Kuala Lumpur, MYS – Von Ratten und Affen

Ein Bekannter sagte mir, Kuala Lumpur sei wie Singapur, nur viel günstiger…. Ich kann es nicht beurteilen, da ich Singapur nicht kenne und auch nicht beabsichtige, dort hin zu reisen – zu teuer!? Sicherlich ist Singapur gehobener, auf jeden Fall viel sauberer, was man so hört und eben halt luxuriöser, man nennt es ja nicht umsonst die Schweiz Asiens. Davon kann ich in Kuala Lumpur nicht wirklich viel entdecken. Vielleicht müsste man sagen, Kuala Lumpur ist wie Singapur, nur günstiger, schmutziger und noch weniger schweizerisch…. wenn sie hier auch auf das Prädikat „swiss“ stehen. Immerhin eine multikulti Gesellschaft haben sie hier auch und das noch viel offensichtlicher als in der Schweiz (nach meinem Empfinden). Was mich zudem ein wenig an Zürich erinnert hat, sind die vielen Baustellen! Kuala Lumpur scheint eine einzige riesig grosse Baustelle zu sein! Ständig braucht es Fantasie und Durchhaltevermögen, wenn man seinen Weg finden will und so manche Sehenswürdigkeit ist auch gerade in Renovation. So ist es nicht immer einfach, sich zu orientieren, die Bushaltestelle zu finden, die gerade versetzt liegt oder den Eingang, der momentan durch einen provisorischen ersetzt wurde.

Noble Appartementhäuser schiessen hier nur so aus dem Boden

Eine Monsterbaustelle zwischen KLCC und Bukit Bintang (Touriviertel)

Eine der zig Baustellen für die Erweiterung der LRT (U-Bahn)

Zu Beginn habe ich KL als extrem schmutzige Stadt kennengelernt, was sicherlich auch meinem ersten „Wohnort“ geschuldet ist (Chinatown); und vor allem als eine Stadt voller Ratten. Noch nie habe ich so oft und so viele Ratten gesehen wie hier. Eine wollte mich sogar anknabbern! Kein Scherz, wobei ich  zugeben muss, dass ich das beissende Vieh nicht wirklich gesehen habe, dass es eine Ratte war, ist von daher nur eine Annahme, doch was sollte es sonst gewesen sein. Zudem hatte ich kurz davor noch eine gesehen, meine Füsse waren dann aber zu sehr im Dunkeln und wer rechnet schon mit so etwas? Abgesehen vom ersten Schreck ist nichts weiter passiert, der „Biss“ hat nicht einmal Spuren hinterlassen. Zum Glück, ich war nicht sonderlich scharf darauf, mich schon wieder mit asiatischen Ärzten oder Spitälern auseinanderzusetzen.

Bei diesen Massen wäre es ein Leichtes gewesen, die Ratten zu fotografieren, nicht selten hätte ich auch mehr als eine oder zwei aufs gleiche Foto gebracht. Doch aus vermutlich nachvollziehbaren Gründen habe ich das gelassen – wer will denn Fotos von Ratten….? Ab und zu verirren sich die Viecher auch an Orte, an die sie definitiv nicht hingehören, wie bspw. die Lobby des Hotels oder die Toilette eines Restaurants, was schnell – wenn auch nicht immer gerechtfertigt – zu einem schmuddeligen Eindruck führt. Man darf hier wohl von einer Rattenplage sprechen, was auch kein Wunder ist, liegen die Abfälle doch grösstenteils einfach auf dem Boden. Nicht so, wie am Morgen nach dem Zürifäscht überall verteilt, sondern zusammengehäuft an Strassenecken oder in der Nähe von Strassenständen, aber halt auf dem Boden und nicht in Containern. Solche habe ich hier auch noch keine gesehen, komischerweise. Es gibt öffentliche Abfallkübel, jedoch zu wenige und je nach Ort werden diese auch regelmässig geleert, nicht aber in Chinatown, dort sind sie meist schon im Laufe des Nachmittags überfüllt, die Leerung bzw. Räumung erfolgt jedoch erst am frühen Morgen darauf und so liegt der Abfall halt stundenlang auf dem Boden herum – ein wahres Fest für die Nagetierchen.

Viel später entdeckt und interessanterweise in einer eher noblen Gegend, auf dem Weg zu meinem Hotel, gibt es eine Art „Homeless-Camp“. Tagsüber ist nichts zu erkennen, aber nachts „hausieren“ da ganze Familien und ich meine jetzt Menschen. Aber wo wir beim Thema Ratten sind, von denen gibt es hier ebenfalls viele. Man kann auch zusehen, wie sie teilweise über die schlafenden Menschen flitzen. In KL, wie auch an anderen Orten in Asien, sieht man beinahe überall vereinzelte Homeless, die in irgendeiner geschützten Ecke schlafen, grad die gedeckten Trottoirs in Malaysia bieten sich hierfür quasi direkt an. Doch diese Anballung ist wirklich aussergewöhnlich, wie ein kleiner „Slum-Ausschnitt“. Und es verwundert doch sehr, dass sich dieser „little Slum“ ausgerechnet zwischen modernen und edlen Geschäftshäusern und 4-⭐️Hotels ausgebreitet hat. Mein Hotel hat denn auch mit entsprechenden Gäste-Reviews zu kämpfen und ich mag auch nicht so recht daran glauben, dass die noblen Firmen hier (u. a. eine weltweit bekannte Beratungs- und Revisisionsgesellschaft – ausgerechnet!) auf Wohltätigkeit machen. Wäre entsprechend interessant zu wissen, welche Gründe hinter dieser Situation stehen.

