ankunft mit 3h Verspätung, weil der Flug derart verspätet war – resp. ich unterstelle der Airline, dass sie einfach 2 Flüge zusammengelegt hat ?) hat mich ein Mopedfahrer angequatsch und ich dachte erst, er wolle mir eine „Taxifahrt“ verkaufen – das bin ich mir soweit ja bereits gewohnt – dann dachte ich, er wolle eine Zigarette schnorren; dann meinte ich, er wolle einfach einen Zug meiner Zigarette (wohl kaum!)… schliesslich ist er von seinem Moped abgestiegen, hat sich neben mich gestellt und ein riesen Pack Marihuana aus der Tasche gezogen – da hat dann auch Alexandra verstanden! Seither scheint mir, jeder Dritte will mir hier Hasch andrehen. Darauf war ich nicht vorbereitet, das ist eine vollkommen neue Entwicklung. Ansonsten hätten wir natürlich die üblichen Dinge im Angebot, sei es eine Fahrt mit Dreirad-Velo, Moped oder Taxi, irgendwelche Sightseeing-Touren (bis nach Ha Noi oder HCMC mit dem Moped!), Essen und Getränke bis hin zu allen Arten von Souveniers. Kurz gesagt, alles, was mich nicht interessiert.

Hue könnte man kurz zusammengefasst als indisches Phuket beschreiben. Das Indische habe ich bereits erläutert, Phuket bezieht sich auf das Touristische. Auch das hatte mich ziemlich überrumpelt, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Hue gehört zum Standardprogramm des Vietnam-Reisenden. Es bietet viele Sehenswürdigkeiten aus der Zeit vor den Franzosen, aber auch Minderheiten-Völklein in den Bergen (ja, die schaut man sich hier an…. sind ansonsten hauptsächlich im Norden zu finden und von daher eher eine der Touristenattraktionen von Ha Noi), dann natürlich die DMZ und einen Strand hat es auch noch in der Nähe – somit für jeden Geschmack etwas. Entsprechend gestaltet sich die Stadt – auf den ersten Blick – wie ein typischer Touristenort à la Ibiza. Es ist laut, weil jede Bar die andere bezüglich Musik übertreffen will. Man macht auf „Partylife“ am Abend. Dafür ist hier nicht bereits abends um 10 Uhr alles dicht (wie in Ha Noi) und so kam ich auch zu später Stunde noch zu einem Abendessen – und wieder, es hat alles seine Vorteile! ?

Letztlich haben sich diese negativen Punkte aber schnell relativiert bzw. sind einem anderen gewichen: der Kälte! Am nächsten Tag nach meiner Ankuft war davon allerdings noch nichts zu spüren. Es herrschte eitel Sonnenschein bei blauem Himmel und war sehr warm. Ich habe die Rumänen aus Ha Noi wieder getroffen und wir haben uns zusammen die Sehenswürdigkeiten in der Stadt angesehen. Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte wohl mehr gesehen, wäre ich allein losgezogen, aber es war ganz angenehm, das Sightseeing zur Abwechslung mal in Gemeinschaft zu tun. Ausserdem war es ganz spannend, was sie so alles von Rumänien erzählt haben. Ist sicherlich einzigartig, beim Besuch der Zitadelle in Hue Informationen zur rumänischen Geschichte zu erhalten! ?  Die Zitadelle meint den ehemaligen Kaiserpalast – ein riesiges Gelände, das wohl noch Jahrzehnte benötigen wird, bis es wieder „vollkommen hergestellt ist“, nachdem vieles in den Kriegen zerstört wurde – wobei gemäss den Rumänen werden diese Restaurierungen niemals fertig, weil so üblich in kommunistischen Ländern…. Keine Ahnung, kann da schlecht mitreden! Finanziert werden diese Restaurationen übrigens hauptsächlich vom Ausland, teilweise von anderen Staaten, teilweise von privaten Stiftungen (habt Ihr gewusst, dass es eine Toyota Foundation gibt?), wobei ich bis anhin, abgesehen von der CityBank Foundation, noch keinen amerikanischen Namen ausmachen konnte.

Vis-à-vis des Eingangs

Der Eingang  (Mittagstor – hier übergab der letzte Kaiser seine Insignien an Ho Chi Minh 1945)

Ansonsten keine Ahnung mehr, was was war…

 


 


Restaurationsarbeiten auf vietnamesisch (am linken Seitenrand erkennbar)

Von diesen roten „Trennwänden“ und Säulengängen gibt es unzählige

Anschliessend waren wir bei der Thien Mu-Pagode (wo hinter den Gebäuden – wie im Reiseführer beschrieben – tatsächlich Mönche Fussball gespielt haben ?)

 

 



 

Nach der Selbstverbrennung von Thich Quang Duc (siehe Info im Foto) wurde der damalige südvietnamesische katholische Präsident Diem (ein Sadist) von den Amerikanern fallen gelassen. Er hat denn auch das Jahr 1963 nicht überlebt. Somit, wem Ehre gebührt… 

Tags darauf hat das Wetter umgeschlagen und die ersten Regengüsse gingen nieder. Noch hat sich aber auch die Sonne zwischendurch gezeigt. Dennoch, im Hinblick auf das Wetter haben es die Rumänen besser gemacht, die sind nämlich bereits wieder weiter gereist und so war ich wieder für mich. An diesem Tag habe ich eine private (!) Tour zu den Kaisergräbern gemacht. Bei zweien von dreien sprechen wir hier von riesigen Parkanlagen und hauptsächlich zerfallenen Gebäuden – also nicht gerade das ideale Ziel bei Regen. Aber nach Hue geht man ja schliesslich wegen der Kultur. Also bin ich brav durch die Anlagen gestapft und habe versucht, den Regen zu ignorieren bzw. auszublenden.

Grab von Tu Duc (Grab der Bescheidenheit) – Tu Duc hat bereits zu seinen Lebzeiten viel Zeit hier verbracht und Gedichte geschrieben. Unter seiner Regentschaft haben sich die Franzosen Vietnam einverleibt. Seine Regenstschaft war mit 36 Jahren die längste. Wirklich viel zu sehen gabe es hier jedoch nicht…

Die erwähnte Insel im See     

So wäre es einst gewesen….

Grab von Khai Dinh (der zweitletzte Kaiser)


Lebenslauf des verstorbenen Kaisers (verfasst von seinem Sohn)

Das effektive Mausoleum

 

….und sein Inneres

…..hier liegt der Erhabene 

 







 

Richtig geschäftig habe ich am nächsten Tag eine weitere Tour gemacht, dieses Mal in die DMZ = Demilitarisierte Zone, ein 10km breiter Landstreifen, der Süd- und Nordvietnam unterteilt. Bereits 1945 wurde festgelegt, das Land vorerst in Nord und Süd zu trennen, wobei ich bis ahin keine Begründung dafür finden konnte. Vermutlich war es der Wunsch der Franzosen, welche nämlich im Süden verblieben sind, während die Chinesen den Norden besetzt hielten. Offiziell wollten die Franzosen nur bis 1950 bleiben, hatten jedoch nie vor, sich daran zu halten und so kam es zum französischen Krieg, welcher 1954 beendet war, zu ungunsten der Franzosen. Daraufhin wurde (an der Genfer Konferenz) die DMZ gebildet bzw. beschlossen mit dem Ziel, zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsame Wahlen abzuhalten und darauf das Land wieder zu vereinen. Als sich jedoch verdeutlichte, dass sich wohl nicht die südvietnamesische Regierung durchsetzen würde, sondern der kommunistische Ho Chi Minh aus dem Norden, wurde es den Amerikanern unwohl und sie verhinderten diese Wahlen. Die weiteren Folgen sind wohl allen bekannt.

