Siem Reap, KHM – die Tempel von Ankor III

Zum Abschluss meiner Kultur-Info nachfolgend auch noch eine Übersicht über Angkor und die relevantesten oder zumindest meistbeachtesten Tempel. Ebefalls aufgezeichnet ist das Standardprogramm, welches die meisten Touristen durchziehen:

die kleine Tour: Angkor Wat, Angkor Thom, Ta Keo, Ta Prohm und Banteay Kdei

und / oder

die grosse Tour: Angkor Wat, Angkor Thom, Preah Khan, Neak Pean, Ta Som, East Mebon, Pre Rup und Banteay Kdei

So hatte auch ich es geplant, 1. Tag die kleine Tour, 2. Tag die grosse (ohne Angkor Wat und Angkor Thom) und an einem 3. Tag evt. die Roluos Gruppe sowie auf jeden Fall noch einmal Angkor Wat und Angkor Thom. Es kam dann bekanntlich anders. Ich musste die kleine Tour mitten in Ankor Thom abbrechen und habe an einem späteren, meinem 2. Tempeltag die restlichen, kleineren Tempel besucht. Schliesslich bin ich an meinem 3. Tempeltag noch zum Banteay Srey herausgefahren. Ich habe die Tempel hier in der Reihenfolge aufgeführt, in welcher ich sie auch besucht habe. So sind wir am 2. Tag bei Ta Prohm gestartet und danach weiter zu Ta Keo und so fort.

 

 

Pre Rup

Als Jayavarman IV. im Jahr 928 König des gesamten Khmer-Reichs wurde, verlegte er die Hauptstadt des Angkorreichs etwa 100 km weit in Richtung Nordosten nach Koh Ker. Auch dessen Nachfolger Harshavarman II. (941 – 944) residierte in Koh Ker. König Rajendravarman II. (Regierungszeit 944–968), ein Cousin Harshavarmans II., zog zurück nach Angkor, an den Östlichen Baray. Er ließ die einstige Hauptstadt Yasodharapura restaurieren und den Insel-Tempel Östlicher Mebon errichten, der 952 eingeweiht wurde. Neun Jahre später und 500 m südlich davon, wurde sein Staats-Tempel, der Pyramidentempel Pre Rup eingeweiht. Dieser besitzt einen ähnlichen Bauplan wie der Östliche Mebon, ist aber komplexer und prächtiger. Der Pre Rup ist Shiva geweiht, gilt als der bedeudenste Angkortempel des 10. Jh. und diente als Modell für die weit größeren „Tempelberge“ Ta Keo und Angkor Wat. [Wikipedia]

Vom Osten her führt ein heute weitgehend von der vorbeiführenden Straße verdrängter Dammweg an das Bauwerk heran. Auf einer Grundfläche von 127 auf 117 m schichten sich eine zweistufige Terrasse und eine dreistufige steile Pyramide (Höhe 12 m), darauf erheben sich fünf Türme, die Prasats, im Quincunx angeordnet, also wie die fünf Punkte auf einer Würfelfläche. Die Baumaterialien, von unten nach oben, sind Laterit, Sandstein und Backstein. [Wikipedia]

Aus den vier Haupthimmelsrichtungen erblickt man die vier Seiten der Anlage und steigt jeweils mittig über mit Absätzen versehene Treppen auf den zentralen, deutlich erhöhten Turm zu. Diese Architektur symbolisiert in ihrer Ausrichtung Harmonie mit Erde und Himmel, in ihrem Aufbau den ins Zentrum und nach oben führenden Weg zu den Göttern, die auf dem Berg Meru wohnen. Weitere Elemente neben den fünf Ziegeltürmen auf den oberen Pyramidenstufen sind eine Kette von Hallen auf der unteren Terrassenstufe, zwei so genannte Bibliotheken und weitere Bauten auf der oberen Terrassenstufe sowie zwölf kleinere Türme auf der untersten Pyramidenstufe. [Wikipedia]

 

Auf den ersten Blick meint man effektiv, den östlichen Mebon vor sich zu haben. So war ich denn bei der Zusammenstellung der Fotos zuerst auch ziemlich konfus, wusste nicht recht, wo die Mebon-Fotos aufhören und diejenigen zu Pre Rup beginnen. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich jedoch klare Unterschiede. So ist Pre Rup viel mehr in die Höhe gebaut (es wundert mich im Nachhinein, dass ich wirklich bis ganz nach oben gestiegen bin mit meinem Handycap, die Fotos zeugen jedoch davon ?) und es gibt weniger und auch schlechter erhaltene Löwen an den Treppen und die Elefanten fehlen komplett.

 

Dies ist nicht die Ostseite (die Türme haben nur Scheintüren)

Ostseite und Hauptzugang
  




Vermutlich auf der 2. Terrassenstufe  

Eine der Hallen auf der ersten Terrassenstufe

Durchgänge auf der untersten Terrassenstufe

  

Der Aufgang zur Pyramide von der 2. Terrasse

Der höchste Prasat auf der obersten Pyramidenstufe  

Auf der 2. Pyramidenstufe, einer der 4 Prasats  

Der Ausblick von oben – der Hammer, oder?
 


  

Der Blick zurück zum Schluss

 

Banteay Kdey

Banteay Kdei ist ein von der Mitte des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. (1181–1220) gebauter Klosterkomplex in Angkor. Der Bau ähnelt Ta Prohm, ist aber weniger verziert und kleiner. Wegen der schlechten Bauweise und des brüchigen Sandsteins ist er heute in schlechtem Zustand. [Wikipedia]

König Jayavarman VII. ließ ihn als ersten der drei Klosterkomplexe (vor Ta Prohm und Neak Pean) in Angkor für seinen Lehrer errichten, vermutlich über der Stelle, an der bereits einer seiner Vorgänger, Rajendravarman, im 10. Jahrhundert einen Tempel errichten ließ. Die umgebende Stadt – immerhin so groß wie die des Ta Prohm – wurde später von einem Wall umgeben. [Wikipedia]

Die Gestaltung und Form der Anlage sind typisch für die von Jayavarman VII. errichteten Anlagen. Im ganzen mißt der von vier Gopurams durchbrochenen Bereich 700 × 500 m. Das 36 × 31 m große zentrale Heiligtum wird von langen Galerien mit einer Gesamtlänge von 58 × 50 m flankiert. Vor dem Osteingang stand die Halle der Tänzerinnen mit einem offenen Dach. Innerhalb des zentralen Bereiches gab es zwei Bibliotheken. Man betritt das Areal durch das östliche Tor, direkt gegenüber dem Srah Srang. [Wikipedia]

Banteay Kdei war der letzte Tempel dieses langen Tempeltages und ich hatte so langsam die Nase voll von Tempeln…. Ich kann mich denn auch so gar nicht mehr an diesen erinnern und würde fast meinen, ich wäre gar nicht dort gewesen, gäbe es nicht die Fotos. Von daher habe ich eigentlich nichts weiter dazu zu sagen.

 

Eingang durch die äussere Mauer


Vermutlich die Halle der Tänzerinnen  
  
  
  

  

Das Heiligtum von aussen  

Alle Flachtempel sind von Bäumen durchwuchert

  

 

Banteay Srey – Ladies Temple

Banteay Srey (Khmer ប្រាសាទបន្ទាយស្រី) ist eine hinduistische Tempelruine und gilt aufgrund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten Tempel in Angkor. Banteay Srey liegt rund 23 Kilometer nordöstlich des Angkor Wat und 28 Kilometer nordöstlich des Zentrums der Stadt Siem Reap am oberen Siem-Reap-Fluss. [Wikipedia]

Die Gesamtausdehnung der Tempelanlage beträgt vom Gopuram im Osten, dem Eingangspavillon, bis zum westlichen Gopuram im dritten, äußeren Mauerring 200 Meter. Da der östliche Gopuram am Eingang uneingefasst ist und es keine Hinweise auf einen vierten Mauerring gibt, gehen einige Forscher von einer ehemaligen hölzernen Palisade aus, andere von einem freistehenden Propyläum. [Wikipedia]

Vom Eingang führt ein 67 Meter langer Prozessionsweg, der von Arkaden und Querpavillons beidseitig flankiert war, zum östlichen Gopuram des äußersten von drei Mauerringen, die den Tempel rechteckig umschließen. Der äußere Mauerring aus Laterit, der den Tempelteich einfasst, ist in Ost-West-Richtung 100 Meter und von Nord nach Süd 95 Meter lang. [Wikipedia]

Der mittlere Mauerring am Ufer der künstlichen Insel, ebenfalls aus Laterit, umgibt einen 42 × 38 Meter großen Hof. Er besitzt im Osten und im Westen je einen Gopuram als Durchgang, von denen vom westlichen, einem einfacheren Ziegelbauwerk, jedoch wenig erhalten ist. Auch vom inneren Mauerring aus Ziegelsteinen mit einer Seitenlänge von 24 Metern sind nur noch die Fundamente zu erkennen. Der für die inneren Bauten verwendete hochwertige rosa Sandstein lässt besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wände der Gebäude im Tempelareal sind mit einem außergewöhnlich feinen Reliefdekor verziert. Plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente wechseln mit kachelartigen skulptierten Platten ab. [Wikipedia]

Im Zentrum der Anlage stehen drei Tempeltürme, Prasat genannt, nebeneinander auf einer T-förmigen, mit Friesen geschmückten Plattform, wobei dem zentralen, etwa 10 Meter hohen Turm eine Mandapa, ein pavillonartiger Vorbau mit Ziegeldach, vorgesetzt ist. Die den zentralen Prasat nördlich und südlich flankierenden Türme haben eine Höhe von etwas über 8 Metern. In zahlreichen Nischen stehen ca. 70 Zentimeter kleine Figuren: Devatas, Apsaras und Dvarapalas. Diese Kunstwerke sind so fein herausgearbeitet, dass sie eher wie geschnitzt anmuten als in Stein gemeißelt. [Wikipedia]

Der zentrale Prasat ist Tribhuvanamaheshvara, Shiva als großen Herrscher der drei Welten, der nördliche Vishnu und der südliche Shiva geweiht. Alle Tempeltürme besitzen neben den nach Osten ausgerichteten Eingängen je drei Scheintüren. Vor den Eingängen zu den seitlichen und der Mandapa des zentralen Prasat kauern mythische Yaksha-Wächter mit Löwen-, Affen- und Geistergesichtern auf Menschleibern, auf den Treppenmauern hocken Garudas. Nord- und südöstlich der Tempeltürme stehen zwei Gebäude aus Sandstein und einigen Laterit-Bauteilen, die als „Bibliotheken“ bezeichnet werden. Über ihren Tonnengewölben sind die Dächer mit Ziegelsteinen in Kragbauweise gedeckt. [Wikipedia]

Außergewöhnlich sind die Flachreliefs auf den Türstürzen und Portalgiebeln der Tempeltürme, „Bibliotheken“ und Gopura mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, insbesondere dem Ramayana. Die Tympana an den Giebeln der „Bibliotheken“ gelten als die schönsten der Khmerkunst. [Wikipedia]

Der Tempel wurde während der Regentschaft von Rajendravarman II. (944–968) zu Ehren des Gottes Shiva errichtet. Auftraggeber waren die Brahmanen Yajnavaraha, Guru des späteren Königs Jayavarman V. (968–1001), und dessen jüngerer Bruder Vishnukumara, beide Enkel von Harshavarman I. und reiche Landbesitzer in der zu dieser Zeit Ishanapura genannten Region. Die Einweihung erfolgte am 22. April 967. Der ursprüngliche Name des Tempels lautete Tribhuvanamahesvara („Großer Gott der dreifaltigen Welt“) und bezog sich auf eine Manifestation Shivas in der hinduistischen Überlieferung. Der heute gebräuchliche Name Banteay Srey bedeutet „Zitadelle der Frauen“ bzw. „Zitadelle der Schönheit“. [Wikipedia]

1914 wurde der Tempel per Zufall von französischen Archäologen wiederentdeckt, die bereits seit längerem in der Region Angkor tätig waren. Für Aufsehen sorgte 1923 André Malraux mit dem Versuch, aus dem Banteay Srey herausgebrochene Skulpturen und Reliefs nach Phnom Penh und von dort aus Kambodscha, das damals als Teil von Französisch-Indochina noch unter französischer Kolonialherrschaft stand, nach Paris zu schaffen. Er wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Haftstrafe von drei Jahren musste er jedoch nie absitzen, weil einflussreiche Intellektuelle in Frankreich zu seinen Gunsten interveniert hatten. André Malraux wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Kulturminister in der Regierung von General Charles de Gaulle. Von 1931 bis 1936 wurde der fast vollständig zerfallene Tempel unter der Leitung von Henri Marchal wieder aufgebaut. Seit 2004 wird der Banteay-Srey-Tempel mit finanzieller Unterstützung der Schweiz restauriert. [Wikipedia]

 

In Anbetracht der langen Fahrt zu diesem Tempel (ein Weg ca. 1.5h), die länger dauert als der Besuch des Tempels selbst und den wenigen Ruinen, die davon noch stehen bzw. betrachtet werden können, mag wohl so mancher hier eine negative Bilanz ziehen. Was den Vorteil hat, dass dieser Tempel nicht so stark frequentiert ist von Touristen. Ich habe es bereits mehrfach erwähnt, für mich ist er einer der schönsten Tempel und dies, obwohl es sich um einen Flachtempel handelt.? Mit seiner einzigartigen roten Farbe und diesen grazielen, zierlich feinen Verzierungen sticht der Tempel stark aus den anderen hervor. Und gerade die Ruinen, die den Tempel eher an ein Labyrinth erinnern lassen, als an ein Gebäude, geben ihm eine ganz besondere Ausstrahlung. Der Name „Zitadelle der Schönheit“ finde ich ausserordentlich passend! Und nebenbei, dass die Restauration des Tempels von der Schweiz mitfinanziert wird, ist doch für einmal eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern.

 

Der äussere Eingang (ohne Umfassungsmauer)

Der Prozessionsweg

  

Teil des Eingangs durch die äusserste Umfassungsmauer

Gewisse „Überbleibsel“ wurden einfach irgendwo hingestellt oder -gelegt, dabei bleibt unklar, woher (von welchem Gebäude oder Gemäuer) sie genau stammen

Der Wassergraben innerhalb der äussersten Umfassungsmauer  

Der Eingang durch die äusserste Umfassungsmauer

  

Rechts eine Bibliothek und in der Mitte der nördliche der 3 Prasats  

Bibliothek

2 der 3 Prasats
  

Die Rückseite eines Gopuras der innersten Umfassungsmauer
  

Die 3 Prasats

Die Prasats von Westen, rechts eine der Bibliotheken  

Von Westen, Reste des Gopuras
  

Ausserhalb der Umfassungsmauern


Und wiederum irgendwo hingestellte Überbleibsel
  

Seitlich der Tempelanlage, beim Eingang (alleinstehender Gopura)
  

 

Siem Reap, KHM – Alltag

Beinahe 8w habe ich letztlich in Siem Reap verbracht und dabei hat sich so etwas wie Alltag à la Zuhause ergeben. Nun ja, ein sehr komfortabler Alltag, musste ich mich doch nicht um einen Haushalt kümmern, das Reinigen übernahmen die Zimmermädchen, das Kochen die Restaurants, das Waschen der Laundryservice…. Da kann man nicht meckern! Ich konnte also den ganzen lieben langen Tag tun, was mir beliebte, bis auf die kleine Einschränkung bei der Beweglichkeit. Meine üblichen Märsche und Spaziergänge musste ich so natürlich streichen und ich konnte mich auch nicht dazu überwinden, meine Füsse durch Tuk Tuks zu ersetzen. Mich irgendwo ziellos herumfahren zu lassen, entspricht mir irgendwie nicht. Dank der unterschiedlichen Kliniken, den Besuchen der Tempel und einer späteren Bekanntschaft habe ich dennoch ein klein wenig von Siem Reap gesehen.