Man hat das Gefühl, man sieht direkt in die Wohnungen dieser Menschen, die essen da auf dem Boden, sitzen zusammen und diskutieren, die Kinder spielen, zu späterer Stunde wird geschlafen…. grad eben so wie wir zu Hause, nur der TV fehlt (und die 4 Wände), Musik gibt es jedoch. Und es sind wirklich viele für die doch eher kleine Fläche. Sobald es dunkel wird, beginnen sie sich anzusammeln. Wenn ich dann am Mittag dort vorbeigehe, ist jedoch nichts mehr zu sehen, abgesehen von ein paar dünnen Matten, die teilweise bei den verschlossenen Eingängen (der Gebäude) hinter die Sicherheitsgitter gezwängt sind.

An einem Abend auf meinem Rückweg zum Hotel, so gegen 22 Uhr, war die besagte kleine Fläche komplett überfüllt mit Massen an Menschen, als ob es etwas gratis geben würde. Und tatsächlich, bei näherem Hinsehen konnte ich diverse Zahnarztstühle und Menschen mit Mundschutz erkennen. Die Situation erinnerte mich an eine Doku, die ich im Zusammenhang mit Obamacare zu den USA gesehen habe. Dort finden ähnliche Anlässe in Turnhallen statt, wo Ärzte aller Spezialisierungen aus Wohltätigkeit Patienten gratis behandeln, weil sich diese keine ärztliche Behandlung leisten können. Ich weiss es natürlich nicht genau, aber in Anbetracht der vielen Menschen an diesem Homeless-Platz nehme ich an, dass es sich dort um eine ähnliche Veranstaltung gehandelt hat. Ob es wohl derartige „Veranstaltungen“ in der Schweiz auch bald gibt, wenn sich der Normalbürger die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten kann?

Eine scheinbar spezielle Eigenart von Malaysia sind die gedeckten Trottoirs. Entgegen anderer asiatischer Orte sind sie schon einmal nur selten mit Mopeds vollgestellt, was daran liegen mag, dass es von denen hier gar nicht (mehr?) so viele gibt. Man merkt an Vielem, dass die Malayen wirtschaftlich besser stehen als andere asiatische Länder, die Mopeds, welche vermehrt durch Autos ersetzt wurden, sind eines dieser Merkmale. Um aber auf die Trottoirs zurückzukommen, sie machen sehr oft den Eindruck eines Fortsatzes der angrenzenden Gebäude oder vielleicht müsste man sagen, beinahe alle Gebäude sind von einer Art Atrium-Allee umgeben. Ganz zu Beginn war ich mir nicht einmal sicher, ob es sich hierbei um öffentliche Wege handelt….? Das hat den Vorteil, dass man bei Regen oft geschützt ist. Andererseits sind die Böden dort meist mit Platten belegt, die sehr rutschig werden, wenn sie nass sind (was sie bei den Massen an Regen hier trotz Dach werden). So auch bereits auf Penang erlebt.

Ein freistehendes Trottoirdach (mit integrierter Bushaltestelle ?)

Und die moderne Fassung davon (ohne Bushaltestelle ?)

Sowie die genannten „Alleen“ um die Gebäude, hier in modern

und alt – meist gibt es hier auch noch ein anschliessendes ungedecktes Trottoir, daher auch meine Ungewissheit, ob der gedeckte Teil auch öffentlich ist

Neu und inklusive Windpropeller, weil es ja so heiss ist in Kuala Lumpur….

Eine erstaunlich gute Sache hier sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Zu Beginn sind sie etwas schwierig zu „entwirren“, weil sie so einige verschiedene Arten davon haben und jede einzelen besitzt auch noch verschiedene Namen (so nennt sich bspw. die red-line LRT gleichzeitig auch nach deren Endstation). Neben Bus und Zug, wie wir sie kennen, existieren auch eine Monorail-Bahn, die Komuter-Züge und die U-Bahn (auch LRT genannt), die allerdings nur selten unterirdisch verläuft und es hat ebenfalls ein Weilchen gedauert, bis ich herausgefunden hatte, dass mit dem Public Transport of Klang Valley die Stadt Kuala Lumpur (und ihre Aglos) gemeint sind…. Und wie auch in Bangkok könnten sich unsere Verkehrsbetriebe bei den hiesigen Ticketautomaten noch ein paar Scheiben abschneiden! Das Beste aber ist, die scheinen nie überfüllt zu sein! War es in Bangkok nicht gar so lustig, mit Gepäck in den ÖV unterwegs zu sein, war das hier bis anhin noch nie ein Problem!