Die DMZ war im Laufe des Krieges eine der am stärksten beeinträchtigsten Gebiete und die Menschen, die dort leben, haben bis heute unter den Folgen zu leiden. Nach wie vor befinden sich Minen im Gelände und der Boden ist noch immer stark kontaminiert von den diversen Giften, die die Amis da so versprüht haben, um quasi den Dschungel auszurotten und eine bessere Sicht zu haben. Genutzt hat es nichts, aber vieles zerstört. Mittlerweile ist die Gegend wieder recht grün, sie macht keinen wüstenartigen Eindruck (mehr), gemäss Reiseführer trügt der Schein jedoch, da nur wenige Pflanzen die Widerstandskraft haben, hier zu wachsen (keine Diversifikation) und die Bauern in ihrer Armut die Böden zu sehr schröpfen, trotz aller Versuche der Regierung nach Nachhaltigkeit. Es dürfte wohl noch Jahrzehnte dauern, bis sich der Zustand von Flora und Fauna hier normalisiert, sofern überhaupt. (Das Dioxin Agent Orange hat eine Halbwertszeit von 10j.)

Für Interessierte:

http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1862

An diesem Tag hat es nur einmal geregnet (von Mitternacht bis Mitternacht), was die Szenerie noch deprimierender machte. Letztlich muss man sagen, dass sich die ganze Sache nicht wirklich gelohnt hat. Abgesehen von den Tunnels, die wirklich eindrücklich sind, sieht man nicht sonderlich viel. Der Ort eines der ehemaligen militärischen Basislager der Amerikaner (in der Nähe der China Beach) wurde als eine Art Freiluftmuseum hergerichtet. Für eine unmilitärische Person wie mich ist es jedoch schwer, sich vorzustellen, wie das damals wohl ausgesehen haben mag. Man sieht einfach ein paar Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber der Amerikaner in unzerstörtem Zustand – die jedoch nachträglich dahin geschafft wurden, da die Amerikaner bei ihrem Abzug alles zerstört haben. Ausserdem gibt es ein par Denkmäler und nette Stories, einen riesigen Friedhof mit hauptsächlich namenlosen Gräbern (Zivilisten!) und die besagten Tunnels. Durch die Tunnels gibt es eine Führung, die jedoch für Ungeübte etwas zackig durch marschiert wird. Auch ist man von den Informationen ausgeschlossen, wenn man nicht zu den vordersten im Zug gehört. Die Tunnels sind so eng und klein, dass man sie nur im Gänsemarsch begehen kann und die Führerin hatte kein Megaphon dabei. Die Beleuchtung ist zudem minimal. Für klaustrophobische Menschen ist das nichts da unten! (Und man bedenke, die Tunnel wurden nach dem Krieg vergrössert, um sie für Touristen zugänglich zu machen….) Für alle anderen bedrückend eindrücklich, insbesondere wenn man sich vorstellt, dass die Menmschen etwa 3j lang in diesen Tunnels gelebt haben! Es gibt 3 „Stockwerke“ und so gehen die Tunnels bis zu 23m in die Tiefe, insgesamt spricht man von 2.8km Länge. Zeit für Fotos blieb bei diesem Tempo leider keine. So richtig unglücklich war ich jedoch auch nicht über das Tempo. Man ist irgendwie froh, wenn man wieder draussen ist…

Das Freiluftmuseum

Denkmal am Beginn des Ho Chi Minh-Pfads

An einem der Tunnel Aus- oder Eingänge

 



 

Da ich keine Lust hatte, 3x hintereinander früh aufzustehen, hatte ich bereits nach dem 2. Tag entschieden, meine Zeit in Hue um einen weiteren Tag zu verlängern. Als ich an meinem Ruhetag (nach den Sightseeing-Tagen) – an dem es noch immer in Strömen geregnet hat und mittlerweile auch ziemlich kühl geworden war – erfuhr, dass das Wetter an meinem nächsten Ziel, Hoi An, genauso gruselig sein soll, habe ich nach kurzem Überlegen entschieden, umzudisponieren, habe meinen Aufenthalt kurzerhand noch einmal um einen Tag verlängert und diesen Tag genutzt, um meine Reise nach Ho Chi Minh City zu organisieren.

Auch wenn es nicht so klingen mag, ich habe mich recht wohl gefühlt in Hue und mich sogar gefragt, ob ich nicht noch etwas länger hätte bleiben sollen. Hier war das beste Hotelpersonal, das ich bis anhin hatte und es gab unheimlich gute Restaurants. Es wäre ein idealer Ort gewesen, um mit meinem Blog wieder àjour zu kommen. Womöglich lag es am Regen, jedenfalls hat sich das Indische im Laufe der Woche gelegt und so blieb eigentlich nur die Kälte, die an meinen Nerven zerrte. Denn die Restaurants sind alle offen (als wäre es das ganze Jahr über 30 Grad) und nach 2-3h in der nassen Kälte sitzend, ist man doch ziemlich durchgefroren. Ausserdem hatte mein Hotelzimmer den Nachteil, dass das Badezimmer an einer Aussenwand lag. Durch den Ventilator gab es einen direkten „Frischluftzugang“ und die Heizung erwärmte natürlich nur das Zimmer, nicht aber das Bad, wodurch dasselbe im Laufe der Zeit zu einer Tiefkühltruhe wurde. Und das Zwiebelsystem hilft beim Duschen nun einmal nicht….

 
Hue von oben



 

Ha Noi, VIE – ein erstes Fazit zu Vietnam

War ich die ersten Tage in administrativen Angelegenheiten und ansonsten eher ziellos in der Stadt unterwegs, habe ich mich gegen Ende meiner Zeit in Ha Noi etwas zusammengerissen und mir noch ein paar Sehenswürdigkeiten mehr ‚reingezogen. Dabei durfte das Hoa Lo-Prison natürlich nicht fehlen – irgendetwas Makabres muss immer sein ?. Ein Grossteil dieses Monstrums hatte allerdings bereits vor Jahren einem Geschäftshaus weichen müssen, heute steht nur noch ein kleiner Teil davon und so verhält es sich auch mit der „Museumsausstellung“. Resp. man könnte auch sagen, meine Erwartungen waren einfach falsch. Es geht in der Ausstellung hauptsächlich um die beiden Kriege (den französischen und den amerikanischen, nicht die beiden Weltkriege) und nur zu einem ganz kleinen Teil um das Gefängnis selber – ist ja auch schwierig, wenn nichts mehr davon steht. Und die „Gefängnisstories“ wiederum beinhalten hauptsächlich eine Aufzählung all der späteren hohen Regierungstiere in Vietnam, welche in diesem Gefängnis dahinvegetierten und dabei NIEMALS ihre kommunistische Überzeugung verloren haben – und gemäss der erhaltenen Informationen erscheint es mir doch recht überraschend, dass diese überhaupt überlebt haben. Erinnert ein wenig an Ausschwitz-Birkenau. Auf jeden Fall wird deutlich, dass die französischen Kolonialherren (Erbauer des Gefängnisses) die Einheimischen auch als „Untermenschen“ betrachtet haben. Allerdings war das ja wohl normal für das Gebaren von Kolonialherren und daher ist es heute auch kein Thema mehr….(oder liegt vielleicht daran, dass wir unsere Sichtweise noch immer nicht geändert haben, nur unser Verhalten ist etwas Menschlicher geworden?)  Schmunzeln musste ich hingegen bei der Ausstellung zur Zeit des amerikanischen Krieges, als die amerikanischen Soldaten dort eingesperrt wurden. Fotos von Weihnachtsfeiern und wie die Soldaten friedlich und vergnügt zusammensitzen und Brettspiele oder Karten spielen…. Passt nicht so ganz zu den Bildern, die wir aus den amerikanischen Filmen kennen ? – Propaganda überall!