  

Insbesondere in meinem ersten Monat habe ich meine Zeit hauptsächlich lesend oder schreibend in meinem Lieblingslokal verbracht und zwischendurch mit Plaudereien mit dem Personal. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Kommunikation mit Handy keine Marotte der heutigen Jugend ist. Während dieser Zeit sass ich eigentlich immer allein an einem Tisch und war entsprechend mit mir selber beschäftigt. Dass ich dabei mein Handy oder Tablet ständig in den Fingern hatte, scheint mir nicht abwegig (denn ich wollte ja schreiben oder lesen und meine Bücher sind auch in meinem Handy), dass dies jedoch auch bei all meinen Tischnachbarn zutraf, die mindestens zu zweit am Tisch sassen, fand ich doch eher bedenklich. Früher konnte man viele Paare beobachten, die sich die ganze Zeit anschwiegen. Die sind praktisch verschwunden oder sagen wir, es fällt nicht mehr so auf. Denn schweigen tun sie nach wie vor, aber dabei starren sie auf ein Display und erwecken damit zumindest den Anschein, sie wären einfach beschäftigt und könnten daher nicht mit ihrem Gegenüber sprechen…. Wer weiss, womöglich nehmen die Scheidungen Dank Handys ja zukünftig wieder ab, weil das sich gegenseitige Anschweigen „verschwindet“ und man sich so wieder besser vormachen kann, es wäre alles in Ordnung? So gesehen ist das womöglich keine so schlechte Entwicklung?, zumindest will ich mir kein Urteil dazu anmassen, aber der Blick „in die Runde“ im Restaurant hat mich doch etwas schockiert…. Da geht man zusammen in die Ferien und kommuniziert lieber mit dem Handy (oder via wie die Teenies?) als mit seinem Gegenüber? Ok, Ihr habt gewonnen, vermutlich ist es doch mutig, allein auf Reisen zu gehen!

Angkor hat die höchste Tempeldichte und Siem Reap vermutlich die höchste Hoteldichte…. Es ist unglaublich, wieviele Hotels, Guesthouses und Hostels sich in diesem kleinen Ort tummeln. Mir ist das zu Beginn nicht so aufgefallen, aber ich glaube, es gibt da kaum eine Strasse, in der man keine Übernachtungsmöglichkeit finden würde. Wenn man an einen Ort gehen kann, ohne sich im Voraus um ein Hotel zu kümmern, dann ist es Siem Reap! Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Übernachtungspreise extrem günstig sind. Ansonsten ist Siem Reap – ganz dem Tourismus verschrien – eher teurer als andere Orte in Kambodscha. Selber sagen kann ich es nur von Phnom Penh und annehmen darf ich es wohl von sonstigen Orten, die mit Tourismus nichts oder kaum etwas am Hut haben. Gehört habe ich es von anderen Tourismusorten, insbesondere den Strandgegenden. Doch mit guten Beziehungen zu Einheimischen liesse es sich auch in Siem Reap sehr günstig leben.

 
  
  

Ziemlich zum Beginn meiner Siem Reap-Zeit stellte ich nach dem Aufwachen fest, dass sich die A/C nicht aktivieren liess. Ein Griff nach dem Lichtschalter liess mich schliesslich schlussfolgern, dass wohl der Strom ausgefallen war. Das kann es ja in diesen Ländern geben….. Und ich nächtigte nicht in einem der teuren Hotels, wo man von einem eigenen Generator ausgehen könnte. Ist ja auch nicht unbedingt ein Problem, sofern die Akkus geladen sind und der Stromausfall nicht ewig dauert. Als ich dann jedoch unter die Dusche wollte, musste ich feststellen, dass es auch kein Wasser gab…. Das war schon weniger angenehm. Es ist echt nicht toll, sein Heim ungeduscht zu verlassen! Aber immerhin, ohne Strom keine A/C und ohne A/C dürften wohl alle verschwitzt sein… Denn kaum hatte ich das Zimmer verlassen und meinen Hotelstaff begrüsst, liess man mich auch schon wissen, dass an diesem Tag GANZ SIEM REAP weder Strom noch Wasser hatte. Da wurde offenbar irgendetwas umgestellt und dafür wurde einfach mal kurzerhand der Strom abgestellt und das Wasser gekappt…. und das mitten in der Highseason. Etwas gewöhnungsbedürftig, zumindest für uns Westler…. Aber wie gesagt, sassen ja alle im gleichen Boot. Ich nahm es in erster Linie mit Humor. Und mein Receptionist hatte Recht, da diejenigen, die an dieser Umstellung gearbeitet haben, offenbar rechtzeitig in den Feierabend wollten, kamen Strom und Wasser sogar etwas eher als angekündigt, kurz vor 17 Uhr zurück.

Und à propos Strom, einige Tage später, nachts so gegen 2 oder 3 Uhr, sass ich auf dem Balkon, räuchelte gemütlich ein Zigarettchen und genoss die kühlere Nachtluft, als es plötzlich einen enormen, wirklich enorm lauten Knall gab und sofort die gesamte Strasse stockdunkel wurde, was die sprühenden Funken bei einem der grösseren und edleren Gebäude in der Nachbarschaft (irgend so eine Art Karaoke-Schuppen für die reicheren Asiaten) noch viel besser zur Geltung brachte, ein richtiges kleines Feuerwerk! Ich dachte schon, die hätten wohl etwas zu stark auf ihren Feierabend gedrängt und irgendetwas nicht ganz sauber abgeschlossen…. Aber es dauerte keine Minute, da war der Strom wieder da. Naja, bis auf das besagte Gebäude. Da hatte es wohl einen gewaltigen Kurzschluss gegeben. Und erstaunlicherweise waren auch die Generatoren  dieses Luxusschuppens betroffen (oder sie haben keine?), denn dieses Gebäude blieb bis auf weiteres stockdunkel. Muss recht unangenehm gewesen sein für dessen Gäste, vermute ich mal. Aus meiner Perspektive war es ganz unterhaltsam (wie gesagt, Feuerwerk).

Mit Ausnahme einer (? – habe zumindest keine weitere gesehen) Hauptstrasse sind die Strassen hier furchtbar eng (und nicht selten nicht mal asphaltiert). So gab es hier öfters Stau als im grossen Phnom Penh, denn 2 Autos kommen schlichtweg nicht aneinander vorbei, was immer sofort zu einem kleinen Rückstau auf beiden Seiten führte, der sich jedoch meist auch sehr schnell wieder auflöste. Denn stand mal alles, konnten die beiden Autos aneinander vorbeizirkeln und waren sie aneinander vorbei, kam schnell alles wieder ins Rollen. Für Fussgänger ist diese Enge allerdings recht unangenehm. Trottoirs gibt es nur wenige – immerhin, hier sind sie normalerweise nicht vollgestellt, wenn’s denn welche gibt – und am Strassenrand fährt das meiste nur mit milimeter-Abstand an einem vorbei. Zum ersten Mal hier in Asien habe ich mich diesbezüglich des öfteren recht unwohl gefühlt. Erfreulicherweise haben sie es hier weniger mit dieser lästigen Huperei, dafür erschrickt man regelmässig, wenn plötzlich wieder irgendetwas wie aus dem Nichts von hinten kommend an einem  vorbeisaust. Wahrscheinlich war ich diesbezüglich auch empfindlicher, da ich ja allgemein nicht so sicher auf den Füssen stand. Jedenfalls hängt diese Erinnerung noch immer unangenehm nach.

Um den 8. Februar herum war dann Chinese New Year. Da die Kambodschaner ihr eigenes haben (im April), hatte ich nicht erwartet, dass dies ein Thema sein würde. Hatte ich meinen Vietnam-Aufenthalt doch extra darum herum geplant (denn es ist auch das Vietnamesische Neujahr, genannt TET), um solchen Festivitäten auszuweichen, hatte es mich nun doch erwischt. Allerdings konnte ich dem Ganzen letztlich doch ganz gut aus dem Weg gehen und habe eigentlich gar nicht so viel davon mitbekommen, abgesehen davon, dass die Stadt plötzlich voller Chinesen war. Denn die haben offenbar 10d Ferien zu diesem Fest. Ich weiss schon…. Fremde Kulturen und so, sollte man sich ansehen, aber ehrlich, ich hatte einfach keine Lust auf derartigen Trubel. Davon abgesehen war ich doch längst im 2016 angekommen…. immerhin habe ich gelernt, dass es offenbar mehr Neujahrfeiern gibt, als ich gewusst hatte! Das thailändische kommt nämlich auch noch…. Wobei ich mich damit noch nicht so stark auseinandergesetzt habe. Möglicherweise fällt es mit dem kambodschanischen zusammen?

Zwei (chinesische) Kältewellen habe ich in Siem Reap durchgestanden! ? Da erreichten mich aus der Schweiz ständig Nachrichten, von wegen, es sei viel zu warm und der Winter wolle so gar nicht kommen und mir sind fast die Füsse abgefroren! Klimawandel? Gemäss Donald Trump ja nur Geschwätz. Ich weiss, er ist’s nicht wert, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt, aber es sieht so langsam danach aus, als würden wir darum nicht herumkommen. Und nachdem ein europäisches Land nach dem anderen die Populisten in den Himmel hebt und mit tragisch vielen Wählerstimmen beschenkt, müssen wir uns wohl eingestehen, dass die Zeiten, in denen wir die Amerikaner für ihre Dummheit belächelt haben, vorbei sind. Wollen wir dabei aber den kleinen Lichtblick nicht vergessen. Angefangen bei der hohen Stimmbeteiligung vom 28. Februar, die mir endlich bestätigt hat, was ich schon lange behauptet habe: die Mehrheit der Schweizer ist nicht dumm, nur frevlerisch faul und soweit es das Autofahren anbelangt, unverschämt bequem – von wegen Sicherheit! Was für ein scheinheiliges Argument! Wer ausser den ferienhungrigen Europäern und den Transportunternehmen braucht denn einen Strassentunnel durch den Gotthard, wo wir doch demnächst diesen bombastischen Zugtunnel haben? Schweizer, Ihr seid bescheuert. Jammert über die Kosten der vielen Flüchtlinge und werft Mia. aus dem Fenster, damit ihr die Emmissionen von ganz Europa tragen dürft, gratuliere!! Aber ist ja nichts Neues, dass wir das Thema Umweltschutz der nächsten Generation überlassen. Und damit hätte ich den Kreis eigentlich geschlossen, muss aber doch noch erwähnen, dass der 2. Lichtblick vom 28. der Oscar für den männlichen Hauptdarsteller war – endlich! ? Ach so, ja und das DSI-Ergebnis natürlich, wobei ich das eigentlich nicht anders erwartet hatte. Allerdings habe ich erst im März – und das mit einem ziemlich starken Lachanfall – festgestellt, dass die ja gar nicht durchsetzen sollte, wovon ich die ganze Zeit ausgegangen war…..!!? Naja, bin ja hier schon etwas in der Pampa bezüglich schweizer Politik, das Abstimmungscouvert hat mich natürlich nie erreicht und in den Medien war immer nur die Rede vom Durchsetzen und gar nicht so genau, was denn eigentlich durchzusetzen sei und welche SVP-Initiative ist denn ständig Thema? Natürlich die mit der begrenzten Einwanderung und die Schwierigkeit mit den Bilateralen….diese Ausschaffungssache hatte ich gar nicht mehr auf dem Radar! Wär ja auch kein Thema mehr, wenn wir die bösen Ausländer erst gar nicht mehr reinlassen würden…?

 

Kältewelle ist natürlich ein grosses Wort. Es war nicht kalt im schweizerischen Wintersinne, aber es wurde nachts zeitweilen ganz schön kühl und auf jeden Fall kühler, als man hier darauf eingestellt wäre. So während ein, zwei Nächten hätte ich nichts dagegen gehabt, ein wenig heizen zu können. Und ich war ganz froh, als mein Fuss wieder in die Sneakers passte, kalte Füsse sind einfach etwas Unangenehmes!

Zu Beginn meines letzten Drittels in Siem Reap machte schliesslich die Nachricht eines grusligen Mordfalles die Runde. Offenbar war in einem Hotelzimmer eine Frau ohne Kopf aufgefunden worden…. Ich glaube, die meisten Touristen haben davon nichts mitbekommen, aber unter den Kambodschanern war es ein heisses Thema. Ich habe Fotos gesehen, bin aber bis heute nicht überzeugt, dass das Ganze wirklich wahr ist. Googeln hat zumindest nichts ergeben. Was allerdings nicht unbedingt etwas heissen muss. Was interessiert sich die westliche Welt schon für so etwas, so lange es nicht eine westliche Touristin war? Und die Khmer-Nachrichten kann ich natürlich nicht lesen. Auffallend war auch, dass mich die Security-Leute von Hotels auf meinem nächtlichen Heimweg plötzlich ständig gefragt haben, wo ich hin müsse und wie weit es noch sei. Da dies neu war – und ich war ja nun doch schon eine Weile da und diesen Weg etliche Male nach Hause gegangen – lässt sich daraus wohl deuten, dass viele Einheimische der Meinung waren, dass dieser Vorfall Realität sei. Ich weiss es nicht. Es wäre zumindest  nicht der erste solche Fall in dieser Gegend (und damit meine ich einen grösseren Umkreis als nur gerade Siem Reap, länderübergreiffend).

 

  

Schliesslich sollte ich der Pubstreet wohl auch noch ein paar Zeilen widmen, ist sie doch neben den Tempeln DER Touristenmagnet in Siem Reap. Mein Fall war sie nicht so. Nachmittags geht’s, aber nachts ist es einfach nur laut. Wie es der Name sagt, reiht sich eine Bar (oder eben Pub) an die nächste und davor, am Strassenrand, stehen nachmittags die kleinen rollenden Wägelchen, die einem Fruchtdrinks mixen und die nachts von den Wagen mit den starken Alkoholika abgelöst werden. In etwa vermutlich vergleichbar mit den Ausgangsmeilen in den Touristenorten am Mittelmeer, nur das Meer fehlt. Dafür haben sie hier die Bettler, was jetzt nicht zynisch gemeint ist. Im Gegensatz zu Phnom Penh findet man hier nur wenige und eben eigentlich fast nur in der Pubstreet. Wie mir eine alte „Siem Reap-Häsin“ erzählt hat, war das vor ein paar Jahren noch ganz anders. Doch diese Bettler bzw. die ganzen armen Kambodschaner sind irgendwie aus Siem Reap verschwunden und keiner der Westler weiss, wo sie geblieben sind. Offensichtlich wurden sie umgesiedelt  und vermutungsweise so weit weg, dass sich der Weg nach Siem Reap nicht mehr lohnt.