Es gibt zudem einen Gratisbus. Eigentlich gedacht für die Touristen, wird er natürlich auch von den Einheimischen rege benutzt und der war doch des öfteren ziemlich voll gestopft. Für Busse gilt das noch oft. Es kommt mir auch so vor, als ob die Einheimischen (noch?) stark auf die Busse fixiert sind und die U-Bahn eher für Expats und Touristen erstellt wurde. Einige Strecken sind auch noch im Bau (ein Grund für die Baustelle „Kuala Lumpur“), möglicherweise gibt es die U-Bahn also noch gar nicht so lange und die Einheimischen haben sich noch nicht darauf umgestellt oder aber sie gehen einfach sehr ungern zu Fuss (die Distanzen zwischen den Bushaltestellen sind geringer als diejenigen zwischen den Bahnhöfen…. dafür ist die U-Bahn unabhängig vom Verkehrschaos).

Neben den beinahe allgegenwärtigen Ratten, finden sich an strategisch cleveren Plätzen auch Horden von Affen – man findet tatsächlich Gemeinsamkeiten zu den Menschen, denn auch die Affen sind gierig und auf Effizienz aus. Das ist mir bereits in Indien und in Kambodscha aufgefallen, sie halten sich nicht selten bei Sehenswürdigkeiten auf, da wo viele Menschen mit Geld sind, die die Affen nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern eine wahre Freude an ihnen haben und sie nur allzu gerne füttern und fotografieren. In Kambodscha waren selbst die Tuk Tuk-Fahrer darauf getrimmt und haben immer brav angehalten, wenn sich irgendwo (grösstenteils in Ankor Wat) eine Affenfamilie tummelte. In Malaysia sind sie mir erstmals in den Batu Caves begegnet. Ein Ort, an den sie auch hinpassen. Es handelt sich dabei um Kalksteinhöhlen, die mehrere Hindu-Tempel beherbergen. Sie liegen etwa 15km nördlich von Kuala Lumpur.

Bereits nach dem Verlassen des Bahnhofs Batu Caves erblickt man die riesige grüne Statue, die quasi den Anfang der Batu Caves bestimmt. Der Weg bis zum grossen Platz vor den 273 Treppenstufen, die zu den Höhlen hinaufführen, ist gesäumt von hohen Kalksteinfelsen, an denen die Affen herumturnen und zu deren Füssen ein erster Hindu-Tempel liegt, gefolgt von einem kleinen Zoo. Anschliessend öffnet sich der grosse Platz, mehr oder weniger bevölkert von Menschen und Tauben. Dieser ist umzäunt von einem weiteren Hindu-Tempel, der Treppe zu den Höhlen, Car-Parkplätzen und anschliessenden Strassen sowie an der 4. Seite ein paar Restaurants und den üblichen Ständen mit Souvenirs.

Ein Grossteil der gesamten Anlage ist frei zugänglich, wie es Tempel (im Gegensatz zu westlichen Kirchen) nun mal sind. Zum Schutz von Flora und Fauna dürfen die weniger hohen, sich aber über 2km erstreckenden Dark Caves nur mit Guide (und gegen Bezahlung) begangen werden. Wie es der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Höhlen, wie man sich solche auch vorstellt, dunkel, feucht und voller seltener Tierarten, die allerdings nicht wirklich von mir gesehen werden mussten. Ich war nicht drin. Ich hab’s nicht so mit Hindu-Tempel und noch feuchter und müffliger musste nicht sein. Die eigentlichen Batu Caves sind ein paar wenige, aber riesige Höhlen, die allerdings nicht vollkommen geschlossen sind. Die auf den Fotos erkennbaren Lampen sind wohl hauptsächlich für nachts gedacht, denn es fällt genug Tageslicht in die Höhlen. Des weiteren führen mehrere Treppen durch diese Höhlen, so dass man auch von oberhalb derselben einen nennenswerten Ausblick hat. Am Meisten imponiert aber natürlich der Blick abgewendet von den Höhlen, am oberen Ende der 273 Stufen, von wo man über die ganze Gegend um die Caves herum blicken kann.

Welcome to Batu Caves…

Der Tempel unterhalb der Höhlen, auf dem Weg zwischen Bahnhof und Treppenaufgang

Danach folgt der Zoo

Man könnte fast meinen, es gibt mehr Fische als Wasser…. Neben den Affen und den Tauben auf dem Platz noch so eine Hordenansammlung an Tieren….

Und schliesslich der Aufgang zu den Höhlen, davor ein riesiger Platz, den es wohl vor allem am Thaipusam-Festival braucht, wenn Massen an gläubigen Hindus und Zuschauern die Batu Caves bevölkern (zum Thaipusam-Festival siehe späterer Bericht)

Links neben der Treppe der grosse Hindu-Tempel

Der Tempel von aussen

Schliesslich die Treppe mit den 273 Sufen, besetzt von Affenhorden

Innerhalb der Höhlen….