Der originalgetreue Eingang des Gefängnisses

Weiter war ich im Literaturtempel. Die Bezeichnung Tempel ist etwas irreführend, da es eigentlich eine Universität (die erste von Ha Noi) für die höheren Söhne der damaligen Zeit war, gegründet von einem der Könige im 11. Jh.  Mit der Verlegung der Hauptstadt nach Hue 1807 verlor die Ausbildungsstätte ihren Status. Die letzten Prüfungen wurden 1915 abgelegt. Aufgrund der darauffolgenden Kriege (und entsprechenden Bombardements vor allem durch die Amerikaner) steht heute nicht mehr viel von den ursprünglichen Gebäuden, praktisch alles open-air. Doch obwohl mitten in der Stadt gelegen, ist es unheimlich ruhig und friedlich innerhalb dieser Mauern, trotz der vielen Touristen. Es ist denn auch nach wie vor eine Gebetsstätte für Konfuzius‘ Anhänger. Und so erinnert es – aus westlicher Sicht? – doch stark an einem Tempel.

Das Alumni-Verzeichnis  

Konfuzius ist der Grösste

 

Ach ja, die Vietnamesen lieben Karaoke und Federball. Beides trifft man regelmässig und besonders die Federballspieler meist an den unmöglichsten Orten an – die Vietnamesen können überall Federball spielen! Es ist beinahe ein Wunder, dass sie es nicht auch noch mitten auf einer Strassenkreuzung tun. Erinnert mich ein wenig an meine Kindheit, es gab da ‚mal so eine Phase, da waren wir (offenbar) auch vietnamesisch drauf….?  Kaffee lieben sie auch, allerdings geht es eher in Richtung türkischer Kaffee als den unsrigen. Und vietnamesischer Kaffee mit Milch ist normalerweise mit Kondensmilch. Oder anders gesagt, wenn du ihn erhältst, willst du zuerst reklammieren, weil du denkst, die Milch sei vergessen gegangen. Wenn du dann im Kaffee herumrührst, bereust du es ziemlich schnell, weil er dadurch zu einer unglaublich süssen gelartigen Melasse wird…. nicht wirklich zu empfehlen. Was die Franzosen den Vietnamesen Gutes hinterlassen haben, ist das Brot. Im Gegensatz zu Thailand oder Indien findet sich hier nicht nur Toastbrot, sondern an jeder Ecke wunderbare Baguetts sowie auch Pains au Chocolat und jede Menge Quiches. Und schliesslich – erwähnt als Tribut an eine gute Freundin ? – sind sie grosse Kunstfreunde, Galerien gibt es zu tausenden in Ha Noi.

 

 

Der Stadtsee, Hoan Kiem-Lake, dient scheinbar als eine Art Freiluftsprachschule. Als ich mich dort aufhielt, wurde ich ständig angesprochen, ob ich Zeit hätte. In der Annahme, man wolle mir etwas verkaufen, habe ich natürlich erst einmal verneint. Aber dann kam ein kleines Mädchen, hat sich einfach neben mich gesetzt und angefangen, mir 1’000 Fragen auf englisch zu stellen. Ich bin sicher, sie hat kaum eine meiner Antworten verstanden. Aber ich vermute, darum ging es ihr auch gar nicht, sie wollte einfach etwas Konversation üben. Auch sie hat von Federball erzählt, natürlich von Weihnachten, worauf sie sich freut, weil sie dann Geschenke erhält und sie steht auf Taylor Swift ? (wie könnte es anders sein!). Später hat sie noch ihre Mutter dazugeholt, welche sich auf der anderen Seite neben mich gesetzt hat und da – so eng eingepackt zwischen den beiden Frauen – war ich mir dann nicht mehr so sicher, ob ich mich noch wohl fühlen soll oder nicht, wo das wohl enden würde. Sie haben sich jedoch bald darauf verabschiedet und als ich mich das nächste Mal an diesem See auf die Frage, ob ich Zeit hätte, eingelassen habe, ging es wiederum nur darum, englisch zu sprechen. Wie angedeutet, man kann es nicht wirklich Gespräch nennen, du wirst einfach befragt, woher du kommst, wohin du gehst, wie dir Vietnam gefällt natürlich, welche Farbe du magst, welche Musik, welchen Sport etc. Die Schweiz ist den Vietnamesen in Ha Noi übrigens vollkommen unbekannt, sofern der jeweilige Vietnamese nicht im Tourismus arbeitet. Interessanterweise wollen sie auch Frankreich nicht kennen…. wenn’s um Europa geht, fragen sie sogleich nach den UK. Etwas Anderes scheint in Europa nicht existent.

Ich war hier noch in keinem, von aussen stehen die hiesigen Einkaufszentren den unsrigen jedoch in nichts nach. Auch bekommt man eigentlich alles, was man sucht. Vielleicht nicht mit dem gleichen Markennamen wie zu Hause und manchmal dauert es auch ein wenig, bis man erkennt – wie es halt so sein kann im Ausland – aber letztlich ist alles da. So tue ich mich denn etwas schwer, den Kommunismus zu „finden“. Das bestätigen auch andere Westler und selbst den Vietnamesen fällt es schwer, „ihren Kommunismus“ zu erklären. Wirtschaftlich ist hier alles möglich, wie es scheint. Längst nicht mehr alle Betriebe sind staatlich, im Gegenteil, diese sind vermutlich sogar mittlerweile in der Minderheit. Übrig geblieben scheint nur das Einparteiensystem und die Überlegenheit der Regierungsmitglieder, wie es mir von China her bekannt ist. Sie scheinen den Chinesen denn auch nahe, nur mit dem Aufbegehren gegen die Regierung liegen sie noch etwas zurück. Doch die jungen Vietnamesen beginnen sich gegen die Unterdrückung im Sinne des Gehorsams zu wehren. Interessant daran ist, dass der Staat sich in gewisser Weise selber „zerfleischt“. So schicken sie die Jungen auf Kosten des Staates zum Studieren ins Ausland und genau diese Rückkehrer sind es, die sich dem Gehorsam nicht länger unterwerfen wollen. Es wird interessant sein, die Entwicklung dieser Gesellschaft in den nächsten 10j zu verfolgen! Eine Vietnamesin Ende 20 hat mir erzählt, sie wolle keinen Vietnamesen zum Mann. Denn in Vietnam müsse man die Eltern und Schwiegereltern respektieren, egal ob man sie leiden könne oder nicht (ähnlich zu Indien ziehen Frauen nach der Heirat in den Haushalt der Schwiegereltern – wär auch nicht mein Ding ?). Welche weiteren Gründe den Wunsch nach einem Mann aus dem Westen verstärken, lassen wir nun einmal dahingestellt. Ich finde, die Aussage zeigt sehr schön die Konflikte, die in einer sich zu schnell verändernden und stark von aussen (dem Westen) beeinflussten Gesellschaft entstehen. Wenn sich die Frauen weigern, in den Haushalt der Schwiegermutter einzuziehen, weil sie sich dort unterordnen müssen, geht das System nicht mehr auf (Altersvorsorge!). Dass es dazu Alternativen gibt, hat das neue Denken bewirkt, Dank sei dem Tourismus, der Globalisierung, dem Internet (soweit ich feststellen kann, blockt die vietnamesische Regierung bis anhin nichts im Internet).

Aber eigentlich war ich ja beim Einkaufen. In der Altstadt von Ha Noi gibt es keinen Platz für Einkaufszentren – man spricht vom Goldenen Slum, die Menschen wollen nicht wegziehen (u. a. wegen der Wertsteigerung) und zusätzlich zieht es immer mehr Menschen dorthin, der Platz lässt sich aber nicht ausdehnen und so haben die Bodenpreise denn auch schon beinahe Schweizer Niveau erreicht! (Und wieder, wo ist hier der Kommunismus, da gehörte der Boden doch eigentlich dem Staat?) Und so herrschen in Ha Noi noch die Strassenzeilen vor, in denen sich ein Geschäft ans nächste drängt, zudem gibt es mehrere Markthallen (vergleichbar mit Covent Garden).