Dabei kommt mir eine Erinnerung an einen jungen Mann ohne Beine und ohne Unterarme (die Vermienung der Khmer Rouge lässt grüssen), der an einer Ecke höckelte, an der wir vorbei gingen. Dieser Kambodschaner hat uns gegrüsst und hatte dabei ein derartiges Strahlen im Gesicht, dass wir nach 5min umgedreht sind, um ihm eine kleine Spende zu geben. Diese unglaubliche Freude, die dieser junge Mann ausgestrahlt hat, hat uns derart beeindruckt, dass es uns noch eine Weile beschäftigt hat. Wer von uns wäre wohl bei diesem Schicksal so lebensfroh? Ich hätte ihn zu gerne fotografiert, um diesen Augenblick festzuhalten. Allerdings bezweifle ich, dass ich ihm hätte klar machen können, weshalb ich dieses Foto wollte. Womöglich hätte es ihn auch so nicht gestört, aber es erschien mir dann doch nicht richtig, einen Krüpel zu fotografieren….und bei meinen Fotografierkünsten wäre es vielleicht auch gar nicht richtig rübergekommen. Diese strahlenden Augen kann ich noch immer vor mir sehen, wirklich unglaublich beeindruckend! Wie in Vietnam gibt es auch in Kambodscha viele solch versehrte Menschen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Kambodscha in den Vietnam-Krieg hineingezogen worden war. Es gibt auch in diesem Land Agent Orange-Opfer. Noch schlimmer sind jedoch die Auswirkungen der Khmer Rouge, welche viele Bereiche des Landes vermient haben (bspw. auch das Tempel-Gelände von Angkor musste zuerst einmal von Mienen frei geräumt werden). Heute verstehe ich eine Princess Diana oder eine Angelina Jolie, die sich so stark machen/gemacht haben, für die Mienenräumung und entsprechende Verbote. Mienen sind eine derart heimtückische und miese Kriegswaffe, die leider bis weit in die Friedenszeiten nachwirken…. Ich weiss nicht, aber ich glaube, den wenigsten Kriegsparteien geht es darum, für die Khmer Rouge war es aber gerade das Ziel, das Khmer-Volk noch möglichst lange zu schädigen und zu dezimieren. Und damit bin ich von einer ausserordentlichen Freude wieder zu einem deprimierenden Thema abgeschwenkt…. Das war eigentlich nicht mein Ziel. Beenden wir diesen Absatz mit der Erinnerung an die strahlenden Augen und diese unglaubliche Lebensfreude…..

Es heisst, dass die Strasse, in der ich gewohnt und meist auch gelebt habe, die zukünftige Pubstreet sein soll. Einige clevere (?) Investoren bauen darauf und so finden sich eben auch in der noch engen Sok San Rd bereits das eine oder andere Touristen-Ungetüm, sprich riesige Lokale im westlichen Stil. Kurz vor meiner Abreise hat die Polizei sämtliche Namensschilder der Lokale am Strassenrand entfernen „lassen“ – was vorerst einmal zu mehr Dunkelheit und damit nicht gerade zu mehr Komfort geführt hat (diese Schilder sind alle beleuchtet und zu 98% dienen sie gleichzeitig einer Bierwerbung, es hat denn auch eine Weile gedauert, bis ich diese auch als Namensschilder erkannt hatte). Dies weil die Strasse verbreitert werden soll. Mögen also zutreffen, diese Zukunftsvoraussagen oder lässt einfach darauf schliessen, dass die potenten Investoren genug geschmiert haben. Schade, mir hat es ganz gut gefallen, wie es war. Die Strasse bietet alles, was man braucht, Unterkünfte, Restaurants, Läden für den täglichen Bedarf, diverse kleine Streetfood-Stände und vor allem dennoch viel Ruhe. Sollte es denn einst so trubelig zu und her gehen, wie in der heutigen Pubstreet, werde ich wohl „umsiedeln“ und mir ein neues Plätzchen suchen müssen.

Neben den üblichen Katzen, Hunden, Geckos und Moskitos, welche alle in Massen vertreten sind, habe ich auch überraschend viele Frösche angetroffen in Siem Reap. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich Frösche sind oder allenfalls eine andere derartige Spezies, denn sie waren nicht grün, sondern braun, aber von der Grösse her und abgesehen von der Farbe sahen sie aus wie das, was wir Frosch nennen. Es schien ein wenig, als hätte jedes Lokal und jedes Hotel seinen eigenen „Hausfrosch“. Allerdings waren sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt und ob es denn immer wieder der gleiche Frosch war, weiss ich natürlich auch nicht. Doch fast immer, wenn ich irgendwo sass und mich umgeschaut habe, konnte ich am Boden einen entdecken. Und dabei waren eigentlich gar keine Gewässer in der Nähe – also vielleicht doch keine Frösche? Wie auch immer, erstaunlich mutige kleine Kerle sind sie jedenfalls. Habe ich es doch noch nie erlebt, dass ein Frosch oder froschähnliches Wesen um meine Füsse herum gejumpt ist.

In der zweiten Hälfte meines Aufenthalts in Siem Reap hatte ich derart viele Kontakte geknüpft, dass ich kaum noch alleine an meinem Tisch sass. So manches Mal war das gewollt, allerdings nicht immer. Dabei kam ich in den Clinch, auf mein Lieblingslokal oder aufs Alleinsein zu verzichten. Das ist wohl der Nachteil, wenn man zum Stammgast wird in einem Lokal, das noch weitere Stammgäste hat, die einem jedoch nicht besonders zusagen. Sich da zu separieren, ohne zu brüskieren, ist gar nicht so einfach. Dadurch habe ich eine Weile lang ganz schön viel oder zumindest nach meinem Geschmack zu viel Zeit verschwendet. Letzlich war es jedoch eine gute Schulung. Menschen, die nicht zuhören können oder nur hören, was sie hören wollen, muss man vermutlich einfach mal brüskieren, wenn man etwas erreichen will. Jedenfalls habe ich es gegen das Ende hin auch wieder hingekriegt, in meinem Lokal Zeit mit mir selber zu verbringen.

 

Siem Reap, KHM – die Tempel von Angkor II

Preah Khan

Die buddhistische Tempelanlage Preah Khan („Heiliges Schwert“) ist vermutlich das Relikt einer provisorischen Angkor-Hauptstadt. Der verhältnismäßig gut erhaltene Komplex aus dem späten 12. Jahrhundert zählt zu den formenreichsten und bedeutendsten Flachtempeln des Kulturkreises. [Wikipedia]

 
Im Jahr 1181 gelang es den Khmer-Truppen, die Cham aus dem Angkorgebiet zurückzuschlagen. Der erfolgreiche Heerführer bestieg als Jayavarman VII. den Königsthron und begann umgehend ein ehrgeiziges Bauprogramm: Insbesondere verantwortete er den Nördlichen Baray oder Baray von Preah Khan (einen 3500 auf 900 m großen, heute trockenen Wasserspeicher), den Ahnentempel Ta Prohm (in Erinnerung an seine Mutter), den Ahnentempel Preah Khan (in Erinnerung an seinen Vater) und die neue Hauptstadt Angkor Thom mit dem Staatstempel Bayon. Bis zur Fertigstellung von Angkor Thom diente vermutlich das nordwestlich gelegene, fast angrenzende Preah Khan als provisorische Hauptstadt. Nur wenige Jahre später soll das Areal schon mehrere buddhistische Klöster und eine buddhistische Universität mit über 1000 Lehrern beherbergt haben; jedenfalls war Preah Khan weit mehr als ein Tempel: eine Stadt von beachtlicher Größe. [Wikipedia]

Vom Osten her führt ein Dammweg an die Einfriedung der Stadt heran. Die äußere Umfassungsmauer besitzt in jeder Haupthimmelsrichtung einen Torbau (Gopura) und ist von einem Wassergraben umgeben. Der Eingang für die Touristen befindet sich beim Osttor, wodurch man das ehemalige Stadtgebiet betritt, heute eine weitgehend freie Fläche. Nach etwa 400 m erreicht man die nächste Umfassungsmauer, 175 auf 200 m, wiederum mit vier Torbauten. Jenseits finden sich zahlreiche erhaltene Gebäude, links und rechts des Weges z. B. die „Halle der Tänzerinnen“, nördlich davon eine bemerkenswerte, fast griechisch anmutende zweistöckige Säulenhalle. [Wikipedia]

 
Weitere zwei Umfassungsmauern folgen, die ziemlich dicht beieinander stehen: Die eine misst 76 auf 85, die andere 55 auf 62 m, danach folgt ein im Grundriss kreuzförmiger Bau. Wo sich die vier langen, durch zahlreiche unterschiedlich dimensionierte Türöffnungen führenden, aber Durchsicht gewährenden Korridore treffen, befindet sich das zentrale Heiligtum, der so genannte Prasat; seit etwa dem 16. Jahrhundert beherbergt er einen kleinen Stupa. [Wikipedia]

Der Eingangsbereich (Osttor), erinnert an Angkor Thom

Auf dem „Stadtgelände“ mit Blick auf einen Durchgang der inneren Umfassungsmauer

Durchgang einer inneren Umfassungsmauer

Auch dieser Tempel ist im Würgegriff der Bäume
  

Wiederum Teil der inneren Umfassungsmauer

Eingang der 1. oder 2. inneren Umfassungsmauer

Innerhalb der Umfassungsmauer, Rückseite des Zugangs

Nicht mehr alle Gänge sind durchgehend frei  


  

Der kleine Stupa im Zentrum

Dass diese Decken halten…. (im Prasat)

An der Westseite  

„Griechische Säulenhalle“

Aussengebäude  

Und wieder ein „Khmer Rouge-Buddha“  

 

Neak Poan

……. ist eine künstliche Insel im Zentrum des mittlerweile trockenen Nördlichen Baray, eines künstlichen Staubeckens. Das im Bauschaffen der Khmer einmalige Ensemble entstand Ende des 12. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. [Wikipedia]

Ursprünglich lag die quadratische Insel in einer rechteckigen, ausgedehnten Wasserfläche. Der Baray ist heute ausgetrocknet, seine rechteckige Form vom Erdboden aus schwer zu erahnen, aus der Luft allerdings gut zu sehen (3500 auf 900 m, mit nach Westen und Osten ausgerichteten Schmalseiten). Die Insel ist 350 auf 350 m groß und trägt kreuzförmig gruppierte Wasserbecken. Das Wasserbecken-Arrangement bestand früher aus einem zentralen Becken, 70 auf 70 m, vier an den Seiten angefügten Becken, jeweils 25 auf 25 m, und einem Kranz von weiteren acht Becken; die letztgenannten sind nicht erhalten. Inmitten des inneren Beckens erhebt sich stufig eine kreisrunde Insel (Durchmesser 14 m), gekrönt von einem im Grundriss kreuzförmigen Prasat, einem Tempelturm. Die Baumaterialien, von unten nach oben, sind Laterit und Sandstein. Das Ufer der inneren Tempelinsel zieren Darstellungen zweier Naga – daher der (moderne) Name Neak Pean („ineinandergewundene Schlangen“). Den Fuß des Tempelturms umgeben Abstraktionen sich öffnender Lotusblütenblätter, das Heiligtum selbst erinnert an eine emporstrebende Lotusknospe. Scheintüren und Giebelfelder tragen buddhistischen Reliefschmuck. [Wikipedia]

Unmittelbar östlich des Tempelturms, auf einem Dammweg, steht eine Sandsteinplastik des Pferdes Balaha, einer Inkarnation des Bodhisattva Lokeshvara. Die vier peripheren Becken liegen etwas tiefer als das zentrale Becken; mit diesem sind sie durch vier Brunnenkammern verbunden; als Wasserspeier dient im Osten ein Menschenkopf, im Süden ein Löwenkopf, im Westen ein Pferdekopf und im Norden ein Elefantenkopf. Vermutlich symbolisiert das Ensemble den auf dem Himalaja gelegenen See Ananvatapta, dessen glückbringendes Wasser sich in die vier heiligen Ströme Ganges, Indus, Oxus und Tarim ergießt – ursprünglich hieß die Anlage Rajyasri („Glück des Königreiches“). In allen vier Ecken der Insel standen einmal kleine Elefantenplastiken – nur das Exemplar im Südosten ist erhalten. Vier Treppen, eigentlich Anlegestellen, markieren die vier Haupthimmelsrichtungen; der moderne Erschließungsweg liegt im Norden. [Wikipedia]

Womöglich lag es am Überraschungseffekt, denn ich hatte in etwa das Übliche erwartet, als ich über den langen Steg auf den Tempel zulief, doch dieser Tempel hat mir unglaublich gut gefallen. Für mich ist es neben den beiden grossen, bekannten und dem Ladies Temple einer der schönsten und dies trotz meiner Abneigung gegen Wasser?. Klein aber fein, ungemein friedlich und irgendwie so zierlich liegt er da, komplett umgeben von Bäumen. Hier kann man sich gut vorstellen zu beten oder zu meditieren. Der Friede auf Erden, so kam es mir vor….

 

Der Zugang zum Tempel verläuft über einen langen Steg mitten übers Wasser (was irgendwie der Aussage widerspricht, der Baray sei ausgetrocknet – leider konnte ich keine Luftaufnahme finden, das würde das Fragezeichen vielleicht lösen)

Das Heiligtum von nah und fern (jeweils von Norden her)

Rechts ist die Pferdeplastik (östlich gelegen) zu erkennen  

Eine der „Chappels“, fragt mich nicht, welche, der Wasserspeier ist nicht zu erkennen

Das Pferd etwas deutlicher

Die Rückseite der Elephant Chappel

 

Ta Som

Der buddhistische Tempel Ta Som wurde 1190–1210 unter Jayavarman VII. (regierte 1181–1220) erbaut und während der Regentschaft von Indravarman II. (regierte 1220–1243) erweitert. Als typischer Flachtempel (im Gegensatz zu den Tempelbergen wie bspw. dem Bayon) mit dreifacher Einfassung ist er eine „vereinfachte Miniaturversion“ des Ta-Prohm-Tempels. Im Gegensatz zu anderen Tempeln dieser Zeit ist er mit einer Gesamtfläche von 4.5ha eher klein. Touristisch interessant sind die Dschungelatmosphäre und der östliche Gopuram (Gesichterturm) mit Würgefeige. [Wikipedia]

Der Haupteingang des Tempels lag, wie bei den meisten Khmertempeln, ursprünglich im Osten, der heutige Eingang für die Touristen ist jedoch das Westtor. Die Außenmauer (240×200 m) mit zwei Gopuras (Tempeltore) ist von einem breiten Wassergraben, der im Osten und Westen durchbrochen ist, umgeben. Innerhalb dieser Anlage befindet sich eine zweite Umfassungsmauer, die ebenfalls zwei Eingänge aufweist. [Wikipedia]

 
Das Zentrum der Tempelanlage bildet der kreuzförmige zentrale Prasat (Tempelturm) mit dem zentralen Heiligtum, das seinerseits von einer konzentrischen Galerie und zwei sogenannten „Bibliotheken“ umgeben ist. Diese Bauwerke dienten möglicherweise der Aufbewahrung von Schriften, Dokumenten und Ritualgegenständen. [Wikipedia]

Wegen seiner innerhalb des archäologischen Parks von Angkor etwas abseitigen Lage war der Tempel in den 1990er-Jahren Opfer zahlreicher Kunstraube. Spuren davon sind noch anhand der Apsara- und Devatafiguren zu erkennen, denen teilweise die Köpfe abgeschlagen wurden. Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara, das nach Westen blickt, war früher eines der meistfotografierten Objekte in Angkor. Es war von einer gewaltigen Würgefeige überwachsen, welche das Gesicht besonders malerisch einrahmte. [Wikipedia]

Mir imponieren die Tempelberge allgemein mehr als die Flachtempel und dieser hier war wirklich sehr klein und hatte nach dem Ta Prohm und dem Preah Khan nicht mehr wirklich etwas zu bieten. Ich kann mich daher kaum an ihn erinnern. Entsprechend fallen die Kommentare auch sehr dürftig aus….

Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara

Heute trifft das leider nicht mehr in dieser Form zu…(obere Fotos sind von Wikipedia)


Der Eingang (Westtor)



Einer der Durchgänge durch die Umfassungsmauer


 

East Mebon

Nach seiner Thronbesteigung im Jahr 944 verlegte Rajendravarman II. die Hauptstadt des Khmer-Reiches von Koh Ker wieder in die Region von Angkor. Er startete zahlreiche Bauvorhaben, u. a. den Bau des östlichen Mebon und erteilte den Auftrag, die alte Hauptstadt Yasodharapura zu restaurieren, die Yasovarman I. erbaut hatte. [Wikipedia]

Der Östliche Mebon befindet sich auf einer quaderförmigen, künstlichen Insel im (heute ausgetrockneten) Östlichen Baray. Dieses riesige, ca. 7 km lange und 1,8 km breite Wasser-Reservoir wurde im Auftrag von Yasovarman I. (889 – 910) erbaut. Wem der Bau der künstlichen Insel im Baray zuzuschreiben ist, ist aufgrund der Schriften unklar. In der Inschrift der Gründungsstele, die im Tempel gefunden wurde, steht, dass Rajendravarman II. (944-968) den Tempelberg zu Ehren seiner Eltern erbauen ließ und dass er 952 eingeweiht wurde. [Wikipedia]

 

Die Ausrichtung des Insel-Quaders entspricht präzis den vier Himmelsrichtungen. In der Mitte jeder Seite gibt es eine vorspringende Anlegestelle für die Boote. Eine Treppe, die 10 Stufen hat und von zwei Löwen flankiert wird, führt von jeder Anlegestelle zur ersten Plattform. Das Wasser stand im Östlichen Baray einst (je nach Jahreszeit) zwischen 3 m und 5 m hoch, sodass ein großer Teil des Quaders aus Laterit-Steinen, der die künstliche Insel bildet, unter der Wasseroberfläche lag. Heute ist der Baray ausgetrocknet und auf allen Seiten der Insel sind große Erdmassen angehäuft, die den unteren Teil des Sockels verbergen. [Wikipedia]

Die Strukturen des Östlichen Mebon liegen auf vier verschiedenen Ebenen:

Die Inselplattform stellt die erste (unterste) Ebene dar. Auf ihr befinden sich (von außen nach innen) die umlaufende, ca. 5,5 m breite Terrasse mit den Elefanten-Skulpturen in den vier Ecken, die äußere (2.) Umfassungsmauer mit den vier in Mauernischen zurückgesetzten, kreuzförmigen Eingangstoren (Gopuras) und innerhalb der Mauer 16 rechteckige Hallen (Vorläufer der Galerien).

 
Auf einer 2,4 m hohen Stufe aus Laterit liegt die zweite Ebene. Die umlaufende Terrasse ist deutlich schmaler als jene der ersten Ebene. In den vier Ecken stehen wiederum Elefantenstatuen. Zwischen 2 m und 5 m (auf der Westseite) von der Kante entfernt, erhebt sich die innere (1.) Umfassungsmauer. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zu den (nicht kreuzförmigen) Gopuras, die ebenfalls in einwärts gezogenen Nischen stehen. In den vier Ecken innerhalb der Mauer steht je eine Bibliothek aus Laterit. Eine zusätzliche, fünfte Bibliothek befindet sich in der Südostecke. Auf der gleichen Ebene erheben sich acht kleine Backstein-Türme, jeweils paarweise vor den Gopuras.

Die nächste Stufe ist mit Sandstein verkleidet und 3 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur dritten Ebene. Auf dieser stehen (jeweils in den Ecken) vier große Ziegelsteintürme.

Die oberste Stufe ist 1,9 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur vierten Ebene. Diese wird fast vollständig vom zentralen Turm aus Ziegelstein eingenommen. Er ist größer als die vier Türme auf der dritten Ebene. Mit diesen zusammen bildet er die Quincunx.

Insgesamt 8 Elefanten-Skulpturen stehen diagonal in den Terrassen-Ecken vor den beiden Umfassungsmauern. Ursprünglich bewachten 16 Löwenpaare die axialen Treppen. die Elefanten sind nahezu 2 m hoch, weitgehend naturalistisch dargestellt und samt dem Sockel, auf dem sie stehen, aus einem Block gemeißelt. [Wikipedia]

Endlich wieder ein Tempelberg! Hier hatten es mir besonders die Elefanten angetan. Sie sind unglaublich gut erhalten und so schön und sympathisch wie die echten. Abgesehen von der Elefantenterrasse von Angkor Thom ist hier auch der einzige Ort/Tempel, der mit Elefanten geschmückt ist (soweit ich mich erinnere). Trotz „Berg“ ist der Tempel nicht so stark in die Höhe gebaut und man kann ihn mit verhältnismässig wenig Treppenstufen erklimmen (wir sprechen hier von meinem 2. Tempeltag, nur wenige Tage zuvor hatte ich mir den Knöchel gebrochen, da ist man dankbar für diese Bauweise). Auch wenn er mir gut gefallen hat, steht er natürlich im Schatten von Angkor Wat oder Baphuon (Angkor Thom).

 

Der Hauptzugang

Eine der erwähnten Anlagestellen


Auf der 2. Ebene 


Auf der 1. Ebene, innerhalb der äussersten Umfassungsmauer

Zugang von der 2. zur 3. Ebene, rechts der höchste der 5 Türme auf der 4. Ebene

Der zentrale Turm auf der 4. Ebene

Eine der Bibliotheken auf der 2. Ebene und einer der 8 kleinen Türme, die die Durchgänge flankieren

Treppe zur 3. Ebene 

Zugang zur 3. Ebene

Blick auf die 2. Ebene, der nach innen versetzte Durchgang, auf der Seite wiederum einer der kleinen, flankierenden Türme

Auf der 3. Ebene  

Blick auf die Elefanten der 1. und 2. Ebene

Blick auf einen Durchgang der 1. Ebene

  

 

 

Siem Reap, KHM – Die Tempel von Angkor I

Im 10. Jahrhundert wurden unter König Yasovarman I. (regierte 889–910) zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die unter anderem dazu beitrugen, dass mehrmals im Jahr Reis geerntet werden konnte. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich grossen Reichtum. So kam es, dass das südlich von China gelegene Land zu einem regionalen Machtzentrum Südostasiens wurde und die Khmer in der Lage waren, große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu errichten. [Wikipedia]

Angkor ist eine etwa 350 qkm grosse Region nördlich der Stadt Siem Reap in Kambodscha und war in der Zeit von 802 bis 1295 das Zentrum des Königreichs Kambaju der Khmer. Während der Blütezeit lebten um eine Million Menschen in Angkor und es wurden stetig neue Städte mit großen Tempelanlagen gebaut. Im Rahmen von Ausgrabungen konnten bisher etwa 1000 Tempel und Heiligtümer gefunden werden. Das entspricht der höchsten „Tempeldichte“ der Erde. Die antike Tempelstadt wurde von den Khmer im Jahr 1432 aufgegeben (warum ist unklar) und die Bauten wurden im Laufe der Jahrhunderte vom Dschungel überwuchert (mit Ausnahme von Angkor Wat), bis sie bei Ausgrabungen im 19. Jh wieder entdeckt wurden.

Mehrfach wurde ich von Kambodschanern darüber informiert, dass die Einnahmen (Entrittsgelder) von Angkor nicht dem kambodschanischen Staat sondern den (immer noch) verhassten Vietnamesen zufliessen. Und tatsächlich ergeben meine Recherchen, dass Kambodscha das gesamte Tempelgelände an eine vietnamesisch dominierte (private?) Gesellschaft verpachtet hat….. Die genauen Bedingungen kenne ich nicht, immerhin haben kambodschanische Staatsbürger freien Zutritt zum Gelände. Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, dass die Ausbeutung und Vermarktung der Anlage Vorrang hat und der nachhaltigen Nutzung für einen langzeitigen Erhalt keine hohe Bedeutung geschenkt wird. Wer weiss, in welchem Zustand diese Gemäuer beim Auslaufen des Pachtvertrags dereinst sein werden, nachdem Millionen von Touristen beinahe rund um die Uhr durchgetrampelt sind (seit Neuerem sind auch Nachtführungen möglich, für welche extra Lampen in den Tempelmauern (!) angebracht wurden) und die alten Steine regelmässig von Bassschlägen torpediert werden aufgrund von diversen dort angesiedelten (Musik-)Festivals.

Korruption ist leider ein riesiges Problem in Kambodscha. Und neben ehemaligen Khmer Rouge dominieren die Vietnamesen Kambodschas Regierung nach wie vor. Vielleicht ist die kambodschanische Gesetzgebung deshalb nicht so clever wie die Thailändische. Ausländischen Investoren ist es problemlos möglich, in Kambodscha Land zu kaufen (ohne Beteiligung von Kambodschanern). So wird das Land nach und nach ins Ausland „verkauft“.

Alles Gründe, warum Kambodscha nicht aus seiner Armut heraus findet und es einem Kambodschaner fast nicht möglich ist, seine Lebenssituation zu verbessern. Ohne Geld und/oder Beziehungen geht gar nichts, nicht einmal Schulbildung.

 

Angkor Wat
….. ist das größte sakrale Bauwerk der Welt. Es ist eine große Pyramide mit drei Ebenen und fünf Türmen, die sich bis zu 65 m über dem Grund erheben. Es wurde von Suryavarman II. zwischen 1113 und 1150 gebaut und wurde damit in einer Zeit errichtet, als die Khmer die Region politisch und militärisch dominierten. Das Bauwerk gilt als das Meisterstück der Architektur der Khmer. Es stellt einen Tempelberg dar, der dem hinduistischen Gott Vishnu gewidmet ist. Der Tempel symbolisiert den Hindu Kosmos, das umgebende Wasser der künstlichen Insel ist der Ozean und die Hohen Türme von Angkor Wat symbolisieren den heiligen Berg Meru im Zentrum des Universums. Die Anlage ist umgeben von einem Wall mit einer Länge von 1300 x 1500 Metern. Die eigentliche Anlage hat eine Länge von jeweils 1 km. [Wikipedia]

Im späten 13. Jahrhundert wandelte sich Angkor Wat vor dem Hintergrund der durch Jayavarman VII. initiierten religiösen Revolution nach und nach von einer hinduistischen Kultstätte in eine des Theravada-Buddhismus. Zu dieser Zeit wurde Angkor Wat zum Namen des Tempelkomplexes. Anders als die anderen Tempel Angkors verwahrloste die Anlage zwar im 16. Jahrhundert etwas, wurde aber nie vollständig verlassen. Die im Vergleich gute Erhaltung hängt mit dem Wassergraben zusammen, der Angkor Wat gegen das Vordringen des Waldes schützt. [Wikipedia]

Der Tempel ist ein Nationalsymbol und ist seit ihrer ersten Version von ungefähr 1863 auf der Nationalflagge Kambodschas abgebildet. Dieses kulturelle Erbe soll die Franzosen dazu motiviert haben, Kambodscha 1863 zu kolonisieren und der Vorherrschaft von Vietnam und Siam zu entreißen.

Die Gebäude wurden aus kunstvoll gestaltetem Sandstein zusammengesetzt. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten. Viele der Tempelwände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen – so genannte Apsaras – darstellen. Jede Figur hat eigene, besondere Merkmale, so dass sie sich untereinander nicht gleichen. Die Basreliefs der dritten Galerie weisen insgesamt mehr als 1000 m² Fläche auf und stellen historische Szenen und Episoden aus dem Ramayana und Mahabharata sowie den in der Khmer-Architektur populären Schöpfungsmythos des Quirlen des Milchozeans dar. [Wikipedia]

 

Übersicht über Angkor Wat (Foto stammt selbstverständlich nicht von mir, ebenfalls ausgeliehen bei Wikipedia)


2x das gleiche Bild und doch anders


Die berühmten Wandverzierungen (Basreliefs) – sie ziehen sich über unendliche Längen um den gesamten Gebäudekomplex herum und erzählen eine Menge Geschichten

Das Gelände des Tempels zieht sich in unendliche Weiten…

Kaum ein Fleck ist unbearbeitet, alles, einfach alles ist verziert

Ein Detail einer Wandverzierung

Der Blick von der Rückseite des Tempel

Genau ein solcher Boden wurde meinem Fuss zum Verhängnis….

Die höchste Ebene des Tempels
Viele der Statuen verloren durch die Roten Khmer ihre Köpfe….

Besonders fasziniert haben mich die „Fenster“


  

Der Zu- und Abgang zur höchsten Ebene – es wird jeweils nur eine bestimmte Anzahl an Personen nach oben gelassen, was zu langen Warteschlangen führt. Ich hatte das Anstehen zum Aufstieg auf den 3. Tempeltag verschoben, zu dem es bekanntlich nicht kam, zumindest nicht in der geplanten Variante….

 

Der Eingangsbereich


  


 

Angkor Thom
…… ist eine 9 km² grosse, mit einem Wall von 3 km Seitenlänge umgebene alte Königshauptstadt. Sie war die letzte Hauptstadt des Angkor-Imperiums und nimmt den nördlichen Teil der ersten Angkorhauptstadt Yasodharapura ein. Damit war die neue Hauptstadt zwar kleiner als ihr historischer Vorläufer; aber sie war größer als alle Städte des europäischen Mittelalters. [Wikipedia]

Die Anlage ist quadratisch, wobei die vier Seiten in die Haupthimmelsrichtungen weisen. Der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Die Stadtmauer aus Laterit ist etwa 8 m hoch und auf der Innenseite mit einer großzügigen Erdanschüttung versehen. Erschlossen und in Viertel geteilt wird die Stadt durch ein Straßenkreuz. Die vier Straßenenden münden in Stadttore aus Sandstein, ein Fünftes, das Siegestor, befindet sich 500 m nördlich des Osttors am Ende einer weiteren Straße, der so genannten Siegesallee. Diese führt zum Königspalast, während die anderen vier Alleen sich am Bayon schneiden. [Wikipedia]

Jayavarman VII. gliederte wichtige Bauwerke der historischen Hauptstadt in seine neue Hauptstadt ein. So lag im nordwestlichen Viertel der Königspalast mit der Tempelpyramide Phimeanakas. Dieses Ensemble ergänzten er und seine Nachfolger durch die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, den Großen Platz, die Turmreihe Prasat Suor Prat und besagte Siegesallee. Auch der ältere, überwältigend große Tempelberg Baphuon und zwei hallenartige Bauten, der nördliche und südliche Khleang, wurden in den Gesamtplan integriert. Im geometrischen Zentrum von Angkor Thom, von den Straßen ausgespart und umrahmt, entstand der Staatstempel Bayon mit seinem Wald von Gesichtertürmen. Von den Tempeln und Terrassen abgesehen, bestanden alle Gebäude der Stadt aus Holz (auch der Königspalast) und sind heute verschwunden. [Wikipedia]

 

Beim Eingang (Südtor)


Die Ruinen des Bayon – buddhistischer Tempel – Er besitzt 37 Türme, die meisten davon weisen die jeweils 4 (in alle Himmelsrichtungen) markanten Gesichter auf.


