An dieser Schlagzeile bin ich kürzlich hängen geblieben – irgendetwas stimmt doch an diesem Satz nicht…..! So bin ich auf ein reales Ereignis gestossen, dass es eigentlich in der Realität gar nicht geben dürfte!
Es wäre wünschenswert, dass Du, die/der Du das jetzt liest, die Geschichte bereits kennst – jeder sollte davon gehört haben! Junger, weisser Mann, erfolgreicher Sportler, Stanford Student vergewaltigt eine junge, ebenfalls weisse und infolge Komasaufens bewusstlose Frau. Er wird erwischt und letztlich sogar verurteilt. Es ist schlimm genug, dass solche Dinge passieren, noch schlimmer ist, wie unsere Gesellschaft damit umgeht und schlichtweg skandalös und absolut inakzeptabel sind der Umgang mit der Situation und das Gebaren des Angeklagten, dessen Vater und Verteidiger und schliesslich vor allem die unverschämt milde Strafe! Zum ersten Mal empfinde ich es als sinnvoll, dieses amerikanische System, das Sexualverbrecher in einem öffentlichen und für jeden zugänglichen Register festhält (und letztlich so manchen Sexualverbrecher zum Opfer von Selbstjustiz besorgter Bürger werden lässt – dies befürworte ich hingegen nicht) – lebenslang gebrandmarkt ist in diesem Fall wenigstens etwas!
Offenbar war es dem Opfer erlaubt, nach der Urteilsverkündung eine Erklärung abzugeben. Diese Erklärung sollte Pflichtstoff werden an sämtlichen Schulen, jeder sollte diese gelesen haben!!! Sie zeigt gut verständlich und halbwegs nachvollziehbar, was in einem Vergewaltigungsopfer vorgeht und welchen Kampf diese Opfer gezwungen werden zu führen und dürfte damit helfen, das unbedingt notwendige Umdenken unserer Gesellschaft endlich voranzutreiben (wenn wir unsere Jugend eben entsprechend lehren).
Deshalb lies das, wenn Du es noch nicht getan hast!! (Und ja, dies ist ein Befehl)
Die Erklärung im Original:
oder in deutscher Übersetzung:
Was wohl in den Tätern dieses Falles vorgegangen ist, während sie dieser Erklärung lauschen mussten? Haben sie überhaupt zugehört oder feige „auf Durchzug“ gestellt? Haben sie sich gewunden und unwohl gefühlt während dieses langen Monologs? Hatten sie wenigstens den Anstand, sich zu schämen? Sind sie sich insgeheim ihrer Schuld bewusst und gestehen sich diese wenigstens sich selber gegenüber ein? Vermutlich nicht!
Das Schreiben des Vaters an den Richter zeigt ziemlich deutlich, dass er die Schuld allein dem Opfer gibt, nicht seinem Sohn, der nun gezeichnet ist für sein Leben (der arme Kerl!) und schon gar nicht seiner Erziehung. Der Sohn, der so hart gekämpft hat für seine Träume, die nun alle zunichte gemacht wurden, der nun keinen Appetit mehr hat und seine Lebensfreude verloren hat – wenn das mal nicht genug Strafe ist für 20min Action. Was muss die Frau auch so ein Theater machen wegen eines kleinen unbedachten einmaligen Fehlers in unzurechnungsfähigem Zustand!
Was mag in Turners Anwalt vorgegangen sein? Jeder hat ein Anrecht auf die beste Verteidigung (auch wenn das manchmal wirklich schade ist), doch würde jeder Anwalt dies zu erreichen versuchen, indem er das Opfer diskreditiert und versucht, aus dem Opfer einen Täter zu machen? Ist ein solches Vorgehen wirklich akzeptabel und gerechtfertigt mit dem Wohl des eigenen Mandanten? Ich habe da so meine Mühe damit. Diese (amerikanischen) Verteidigungsstrategien sind schlichtweg unter aller Sau und menschenunwürdig! Mag sein, dass dies zu subjektiv ist, mag sein, dass ich es anders empfinden würde, wenn der Opferanwalt den Täter ebenso behandelt hat, doch grundsätzlich versuche ich dem Prinzip des Anstands und des gegenseitigen Respekts zu folgen. Daher bin ich überzeugt, dass auch eine gute Verteidigung möglich wäre, wenn sie auf diesen Grundsätzen aufgebaut wäre.