Treppe rauf, Treppe runter, Treppe rauf…. durch die verschiedenen Höhlen, die zwischendurch auch nach oben offen sind

Kleiner Tempel innerhalb der Höhle

Der Ausblick vom Eingang der Haupthöhle

Und der erwähnte grosse Platz

Der meines Erachtens grösste Hindu-Tempel hier, unterhalb der Höhlen, neben dem grossen Platz, diesmal Einblicke zum Inneren des Tempels

Auf dem Dach des Tempels

Wie schon in Little India auf Penang oder auch später in KL fühlt man sich hier in den Batu Caves nach Indien versetzt, nur schon der Geruch in diesen Tempeln…. eine ganz eigene Mischung, die meine Nase nicht sonderlich mag. Die Tempel hier sind allerdings anders als in Indien. Vielleicht liegt es daran, dass diese hier moderner sind oder vielleicht ist es auch der malayische Einfluss? Sie wirken jedenfalls eher wie eine Mischung aus buddhistischen und indischen Hindu-Tempeln.

Und schliesslich die Affen. Das müssen eine Menge „Familien“ gewesen sein, sie waren überall, riesige Horden und teilweise ziemlich frech. Die liessen sich nicht füttern, die fütterten sich selber….

Hier auf dem Weg zu den Dark Caves

Mutter und Kind

Eine weitere Affenansammlung findet sich auf dem Weg zum KL Tower – eine willkommene Pause des Aufstiegs (der KL Tower steht auf einem Hügel mitten in der Stadt)

Die Anlehnung an Steinbecks Romantitel ist bewusst, wenn auch nicht inhaltlich gedacht, obwohl man sich hier in Asien in gewissen Bereichen manchmal um Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt fühlt (so gibt es bspw. so einige Parallelen zur Depression der 30er-Jahre in den USA….) und gerade die Tempel sicherlich ein passendes Symbol für die Suche oder den Traum der Menschen nach dem/vom Glück darstellen. Und auch wenn der Inhalt des Romans zeitlos ist und uns in seinen Grundzügen auch heute noch überall begegnet, so kam mir die Idee zum Titel doch in erster Linie einfach aufgrund der ständigen Konfrontation mit den genannten Tierchen. Und mir gefiel die Aussage, die sich durch den Austausch der Substantive ergibt, wobei jedem selber überlassen sei,  welche Interpretation er/sie daraus zieht….?

 

Du kennst mich nicht, aber Du warst in mir drin!

An dieser Schlagzeile bin ich kürzlich hängen geblieben – irgendetwas stimmt doch an diesem Satz nicht…..! So bin ich auf ein reales Ereignis gestossen, dass es eigentlich in der Realität gar nicht geben dürfte!

Es wäre wünschenswert, dass Du, die/der Du das jetzt liest, die Geschichte bereits kennst – jeder sollte davon gehört haben! Junger, weisser Mann, erfolgreicher Sportler, Stanford Student vergewaltigt eine junge, ebenfalls weisse und infolge Komasaufens bewusstlose Frau. Er wird erwischt und letztlich sogar verurteilt. Es ist schlimm genug, dass solche Dinge passieren, noch schlimmer ist, wie unsere Gesellschaft damit umgeht und schlichtweg skandalös und absolut inakzeptabel sind der Umgang mit der Situation und das Gebaren des Angeklagten, dessen Vater und Verteidiger und schliesslich vor allem die unverschämt milde Strafe! Zum ersten Mal empfinde ich es als sinnvoll, dieses amerikanische System, das Sexualverbrecher in einem öffentlichen und für jeden zugänglichen Register festhält (und letztlich so manchen Sexualverbrecher zum Opfer von Selbstjustiz besorgter Bürger werden lässt – dies befürworte ich hingegen nicht) – lebenslang gebrandmarkt ist in diesem Fall wenigstens etwas!

Offenbar war es dem Opfer erlaubt, nach der Urteilsverkündung eine Erklärung abzugeben. Diese Erklärung sollte Pflichtstoff werden an sämtlichen Schulen, jeder sollte diese gelesen haben!!! Sie zeigt gut verständlich und halbwegs nachvollziehbar, was in einem Vergewaltigungsopfer vorgeht und welchen Kampf diese Opfer gezwungen werden zu führen und dürfte damit helfen, das unbedingt notwendige Umdenken unserer Gesellschaft endlich voranzutreiben (wenn wir unsere Jugend eben entsprechend lehren).