Alltag

Hier musste ich an Samira denken (auch wenn sie da mittlerweile wohl nicht mehr reinpasst und diese Kleidchen sicherlich genauso schrecklich findet wie ich) ?

Der Nachtmarkt am Wochenende (abgesperrt und theoretisch nur für Fussgänger, aber Mopeds kommen überall durch) 


Katzen gibt es hier jede Menge, mehr als Hunde. Oft gehört eine zum Restaurant. In meinem Lieblingscafé hatten sie eine noch ganz junge. Mit der habe ich mich im Laufe der Zeit angefreundet und zum Schluss sass sie sogar auf meinem Schoss, während ich gebloggt habe und hat friedlich vor sich hingeschnurrt. Wie es Katzen jedoch so an sich haben, sie hat mir meine Jeans zerlöchert…. Zu meinem Elend wird es diese Hose wohl kaum bis zum Ende meiner Reise machen. Das liegt in erster Linie sicher an den hiesigen Waschmaschinen/Tumblern, die Katzenkrallen waren jedoch nicht gerade förderlich.?

Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, weshalb man die Vietnamesen so schlecht versteht: sie sprechen das „S“ nicht. Wenn du also wieder einmal nicht verstehst, versuch an den passenden Stellen ein S reinzupacken und oft ergibt die Aussage dann einen Sinn, was bspw. wie „fööt“ klingt, meint nach meiner Erfahrung „first“ ?  (Standardfrage der Vietnamesen, ob man das erste Mal in Vietnam ist).

Trotz mehrfacher Versuche gelingt es mir nicht wirklich, in Worte zu fassen, was mir an Ha Noi denn so gefällt, warum ich mich hier so wohl fühle. Wobei dies wohl das Stichwort ist: ich fühle mich hier einfach wohl. Es ist ein bisschen wie Schuhe kaufen, ein Blick aufs Regal genügt, um zu wissen, ob es sich lohnt, hier etwas anzuprobieren oder ob man das Geschäft gleich wieder verlassen kann (meine Mutter kann aus meinen Kindertagen davon ein Liedchen singen ?). So ähnlich verhält es sich bei mir auch bei Orten, einmal kurz „durchschnuppern“ genügt, um zu wissen, ob man sich hier niederlassen wollte oder doch lieber bald wieder weiterziehen will. Wieviel davon korrekte Intuition und wieviel falsches Vorurteil ist, sei einmal dahin gestellt. Ist ja vermutlich auch gar nicht so wichtig, da ein endgültiges Niederlassen sowieso nicht zur Debatte steht ?. Ein Grund für die Faszination liegt sicherlich in der Diskrepanz zwischen dieser gewissen Ruhe und dem für Asien üblichen lautstarken Chaos – zwei Gegensätze, die sich hier auf wunderbare Weise verbinden oder auch nebenher gehen, mal so, mal so. Die Menschen sind oft erst einmal zurückhaltend – das absolute Gegenteil vom Amerikaner, der gleich nach 5min. dein bester Freund ist. Doch wenn sie entschieden haben, sich zu öffnen, können sie unglaublich herzlich sein. Und manchmal auch überraschend fürsorglich, so hat mich eine alte Dame beim Überqueren der Strasse auch schon einfach an der Hand genommen und mich über die Strasse geführt. Sie sind auch recht „touchy“, Berührungsängste sollte man hier keine haben. Eine Umarmung zum Abschied ist nicht selten – natürlich nur von Frauen (wobei das an mir bzw. meinem Geschlecht liegt, unser Guide bei der Ha Long-Tour ging bei den männlichen Teilnehmern genauso auf brüderliche Tuchfühlung).

Ha Noi, wenn Du keinen Winter kennen würdest, wärst Du vermutlich mein Favorit…!?

 

Ha Long Bay, VIE – Eines der 7 neuen Welt-Naturwunder

Ich dachte mir, wenn du schon in der Nähe bist… Doch einmal mehr konnte mich die Natur nicht so beeindrucken. Vielleicht lag es am Wetter, das nicht sonderlich ideal war oder am riesigen Touristenandrang. Erst gab’s ständig Stau unter den Schiffen und später ist man sich gegenseitig auf den Füssen herumgetreten, weil alle Schiffe gleichzeitig anlegten. Von einem Vergnügen kann soweit keine Rede sein.

Ich weiss ja, dass diese Touristenattraktionen nicht so mein Ding sind. Sie sind eine Massenabfertigung, das gilt leider auch hier. Ich bin mir daher nicht so sicher, ob die Unesco der Ha Long Bay einen Gefallen getan hat mit dieser Erhebung zum Weltwunder. Die Fischer dort finden diesen „Traffic“ mit Sicherheit nicht sonderlich toll und es würde mich nicht wundern, wenn deren Lebensalltag und damit -unterhalt früher oder später zugrunde gehen. Andererseits profitiert das Land natürlich im Bereich Tourismus enorm. Und nach allem, was es Dank dem Westen in den letzten 150j durchgemacht hat, mag das eine Art Wiedergutmachung sein (insbesondere, da die betroffenen Mächte ihre Verantwortung nicht übernehmen). Nur ob dieser Schuss letztlich nicht nach hinten losgeht?

Ich hatte eine 1-Tages-Tour gewählt (zum Glück nur einen Tag!), die ich relativ lange vor mir hergeschoben habe, weil sie bereits morgens um 8 Uhr losging und weil ich auch auf besseres Wetter hoffte. Sie begann mit einer 3.5 stündigen Bus-Fahrt, die uns ein wirklich guter Guide versüsste. Sein Humor war erstklassig, die Infos interessant (und korrekt – ich für meinen Teil hatte das Meiste bereits in meinem Travelguide gelesen ?) und er hat auch nicht die ganze Zeit gequasselt, sondern uns immer wieder Zeit für uns gelassen – sein Englisch war top, nur die Betonung für meine Ohren etwas schräg. Allgemein finde ich es recht schwierig, die Vietnamesen zu verstehen, wenn sie englisch sprechen und ich habe den Verdacht, es geht ihnen umgekehrt ebenso.?  Nach der Busfahrt ging’s direkt aufs Boot, wo wir einen ausgiebigen Lunch geniessen durften. Darauf kam der Kajak-Trip in irgendeine Grotte, den ich mir jedoch geschenkt habe, Wasser und so, ausserdem hätte es extra gekostet und das war’s mir echt nicht wert (und ich glaube, das war’s auch wirklich nicht, demnach zu urteilen, was die anderen danach berichteten). Anschliessend weiterfahrt zum „Klettern“ – so wurde es zumindest angekündigt. Es ging wiederum in eine Grotte, die jedoch tatsächlich etwas höher gelegen war und deren Namen ich bereits wieder vergessen habe. Der Abstieg zum Schluss gestaltete sich denn auch etwas heikel bei diesen Menschenmassen. Danach ging’s mit dem Schiff zurück zur ursprünglichen Anlegestelle. Der gesamte Bootstripp dauerte 5h, davon etwa eine Stunde Mittagessen und die 2 Breaks in die Grotten, die ebenfalls je etwa eine Stunde dauerten. Wirklich viel war da somit nicht mit Schiffahren. Mir hätte es besser gefallen, die gesamten 5h einfach zwischen diesen Felsen rumzuschippern. Aber dafür hätte ich vermutlich selber ein Boot chartern müssen. Zum Schluss war natürlich wieder Busfahren angesagt, den gleichen Weg 3.5h zurück. Überraschenderweise wurde ich als letzte abgesetzt (andere Reihenfolge als am Morgen), so dass ich zum Ende gar noch in den Genuss einer kurzen Privatfahrt kam, wenn man so will. ?