Und schliesslich die Frage, was im Richter vorgegangen ist, der dieses unerklärlich milde Urteil gesprochen hat? Hatte er am Ende ein schlechtes Gewissen? Hat er realisiert, dass er sich zu einseitig hat beeinflussen lassen? Oder hat auch er sich über das Opfer und ihre Rede geärgert und diese als nicht zu rechtfertigende Frechheit empfunden? Nebenbei, seine Rechtfertigung für die milde Strafe basiert offenbar auf dem Schreiben einer Freundin des Täters – was tut es denn zur Sache, dass der Täter nicht das sprichwörtliche Monster ist? Wenn ein Mensch einen Mord begeht, lassen wir ihn dann mit einer Bewährungsstrafe davonkommen, weil er von seinen Freunden geliebt wird? Zudem gibt es bei Totschlag oder Mord manchmal Umstände, bei denen man die Tat verstehen kann (wenn bspw. ein Vergewaltigungsopfer seinen Peiniger umbringt, nachdem dieser straffrei davongekommen ist….) – ich wüsste nicht, dass man das bei Vergewaltigung auch sagen könnte, hierfür gibt es nach meinem Ermessen schlichtweg nie einen Grund und somit auch keine mildernden Umstände!
Sie alle sind an den Pranger zu stellen: Brock Turner, Dan Turner, der Anwalt und Aaron Persky! Sie alle sollten lebenslang als Vergewaltiger registriert werden, für jeden zugänglich. Der eine hat’s getan (dazu gibt es ein Urteil), die anderen haben im übertragenen Sinne nachgedoppelt – das ist die Sichtweise und das Empfinden, welche in unserer Gesellschaft verbreitet und in den von ihr gesetzten Regeln zum Ausdruck kommen sollten!
Ich bin überrascht, wie fair und verhältnismässig rational diese Erklärung abgefasst ist. Das ist kein selbstbemitleidendes Gejammer, keine Aneinanderreihung von trotzigen Anklagen (obwohl beides verständlich wäre) und davor ziehe ich den Hut! Sie ist lang, sehr, sehr, sehr lang, die Wiederholungen beinahe unerträglich – ein Versuch, dem Angeklagten zu vermitteln, dass er nicht für zu viel Alkoholkonsum schuldig gesprochen wurde sondern für Vergewaltigung. Es fällt schwer nachzuvollziehen, dass er, dass irgendjemand noch immer nicht begreift! Doch genau davon muss man ausgehen, wenn man das Verhalten dieser Täter betrachtet, wenn man deren Reaktionen (auf das Urteil) liest und schlimmer noch, wenn man die Kommentare zu den diversen Artikeln liest, welche momentan in diesem Zusammenhang in den Medien erscheinen! („Gut verständlich“ (meine Beschreibung der Erklärung des Opfers) trifft es damit wohl doch nicht so ganz…..) Vermeintlich ganz normale Menschen, zumindest keine von der Geschichte entlarvten Diktatoren oder von Psychiatern diagnostizierte Soziopathen hinterfragen das Opfer, stellen sich mehr oder weniger deutlich auf die Seite des Vaters und/oder des Täters, verharmlosen die Tat!! Wenn man bedenkt, dass jede 5. Frau einmal in ihrem Leben Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, überraschen diese Reaktionen, dieses Denken allerdings nicht mehr. Irgendwer muss diese Übergriffe ja begehen. Jede 5. Frau!!! Und die (deutsche) Justiz bringt es sogar fertig, ein Vergewaltigungsopfer letztlich als Täterin anzuklagen! Was für ein Spiegel unserer Gesellschaft!!!
Wenn das Opfer zu einer Rekordbusse von €24’000 verurteilt wird….:
Oder wenn die Elternliebe als Rechtfertigung angeführt wird….:
Einer der Kommentatoren meinte lapidar, dass es doch normal sei, dass Eltern ihren Kindern beistehen würden und man dem Vater keinen Vorwurf machen könne – natürlich sollen Eltern ihren Kindern beistehen! Dagegen ist nichts einzuwenden. Die Frage ist doch aber wie! Darf man es als Elternliebe abtun, wenn sie den Sohn darin bestärken, er hätte nichts Falsches getan, er sei das Opfer, das in jugendlichem Leichtsinn einen Fehler begangen hat, wenn dieser eine Frau vergewaltigt hat? Gehört nicht zu einer guten Erziehung, seinen Sprösslingen beizubringen, was richtig und was falsch ist und dass man die Verantwortung übernehmen muss, wenn man einen Fehler gemacht hat? (Wir wollen nicht vergessen, dass die Schuld des Täters in diesem Fall bewiesen wurde, das war kein Indizienfall!)