Deshalb lies das, wenn Du es noch nicht getan hast!! (Und ja, dies ist ein Befehl)

Die Erklärung im Original:

https://www.buzzfeed.com/katiejmbaker/heres-the-powerful-letter-the-stanford-victim-read-to-her-ra?utm_term=.pakdzVQbv#.uxjy8WGMV

oder in deutscher Übersetzung:

https://www.buzzfeed.com/katiejmbaker/hier-ist-der-bewegende-brief-den-die-in-stanford-missbraucht?utm_term=.yb0zbAGve#.slJNzeKVn

 

 

Was wohl in den Tätern dieses Falles vorgegangen ist, während sie dieser Erklärung lauschen mussten? Haben sie überhaupt zugehört oder feige „auf Durchzug“ gestellt? Haben sie sich gewunden und unwohl gefühlt während dieses langen Monologs? Hatten sie wenigstens den Anstand, sich zu schämen? Sind sie sich insgeheim ihrer Schuld bewusst und gestehen sich diese wenigstens sich selber gegenüber ein? Vermutlich nicht!

Das Schreiben des Vaters an den Richter zeigt ziemlich deutlich, dass er die Schuld allein dem Opfer gibt, nicht seinem Sohn, der nun gezeichnet ist für sein Leben (der arme Kerl!) und schon gar nicht seiner Erziehung. Der Sohn, der so hart gekämpft hat für seine Träume, die nun alle zunichte gemacht wurden, der nun keinen Appetit mehr hat und seine Lebensfreude verloren hat – wenn das mal nicht genug Strafe ist für 20min Action. Was muss die Frau auch so ein Theater machen wegen eines kleinen unbedachten einmaligen Fehlers in unzurechnungsfähigem Zustand!

Was mag in Turners Anwalt vorgegangen sein? Jeder hat ein Anrecht auf die beste Verteidigung (auch wenn das manchmal wirklich schade ist), doch würde jeder Anwalt dies zu erreichen versuchen, indem er das Opfer diskreditiert und versucht, aus dem Opfer einen Täter zu machen? Ist ein solches Vorgehen wirklich akzeptabel und gerechtfertigt mit dem Wohl des eigenen Mandanten? Ich habe da so meine Mühe damit. Diese (amerikanischen) Verteidigungsstrategien sind schlichtweg unter aller Sau und menschenunwürdig! Mag sein, dass dies zu subjektiv ist, mag sein, dass ich es anders empfinden würde, wenn der Opferanwalt den Täter ebenso behandelt hat, doch grundsätzlich versuche ich dem Prinzip des Anstands und des gegenseitigen Respekts zu folgen. Daher bin ich überzeugt, dass auch eine gute Verteidigung möglich wäre, wenn sie auf diesen Grundsätzen aufgebaut wäre.

Und schliesslich die Frage, was im Richter vorgegangen ist, der dieses unerklärlich milde Urteil gesprochen hat? Hatte er am Ende ein schlechtes Gewissen? Hat er realisiert, dass er sich zu einseitig hat beeinflussen lassen? Oder hat auch er sich über das Opfer und ihre Rede geärgert und diese als nicht zu rechtfertigende Frechheit empfunden? Nebenbei, seine Rechtfertigung für die milde Strafe basiert offenbar auf dem Schreiben einer Freundin des Täters – was tut es denn zur Sache, dass der Täter nicht das sprichwörtliche Monster ist? Wenn ein Mensch einen Mord begeht, lassen wir ihn dann mit einer Bewährungsstrafe davonkommen, weil er von seinen Freunden geliebt wird? Zudem gibt es bei Totschlag oder Mord manchmal Umstände, bei denen man die Tat verstehen kann (wenn bspw. ein Vergewaltigungsopfer seinen Peiniger umbringt, nachdem dieser straffrei davongekommen ist….) – ich wüsste nicht, dass man das bei Vergewaltigung auch sagen könnte, hierfür gibt es nach meinem Ermessen schlichtweg nie einen Grund und somit auch keine mildernden Umstände!

Sie alle sind an den Pranger zu stellen: Brock Turner, Dan Turner, der Anwalt und Aaron Persky! Sie alle sollten lebenslang als Vergewaltiger registriert werden, für jeden zugänglich. Der eine hat’s getan (dazu gibt es ein Urteil), die anderen haben im übertragenen Sinne nachgedoppelt – das ist die Sichtweise und das Empfinden, welche in unserer Gesellschaft verbreitet und in den von ihr gesetzten Regeln zum Ausdruck kommen sollten!

 