Das Beste an der ganzen Sache scheinen mir die Teilnehmer und der Mix meiner Truppe gewesen zu sein. Wir waren 16 Personen aus USA, Rumänien, Japan, Thailand, Singapur und Korea – eine für mich eher spezielle oder sagen wir ungewohnte Zusammensetzung – und haben uns ziemlich gut verstanden. Besonders bei der Rückfahrt war eine gute, ausgelassene Stimmung im Bus, es wurde viel gelacht. Und ich kam so wieder einmal zu einem Austausch mit anderen Reisenden. Das hat tatsächlich etwas für sich… ?  Die Rumänen werde ich vermutlich an meiner nächsten Station wieder treffen. Insofern war die ganze Sache ok. Ich kann nun sagen, ich war dort…. ?

Einmal mehr muss ich allerdings feststellen, dass Reisen – so richtig Reisen – ins Geld geht. Das geht so nicht ewig weiter. Ein weiteres Argument dafür, mich niederzulassen statt herumzureisen. In Vietnam bleibe ich jedoch bei meinen Plänen – vermutlich wird Vietnam damit zum teuersten Pflaster für mich (abgesehen von Vancouver und San Francisco natürlich). Danach werde ich günstig dahindarben, damit ich nicht zu früh nach Hause muss… ? Scheinbar entwickle ich etwas verfrüht den Altersgeiz ?, auf jeden Fall ist mir noch nicht nach heimkommen und danach, ins normale Leben zurückzukehren. Aber nach noch nicht einmal 2 Monaten ist dies wohl auch akzeptabel.

Bilder zur Ha Long Bay solltet Ihr euch lieber im Netz anschauen, da findet Ihr bestimmt die besseren – vermutlich aber keine, die den Massenandrang zeigen (wobei ich diesbezüglich auch ziemlich zurückhaltend war, wer will denn Schiffs- und Menschenmassen fotografieren….!)

Das Bild täuscht, hier hatten eine ganze Reihe an (weissen) Schiffen angelegt



Zum Schluss noch ein wenig Kitsch aus der Grotte… 

 

Ha Noi, VIE – Vertrauen

Ha Noi, das ist ein quierliges Durcheinander, wie es in Asien nicht selten ist und doch irgendwie ruhiger, friedlicher als Thailand, abgesehen von der Huperei im Strassenverkehr. Die geht mir hier schon sehr auf die Nerven, es muss also schlimmer sein als in anderen asiatischen Städten. Dafür ist der Strassenverkehr viel fussgängerfreundlicher, als man es ansonsten in Asien kennt. Es gibt sogar Ampeln für die Fussgänger. Die braucht es jedoch gar nicht. Hier geht man einfach zielstrebig und selbstbewusst über die Strasse und alle anderen weichen einem aus – funktioniert wirklich! Nur das Schlendern in den kleinen Seitenstrassen wird oft zu einer Vertrauensübung. Da die Trottoirs hier meist belegt sind von geparkten Mopeds und Essgelagen, bleibt einem nichts Anderes übrig, als auf der Strasse zu gehen, welche wiederum sehr eng ist, aber doch für beide Richtungen gedacht. Will man sich denn nicht nur auf die Strasse konzentrieren, sondern darauf, was sich am Weg entlang so bietet, bleibt nichts als darauf zu vertrauen, dass schon keiner in einem hineinfährt.


Ich hätte mir hier eine Bleibe analog zu derjenigen in Bangkok mieten können. Dann wäre ich jedoch wiederum in einem Aussenbezirk gelandet. Ich habe mich deshalb für die einfachere Variante entschieden und ein Hotel in der Altstadt gewählt. Hier bin ich wieder in meinem Element und nur von meinen Füssen abhängig. Kreuz und quer marschier ich mittlerweile durch diese Stadt.

Nicht mein Zuhause…

Die Oper von Hanoi  

Der Wächter über die Skater…. (und andere Freizeitvergnügen)

Auch Ha Noi hat einen See mitten in der Stadt… ?  



…und bei Nacht (um zu belegen, dass ich nicht nur einmal hier war) 

Piccadilly Circus von Ha Noi


Weihnachtsdeko in Hanoi

Und um den ständigen Forderungen nach Fotos nachzukommen, hier noch einige weitere Einblicke…



SBB: Ihr könnt die Kosten für die Sicherung der Bahnübergänge sinnvoller investieren, es geht auch anders (die Menschen müssen einfach wieder lernen, sich auf das Richtige zu konzentrieren, statt immer nur und ständig auf ihr Handy-Display zu starren….)  

Beim Wandern durch die Stadt können die Trottoirs zur Herausforderung werden, sind diese nämlich nass, werden sie zu Bananenschalen – und ich hab weiss Gott keine schlechten Schuhe an! Und die Geldsache ist auch etwas mühsam. Bereits in Ungarn oder auch in Thailand ging mir das gegen den Strich, diese grosse Zahlen, doch hier sind noch einmal ein par Nullen dranzuhängen. Daran kann ich mich nicht so recht gewöhnen, zumal die Verhältnisse irgendwie nicht so ganz stimmen. Meist spukt der ATM maximal VND 2 Mio. aus, das sind nur knapp CHF 100, was wiederum gar nicht so viel ist, denn Vietnam ist im Vergleich zu Thailand relativ teuer (zumindest für Touristen). Ist ein Snack mit VND 270’000 beziffert, schreckt man erst einmal etwas zurück, um sich dann daran zu erinnern, dass die hier ja ein ganz anderes Preisgefüge haben, um letztlich zu realiseren, dass es eigentlich doch gar nicht so wenig ist für ein asiatisches Land (besonders für das, was man dafür erhält). Auch ist die Notengestaltung nicht sonderlich „benutzerfreundlich“, sieht doch die 10’000er-Note praktisch gleich aus wie die 100’000er. Also immer schön Nullen zählen und aufpassen!

 
Letzthin hat’s mich genau zum Schulschluss an eine Schule verschlagen – ein Meer von Minivietnamesen um mich herum und es nahm kein Ende! Was mich an die Puppenhaus-Möbel erinnert. Ich kenne diese Miniplastikstühlchen bereits von Indien. Dort werden sie einem jedoch eher als Sitzgelegenheit beim Warten angeboten. Hier gehören sie zum Esstisch, der natürlich in der passenden Grösse dazu ist. So höckeln die Vietnamesen denn auf dem Bürgersteig, in Horden um diese kleinen Tischchen auf den kleinen Stühlchen und essen stundenlang. 

Daneben oder dahinter sind irgendwelche Läden oder nicht selten eine „Töffliwerkstatt“, also rund um den Mittagstisch lauter ölverdreckte Utensilien. Und meist werkelt auch irgendeiner gleich neben dem Esstisch an seinem Moped herum – noch etwas extra Abgas verfeinert das Menu. Restaurants haben tendenziell Möbel in „unserer Grösse“, manchmal sind Tisch und Stuhl jedoch nicht ideal aufeinander abgestimmt. So hatte ich die Tischkante auch schon beinahe unter dem Kinn, was sowohl das Essen als auch das Schreiben etwas erschwert. Doch man gewöhnt sich an alles.

Heut war ich bei einem Schneider. Meine superteure Transa-Hose hat nämlich bereits einen defekten Reissverschluss – billig gemacht aber teuer im Preis, auch Transa muss schliesslich Gewinne erwirtschaften… Bin ja mal gespannt, was ich da morgen zurückerhalte. Und ja – wieder einmal ein Insider – mein heissgeliebtes Täschchen, das ich damals bereits auf Interrail dabei hatte und seither auf all meinen Reisen mitgeschleppt habe (es gäbe sie hier in Aisen zwar zu tausenden billig zu kaufen, aber ich habe noch keines gesehen, das die richtige Grösse und zwei Taschen hat!), zerfällt so langsam in seine Einzelteile. Deshalb habe ich es dem Schneider ebenfalls aufgedrückt, um es wieder ganz zu machen. Hoffentlich kann er es retten!

Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, hier mein Visum zu verlängern. 2x war ich auf der Immigration. Beide Male habe ich entnervt aufgegeben, da zu bezweifeln war, dass ich überhaupt noch vor Schalterschluss an der Reihe sein würde. Das Hotel hatte mir darauf angeboten, die Angelegenheit für mich zu erledigen, zu einem Preis von USD 105 (das ist ja noch „schöner“ als in Thailand) und einer Bearbeitungszeit von 7-10d. So habe ich mich schliesslich für den Umweg über Kambodscha entschieden.

Das kambodschanische Visum kann ich übrigens nur empfehlen! So etwas von effizient und herzliche Angestellte. Du beantragst es am einen Tag und am nächsten darfst du es bereits abholen. Entsprechend ist es auch viel günstiger. ? Etwas flau wurde mir allerdings schon, als ich realisierte, dass ich im Voraus zahlen und meinen Pass (trotz Kopie) hier lassen soll und dafür nicht einmal eine Quittung erhielt. Mit englisch war auch nichts, nachdem der Konsul bei meinem Eintreffen bereits nach Hause gegangen war. Ist zwar ’ne Botschaft, aber irgendwie…. man will ja nicht der Trottel sein, der seinen Pass „verloren“ hat, weil man ihn irgendwem in die Hand gedrückt hat, einfach so, auf Vertrauensbasis. Zumal sich das Ganze zwar eingemauert, aber doch unter freiem Himmel abgespielt hat. Der „Beamte“ hat gemerkt, dass mir nicht wohl war und hat mir darauf eine Beige an Pässen gezeigt, die wohl ebenso vertrauensvoll hier gelassen wurden. Und da mir die Alternative, morgens um 9 Uhr noch einmal vorbeizuschauen, wenn der Konsul anwesend ist, genauso wenig behagte, habe ich mich einmal mehr für die „Vertrauensübung“ entschieden (scheint mein vietnamesisches Thema zu sein – wobei ich mich allgmemein egentlich eher für zu vertrauensselig denn für misstrauisch halte). Nun, es gibt sie noch, die anständigen Menschen! Bei meiner Wiederkehr durfte ich ins Büro des Konsuls (naja, ob’s wirklich der Konsul war, sei einmal dahingestellt), wo mein Visum abgestempelt und unterzeichnet wurde und ich nach 5min. wieder entlassen war mit Pass und Visum! ? Und die Kambodschaner sind auch noch flexibel in dem Sinn, dass ich innerhalb von 3 Monaten selbst entscheiden kann, wann ich eireise. (In Vietnam sind Ein- und Ausreisedatum im Visum genau festgelegt, kommst du also später, verkürzt sich das Visum entsprechend.) So gesehen würde viel mehr für Kambodscha sprechen als für Vietnam. Nach Aussagen von anderen Travellern ist dem allerdings nicht so. Womöglich sind sie ja genau deshalb kooperativer bei der Visa-Vergabe. Nun, wir werden sehen, mindestens eine neue Visa-Antrags-Erfahrung wird’s mir bringen. ?

 

Bangkok, THA – Ich und die Botschaft und weitere Stationen

Mittlerweile bin ich hier schon richtig zu Hause. Ich habe den Coop Silbern und das Glattcenter meines Stadtteils gefunden, fahre mit dem Bus, als wäre ich hier aufgewachsen und führe ein ganz alltägliches Leben (ohne heimliche Ängste), abgesehen davon, dass meine täglichen Beschäftigungen nicht unbedingt alltäglich sind. Selbst das Taxifahren hat seinen unangenehmen Mafia-Beigeschmack verloren. Die Taxifahrer sind zu anständigen Menschen mutiert, sie geben sich richtig Mühe und stellen sogar in absoluter Selbstverständlichkeit den Taxameter an, ohne dass man etwas zu sagen braucht. (Da es an der Endstation der U-Bahn nur eine Bushaltestelle für beide Richtungen gibt, komme ich nicht umhin, das letzte Stück meines Heimwegs mit dem Taxi zu überbrücken, da die Busfahrer – im Gegensatz zu den Taxifahrern – nicht kooperativer geworden sind.) Auch das „grüne-Männchen-Syndrom“ hat sich, zumindest teilweise, geklärt. Es handelt sich dabei um Mopedtaxi-Fahrer, deren starrender Blick zu eruieren versucht, ob man möglicherweise der nächste Fahrgast sein könnte. Der eine oder andere hat denn, zusätzlich zum Starren, auch schon gefragt, die meisten scheinen jedoch den Mund nicht bewegen zu können.

So liesse es sich hier wirklich gut leben. Doch leider läuft meine Zeit hier ab und dabei habe ich noch gar nicht viel von Bangkok gesehen – nun, zumindest nicht, was man sich als Tourist hier allgemein so ansieht. Die meisten der üblichen Sehenswürdigkeiten sind fernab von mir und auch von den Haltestellen von U-Bahn und Skytrain. Diese modernen Verkehrsmittel scheinen eher aufs Business ausgerichtet zu sein. So ist es ein Einfaches, damit ins Botschaftsviertel zu kommen (wogegen sich die Tempel und Paläste nur mit Bus oder Taxi erreichen lassen). Und weiss Gott, diesen Weg bin ich einige Male gefahren…. Ich und die Vietnamesische Botschaft sind kein harmonisches Team. Es liegt allerdings nicht an mir, alle Ausländer dort haben gelästert. Dennoch, sollte es mir in Vietnam nicht gefallen, könnte man wohl sagen, ich hätte es wissen müssen!

Bei meinem ersten Versuch war ich von Beginn weg etwas spät dran. Wie es halt so läuft, wenn man erst mittags aufsteht.? Bis ich dann alles zusammen hatte, was man für ein Visum braucht, war es kurz vor 4 Uhr und die Schlange vor dem Touristen-Visum-Schalter schon ziemlich lang. (Die anderen Schalter waren besetzt, allerdings ohne Kunden, dennoch, es wäre diesen Beamten nicht einmal in den Sinn gekommen, den Touristen-Schalter zu unterstützen….) Nach etwa einer halben Stunde, in der die Schlange kaum vorgerückt ist, machte mich der Typ vor mir darauf aufmerksam, dass Visa-Anträge nur bis 4 Uhr angenommen würden. Zwischen 4 und 5 Uhr sei die Zeit für die Visa-Abholung und ich müsse damit rechnen, dass ich weggewiesen würde, sofern ich überhaupt noch vor 5 Uhr beim Schalter ankommen würde (um 5 Uhr werden die Schalter erbarmungslos geschlossen, egal wie lange die Schlange davor noch ist – die Arbeitsmoral in dieser Botschaft macht noch einen ziemlich kommunistischen Eindruck…). Wo er Recht hat, zumindest ist es auch in der Botschaft derart schriftlich ausgewiesen. Das Risiko war mir daher zu hoch, hier sinnlos Zeit in den Boden zu stehen und ich bin gegangen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Warteschlange mittlerweile so weit angewachsen war, dass sie bis ausserhalb der Botschaft reichte! Garantiert wäre ich weggewiesen worden. Das war an einem Freitag.