Und immer wieder die Mitschuld des Opfers…..:
In einem weiteren Kommentar (stellvertretend für viele, die in diese Richtung zielen) wurde doch tatsächlich gefragt, ob die Komasauferei des Opfers, die schliesslich zu dessen Bewusstlosigkeit führte, nicht als Beihilfe eingestuft werden müsse??! Was um alles in der Welt ist denn das für eine verdrehte Denkweise? Sex ist nun einmal nur „legal“, wenn er in beiderseitigem Einverständnis stattfindet und wie bitte schön soll eine bewusstlose Person ihr Einverständnis kundtun? So einfach ist das! Da gibt es kein Meinen oder Interpretieren, ohne ein klares Ja läuft nichts, punkt! Wer etwas Anderes behauptet, hat’s noch immer nicht verstanden.
Quelle: Youtube
Es war nirgendwo Thema und bei der ausführlichen Standardprozedur an Untersuchungen, die (in den USA) nach einer Vergewaltigung durchgeführt wird, darf man wohl davon ausgehen, dass das Blut des Opfers auch auf K.O.-Tropfen untersucht worden ist und das Resultat negativ war. Doch hat uns unser kleiner Schweizer Politfall (wenn ich mich korrekt erinnere, ging es um eine grüne Politikerin und einen SVP-Mann, beide aus dem Kanton Zug) gelehrt, dass K.O.-Tropfen nicht allzu lange im Blut nachgewiesen werden können. Wer weiss also, wie stark selbstverschuldet die Bewusstlosigkeit und das Blackout des Opfers wirklich waren? Allein unser Wissen, dass diese missbräuchliche Verwendung von „medizinischen Hilfsmitteln“ in diesem Zusammenhang vorkommen kann, sollte uns demütige Zurückhaltung üben lassen mit solchen „Beihilfsbeschuldigungen“!
Wenn das Opfer nicht „mit dabei“ ist
Ich habe vor einiger Zeit einen Bericht über Vergewaltigungsopfer nach Verabreichung von K.O.-Tropfen gesehen und zusammen nun mit der Erklärung des Brock Turner-Opfers fühlt es sich an, als würden mir die Fingernägel ge- und gleichzeitig die Haut abgezogen, beim Versuch nachzuempfinden, wie es sein muss, wenn man im Geiste absolut keine Erinnerung an ein schlimmes Erlebnis hat, wenn sich nur der Körper daran erinnert. Wir sind es nicht gewohnt, etwas ohne Verstand zu erfassen. Nun auf brutalste Weise zu lernen, die Signale des Körpers zu verstehen, muss alles noch viel schlimmer und schwieriger machen! Versucht das einmal nachzuempfinden! Gerade der Umstand der Bewusstlosigkeit des Opfers müsste eigentlich dazu führen, dass die Strafe höher als im Durchschnitt ausfällt. Denn die Qual des Opfers ist dadurch massiv grösser, die Verarbeitung und damit die Heilung werden merklich erschwert! Muss ich das hier wirklich erwähnen? Offenbar schon, konnte ich nämlich bei den Kommentaren auch die Frage lesen, wie denn ein Richter etwas bestrafen solle, an das sich das Opfer gar nicht erinnern könne – ganz nach dem Motto, was du nicht weisst, macht dich doch auch nicht heiss? Stell Dir mal vor, Du wachst auf und hast einen zerschundenen Körper und keine Ahnung, warum! Ups, da wird mich wohl gestern jemand verprügelt haben, doch was soll’s, war ja quasi nicht mit dabei….!