Ich bin überrascht, wie fair und verhältnismässig rational diese Erklärung abgefasst ist. Das ist kein selbstbemitleidendes Gejammer, keine Aneinanderreihung von trotzigen Anklagen (obwohl beides verständlich wäre) und davor ziehe ich den Hut! Sie ist lang, sehr, sehr, sehr lang, die Wiederholungen beinahe unerträglich – ein Versuch, dem Angeklagten zu vermitteln, dass er nicht für zu viel Alkoholkonsum schuldig gesprochen wurde sondern für Vergewaltigung. Es fällt schwer nachzuvollziehen, dass er, dass irgendjemand noch immer nicht begreift! Doch genau davon muss man ausgehen, wenn man das Verhalten dieser Täter betrachtet, wenn man deren Reaktionen (auf das Urteil) liest und schlimmer noch, wenn man die Kommentare zu den diversen Artikeln liest, welche momentan in diesem Zusammenhang in den Medien erscheinen! („Gut verständlich“ (meine Beschreibung der Erklärung des Opfers) trifft es damit wohl doch nicht so ganz…..) Vermeintlich ganz normale Menschen, zumindest keine von der Geschichte entlarvten Diktatoren oder von Psychiatern diagnostizierte Soziopathen hinterfragen das Opfer, stellen sich mehr oder weniger deutlich auf die Seite des Vaters und/oder des Täters, verharmlosen die Tat!! Wenn man bedenkt, dass jede 5. Frau einmal in ihrem Leben Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, überraschen diese Reaktionen, dieses Denken allerdings nicht mehr. Irgendwer muss diese Übergriffe ja begehen. Jede 5. Frau!!! Und die (deutsche) Justiz bringt es sogar fertig, ein Vergewaltigungsopfer letztlich als Täterin anzuklagen! Was für ein Spiegel unserer Gesellschaft!!!

 
Wenn das Opfer zu einer Rekordbusse von €24’000 verurteilt wird….:

http://www.stern.de/lifestyle/leute/gina-lisa-lohfink–chronik-einer-angekuendigten-schaendung-6888744.html

 

Oder wenn die Elternliebe als Rechtfertigung angeführt wird….:

Einer der Kommentatoren meinte lapidar, dass es doch normal sei, dass Eltern ihren Kindern beistehen würden und man dem Vater keinen Vorwurf machen könne – natürlich sollen Eltern ihren Kindern beistehen! Dagegen ist nichts einzuwenden. Die Frage ist doch aber wie! Darf man es als Elternliebe abtun, wenn sie den Sohn darin bestärken, er hätte nichts Falsches getan, er sei das Opfer, das in jugendlichem Leichtsinn einen Fehler begangen hat, wenn dieser eine Frau vergewaltigt hat? Gehört nicht zu einer guten Erziehung, seinen Sprösslingen beizubringen, was richtig und was falsch ist und dass man die Verantwortung übernehmen muss, wenn man einen Fehler gemacht hat? (Wir wollen nicht vergessen, dass die Schuld des Täters in diesem Fall bewiesen wurde, das war kein Indizienfall!)

Und immer wieder die Mitschuld des Opfers…..:

In einem weiteren Kommentar (stellvertretend für viele, die in diese Richtung zielen) wurde doch tatsächlich gefragt, ob die Komasauferei des Opfers, die schliesslich zu dessen Bewusstlosigkeit führte, nicht als Beihilfe eingestuft werden müsse??! Was um alles in der Welt ist denn das für eine verdrehte Denkweise? Sex ist nun einmal nur „legal“, wenn er in beiderseitigem Einverständnis stattfindet und wie bitte schön soll eine bewusstlose Person ihr Einverständnis kundtun? So einfach ist das! Da gibt es kein Meinen oder Interpretieren, ohne ein klares Ja läuft nichts, punkt! Wer etwas Anderes behauptet, hat’s noch immer nicht verstanden.

Quelle: Youtube

Es war nirgendwo Thema und bei der ausführlichen Standardprozedur an Untersuchungen, die (in den USA) nach einer Vergewaltigung durchgeführt wird, darf man wohl davon ausgehen, dass das Blut des Opfers auch auf K.O.-Tropfen untersucht worden ist und das Resultat negativ war. Doch hat uns unser kleiner Schweizer Politfall (wenn ich mich korrekt erinnere, ging es um eine grüne Politikerin und einen SVP-Mann, beide aus dem Kanton Zug) gelehrt, dass K.O.-Tropfen nicht allzu lange im Blut nachgewiesen werden können. Wer weiss also, wie stark selbstverschuldet die Bewusstlosigkeit und das Blackout des Opfers wirklich waren? Allein unser Wissen, dass diese missbräuchliche Verwendung von „medizinischen Hilfsmitteln“ in diesem Zusammenhang vorkommen kann, sollte uns demütige Zurückhaltung üben lassen mit solchen „Beihilfsbeschuldigungen“!

Wenn das Opfer nicht „mit dabei“ ist

Ich habe vor einiger Zeit einen Bericht über Vergewaltigungsopfer nach Verabreichung von K.O.-Tropfen gesehen und zusammen nun mit der Erklärung des Brock Turner-Opfers fühlt es sich an, als würden mir die Fingernägel ge- und gleichzeitig die Haut abgezogen, beim Versuch nachzuempfinden, wie es sein muss, wenn man im Geiste absolut keine Erinnerung an ein schlimmes Erlebnis hat, wenn sich nur der Körper daran erinnert. Wir sind es nicht gewohnt, etwas ohne Verstand zu erfassen. Nun auf brutalste Weise zu lernen, die Signale des Körpers zu verstehen, muss alles noch viel schlimmer und schwieriger machen! Versucht das einmal nachzuempfinden! Gerade der Umstand der Bewusstlosigkeit des Opfers müsste eigentlich dazu führen, dass die Strafe höher als im Durchschnitt ausfällt. Denn die Qual des Opfers ist dadurch massiv grösser, die Verarbeitung und damit die Heilung werden merklich erschwert! Muss ich das hier wirklich erwähnen? Offenbar schon, konnte ich nämlich bei den Kommentaren auch die Frage lesen, wie denn ein Richter etwas bestrafen solle, an das sich das Opfer gar nicht erinnern könne – ganz nach dem Motto, was du nicht weisst, macht dich doch auch nicht heiss? Stell Dir mal vor, Du wachst auf und hast einen zerschundenen Körper und keine Ahnung, warum! Ups, da wird mich wohl gestern jemand verprügelt haben, doch was soll’s, war ja quasi nicht mit dabei….!