Am Montag startete ich somit meinen 2. Versuch. Es gab an diesem Nachmittag keine Warteschlange, allerdings auch keinen Beamten hinter dem Schalter…. Er war bei meinem Eintreffen verschwunden und hat sich ziemlich lange Zeit gelassen mit dem Wiederkommen. Und wiederum, die anderen Beamten fühlten sich nicht zuständig. Die Einreichung des Antrags verlief schliesslich relativ rasch, wenn auch unerfreulich in dem Sinn, dass ich einerseits erfahren habe, dass man von Thailand aus nur 30d-Visa erhält und ich andererseits den Mund beinahe nicht mehr zugekriegt habe, als man mir den Preis für das Visum nannte – CHF 75 für ein einfaches (single entry) 30d-Visum! Das ist mehr als mein Flug von Bangkok nach Hanoi gekostet hat – was zugegebenermassen daran liegt, dass mit den Flugpreisen etwas nicht stimmt. Dennoch, das sind Schweizer Preise (ein 3-Monats-Visum mit mehrfach-Eintritt hätte mich zu Hause CHF 110 gekostet und weit weniger Nerven)!!

An meinem letzten Tag (vor Abreise) in Bangkok durfte ich das Visum abholen. Im Hinblick auf meine Erfahrungen vom Freitag und der ellenlangen „Abholschlange“ bin ich bewusst zu früh hingegangen in der Hoffnung, sie würden mir das Visum auch bereits vor 4 Uhr aushändigen. Die Botschaft war wiederum leer bei meinem Eintreffen und tatsächlich war der Beamte bereit, mich zu bedienen. Er hat den ersten Schweizer Pass aus dem Körbchen genommen, dann den 2. und schliesslich den 3. – keiner war meiner. Darauf ist er für 10min (ich habe auf die Uhr geschaut!) verschwunden, kam mit leeren Händen zurück und meinte, ich solle Platz nehmen und hat den nächsten Visumabholer bedient, der mittlerweile eingetroffen war. Wunderbar! Ich setz mich doch da nicht einfach hin und warte darauf, dass sich dieser Beamte vielleicht irgendwann vor 5 Uhr an mich erinnert! Ganz besonders, sollte es ab 4 Uhr wieder zu und her gehen wie am vergangenen Freitag. Ich musste Thailand am nächsten Tag verlassen und die hatten meinen Pass! Ich war leicht panisch…

So entschied ich, mich einfach in der inzwischen entstandenen Warteschlange wieder anzustellen in der Hoffnung, dass mein Pass inkl. Visum ab 4 Uhr vorhanden sein würde. Etwa 10 min nach 4 Uhr war ich erneut an der Reihe und der Beamte hat mich sofort erkannt (wow!) und sich dann doch erbarmt, mich aufzuklären. Mein Visum war offenbar noch in Bearbeitung. Ich würde es jedoch auf jeden Fall noch vor 5 Uhr erhalten und ich solle mich nun hinsetzen und warten. Tja, er war offensichtlich am längeren Hebel…. Also habe ich mich brav hingesetzt und mich in meinem Mantra geübt: „Alles wird gut!“

Zum Glück war nur wenig los auf dieser Botschaft an diesem Tag und so war der Beamte immer wieder mal ohne Kundschaft und fand sich meinem vermutlich immer ängstlicher werdenden Blick gegenüber. Er ist denn auch jedes Mal verschwunden, worauf ich mir eingebildet habe, dass er nach meinem „Visa-Prozess“ schaut. Etwa 20min vor 5 Uhr wurde ich schliesslich erlöst. Ich erhielt meinen Pass mit Visum mit den korrekten Daten und schwebte sicher 50cm über dem Boden aus der Botschaft hinaus.

Das Botschaftsviertel ist nahe am District Siam gelegen, dem mit den vielen grossen Shopping-Malls. Bereits nach meinem ersten Botschaftsbesuch bin ich anschliessend – etwas ungeplant – dort gelandet. Ich bin einfach aufs Geratewohl zu Fuss losmarschiert und habe mich relativ rasch in einer dieser Malls wieder gefunden. Daraus wieder hinauszufinden, war allerdings eine eher schwierige Aufgabe…. Diese Malls sind wirklich riesig, total unübersichtlich und beherbergen neben allen möglichen uns bekannten und unbekannten Foodketten hauptsächlich Luxuslabels. Somit nicht wirklich mein Ding, aber immerhin, eine der Touristenattraktionen hatte ich abgehakt. Beim Siam-Square gibt es eine hochgelegene Passage für die Fussgänger, die etwas Ausblick bietet…

Fragt mich nicht, was für eine Prozession dies hier ist…. aber es hat für ein klein wenig Aufruhr gesorgt (und mich an Indien erinnert)

Moped-racing in Bangkok….
…. eine rote Ampel, an welcher sich die Mopedfahrer vorne zusammenballen  

 

Am Samstag gab ich mir schliesslich eine weitere Touristen-Attraktion: den Chatuchak Weekend Market. Ein Markt mit über 15’000 (!) Ständen, der ganz nahe bei meiner Unterkunft liegt. Die Vorstellung von so einem riesigen Markt fand ich faszinierend. Dort angekommen fühlte ich mich jedoch ziemlich rasch ziemlich überfordert. Auch habe ich mir dort vermutlich einen Sonnenstich geholt (ich hab’s noch immer nicht geschafft, mir eine Kopfbedeckung zu beschaffen….). Jedenfalls hatte ich nach 2h ziemlich starke Kopfschmerzen und wollte nur noch nach Hause. Ich hatte versucht – bei dieser riesigen Auswahl – mich auf Schals und Schmuck zu konzentrieren. Doch beides war nicht nach meinem Geschmack. Auch die Thais stehen offenbar (wie die Inder) eher auf Goldschmuck. So oder so, es sah alles ziemlich nach Ramsch aus. Und die Schals waren mir durchs Band viel zu kurz, ganz abgesehen davon, dass die Sujets auch sehr zu wünschen übrig liessen. Unbrauchbar!

Tagsdarauf folgte ich dem Rat meines Hosts und ging in die nahe gelegene local Mall – das Glattzentrum von Bang Sue! ?  Neben den allgegenwärtigen Restaurantketten à la Starbucks, Häagen Dazs und wie sie alle heissen, gab es nur wenige mir bekannte Labels, aber es war offensichtlich ein Ort für die Mittelschicht und damit in einer sympathischen Preisklasse. Auch entspricht die Grösse effektiv etwa dem Glatt und ist entsprechend viel übersichtlicher als diejenigen Einkaufszentren am Siam Square. Natürlich habe ich nichts gekauft – an meiner Shopping-Aversion wird sich vermutlich nie mehr etwas ändern. Aber ich wusste nun, wo ich hätte hingehen können, wenn ich etwas gebraucht hätte.

Doch dafür war es noch zu früh (zugegeben, die Sache mit der Kopfbedeckung, aber die lasse ich mich finden und nicht umgekehrt, das hat keinen Zweck). Noch war ich mit allem ausgestattet und mit noch viel mehr. Bereits kurz nach meiner Ankunft in Bangkok hatte ich meinen Rucksack komplett ausgeräumt und zusammengesammelt, was wieder zurück nach Hause konnte. Mengenmässig war das überraschend viel, bezogen aufs Gewicht leider nicht so sehr! ?