Auch hier finden sich diverse Wandverzierungen im Grossen wie im Kleinen


  

Die erwähnten Gesichter

  

Neben den Tempelruinen befindet sich dieser riesige „Buddha-Schrein“

Baphuon – hinduistischer Tempel (Shiva) – ab hier wurde es mit meinem Fuss langsam schwierig und ich musste einiges (insbesondere Treppenaufstiege) streichen. Überreste des Phimeanakas konnte ich nicht besichtigen, zu weitläufig und zu unebenes Gelände

  

Überblick über die Elefantenterrasse

Verzierung der Terrasse des Leprakönigs

Die Siegesallee mit Blick Richtung Siegestor (verdeckt in den Bäumen) mit einem der Prasats im Hintergrund (rechts)

Irgendwo in der Nähe der Elefantenterrasse 

 

Ta Prohm

Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Der ursprüngliche Name lautete „Rajavihara“ (Sanskrit), was auch die Verwendung bezeichnete: das königliche Kloster. Obwohl Jayavarman VII. und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, da die Mehrheit der Bevölkerung damals noch hinduistisch war. Nach der Fertigstellung wurden in den Heiligtümern 260 Götter und Göttinnen verehrt. Wie viele der Tempelanlagen in Angkor ist Ta Prohm damit ein Beispiel für den Synkretismus der damaligen Khmer-Bevölkerung. [Wikipedia]

Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einem Hektar einnehmen. Jenseits der äußeren Mauer befanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Auf dem Gelände selbst lebten vor allem Mönche. Eine Tempelinschrift gibt ihre Zahl mit 12.640 an. [Wikipedia]

Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen. [Wikipedia]

Eine besondere Stellung unter den Tempelanlagen von Angkor nimmt Ta Prohm wegen des halbverfallenen Zustandes ein. Dies ist gewollt. Die Restauratoren haben beschlossen, einen Tempel zu belassen, wie er vorgefunden worden war und die Wahl fiel auf Ta Prohm. [Wikipedia]

Er gehört zusammen mit den beiden vorgenannten zu den bekanntesten Tempeln Ankors. Dies wohl aufgrund der eindrücklichen Überwucherungen der Bäume und mittlerweile vermutlich auch, weil er als Kulisse für Tomb Raider diente. Ich persönlich war etwas enttäuscht (zu hohe Erwartungen?). Ausserdem hätte ich mich darin fast verlaufen. So war es alles in allem nicht mein bestes Tempelerlebnis.

        

        

 

Ta Keo

Ta Keo wurde unter König Jayavarman V. (Regierungszeit 968-1001) und König Suryavarman I. (Regierungszeit um 1002-1050) erbaut und sollte als neuer Staatstempel dienen. Im Jahr 1007 wurde er dem Hindugott Shiva geweiht, kurz vor Vollendung aber aufgegeben – offenbar wegen eines als schlechtes Omen geltenden Blitzeinschlags. Einige Reliefarbeiten am Osteingang waren bereits fertig, die übrigen Wände jedoch blieben ungestaltet. [Wikipedia]

Die rechteckige Tempelanlage war von einem heute ausgetrockneten Wassergraben umgeben und misst einschließlich diesem 195 auf 255 m; der historische Haupteingang befindet sich in der östlichen Schmalseite des Rechtecks. Auf einer zweistufigen Terrasse thront, etwas westwärts verlagert, also weg vom Haupteingang, eine dreistufige Pyramide. Die untere Terrasse misst 106 auf 122 m; die obere Terrasse erhebt sich 5,5 m über die untere und misst 75 auf 80 m; die Pyramide erhebt sich 14 m über die obere Terrasse und misst unten 60 auf 60 m, oben 47 auf 47 m. Die oberste Plattform der Pyramide wird gekrönt von fünf Tempeltürmen, die im Quincunx angeordnet sind, also wie die fünf Punkte auf einer Würfelfläche. Ursprünglich einmal erhob sich der gesamte Bau gut 50 m über den Erdboden. [Wikipedia]

Von den vier Tortürmen (Gopura) in den Außenmauern führen vier Zugänge geradewegs bis auf die oberste Plattform der Pyramide. Die Treppenstufen sind bis zu 40 cm hoch. Der Ostseite der unteren Terrasse entlang, links und rechts des Hauptzugangs, verlaufen lange schmale Hallen mit Balusterfenstern. Die gesamte, einem Mandala vergleichbare Tempelanlage symbolisiert in ihrer Ausrichtung Harmonie mit Erde und Himmel, in ihrem Aufbau den ins Zentrum und nach oben führenden Weg zu den Göttern. [Wikipedia]

 


Innerhalb der äussersten Mauer  

Einer der erwähnten Aufgänge nach der 2. Mauer

Einer der äusseren Eingänge

Auf der 2. Terrasse

  

 

Siem Reap, KHM – Ein Erlebnisbericht mit Unfall

Die Fahrt von Phnom Penh nach Siem Reap dauert gleich lange wie die Fahrt von HCMC nach Phnom Penh. Dieses Mal war der Bus jedoch komfortabler und es gab natürlich keinen Unterbruch an der Grenze. Mein erster Sitznachbar war ein leicht durchgeknallter Inder (aber auf eine gute Art), der die Schweiz ausserordentlich gut kennt. Wie er mir erzählt hat, lebt er in Kanada und macht jeden Winter mit seiner Frau eine Reise ins warme Asien. Er ist mittlerweile pensioniert, verbringt einen Grossteil seiner Zeit mit Malen und liebt es, jede Menge Geschichten zu erzählen, bei denen man nie so ganz sicher ist, was denn nun stimmt und was nicht. Ausserdem ist er ein überaus aktiver Facebook-User. Wenn er mal nicht erzählt hat, ist er in seinem ipad herumgesurft und hat Nachrichten gelesen und geschrieben – wär’s nicht Facebook gewesen, man hätte ihn wohl für einen gestressten Manager gehalten. Nach dem 2. Stopp konnte er es arrangieren, dass er mit seiner Frau zusammensitzen konnte und ich bekam einen neuen Sitznachbarn, einen ausgewanderten Franzosen, der seit 6j in Siem Reap lebt und geschäftlich in PP zu tun hatte. Es wäre sicherlich interessant gewesen, sich mit ihm zu unterhalten, aber nach den vielen abstrusen Geschichten war ich ziemlich müde – diese Busfahrten starten auch immer viel zu früh am Tag! – und habe den Rest der Fahrt verschlafen.

In Siem Reap angekommen war schnell zu erkennen, dass ich wieder an einem touristischen Ort gelandet war. Die Stadt ist nicht sehr gross und voller Angebote für Touristen in allen Preislagen. Ausserdem ist es der „Hauptsitz“ von Beat Richners Hilfswerk. Sein Kinderspital liegt auf dem Weg zu den berühmten Tempeln und ich bin mehrfach daran vorbeigefahren. Es ist überraschend gross und überall hängen Werbeplakate für seine Konzerte, die offenbar wöchentlich stattfinden. Die Gegend ist ansonsten eher nobel, rund um das Kinderspital finden sich 5-Sternehotels und teure Geschäfte. Es wundert mich, wie das zusammen geht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Luxus-Institute erfreut sind über die Ärmsten der Armen, die sich da in ihrer Strasse tummeln. Und noch mehr wundert es mich, dass Richner ausgerechnet ein derart teures Gebiet für seine Klinik ausgesucht hat. Aber wer weiss, vielleicht war er ja zuerst da. Oder es war eine edle Spende des Staates Kambodscha? Wie auch immer, es ist nun so und vielleicht zieht es den reichen Gästen ja das Geld aus der Tasche, wenn sie das Elend vor der Nase haben.

Ich wollte eigentlich nicht so wirklich nach Siem Reap, die grossen Städte sind nun einmal eher mein Ding. Aber irgendwie kann man nicht nach Kambodscha gehen und sich diese Tempel hier nicht ansehen, das hätte schon beinahe etwas Frevlerisches, scheint mir. Und wahrlich, mittlerweile bin ich froh, bin ich hier hin gereist. Ja, ich muss mich sogar korrigieren: egal was man aushält, DAS sollte man wirklich gesehen haben! Es ist unglaublich, was die hier aus dem Dschungel ausgegraben haben!! Nach Indien dachte ich, ich würde nie mehr im Leben einen Tempel besichtigen, ich hätte genug Tempel für den Rest meines Lebens gesehen. Aber das hier ist noch einmal etwas Anderes. Man kommt aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus!! Und vermutlich ist es auch von Vorteil, dass diese Tempel nicht mehr in Nutzung sind, das indisch-schmuddlige fällt weg.?

 
Die weiteren Beschreibungen zu den Tempeln hat Euch meine Software leider vorenthalten. Sie wurden irgendwo im Nirvana abgespeichert und sind nicht mehr auffindbar…. Sollte wohl nicht sein. Mir ist jedenfalls die Lust vergangen, mich ständig zu wiederholen und wieder von vorne zu beginnen und ich befasse mich nun eher mit existentiellen Gedanken zu meinem Schreiben. Es sind so langsam etwas viele Steine, die mir da in den Weg gelegt werden, es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich hier schreibe: ich hab‘ die Schnauze voll!?

 

Also zurück zum Titel: mein erster Tempelbesuch stand unter keinem guten Stern. Ich hatte die „kleine Tour“ geplant, beginnend mit Angkor Wat, dem wohl besterhaltensten und bekanntesten der Tempel. Beim Verlassen desselben ist es dann passiert, ich hatte ein Loch im Weg übersehen und mir dabei unglücklich den Fuss umgeknickt. Zuerst fühlte es sich an, als hätte ich mir das „Narrenbein“ angeschlagen. Nach 5min war das Gefühl im Fuss jedoch zurück und ich dachte, es sei soweit alles ok und liess mich zu Angkor Thom, dem nächsten Tempel, fahren. Dieser erstreckt sich über ein riesiges Gelände und die Sonne hat nur so heruntergebraten. Ich hab‘ mir denn tatsächlich auch noch einen Sonnenbrand geholt an diesem Tag. Allerdings war das letztlich mein kleinstes Problem. Denn der Fuss begann plötzlich immer mehr zu schmerzen und irgendwann realisierte ich auch, dass er ganz schön angeschwollen war. Da war wohl doch mehr schief gelaufen, als ich zuerst gedacht hatte…

Die letzte Stunde bis zur Rückkehr meines Tuk Tuk- Fahrers habe ich denn auch sitzend verbracht. An all diesen Touristenorten findet sich mindestens ein Bereich, der den Händlern vorbehalten ist. Es gibt Stände mit den üblichen Kleidern, Bilder oder Souvenirs, aber natürlich auch Verpflegung. Dort war man so nett und hat mir ein Stühlchen angeboten, als ich angehumpelt kam.

Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken ?, ich wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht vielleicht dieses oder jenes auch noch brauchen könnte. Einer der „fliegenden Buchhändler“ hat mir dabei besonders imponiert. Er war trotz seiner beschränkten Englischkenntnisse sehr kreativ in seinen Verkaufs-Argumenten. ? Doch er hatte leider das falsche Produkt. Ich werde mir keine Bücher mehr kaufen! Auch sonst waren es unterhaltsame und interessante Gespräche mit den jungen Kambodschanern. Wir haben uns gegenseitig über die Sitten unserer Länder aufgeklärt, dabei gab es so manchen Grund zum Lachen. Es ist für mich überraschend wie fröhlich und gut gelaunt die Menschen dort waren (bzw. sind in Kambodscha). Den ganzen langen Tag in dieser Hitze herumzulungern und auf „Touristenfang“ zu gehen, stelle ich mir sehr eintönig, langweilig und nervenaufreibend vor. Ich wollte nicht, das wäre meine Arbeit! Da bestätigt sich wohl wieder einmal: die zufriedensten Menschen sind die, die nichts haben.

Anschliessend musste ich mir meine Erlösung noch etwas verdienen. Wie erwähnt, das Gelände von Angkor Thom ist riesig und ich hatte keine Ahnung, wo genau mein Tuk Tuk-Fahrer beabsichtigte, auf mich zu warten. Seine Angaben, die er beim Eingang zum Gelände machte (und wo wir uns nicht wieder treffen würden), waren im Nachhinein nicht mehr so klar…. Letztlich lag das Problem wohl eher daran, dass er einfach zu spät dran war, doch das wusste ich natürlich nicht. So bin ich also in der bratenden Sonne von Tuk Tuk-Platz zu Tuk Tuk-Platz gehumpelt und spürte dann doch auch eine leichte Verzweiflung aufkommen. Natürlich hätte ich locker bei einem der vielen anderen Fahrer einsteigen können, die mich im Minutentakt angesprochen haben, aber dafür bin ich wohl doch zu gut erzogen…. Im Nachhinein waren dies die schlimmsten 20min dieses Tages: mit schmerzendem Fuss, voller Ungewissheit, was genau die Ursache für die Schmerzen ist, in einem unbekannten Brutkasten und fast allein auf der Welt im absoluten Selbstmitleid…. Und was für eine Freude war es, als mein Fahrer schliesslich aufgetaucht ist!!

Ich habe mich darauf in die Klinik eines holländischen Arztes fahren lassen, der gemäss meinem Reiseführer auch deutsch spricht. Dort angelangt war die Klinik aber nicht mehr, mein Tuk Tuk-Fahrer war völlig verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. Zum Glück kam uns ein Australier zu Hilfe, der dort seine Kaffeebar hat. Er informierte uns, was mit der Klinik geschehen war und konnte mir zum Glück weitere Adressen angeben. So bin ich schliesslich in einer relativ neuen Khmer-Klinik gelandet, die mich positiv überrascht hat. Sie hatten sogar ein (gutes!) Röntgengerät und haben mich mit dem Rollstuhl herumgefahren – kam mir vor wie in einem amerikanischen Film. Auf dem Röntgenbild konnte selbst ich sehen, dass mein Knöchel leicht angebrochen war. Holdrio, da hatte ich mir also meinen ersten Bruch überhaupt ausgerechnet in Kambodscha geholt!

Man wollte – aus welchen Gründen auch immer – noch einen 2. Arzt hinzuziehen, auf den ich lange warten musste. Das wiederum erinnerte an die Notaufnahmen zu Hause… Und war natürlich genauso nervig wie zu Hause auch, zumal ich erst in der letzten Wartestunde herausgefunden hatte, dass die Klinik free wifi bietet…. Und – ein wirklicher Nachteil einer lokalen Klinik – die Zeitschriften in der Wartezone waren natürlich alle in Khmer…. Immerhin hatte ich nicht mehr zu leiden – nun ja, abgesehen von der Geduldsthematik – da man mir relativ bald nach dem Röntgen irgendwelche Pillen verabreicht hatte, die Wunder gewirkt hatten gegen die Schmerzen.