Ganz zu schweigen davon, dass dieser Umstand den Täter auch nach der Tat, insbesondere beim Prozess, wiederum in eine Machtposition bringt. Bei einer Vergewaltigung geht es nicht wirklich um Sex, es geht um Machtausübung, und es kann nur als unerhörter Affront empfunden werden, dass das Machtverhältnis zwischen Täter und Opfer über die Tat hinaus bestehen bleibt! „Well, we’ll let Brock fill it in“ …… (Zitat aus der Erklärung des Opfers)

 

Aus den Kommentaren zu genanntem Artikel geht auch hervor, dass sich einige Männer offenbar angegriffen gefühlt haben, von wegen, man würde ihnen unterstellen, weil sie Männer seien, könnten sie sich nicht in das Opfer hineinfühlen und deren Qualen nicht nachvollziehen. Dazu möchte ich anfügen: ich bin eine Frau, eine nicht vergewaltigte Frau und ich konnte es nicht! Bzw. ich kann es vermutlich immer noch nicht wirklich. Die Erklärung des Opfers geht durch Mark und Bein und vermittelt ein ungefähres Bild des Gefühlszustands eines solchen Opfers, aber ich bin sicher, das wahre Ausmass eines solchen Erlebnisses können wir alle, die wir so etwas – zum Glück! – nie erleben mussten, nicht wirklich nachvollziehen, nicht nacherleben oder uns nicht hineinfühlen! Gerade deshalb müsste es eigentlich an den Opfern sein, das gesetzliche Strafmass für derartige Verbrechen im Grundsatz festzulegen (und nicht am Gesetzgeber, sprich den Volksvertretern, die sowieso noch nicht verstanden haben, was die genaue Bedeutung von Volksvertreter eigentlich meint). Auf jeden Fall müsste die Mindeststrafe für sexuelle Gewalttaten viel höher liegen, um ein reales Bild der Schwere dieser Straftat zu vermitteln und um der Tatsache gerecht zu werden, dass eine Vergewaltigung noch nicht vorbei ist, wenn sie vorbei ist. Nicht selten müssen sich Vergewaltigungsopfer immer wieder rechtfertigen, sich demütigen lassen und vor allem müssen sie die Tat immer und immer wieder durchleben, bei der Befragung, beim Prozess, aufgrund der Medien.

Vergewaltigung – ein Kavaliersdelikt!

Schon so oft habe ich mich geärgert über die verhängten Strafen im Zusammenhang mit Vergewaltigung. Denn dieser Fall ist wahrlich kein Einzelfall und scheint mir gerade in der Schweiz beinahe Normalzustand (auch ohne dass der Vater des Täters dem Richter einen Brief schreibt – unsere Richter kriegen das auch ganz alleine hin). Tatsächlich sitzt ein verurteilter Sexualverbrecher in den USA durchschnittlich 11j. Gemäss einer im TA (online-Artikel „Härtere Strafen für Sexualdelikte“ vom 13.10.2014) zitierten Studie liegen in der Schweiz die durchschnittlichen Strafen (für die Jahre 2000 bis 2009) für Vergewaltigung bei 1’179d, für sexuelle Nötigung gar nur bei 876d. Kein Wunder, wird eine Vergewaltigung als Kavaliersdelikt wahrgenommen.

Da wird einem immer vermittelt, dass die Unversehrtheit von Leib und Leben in unserer Gesellschaft so einen hohen Stellenwert hat! Wie kann es dann sein, dass eine Körperverletzung in Verbindung mit einer lebenslänglichen seelischen Verletzung, ein solch tiefer Einschnitt in ein Leben, der vielleicht nicht immer mit Vorsatz (im gesetzgeberischen Sinn), aber doch immer mit menschenverachtender Brutalität und Machtausübung einhergeht, dass ein derartiges Verbrechen so milde und schwach geahndet wird? Weil das Opfer selbst Schuld ist!