An meinem freien Botschaftstag habe ich mich mit meinen 2 vollen Säcken aufgemacht zu einem Postoffice. Auch das hat sich als nicht ganz so einfach herausgestellt. Ich wusste zwar ungefähr, wo eines war, doch finde das mal, wenn du keinen blassen Schimmer hast, wie die Post von Thailand aussieht! Ist sie gelb wie bei uns? Rot? Blau? Grün….? Nach viel Herumfragen habe ich das Miniding schliesslich entdeckt (rot ist die Farbe der thailändischen Post)! Und schon kamen die nächsten Schwierigkeiten: Flüssigkeiten können nicht verschickt werden. Nicht, dass ich volle Wasserflaschen hatte heimsenden wollen, weil deren Wasser hier so gut ist…. Hier gilt noch schnell mal etwas als flüssig, wenn es nicht eine steinharte feste Konsistenz hat. Nach einer schier endlosen Inspektion, bei der etwa ein Viertel meiner Habe zurückgewiesen worden war, hat sich herausgestellt, dass per Schiffsversand Flüssigkeiten doch annehmbar sind…. Wer hat denn von Airmail gesprochen? Es eilt ja weiss Gott nicht! Also alles zurück auf Anfang. Als ich das Postamt schliesslich wieder verlassen habe, hatte ich ein Paket mit 3kg Gewicht zum Preis von CHF 30 verschickt, welches nun etwa 3 Monate unterwegs sein wird – sollte das Paket nicht ankommen, weiss ich doch zumindest, dass die 3 nicht meine Glückszahl ist! ?

Ja, ich habe noch nicht wirklich viel von Bangkok gesehen, musste mich erst einleben und so einiges organisieren. Nun wäre ich bereit für entsprechende Streifzüge, doch die Abreise steht vor der Tür. Ich habe jedoch vor, wieder zu kommen und nachzuholen, was ich bis anhin verpasst habe.

 

Khao Lak, THA – immer noch

Thailand führt weiter, was die ALU begonnen hat: wenn das so weiter geht, werde ich wirklich noch zur IT-Spezialistin! Was ich hier schon alles gelernt habe… aber natürlich ist es wiederum mein Bruder, der die ganzen Lösungen findet. Irgendwann wird er mir eine Rechnung stellen und ich kann’s ihm nicht einmal verübeln! Nun bin ich bereits im 2. Hotel, in dem wifi nicht funktioniert bzw. mit IOS irgendwie nicht kompatibel ist – Hallo Apple, würdet ihr gefälligst für ein entsprechendes Update sorgen!! ? Ich fühle mich leicht amputiert. Längst hätte ich weiter bloggen wollen – war nicht möglich; meine weitere Reise hatte ich planen und organisieren wollen – war nicht möglich; um einige noch nachwirkende Probleme aus der Zeit vor meiner Abreise hatte ich mich kümmern wollen – schwierig. Und Internet-Cafés scheint es in der Zeit von wifi nicht mehr zu geben. Zumindest habe ich in Khao Lak noch keines gesehen – wenn man bedenkt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass diese an jeder Ecke aus dem Boden geschossen sind und nun scheinen sie bereits wieder verschwunden zu sein. Verrücktes Tempo!

Nun, ich bin immer noch in Khao Lak. Man könnte wohl sagen, ich habe mich mit der Situation arrangiert, dies vor allem aus Bequemlichkeit. Ich habe entschieden, mich in Bangkok eines Teils meines Gepäcks zu entledigen. Bis dahin werde ich es nicht mehr übertreiben mit dem Reisen…. Auch habe ich hier mittlerweile so meine Plätzchen gefunden, an denen es sich aushalten lässt. Zudem hat es der Handy-Kopfhörer nun endlich – nach all diesen Jahren – geschafft, zu meinem ständigen Begleiter zu werden. Was nebenbei erwähnt zu einer völlig unerwarteten Nostalgie führt! Seit Jahren habe ich mich nur noch von der Musik im Radio berieseln lassen und wir wissen ja, wie eintönig diese heutzutage ist. Nun plötzlich längst vergessene Songs in den Ohren zu haben, lässt mich regelmässig wieder in die damit verbundene Zeit zurückgleiten….? Wer erinnert sich noch an „Scharlachrot“, Baby Jail, „Strani Amori“, „One night stand“, Dire Straits, „Under pressure“, Subzonic, „Hier kommt Alex“, „I don’t like mondays“, Supertramp, „Runaway“….. (die Liste ist endlos)?

Man hat mich bereits darauf aufmerksam gemacht und es ist mir auch selber schon aufgefallen, dass die Fotos fehlen – sollte wohl nicht sein in einem Reiseblog ? Fotografieren ist jedoch etwas, was nicht wirklich „zu mir gehört“, es kommt mir schlichtweg schon gar nicht in den Sinn, dass ich doch mal ein Foto machen könnte…. Nun, ich werde mich bemühen und versuchen, mich zu bessern, doch versprechen will ich nichts, mein Ding ist das Schreiben, nicht das Illustrieren.

Der Hotelmanager meines vorherigen Hotels wollte mich unbedingt an eine tolle Beach bringen. Zuerst habe ich mich gesträubt, weil ich mit derjenigen hier, wo ich bin, ganz zufrieden bin. Sie ist zwar wahrlich klein und nicht sonderlich spektakulär, aber meine Ansprüche erfüllt sie voll und ganz. Ich kann sowieso nicht so viel mit Sandstränden anfangen – dieser verflixte Sand, klebt sofort überall und geht nicht mehr weg. Dann nimmt man ihn mit ins Hotelzimmer und sogleich hat man ihn im Bad, im Bett, im Gepäck, einfach überall und das für ewig…. Was mir hier gefällt, ist die Stärke des Ozeans. Ich hab’s nicht so mit Tümpeln à la Mittelmeer. Ein Ozean muss kraftvoll, gewaltig und zerstörerisch sein, dann kann ich ihm stundenlang zuschauen. Das hat eine gewisse Magie, eine Faszination, die eine starke Anziehungskraft auf mich ausübt. Und so klein der Strand hier ist, die Wellen haben Power…. ein wundervolles Schauspiel!!

Aber zurück zur White Sand Beach. Wie erwähnt, der Hotelmanager wollte mich unbedingt da hin fahren und so habe ich irgendwann nachgegeben. Kann ja nicht schaden, seinen Umkreis etwas zu erweitern. Und wahrlich, er hatte nicht zu viel versprochen! Ein riesiger – zum Anschauen – traumhafter Strand und fast keine anderen Menschen!!! Das ist mir ein wenig ein Rätsel, noch überall, wo ich bis anhin war, war der Strand fast menschenleer. Wo sind nur all die Touristen, die mir auf den Strassen ständig über den Weg laufen? Ob es denen geht wie mir und sie mögen auch keine Sandstrände? Ich dachte eigentlich, ich sei diesbezüglich eher etwas „abnormal“…. Nun, womöglich liegt es auch einfach an meinem Tagesrhythmus. Bis ich komme, sind die möglicherweise bereits wieder zurück im Hotelzimmer und kurieren ihren Sonnenbrand oder bereiten sich auf den Abend vor. Den ganzen Tag am Strand herumzuliegen, ist in der Zeit von Ozonlöchern und Hautkrebs womöglich nicht mehr „en vogue“. Mir soll es Recht sein.

Ist schon cool, seinen eigenen Privatstrand zu haben….

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mein eigener Strand

….. allerdings fehlt dem Ozean hier wiederum etwas die Kraft, um meinen Ansprüchen vollends zu genügen. ? Und die vielen Fussabdrücke stammen selbstverständlich nicht alle von mir. Es müssen also bereits vor mir Menschen hier gewesen sein….

Ich wurde ziemlich auf Höhe der Mitte des Strandes ausgeladen und so habe ich meinen Füssen ein Bad gegönnt und bin erst einmal die eine Seite des Strandes entlang gegangen. Nach einer Rast und nicht ganz zufriedenstellenden Betrachtungsstudien des Meeres (wie gesagt, zu wenig Kraft!), ging’s den Weg zurück und zur anderen Seite. Wiederum am Ende angekommen, hat es angefangen zu regnen…. Und so wurde ich doch nass bis auf die Haut auch ohne ein eigentliches Bad im Meer. Während des Spazierganges hat mich das nicht gestört. Doch zurück unter einem Dach, als ich bzw. die Stoffe um mich herum an mir heruntergetrieft sind, wurde es doch etwas ungemütlich….? Dennoch, der Ausflug hat sich gelohnt!