Gegen 8 Uhr abends kam der andere Arzt schliesslich, direkt aus einer Operation, die offenbar viel länger gedauert hatte als erwartet und so sah er auch aus, abgekämpft und müde und nicht sonderlich erfreut über meinen Fall – nicht gerade vertrauenserweckend! Es folgte das bereits bekannte Prozedere, Röntgenbilder betrachten, an meinem Fuss herumdrücken, Fragen stellen und Beantwortungsversuche meinerseits. Letztlich waren sich alle einig, dass ich keinen Gips brauche, nur viel Ruhe für den Fuss und man hat mich mit Schmerzmittel und einem Stützverband entlassen. Da war ich nun also, noch fremd in Siem Reap mit einem gebrochenen Knöchel und einem kaum gebrauchten teuren 3-Tages-Ticket für die Tempel.

Es hätte jedoch weitaus schlimmer kommen können. Ein offener oder komplizierter Bruch, ein Bänderriss oder irgendwelche inneren Verletzungen (anderorts) wären sicherlich viel unangenehmer geworden und hätten mich vermutlich zur Heimkehr gezwungen. Denn ich muss doch zugeben, mein Vertrauen in die hiesigen Ärzte ist doch etwas geringer als in die unsrigen (und das ist ja schon tief), auch wenn ich darauf nicht sonderlich stolz bin. Schliesslich kann man überall einen schlechten oder einen guten Arzt erwischen. Offensichtlich war es aber noch nicht Zeit, Heim zu kommen. Das hat sich mittlerweile auch ganz klar bestätigt. Es gab noch etwas zu finden, doch dazu später.

Die kommenden 4d habe ich in meinem Hotel verbracht, um meinem Fuss die notwendige Ruhe zu geben. Eigentlich mag ich das nicht so, doch in diesem Fall war ich froh, dass mein Hotelzimmer im Parterre lag. Ausserdem hat das Hotel ein wirklich gemütliches openair-Restaurant, teilweise mit einer Art Festbankbestuhlung, wodurch ich meinen Fuss gut hochlagern konnte. Die Karte ist relativ klein, aber sie haben ausserordentlich gut gekocht (französische Khmer-Küche – kann ich nur empfehlen!?) und so liess es sich in meinem kleinen Radius recht gut aushalten. Mein Herumhumpeln fiel natürlich auf und hat mir ganz viel Mitleid und Unterstützung sowie Kontakte nach Australien und Schottland ? eingebracht, auch das war soweit ganz angenehm. Glück im Unglück also!

Zugegeben, es war nicht alles ganz so einfach. Da die Verständigung in der Klinik doch etwas schwierig war, war ich im Nachhinein schon etwas verunsichert, ob das wirklich gut kommt mit meinem Fuss. Und letztlich hat sich das erst gelegt, nachdem ich 3w später noch einmal bei einem Arzt war. Davor war meine Stimmung ein ständiges Rauf und Runter, von überzeugt, dass das schon alles gut kommt bis ängstlich, es könnte schief kommen und ich könnte mir mit meiner Gelassenheit irgendwelche Folgeschäden einbrocken. Doch mittlerweile sind die Heilungsfortschritte merkbar, ich kann den Fuss praktisch wieder normal belasten und beschäftige mich nun stark damit, wieder normal Gehen zu lernen. Das ist schwieriger als gedacht, habe ich mich doch die letzten 40j kaum je darauf konzentriert, was meine Füsse da wirklich so tun…

Am 5. Tag nach dem Unfall liess ich mich schliesslich wieder zu den Tempeln fahren. Ich wollte das Ticket nur ungern verfallen lassen und hatte auf eine Tuk Tuk-Tempel-Tour gehofft. Diese Hoffnung verfiel aber schnell, die Tuk Tuks dürfen nicht so nah an die Tempel heranfahren und so bin ich trotz defektem Fuss ganz schön viel „umegschuenet“. Scheint dem Fuss aber letztlich nicht geschadet zu haben und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Nun hatte ich alle Tempel der grossen und der kleinen Tour gesehen und damit das Übliche, was sich der Tourist mit mehr Ausdauer hier so ansieht. Am letzten Tempeltag liess sich mich schliesslich noch zu einem Tempel fahren, der weiter entfernt liegt. Sie nennen ihn hier den „ladies temple“ und war somit natürlich ein Muss für mich. Und wirklich, für mich ist es einer der schönsten Tempel.

Danach kam meine „Fusskrise“?. Um dem Fuss Ruhe zu geben, habe ich entschieden, mich vorerst in Siem Reap niederzulassen und habe meine Reiseideen gecancelt genauso wie irgendwelche weiteren Unternehmungen in der Gegend. Ich habe angefangen, Bücher zu verschlingen und bin zurückgefallen in meinen üblichen Tagesrhythmus, womit ich meinen Hotelstaff 2x erschreckt habe, da es ihnen offenbar nicht so ganz geheuer war, dass sie mich bis zum Mittag bzw. späten Nachmittag noch nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben sie sich aber auch daran gewöhnt und begrüssen mich nachmittags um 4 Uhr jeweils schmunzelnd mit einem „Guten Morgen“ (auf ihren Wunsch habe ich ihnen einige Phrasen auf deutsch beigebracht). Anschliessend fahren sie mich meistens zu meinem Frühstückscafé (mittlerweile könnte ich ja längst wieder gehen, aber sie lassen es sich nicht nehmen, mich zu umsorgen, wo es nur geht und den Versuch, ihnen dafür etwas zu geben, haben sie beleidigt abgelehnt…. Was tut man nicht alles, um andere glücklich zu machen!?), wo ich mittlerweile nicht selten bis zum „Abendessen“ bleibe. Denn in der Zwischenzeit musste ich das Hotel wechseln und das Neue verfügt über kein eigenes Restaurant.

Diese Phase hat sich eigentlich bis heute gehalten, auch wenn ich irgendwann genug vom Lesen hatte. Die Bücher wurden von Menschen abgelöst. Nach so langer Zeit am selben Ort haben sich mehrere Kontakte ergeben. Das ist teilweise sehr interessant und angenehm, teilweise aber auch etwas mühsam. Mir fehlt das Alleinsein und die Zeit für die Dinge, die ich sonst noch gern tun würde…. Es wird Zeit für eine Veränderung!

 

Phnom Penh, KHM – Erinnerungsfetzen

Es ist mittlerweile so viel passiert – ich war ein klein wenig abgelenkt die letzten Tage – dass ich mich an die Tage in PP kaum noch erinnern kann. Mal sehen, ob beim Schreiben die Erinnerungen zurückkommen.


Central-Market – gibt es in jeder kambodschanischen Stadt

In der Zwischenzeit ist die Geschichte des Landes wieder in den Hintergrund gerückt – es wird einfach alles „normal“ mit der Zeit – doch ich weiss, dass die Tage in PP stark geprägt waren davon und deren Auswirkungen. So muss ich bestimmt riesige Kulleraugen bekommen haben, als mir eines Abends in einer Nebenstrasse ein Porsche, ein Mercedes und ein Range Rover (mehr oder weniger hintereinander) entgegengefahren sind – später hat mir ein anderer Tourist erzählt, dass er sogar einem Rolls Royce begegnet ist. Nicht unbedingt die Automarken, die man hier erwarten würde. Wie so oft findet man neben der erbärmlichsten Armut auch den unverschämtesten Reichtum. Aufgrund der Strasse habe ich beschlossen, dass die Eigentümer dieser Autos wohl die Zuhälter der dort beschäftigten Damen waren.?  Möglicherweise waren es auch deren Kunden. Ich habe die Sache nicht weiter verfolgt.

Konnte ich mich in Indien problemlos von der Armut und dem Leid distanzieren, fällt mir das in Kambodscha viel schwerer. Zwar fühle ich mich weder diesem Land noch diesem Volk sonderlich verbunden, dennoch tun sie mir unheimlich leid. Vermutlich hängt das vor allem damit zusammen, dass ich mich in gewisser Weise mitschuldig fühle an diesem Elend. Nicht persönlich – zumindest nicht, dass ich wüsste – doch wird mir immer mehr bewusst, was unsere Lebensweise, unsere Wirtschaft und unsere Politik im Rest der Welt verbockt. Eigentlich weiss ich das ja bereits seit der Kantizeit, als man uns beigebracht hat, wie die 1. Welt die 3. ausnutzt. Doch je mehr man sich damit auseinandersetzt und je mehr man auch wirklich sieht bzw. sehen will, je mehr Zusammenhänge man erkennt, desto mehr wird einem auch klar, wie sehr man selber daran mitbeteiligt ist, auch wenn man es gar nicht will oder bewusst tut. Und nun ärgern wir uns auch noch über die Flüchtlinge, dabei haben wir uns das selber zuzuschreiben. Irgendwann kommt alles auf einem zurück…. Ja, sie werden an unserem Reichtum knabbern, aber den haben wir sowieso gestohlen!

Natürlich versuchen auch die Tuk Tuk-Fahrer hier, einem übers Ohr zu hauen und fordern immer einen zu hohen Preis. In meinem „schuldbegründeten Mitleid“ habe ich daher angefangen, sie auf einen anständigen Preis herunterzuhandeln, um ihnen dann aber letztlich doch den Betrag zu geben, den sie zuerst (bzw. als zweites) gefordert haben – das bringt uns jeweils beide zum Schmunzeln, den Fahrer und mich. Einmal habe ich mich aber doch geärgert. Ich sass an der Flusspromenade als ein Mann ohne Beine in seinem Rollstuhl dahergefahren kam, mir ein Schild unter die Nase gehalten hat, worauf in diversen Sprachen erklärt war, dass er für eine NGO arbeite, dass er nicht betteln, sondern sein Geld ehrlich verdienen wolle und daher Bücher verkaufe. Er hatte sogar deutsche Bücher dabei und eines davon machte einen interessanten Eindruck. Er wollte $15 dafür, was ich selbst für schweizerische Verhältnisse etwas viel fand. Aber was weiss ich schon, wie man in Kambodscha zu deutschen Büchern kommt und es war ja für eine gute Sache. Also habe ich eingeschlagen und das Buch gekauft, um mich kurz darauf zu fragen, wie ich nur auf die Idee kommen konnte, mir ein Buch zu kaufen – Bücher bedeuten Gewicht! Das Buch entpuppte sich als super spannend und ich hatte es in einem Zug durchgelesen. Zwei Tage später hat mich der gleiche Kerl wieder angesprochen und als ich ihm klar zu machen versuchte, dass ich ihm bereits ein Buch abgekauft hatte, meinte er zum Schluss: „Give me $2!“ – so viel zum nicht-Betteln! Ich habe diesen Rollstuhlfahrer danach noch oft gesehen, abgekauft habe ich ihm jedoch nichts mehr. Das Buch habe ich schweren Herzens in PP zurückgelassen. Ungern werfe ich Bücher weg, aber das Gewicht des Gepäcks geht hier über alles.

Ein ungelöstes Rätsel bleibt mir mein Frühstückscafé. Abgesehen von der Bedienung war ich dort praktisch immer das einzige weibliche Wesen. Die Klientel bestand ansonsten aus älteren westlichen Herren, selten in Begleitung einer jungen Kambodschanerin (selbstverständlich sind das auch weibliche Wesen, doch sie waren effektiv selten mit dabei und Touristinnen habe ich dort keine gesehen). Ich habe bis zum Schluss nicht herausgefunden, was dort genau vorging, dass sich diese Gruppe derart gehortet hat. Eine solch einseitige Verteilung der Gäste ist mir an keinem anderen Ort aufgefallen oder anders gesagt, es war wirklich auffallend. In dieser Gegend hatte es praktisch nur Touristen-Lokale, die waren ansonsten aber immer kunterbunt durchmischt, was die Gäste anbelangt. Ich habe mich dort dennoch pudelwohl gefühlt, weil ihr Angebot meinen Wünschen entsprach, die Preise verhältnismässig günstig waren für diese Gegend und wifi super gut war, was in PP eher Seltenheitswert hat. Zudem wurde ich nie angequatscht von den anderen Gästen – schätzungsweise passte ich nicht so ganz in deren Beuteschema, was mir ja nur Recht war.

Natürlich war ich auch hier wieder kreuz und quer in der Stadt unterwegs und wie immer meist zu Fuss. Dabei musste ich so oft schmunzeln über mein Getorkel – was mittlerweile eine ganz andere Bedeutung erlangt hat, doch dazu später bei Siem Reap. Die Strassen und Gehwege sind hier alles andere als eben. Nicht selten haben sie einfach Löcher, oft sind sie aber auch einfach uneben konstruiert. Ich war aber nicht bereit, beim Gehen auf meine Füsse zu schauen, sondern wollte natürlich sehen, was um mich herum so alles zu betrachten ist. Und deshalb bin ich ganz oft „herumgestürchelt“. Ich hätte wohl wissen sollen, dass sich das irgendwann rächt, bis dahin fand ich es einfach nur amüsant.

Vor dem Palast findet sich ein riesiger Platz, der autofrei resp. frei von sämtlichen motorisierten Vehikeln ist (wirklich eine Rarität!) und weil daran die Flusspromenade anschliesst, ist dieser Platz ein Tauben-Paradies. Dort finden sich definitiv mehr Tauben als Menschen, obwohl es auch davon viele hat. Es kommt einem vor wie ein riesiger Picknickplatz. Viele Familien sitzen dort zusammen und ruhen oder essen oder beides. Natürlich hat es auch ganz viele Verkäufer dort, die von Essen über Spielzeug bis zu Touristensouvenirs allen möglichen Ramsch loszuwerden versuchen. Und alle finden es total lustig – für mich nicht nachvollziehbar, was daran so lustig sein soll – wenn die Tauben durch einen Knall aufgeschreckt werden und in einem enormen dunklen Schwarm davonschwirren, um sich 5m weiter wieder niederzulassen. Jedes Mal wenn ich über diesen Platz gegangen bin bzw. gehen musste, habe ich darum gebetet (ja, ernsthaft), dass keine Taube ihre Hinterlassenschaft genau über mir niederlässt! Und sie haben mich erhört – hätte mir grad noch gefehlt, wenn ich deswegen noch öfter hätte waschen müssen!

Mittlerweile bin ich schon ziemlich gut darin, die Menschen aufgrund ihres Akzents einordnen oder zuordnen zu können. Und so war ich nicht sonderlich überrascht, als sich der Chef in einem der Restaurants tatsächlich als Schweizer entpuppt hat. Er war der erste von noch einigen weiteren ausgewanderten Westlern, die ich hier traf. Das war auch das erste Mal seit längerem, dass ich wieder einmal meine Sprache hörte und sprechen konnte. Das Speziellste für mich war aber, dass er mir auch gleich noch einen Job angeboten hat. Da war ich dann doch ziemlich perplex. So ein Angebot hat in meinem Leben gerade gar keinen Platz. Dennoch hat es mich eine Weile beschäftigt. Nicht, dass ich ernsthaft über dieses Angebot nachgedacht hätte, denn ein Leben mit diesem Gehalt wäre auch in Kambodscha nicht wirklich möglich (gewisse Jobs sind offenbar auf der ganzen Welt verschissen bezahlt). Aber es hat mich daran erinnert, dass ich mir von dieser „Reise“ ja auch ein paar Antworten erhoffe. Keine Ahnung, ob mir diese auch einfach so zufliegen werden, doch bezüglich Arbeit war ich schon immer ein Glückskind, wieso also nicht? Zumindest weiss ich jetzt, dass es in Kambodscha sehr einfach ist, ein Arbeitsvisum zu bekommen – scheint, die haben hier keine SVP!?