Ganz zu schweigen davon, dass dieser Umstand den Täter auch nach der Tat, insbesondere beim Prozess, wiederum in eine Machtposition bringt. Bei einer Vergewaltigung geht es nicht wirklich um Sex, es geht um Machtausübung, und es kann nur als unerhörter Affront empfunden werden, dass das Machtverhältnis zwischen Täter und Opfer über die Tat hinaus bestehen bleibt! „Well, we’ll let Brock fill it in“ …… (Zitat aus der Erklärung des Opfers)
Aus den Kommentaren zu genanntem Artikel geht auch hervor, dass sich einige Männer offenbar angegriffen gefühlt haben, von wegen, man würde ihnen unterstellen, weil sie Männer seien, könnten sie sich nicht in das Opfer hineinfühlen und deren Qualen nicht nachvollziehen. Dazu möchte ich anfügen: ich bin eine Frau, eine nicht vergewaltigte Frau und ich konnte es nicht! Bzw. ich kann es vermutlich immer noch nicht wirklich. Die Erklärung des Opfers geht durch Mark und Bein und vermittelt ein ungefähres Bild des Gefühlszustands eines solchen Opfers, aber ich bin sicher, das wahre Ausmass eines solchen Erlebnisses können wir alle, die wir so etwas – zum Glück! – nie erleben mussten, nicht wirklich nachvollziehen, nicht nacherleben oder uns nicht hineinfühlen! Gerade deshalb müsste es eigentlich an den Opfern sein, das gesetzliche Strafmass für derartige Verbrechen im Grundsatz festzulegen (und nicht am Gesetzgeber, sprich den Volksvertretern, die sowieso noch nicht verstanden haben, was die genaue Bedeutung von Volksvertreter eigentlich meint). Auf jeden Fall müsste die Mindeststrafe für sexuelle Gewalttaten viel höher liegen, um ein reales Bild der Schwere dieser Straftat zu vermitteln und um der Tatsache gerecht zu werden, dass eine Vergewaltigung noch nicht vorbei ist, wenn sie vorbei ist. Nicht selten müssen sich Vergewaltigungsopfer immer wieder rechtfertigen, sich demütigen lassen und vor allem müssen sie die Tat immer und immer wieder durchleben, bei der Befragung, beim Prozess, aufgrund der Medien.
Vergewaltigung – ein Kavaliersdelikt!
Schon so oft habe ich mich geärgert über die verhängten Strafen im Zusammenhang mit Vergewaltigung. Denn dieser Fall ist wahrlich kein Einzelfall und scheint mir gerade in der Schweiz beinahe Normalzustand (auch ohne dass der Vater des Täters dem Richter einen Brief schreibt – unsere Richter kriegen das auch ganz alleine hin). Tatsächlich sitzt ein verurteilter Sexualverbrecher in den USA durchschnittlich 11j. Gemäss einer im TA (online-Artikel „Härtere Strafen für Sexualdelikte“ vom 13.10.2014) zitierten Studie liegen in der Schweiz die durchschnittlichen Strafen (für die Jahre 2000 bis 2009) für Vergewaltigung bei 1’179d, für sexuelle Nötigung gar nur bei 876d. Kein Wunder, wird eine Vergewaltigung als Kavaliersdelikt wahrgenommen.
Da wird einem immer vermittelt, dass die Unversehrtheit von Leib und Leben in unserer Gesellschaft so einen hohen Stellenwert hat! Wie kann es dann sein, dass eine Körperverletzung in Verbindung mit einer lebenslänglichen seelischen Verletzung, ein solch tiefer Einschnitt in ein Leben, der vielleicht nicht immer mit Vorsatz (im gesetzgeberischen Sinn), aber doch immer mit menschenverachtender Brutalität und Machtausübung einhergeht, dass ein derartiges Verbrechen so milde und schwach geahndet wird? Weil das Opfer selbst Schuld ist!
Ich glaube….ich muss daran glauben, dass die überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft nicht bewusst so denkt, doch sind wir ganz, ganz tief geprägt von einem uralten Denken: „Bis vor wenigen Jahren galt eine vergewaltigte Frau als „geschändet“, also mit Schande behaftet. Der Makel der Tat wurde auf das Opfer übertragen, das fortan als „beschmutzt“ galt, als im Wert geminderte, beschädigte Ware, als „Schande“.“ (Zitat Stern-online-Artikel „Die Chronik einer Schändung“ vom 8.06.2016) Auf dem Papier mag das heute nicht mehr gelten, unser Denken und Empfinden sind aber nach wie vor davon beeinflusst. So ist es eine Tatsache, dass sich die meisten Vergewaltigungsopfer schämen und sich nicht selten selber die Schuld geben dafür, dass sie vergewaltigt wurden. Und genauso tun es alle anderen auch….!