Ich glaube….ich muss daran glauben, dass die überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft nicht bewusst so denkt, doch sind wir ganz, ganz tief geprägt von einem uralten Denken: „Bis vor wenigen Jahren galt eine vergewaltigte Frau als „geschändet“, also mit Schande behaftet. Der Makel der Tat wurde auf das Opfer übertragen, das fortan als „beschmutzt“ galt, als im Wert geminderte, beschädigte Ware, als „Schande“.“ (Zitat Stern-online-Artikel „Die Chronik einer Schändung“ vom 8.06.2016) Auf dem Papier mag das heute nicht mehr gelten, unser Denken und Empfinden sind aber nach wie vor davon beeinflusst. So ist es eine Tatsache, dass sich die meisten Vergewaltigungsopfer schämen und sich nicht selten selber die Schuld geben dafür, dass sie vergewaltigt wurden. Und genauso tun es alle anderen auch….!

 

Noch heute wird den Frauen vermittelt, dass sie sich nicht zu freizügig kleiden sollen, weil sie ansonsten Gefahr laufen könnten, einen Mann zu sehr zu reizen. Noch heute wird einer Frau ihr Verhalten zur Last gelegt, wenn sie bspw. mit ihrem späteren Peiniger geflirtet oder ihn „angemacht“ hat. Der arme Mann, der so triebgesteuert ist, dass er sich nicht beherrschen kann – wollt Ihr wirklich, dass man ein solches Bild von Euch hat? Und die Frau, sie ist die böse Verführerin, die angeklagte Eva, die die Menschheit aus dem Paradies geworfen hat – wieso gibt eigentlich niemand Adam die Schuld dafür, dass er zu schwach war zu widerstehen? Wieso gilt Verführung als Verbrechen oder zumindest als Entschuldigung für ein solches? Weil Männer nicht damit umgehen können, dass sie dagegen nicht ankommen, ausgenommen mit brachialer Gewalt? Oder entstammt das auch wieder so einem mittelalterlichen Kirchendogma, wonach der Mensch, das einfache Volk kein Genuss, kein Hochgefühl, keine Freude kennen darf (sie könnten ja ansonsten nicht mehr gehorchen)? Was tun die sexuellen Reize und die Verführungskünste eines Opfers überhaupt zur Sache, wo es doch eigentlich um Machtdemonstration geht?

Ich bin mir bewusst, dass es auch männliche Vergewaltigungsopfer gibt, sie sind allerdings stark in der Minderheit. Zudem gehe ich davon aus, dass auch diese meist Opfer von männlichen Tätern sind, allein aufgrund der Tatsache, dass es für eine Frau aus physischen Gründen recht schwierig ist, einen Mann zu vergewaltigen. Doch selbst das kommt offenbar vor. Mit den Hintergründen solcher Taten habe ich mich jedoch zu wenig befasst, um mich an dieser Stelle dazu äussern zu können. So mögen die Motive und „Entschuldigungen“ von Täterinnen evt. anderswo liegen, die Konsequenzen für die Opfer bleiben jedoch immer die gleichen. Diese Anklage schliesst daher alle Täter mit ein, vor allem aber gilt sie der Gesellschaft!

 
Um den Bürgern klar zu machen, dass Autofahren in angetrunkenem Zustand kein Kavaliersdelikt ist, wurden die Promillegrenze herabgesetzt und die Strafen verschärft. Es wird Zeit, dass man diese Massnahmen auch bei sexueller Gewalt umsetzt! Denn nichts Anderes vermitteln diese milden Strafen, als dass die begangene Tat gar nicht so schlimm war – was für ein Hohn! Kommt dazu, dass es in vielen Fällen zu keiner Verurteilung kommt, weil oft die Beweise fehlen oder ungenügend sind und Aussage gegen Aussage steht. In dubio pro reo! Eigentlich ein Grundsatz, den ich unterstütze. Doch wenn man gegen Jahrhunderte überdauerte Einstellungen ankämpfen muss, wird es wahrscheinlich Zeit, diesen Grundsatz etwas anzupassen. Grad wo das Opfer oft zum Täter gemacht wird – sind wir doch zur Abwechslung im Zweifel auf der Seite des „Opfer-Täters“. Wieso nicht im Grundsatz lieber einen unschuldig verurteilten Vergewaltiger als ein ungesühntes Vergewaltigungsopfer? Natürlich würde auch das zu Ungerechtigkeiten führen. Natürlich würde das so manchem Racheengel ein Werkzeug in die Hand legen gegen den verhassten Ex-Partner oder den Angehimmelten, der einem verschmäht hat. Natürlich würde es das! So what? All die Opfer der vergangenen Jahrzehnte oder Jahrhunderte, die nicht zu ihrem Recht gekommen sind, die gedemütigt, ausgegrenzt, gequält oder gar noch bestraft wurden, haben wir ja auch hingenommen…. Und das Gesetz ist bekanntlich nicht gerecht, genau wie das Leben auch nicht und manchmal trifft es halt die Falschen, nur sollten es zukünftig für einmal die anderen Falschen sein….!

 

In dubio pro reo! Und damit geht der Oscar für die beste Hauptdarstellerin an…. Luana?

http://www.watson.ch/Schweiz/Best%20of%20watson/472999060-«Er-ist-unschuldig-»-–-wie-Luanas-Traum-von-der-Freiheit-vor-dem-Aargauer-Obergericht-jäh-platzte