Auch etwas überraschend war die Erkenntnis, dass viele Tuk Tuk-Fahrer in ihren Tuk Tuks „wohnen“. Geht man zu später Stunde durch die Strassen von Phnom Penh, sieht man in vielen Tuk Tuks Hängematten aufgespannt, in welchen die Fahrer schlafen. Wie sie das genau handhaben (Badezimmer oder fliessend Wasser haben die Tuk Tuks nicht), weiss ich nicht, es wäre mir unangenehm gewesen, einen Fahrer darauf anzusprechen. In Siem Reap ist mir das bis jetzt nicht aufgefallen. Da findet man dafür abends oft Tuk Tuks ohne Moped. Die Kabäuschen werden einfach am Strassenrand abgestellt, vermutungsweise, wenn der Fahrer beschlossen hat, Feierabend zu machen und sich quasi privat mit seinem Moped fortzubewegen.

Entgegen meinem ersten Eindruck hat mir Phnom Penh letztlich sehr gut gefallen. Nach dem hektischen HCMC wirkt die Stadt richtig friedlich. Die nervtötende Huperei ist hier kaum existent, der Verkehr allgemein nicht so überbordend wie in anderen (asiatischen) Städten. Mit der grosszügigen Flusspromenade findet sich ein beinahe erholsamer Ort mit viel Raum und Weite und damit Luft. Selbst die vielen, vielen Bettler sind im Normalfall zurückhaltender und vor allem viel weniger hartnäckig als in Indien. Ein schlichtes Nein genügt meist und sie ziehen weiter. Das Personal im Tourismusbereich erinnert an Ha Noi oder Hue, herzlich, aufmerksam, sehr bemüht und zuvorkommend, nur selten aufdringlich. Selbst die Tuk Tuk-Fahrer reagieren auf ein „Nein Danke“ oft mit einem Lachen und ebenfalls einem Dank. Sie stehen ÜBERALL und jeder quatscht dich an, manch einer versucht, dich in ein Gespräch zu verwickeln, natürlich in der Hoffnung, früher oder später einen Deal herauszuholen. Angenehm überrascht konnte ich aber selbst dabei zur Kenntnis nehmen, dass die Reaktionen auf eine Absage meist normal und anständig waren. Bis anhin gingen meine Erfahrungen eher in eine andere Richtung, hatte man sich auf ein Gespräch eingelassen, war dieses schwierig zu beenden.


Trotz Armut und Schmutz bietet die Stadt sehr viel Schönes. Viele Luxusvillen der französischen Besatzer stehen noch und bieten zusammen mit den neuen Geschäftshäusern (vor allem von Banken) ein imposantes Bild. Mehrere grosszügige Boulevards (ebenfalls Überbleibsel aus der französischen Besatzungszeit) und Parkflächen (wenn auch mit wenig Rasen – sie gestalten sich eher wie die heutige 6ilüti-Wiese) geben Raum und damit Erholung von der manchmal erdrückenden Enge der meisten Strassen. Die diversen Wats beeindrucken mit ihren detaillierten Verzierungen. Phnom Penh soll vor den Khmer Rouge eine blühende, reiche Stadt gewesen sein, eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Asiens. Das könnte sie wieder werden. Dem kambodschanischen Volk würde ich das wünschen, mir als Tourist weniger.


  

Was übrigens immer wieder für Aufsehen sorgt, ist einerseits meine ipad-Tastatur. So etwas scheint den meisten Menschen in Asien noch nicht untergekommen zu sein – vermutlich kein gutes Zeichen im Hinblick auf den Fall, sie könnte kaputt gehen. Ich bezweifle, dass ich hier zu einem Ersatz kommen würde! Und andererseits meine Schreiberei. Jeder der Kellner oder Angestellten meines Hotels fragt mich früher oder später, was ich denn da ständig schreiben würde, ob ich arbeite – wie gerne würde ich dazu ja sagen!?

 

Phnom Penh, KHM – in Bilder

Die Silvester-Party
  



Hier etwas lesbarer
Das Verkehrschaos zum Schluss der Party

Lecker…

Ein wenig Palast


Die Farben des Tages, angefangen beim Sonntag – wir waren an einem Freitag da, also trugen alle dunkelblau 

In den Schränken befinden sich alte Schriften, auf Palmblätter geschrieben…
Ein paar Einblicke in Phnom Penh

  

Die Uni der Künste



  
  
  

Am Fluss
  
  

Heimatgefühle ?

(beim) Unabhängigkeitsdenkmal – darauf sind die Kambodschaner besonders stolz



  


Die Strasse der Apotheken – gibt es in Vietnam auch; was nicht heissen soll, dass es anderorts in der Stadt keine Apotheken gibt… 

Wat Phnom – der Namensgeber der Stadt
  




  

  
  

Das Tuol Sleng-Genozid-Museum



  

   

Phnom Penh, KHM – Freude und Fassungslosigkeit, Emotionen pur und viel Geschichte

Phnom Penh ist eine schmutzige Stadt. Nicht im offensichtlichen Sinn (resp. nicht mehr als andere asiatische Städte auch), doch wenn man nach einem Tag in dieser Stadt zurück ins Hotel kommt und sich die Hände wäscht, wird das Wasser schwarz, richtig rabenschwarz. Das hat leider auch etwas schwierige Konsequenzen für meinen dezimierten Kleiderbestand… Könnte ein harter Monat werden! Abgesehen von dem Moment, in dem ich aus der Dusche steige, fühle ich mich eigentlich immer irgendwie schmutzig, denn selbst die frischgewaschenen Kleider wirken nicht sauber und die Hitze tut ihr übriges.

Kambodscha liegt ja bekanntlich zwischen Vietnam und Thailand, und so kommt es mir auch in etwa vor, ein Mix aus Vietnam und Thailand. Das macht auch Sinn, dieses Land war dermassen oft vom einen oder anderen Nachbarn (teilweise) besetzt, die Grenzen haben sich so oft verschoben, dass es überrascht, dass die französischen Hinterlassenschaften auch noch durchblitzen und die Kambodschaner überhaupt noch wissen, wer sie sind. 2 Dinge erinnern mich jedoch stark an Indien: die Tuk Tuks, die hier eine unglaubliche Dominanz haben. Zwar findet man diese in Thailand auch (in Vietnam nicht), aber Reisenden wird eher von deren „Gebrauch“ abgeraten, zudem ist die Stadt voll von Taxis. In Phnom Penh habe ich bis anhin gerade einmal ein einziges Taxi gesehen. Und die Bettler – heiliges Kanonenröhrchen, mit denen ist es hier echt arg, genau wie in Indien eben. Auch wenn ich mich wiederhole, Vietnam hat seine Bettler gut versorgt, aber hier wimmelt es nur so davon. Und ganz viele davon sind Kinder. Und noch mehr Kinder laufen den ganzen Tag mit ihren Kistchen herum und versuchen, irgendwelchen Ramsch an den Mann zu bringen und sie können zuweilen ganz schön aggressiv werden, wenn man ablehnt. Wer also Indien nicht aushält, sollte von einer Reise nach Kambodscha absehen.

Kambodscha ist so ein kaputtes Land. Die Armut kriecht aus allen Ritzen, sie ist einfach überbordend. Es ist mir ein Rätsel, wie die Kambodschaner einen König finanzieren können. Und haben mich bereits die Details zum Vietnam-Krieg bekümmert, bin ich hier schlichtweg fassungslos in Anbetracht der Geschichte dieses Landes der letzten 50 Jahre. Es ist ein Wunder, dass die Menschen hier überhaupt zu einem normalen Leben fähig sind, insbesondere die Menschen meines Alters oder älter müssten eigentlich alle einen kompletten Dachschaden haben. Solche Zeiten zu überleben und noch immer Mensch zu sein, erscheint mir beinahe übermenschlich.

Die Spitze des Eisberges sind natürlich die eigenen Landsleute, die Khmer Rouge. Dass man jedoch den kambodschanischen Uno-Sitz nach 1979 an Pol Pot vergeben hat, nur weil es den Amis nicht passte, dass die Vietnamesen in Kambodscha aufgeräumt haben, ist schlichtweg ein Verbrechen. Seinen verletzten Stolz – und soll mir keiner mit dem Argument des Zeitgeists des kalten Kriegs kommen, das ist nur eine billige Ausrede, letztlich geht es wie immer um Macht! – über derartige Greueltaten und Grausamkeiten zu stellen, ist nicht entschuldbar, einfach nicht. Und nach Vietnam, nur wenige Jahre später, einen erneuten Stellvertreterkrieg zu führen in Kambodscha, müsste man eigentlich als Dummheit (ich sag’s doch, nichts gelernt) bezeichnen. Doch mit Dummheit ist nur ein Teil, wenn überhaupt, begründbar, was es noch viel tragischer macht.

Wie die Europäer haben Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar über Jahrhunderte Kriege geführt, die Grenzen immer wieder neu definiert, Völker vertrieben oder unterjocht und um die Vormachtstellung in dieser Gegend gekämpft. Kambodscha könnte man wohl als den grossen Verlierer dieser Zeit bezeichnen. Wie Ungarn betrug seine Fläche einst ein Vielfaches der heutigen und darunter leidet der Stolz der Kambodschaner heute noch, wie mir scheint.  Im 19. Jh. kamen schliesslich die Kolonialherren aus Europa und diese Völker wurden komplett fremdbestimmt bis zur Unabhängigkeit irgendwann nach Ende des 2. Weltkriegs. Obwohl dem damaligen König Kambodschas die schweizer Neutralität als Vorbild vorschwebte (unter den erneut aufgeflammten Querelen zwischen Thailand und Vietnam), kam aber auch das unabhängige Kambodscha nicht zur Ruhe.  Die Bauern verehrten den König, die Mittelklasse in den Städten hielt ihn aber für zu schwach gegenüber der Korruption und war unzufrieden mit seiner „neutralen Haltung“ (oder dem entsprechenden Versuch) gegenüber Vietnam und Thailand. Er wurde 1970 weggeputscht von einer Regierung von Amerikas Gnaden. Schon vorher war das Land in den Vietnamkrieg hineingezogen worden, weil der Ho Chi Minh-Pfad des Vietcong durch Kambodscha führte und das Land daher ebenfalls von den Amerikanern bombardiert wurde (zuerst nach dem „“Ooops-Prinzip“: dumm gelaufen, war neben der Grenze, aber selbstverständlich nur ein Versehen; später unter der neuen Regierung offiziell und mit dem Segen der Regierung gegen finanzielle Unterstützung der Amerikaner). Das führte nicht nur zu vielen Toten und Verletzten, sondern auch zu einer Flucht der Landbevölkerung in die Städte und zum Anstieg der Armut. Die Khmer Rouge verbündeten sich damals mit dem König im Exil und liessen sich von Nordvietnam unterstützen und ausbilden, während das offizielle Kambodscha ein Bündnis mit den USA und Südvietnam einging. Man spricht vom ersten Bürgerkrieg. Nachdem sie die Vietcong nicht mehr brauchten, haben sich die Khmer Rouge von den Nordvietnamesen gelöst und diese aus Kambodscha vertrieben.

Als Phnom Penh im April 1975 von den Khmer Rouge eingenommen wurde, wurden diese frenetisch begrüsst. Man sah das Ende des Bürgerkriegs gekommen und feierte auch die Vertreibung der verhassten Vietnamesen und Amerikaner. Doch noch am selben Tag haben die Khmer Rouge mit der Umsetzung von Pol Pots Vision begonnen und angefangen, die Bevölkerung aus den Städten zu vertreiben. Nach 3d soll Phnom Penh vollkommen menschenleer gewesen sein – man muss sich das einmal vorstellen, eine Millionenstadt ist zur Geisterstadt geworden und ein ganzes Volk unterwegs durchs gesamte Land, hauptsächlich zu Fuss resp. spätestens, nachdem ihnen das Benzin ausgegangen war, alle, denn Tankstellen gab es keine mehr, genausowenig wie Schulen oder Krankenhäuser, Läden oder Dienstleistungsbetriebe – ein Bauernstaat braucht das nicht. Danach kamen die Hungersnot, die Vernichtung aller „Feinde“ und Pol Pots Paranoia.  In Choeung Ek (Killing Field) sprechen sie von 3 Mio. Toten, die Pol Pot geschuldet sind. Der Westen ist mit seinen Schätzungen etwas zurückhaltender, es dürften jedoch mehr als 1/4 der damaligen Bevölkerung gewesen sein und das in knapp 4j! Verstorben infolge Hunger, Krankheit, Folter oder Exekution. Exekutiert wurden die Feinde des Staates, dazu gehörten sämtliche Intellektuelle, insbesondere Lehrer (man bedenke, Pol Pot selber war einst Lehrer – erinnert ein wenig an Hitler und seine Arier, denen er selber ja absolut aus dem Gesicht geschnitten war), Angehörige der vorherigen Regierung inkl. sämtlicher Staatsangestellten, Krankenschwestern und Ärzte, Menschen, die Fremdsprachen beherrschten oder die aus anderen Gründen der Spionage für CIA oder KGB verdächtigt wurden, sowie natürlich alle, die bezichtigt wurden, gegen die Khmer Rouge zu sein. Die Vernichtung durch Hunger muss offenbar ebenfalls gewollt gewesen sein. Es sind Aussagen von Khmer Rouge-Kadern überliefert, wonach Kambodscha nur 1 Mio. Einwohner benötige (1975 hatte das Land 7 Mio. Einwohner).

Die Gesellschaft wurde zu einer klassenlosen Gesellschaft mit 3 Klassen: den Khmer Rouge als oberste Schicht, den Basisleuten – Bauern, die bereits vor April 1975 Bauern waren – und den ehemaligen Stadtmenschen, den „17. April-Menschen“, die aufs Land vertrieben worden waren und dort zuerst unter den Basisleuten später unter der Herrschaft der Soldaten (Khmer Rouge) am meisten zu leiden hatten. Es gab weder Post noch Telekommunikation geschweige denn TV oder Radio, die Dörfer waren vollkommen abgeschnitten vom Rest der Welt, des Landes, anderen Dörfern und Freundschaften gab es zumindest unter den 3.-Klassemenschen keine mehr. Wie eine Zeitzeugin so schön sagte: alle hatten ihre Geheimnisse und aus Angst, sich zu verplappern, hat man lieber erst gar nicht mit jemandem gesprochen. Auch waren Gespräche während der Arbeit nicht geduldet, man hatte zu arbeiten. Später wurden selbst die Kinder angehalten, ihre Eltern (auch Basisleute) zu bespitzeln und zu verraten – dies mit Hilfe von speziellen Kinder-Lagern, in denen die Kinder auf Angkar (=Organisation, die neue Regierung) gedrillt wurden – Gehirnwäsche pur. Besitz war absolut verboten, jeder hatte nicht mehr als seine „Uniform“, eine Essensschüssel und Besteck. Individualität wurde komplett ausgelöscht. Alle mussten die gleiche Kleidung und die gleiche Frisur tragen, die alten Kleider wurden verbrannt, genauso wie Bücher, weiterer Besitz musste an den Angkar abgegeben werden (und verschwand entweder bei den Basisleuten, den Soldaten oder wurde zum Kauf von Waffen verwendet). Das Geld wurde abgeschafft und Tauschhandel war verboten.