Noch heute wird den Frauen vermittelt, dass sie sich nicht zu freizügig kleiden sollen, weil sie ansonsten Gefahr laufen könnten, einen Mann zu sehr zu reizen. Noch heute wird einer Frau ihr Verhalten zur Last gelegt, wenn sie bspw. mit ihrem späteren Peiniger geflirtet oder ihn „angemacht“ hat. Der arme Mann, der so triebgesteuert ist, dass er sich nicht beherrschen kann – wollt Ihr wirklich, dass man ein solches Bild von Euch hat? Und die Frau, sie ist die böse Verführerin, die angeklagte Eva, die die Menschheit aus dem Paradies geworfen hat – wieso gibt eigentlich niemand Adam die Schuld dafür, dass er zu schwach war zu widerstehen? Wieso gilt Verführung als Verbrechen oder zumindest als Entschuldigung für ein solches? Weil Männer nicht damit umgehen können, dass sie dagegen nicht ankommen, ausgenommen mit brachialer Gewalt? Oder entstammt das auch wieder so einem mittelalterlichen Kirchendogma, wonach der Mensch, das einfache Volk kein Genuss, kein Hochgefühl, keine Freude kennen darf (sie könnten ja ansonsten nicht mehr gehorchen)? Was tun die sexuellen Reize und die Verführungskünste eines Opfers überhaupt zur Sache, wo es doch eigentlich um Machtdemonstration geht?
Ich bin mir bewusst, dass es auch männliche Vergewaltigungsopfer gibt, sie sind allerdings stark in der Minderheit. Zudem gehe ich davon aus, dass auch diese meist Opfer von männlichen Tätern sind, allein aufgrund der Tatsache, dass es für eine Frau aus physischen Gründen recht schwierig ist, einen Mann zu vergewaltigen. Doch selbst das kommt offenbar vor. Mit den Hintergründen solcher Taten habe ich mich jedoch zu wenig befasst, um mich an dieser Stelle dazu äussern zu können. So mögen die Motive und „Entschuldigungen“ von Täterinnen evt. anderswo liegen, die Konsequenzen für die Opfer bleiben jedoch immer die gleichen. Diese Anklage schliesst daher alle Täter mit ein, vor allem aber gilt sie der Gesellschaft!
Um den Bürgern klar zu machen, dass Autofahren in angetrunkenem Zustand kein Kavaliersdelikt ist, wurden die Promillegrenze herabgesetzt und die Strafen verschärft. Es wird Zeit, dass man diese Massnahmen auch bei sexueller Gewalt umsetzt! Denn nichts Anderes vermitteln diese milden Strafen, als dass die begangene Tat gar nicht so schlimm war – was für ein Hohn! Kommt dazu, dass es in vielen Fällen zu keiner Verurteilung kommt, weil oft die Beweise fehlen oder ungenügend sind und Aussage gegen Aussage steht. In dubio pro reo! Eigentlich ein Grundsatz, den ich unterstütze. Doch wenn man gegen Jahrhunderte überdauerte Einstellungen ankämpfen muss, wird es wahrscheinlich Zeit, diesen Grundsatz etwas anzupassen. Grad wo das Opfer oft zum Täter gemacht wird – sind wir doch zur Abwechslung im Zweifel auf der Seite des „Opfer-Täters“. Wieso nicht im Grundsatz lieber einen unschuldig verurteilten Vergewaltiger als ein ungesühntes Vergewaltigungsopfer? Natürlich würde auch das zu Ungerechtigkeiten führen. Natürlich würde das so manchem Racheengel ein Werkzeug in die Hand legen gegen den verhassten Ex-Partner oder den Angehimmelten, der einem verschmäht hat. Natürlich würde es das! So what? All die Opfer der vergangenen Jahrzehnte oder Jahrhunderte, die nicht zu ihrem Recht gekommen sind, die gedemütigt, ausgegrenzt, gequält oder gar noch bestraft wurden, haben wir ja auch hingenommen…. Und das Gesetz ist bekanntlich nicht gerecht, genau wie das Leben auch nicht und manchmal trifft es halt die Falschen, nur sollten es zukünftig für einmal die anderen Falschen sein….!
In dubio pro reo! Und damit geht der Oscar für die beste Hauptdarstellerin an…. Luana?