Ganz Kommunismus gehörte alles allen und keiner durfte sich – theoretisch – etwas herausnehmen. Wer dabei erwischt wurde, etwas Anderes zu essen als die zugeteilten Essensrationen (oft nur eine Schüssel dünne Reissuppe pro Tag), wurde schwer bestraft. In Wahrheit wurden die Agrarerzeugnisse benötigt, um Kredite an China zurückzuzahlen und insbesondere Waffen zu kaufen, für einen Krieg gegen Vietnam und Thailand, den die Khmer Rouge immer wieder provozierten, mit dem Ziel, ehemals kambodschanische Gebiete zurückzuerobern (was ihnen letztlich zum Verhängnis wurde). Zusammen mit Misswirtschaft und Missernten der Hautpgrund für die Hungersnöte der Bevölkerung. Was für eine Folter muss es sein, den ganzen Tag als Bauer zu schuften und Nahrung zu ziehen, ganze Reis- oder Maisfelder vor der Nase zu haben, während man dabei ist zu verhungern.

Da die Khmer Rouge immer wieder vietnamesische Dörfer angegriffen und geplündert und gemordet haben, sind die Vietnamesen schliesslich im Januar 1979 in Kambodscha einmarschiert und haben die Khmer Rouge (in die Dschungel) vertrieben.  Das Elend für die Bevölkerung war damit aber noch lange nicht vorbei.  Pol Pots Terror war zwar eliminiert, Armut und Hunger jedoch blieben. Und die Kriege gingen weiter. Es folgten ein zweiter und ein dritter Bürgerkrieg – eigentliche Stellvertreterkriege zwischen USA, UdSSR und China. Erst ab dem Jahr 1998 begann sich langsam, eine Normalität zu etablieren. Es ist auch das Todesjahr Pol Pots, der zwar Jahre zuvor in Abwesenheit verurteilt worden war, doch bis zuletzt in Freiheit gelebt hat. Seine genauen Todesumstände sind unklar. Weitere Angkar-Führer sind seit 2007 in Haft und stehen heute vor Gericht. Gerade einmal einer ist geständig und hat seine Verantwortung anerkannt.

Beim Lesen über Kambodscha fühlte ich mich oft an Nordkorea erinnert. So viele „Bilder“ stimmen mit dem Wenigen überein, was ich über Nordkorea weiss oder davon gesehen habe. Und ich frage mich, ob wohl wiederum vor den Augen der gesamten Welt das Gleiche abgeht und niemand es bemerkt (nun ja „niemand es bemerkt“ ist vermutlich nicht ganz korrekt formuliert!). Die Mordmaschinerie in Nordkorea kann allerdings nicht ganz so effzient wie diejenige der Khmer Rouge sein, ansonsten würden in Nordkorea längst keine Menschen mehr leben.  Auch war Pol Pot wohl nicht ganz so dekadent wie der gute Kim Sowieso, er war den Kambodschanern noch nicht einmal bekannt während seiner Herrschaft (aus Angst vor Anschlägen ist er nie in Erscheinung getreten, das Land wurde offziell von Angkar regiert). Oder vielleicht sollte man es anders formulieren. Ohne die Vietnamesen wäre Kambodscha heute vielleicht ein zweites Nordkorea. Nach so vielen Jahren der gleichen Diktatur ist es vermutlich nicht mehr notwendig, Massen an „Staatsfeinden“ zu eliminieren, die Menschen sind nun getrimmt und parieren, das Staatsoberhaupt muss sich nicht mehr verstecken.

Ich hatte hier wohl den emotionalsten Start in einem Land seit ich losgezogen bin, die Welt zu sehen. Angekommen am Abend des 30. Dezember 2015 hatte ich zuerst kein sonderlich gutes Gefühl zu diesem Phnom Penh. Der Bus hielt an, wir sind ausgestiegen und hatten natürlich keinen Plan, wo wir waren. Auch wurden wir zugleich von Tuk Tuk-Fahrern belagert, der Kampf hatte also schon begonnen. Dann wollte ich mir Geld besorgen und bin völlig überfordert mit einer 100-Dollar-Note zurückgekommen, irritiert, dass der ATM in Kambodscha Dollars ausspukt und vor allem entsetzt über diese grosse Note. Ich weiss nicht, wie es heute ist, aber früher bist du in den Staaten kaum eine 20-Dollar-Note losgeworden – ich wusste nicht einmal, dass es Noten über 100 Dollar gibt! Und hier, wo alles nichts kostet, wie sollte ich da mit so einer Note bezahlen? Die Banken hatten bereits geschlossen, wechseln war also auch nicht. Zum Glück war ich nicht allein. Man hatte im Bus eine Chilenin neben mich gesetzt und wir haben uns von Beginn weg gut verstanden und sind dann auch gemeinsam weiter gezogen. (Das Dollar-Problem hat sich letztlich einfach gelöst, als ich im Hotel aufgefordert wurde, meinen Aufenthalt gleich im Voraus zu bezahlen. Mit Freuden habe ich dem Receptionisten dabei meine 100-Dollar-Note in die Hand gedrückt ?.)

Am nächsten Tag habe ich zuerst einmal ausgiebig ausgeschlafen, am Nachmittag die nähere Umgebung meines Hotels etwas erkundet, mich mit dem Jahreswechsel befasst und es auf jeden Fall einfach gemütlich genommen. Am Abend habe ich meine neue Freundin wieder getroffen und wir haben uns ein richtig gutes Essen genehmigt. Anschliessend – es war bereits nach 23 Uhr – haben wir uns aufgemacht zum „Pendant der Zürcher Silvesterparty“. Sie haben hier zwar keinen See, aber mehrere Flüsse. Etwas weg vom Fluss gibt es einen Park. Hier war eine riesige Bühne aufgestellt auf der geredet, gesungen und Musik gespielt wurde. Verstanden haben wir natürlich nichts, aber es war Feststimmung – und das alles bei sommerlichen Temperaturen! Die Musik war ein Gemisch bzw. eine Abfolge von Rap, Lambada, kambodschanischem Pop und zuletzt klang es schwer nach Folklore. Wir haben kaum andere Touristen gesehen und die Kambodschaner schienen auch äusserst belustigt über die zwei weissen Frauen, die sich da unter ihnen tummelten. Es gab ebenfalls ein Feuerwerk am Fluss. Davon haben wir hinter den Häusern jedoch nicht so viel gesehen. Es dauerte allerdings im besten Fall auch nur 5min. Zwischen 0.30 und 1.00 Uhr war dann bereits Schluss, was daran liegen mag, dass der 1. Januar hier lange nicht für alle ein freier Tag ist. Und so machten wir uns auf den Weg Richtung unsere Hotels oder wir versuchten es zumindest. Verkehrsmässig ist diese Stadt meist unglaublich „friedlich“. Trotz Unmengen von Tuk Tuks und Mopeds sind die Strassen nur selten verstopft. Man kann diese eigentlich immer problemlos überqueren. Die Ausnahme bestätigt die Regel und so eine Ausnahme ergab sich anschliessend an die Silvesterparty. Es ging gar nichts mehr, Verkehrschaos pur und wir als Fussgänger mittendrin. Die Asiaten sind ja Meister darin, immer noch einen Spalt, eine kleine Lücke zu finden, wo sie sich mit ihrem Tuk Tuk oder Moped durchzwängen können und genauso haben wir es auch gemacht. Wir haben uns durch einen riesen Pulk an Mopeds und Tuk Tuks durchgeschlängelt als wären es Menschen und keine fahrenden Vehikel. Es war ein riesen Spass! So etwas wäre zu Hause schlichtweg nicht möglich, jedenfalls nicht auf diese Art, weil die Motorisierten bei uns jeweils alle in die gleiche Richtung fahren. Aber hier gibt es keine Regeln, die standen alle kreuz und quer, wodurch sich die Lücken für uns ergeben haben. Man stelle sich einen 6-spurigen Highway in der Rushhour vor und mitten drin Fussgänger, die auch noch „mitspielen“ und das Chaos noch etwas grösser machen. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert!!! Angekommen beim Fluss war der Weg für die Fussgänger schliesslich frei und wir kamen flott vorwärts. Haben uns in der Nähe unserer Hotels noch einen Drink und eine Pizza genehmigt und sind so gegen 3 Uhr schliesslich ins Hotel. Wider erwarten war es ein wirklich gelungener Jahreswechsel! Komplett aufgedreht war natürlich noch nichts mit Schlafen. Und so wurde es eine kurze Nacht, denn bereits um 10 Uhr hiess es wieder aufstehen. Wir wollten uns die Killing Fields und den Königspalast ansehen.

Leider haben wir es dann doch etwas zu gemütlich genommen oder den Zeitbedarf des Killing Field-Museums unterschätzt. Ich oder wir hatten auch nicht wirklich eine Ahnung, was uns da erwartet. Ich dachte, das sei einfach eine grüne Wiese und ein Museumsgebäude. Ein riesiger grüner Park trifft es eher, den man mit einem Audioguide abschreitet. Und es gibt viel zu hören, denn es wird einem die ganze „Geschichte“ der Khmer Rouge erzählt. Man hat bis anhin 300 solcher Killing Fields im ganzen Land gefunden. Das grösste ist das Choeung Ek, das heute eine Gedenkstätte und ein Museum ist. 450’000 Leichen hat man hier geborgen. Entdeckt wurden sie, weil der Boden durch die Verwesungsgase aufgebrochen ist. Bis heute bringt die Regenzeit noch Kleidungsfetzen und Gebeine an die Oberfläche, die regelmässig eingesammelt werden, im Aufbewahrungsort jedoch keinen Platz mehr finden. Zu Beginn der Khmer Rouge-Zeit kamen etwa 3x/Monat Lastwagen, die ihre lebende Fracht abgeliefert haben, zum Schluss kamen sie täglich und die Soldaten kamen nicht mehr nach mit dem Töten, so dass die Gefangenen Stunden in Baracken ausharren mussten, dies bei kommunistischen Gesängen aus Lautsprechern, die die Schreie übertönen sollten. Erschiessungen waren Pol Pot zu teuer (Munition kostet). Die Tötungsinstrumente sind ausgestellt – nicht unbedingt die üblichen Hilfsmittel, wie man sie kennt und einfach nur unglaublich grausam. Man weiss auch, dass lange nicht alle tot waren, als sie in der ausgehobenen Grube lagen. Zu Beginn wurde deshalb ein Gift auf die Körper verteilt. Im Laufe der Zeit ist das jedoch ebenfalls ausgegangen. Meist wurde die gesamte Familie eines „Dissidenten“ exekutiert, unabhängig vom Alter, um die „schlechte Saat“ komplett auszumerzen. Etwas vom Schlimmsten ist denn auch der „Killing Tree“, an welchem Babies zerschmettert wurden. Man stelle sich vor, wie ein nichtsahnender Mensch an diesen Baum kommt, dessen Stamm voller Blut ist und noch etwas Anderem (das sich als Gehirnmasse herausgestellt hat – ich gehe jedoch davon aus, dass ein nicht-Mediziner dies nicht erkannt hat) und sich fragt, woher das kommt und wie unglaublich der Schock gewesen sein muss, als klar wurde, wie sich das ergeben hat.

Ich könnte Euch noch so viel mehr erzählen. 4 Jahre Pol Pot beinhalten derart viele grausame Details, sie könnten ein ganzes Buch füllen (resp. tun sie auch). Er stellt Vorgänger wie Hitler oder Stalin in den Schatten und seine Effizienz vermutlich alles, was bis heute dagewesen ist (vielleicht abgesehen von Atombomben). Was meinen Verstand in solchen Fällen immer wieder übersteigt, ist die Frage, wie Menschen derart grausam sein können. Und damit meine ich nicht Pol Pot, denn er war letztlich nicht der Ausführende, „nur“ der Auftrageber (mit definitiv einer absoluten Fehlfunktion im Gehirn). Menschen zu exekutieren ist das Eine, es jedoch auf derart grausame Art und Weise zu tun, noch einmal etwas Anderes. Menschen massenhaft (dafür braucht es zig Folterknechte) zu foltern oder zuzuschauen, wie sie verhungern, muss doch einen ungemeinen Hass auf die Opfer beinhalten. Diese Ausführenden hatten mit Sicherheit nicht alle einen Knall. Viele hatten selber Angst, das erklärt mir aber noch immer nicht die brutale und grausame Vorgehensweise. Viele der Soldaten waren zudem im Kindes- oder Jugendalter und bereits seit jungen Jahren (Kriegswaisen) auf die Khmer Rouge gedrillt – womöglich hielten sie das alles für normal, weil sie es nie anders kannten? Wäre jeder von uns zu solchen Grausamkeiten fähig, wenn nur die Umstände entsprechend wären?

Was alle diese Diktatoren gemeinsam zu haben scheinen, ist die penible „Buchführung“, die ihnen letztlich nicht selten zum Verhängnis wird. Das Tuol Sleng – S21-Gefängnis wird diesbezüglich mit Ausschwitz verglichen. Sämtliche ankommenden Gefangenen wurden ausführlich registriert (die „Verbrecher-Fotos“, wie wir sie aus amerikanischen Filmen kennen, sind heute ausgestellt), sämtliche Verhöre protokolliert, obwohl diese eigentlich eine reine Farce waren. Das einzige Ziel war, Pol Pots Begründung, weshalb sein Plan nicht funktionierte, zu bestätigen. All diese Akten sind noch vorhanden, die Khmer Rouge hatten keine Zeit mehr, sie zu vernichten. Eine minimale Genugtuung für die Betroffenen, nachdem zuerst (Ende der 70er-Jahre bis längstens 1984) behauptet wurde, die gemeldeten Grausamkeiten seien nicht wahr und vollkommen übertrieben.

Der anschliessende Besuch des Palasts war aus meiner Sicht eher ein Reinfall. Einerseits war die Zeit etwas knapp, andererseits kann man gar nicht so viel besichtigen, weil das Ding noch bewohnt ist. Und das Timing war vermutlich auch nicht so ideal. Nach den Killing Fields ein derartiger Prunk verträgt sich nicht sonderlich gut. Unser Guide hat denn auch viel lieber über Beatocello gesprochen als über den König. Offensichtlich hält er von dem nicht sonderlich viel. Etwas, was sich in der Zwischenzeit bestätigte oder wiederholte. Die (gebildeteren) Kambodschaner haben weder von ihrem König noch von ihrer Regierung eine hohe Meinung. Sie sind auch überzeugt, dass bei den Wahlen getrickst wird, was mich nicht wirklich überraschen würde. Wo kommt das schon nicht vor?

Interessant fand ich jedoch, dass ein Palastangestellter derart offen über seine Antipathien spricht. In Thailand könnte es „brenzlig“ werden, wenn man etwas gegen den König sagt. Somit scheint hier doch eine gewisse Art „Redefreiheit“ vorhanden zu sein. Womöglich ja ein guter Anfang….