Siem Reap, KHM – die Tempel von Angkor II

Preah Khan

Die buddhistische Tempelanlage Preah Khan („Heiliges Schwert“) ist vermutlich das Relikt einer provisorischen Angkor-Hauptstadt. Der verhältnismäßig gut erhaltene Komplex aus dem späten 12. Jahrhundert zählt zu den formenreichsten und bedeutendsten Flachtempeln des Kulturkreises. [Wikipedia]

 
Im Jahr 1181 gelang es den Khmer-Truppen, die Cham aus dem Angkorgebiet zurückzuschlagen. Der erfolgreiche Heerführer bestieg als Jayavarman VII. den Königsthron und begann umgehend ein ehrgeiziges Bauprogramm: Insbesondere verantwortete er den Nördlichen Baray oder Baray von Preah Khan (einen 3500 auf 900 m großen, heute trockenen Wasserspeicher), den Ahnentempel Ta Prohm (in Erinnerung an seine Mutter), den Ahnentempel Preah Khan (in Erinnerung an seinen Vater) und die neue Hauptstadt Angkor Thom mit dem Staatstempel Bayon. Bis zur Fertigstellung von Angkor Thom diente vermutlich das nordwestlich gelegene, fast angrenzende Preah Khan als provisorische Hauptstadt. Nur wenige Jahre später soll das Areal schon mehrere buddhistische Klöster und eine buddhistische Universität mit über 1000 Lehrern beherbergt haben; jedenfalls war Preah Khan weit mehr als ein Tempel: eine Stadt von beachtlicher Größe. [Wikipedia]

Vom Osten her führt ein Dammweg an die Einfriedung der Stadt heran. Die äußere Umfassungsmauer besitzt in jeder Haupthimmelsrichtung einen Torbau (Gopura) und ist von einem Wassergraben umgeben. Der Eingang für die Touristen befindet sich beim Osttor, wodurch man das ehemalige Stadtgebiet betritt, heute eine weitgehend freie Fläche. Nach etwa 400 m erreicht man die nächste Umfassungsmauer, 175 auf 200 m, wiederum mit vier Torbauten. Jenseits finden sich zahlreiche erhaltene Gebäude, links und rechts des Weges z. B. die „Halle der Tänzerinnen“, nördlich davon eine bemerkenswerte, fast griechisch anmutende zweistöckige Säulenhalle. [Wikipedia]

 
Weitere zwei Umfassungsmauern folgen, die ziemlich dicht beieinander stehen: Die eine misst 76 auf 85, die andere 55 auf 62 m, danach folgt ein im Grundriss kreuzförmiger Bau. Wo sich die vier langen, durch zahlreiche unterschiedlich dimensionierte Türöffnungen führenden, aber Durchsicht gewährenden Korridore treffen, befindet sich das zentrale Heiligtum, der so genannte Prasat; seit etwa dem 16. Jahrhundert beherbergt er einen kleinen Stupa. [Wikipedia]

Der Eingangsbereich (Osttor), erinnert an Angkor Thom

Auf dem „Stadtgelände“ mit Blick auf einen Durchgang der inneren Umfassungsmauer

Durchgang einer inneren Umfassungsmauer

Auch dieser Tempel ist im Würgegriff der Bäume
  

Wiederum Teil der inneren Umfassungsmauer

Eingang der 1. oder 2. inneren Umfassungsmauer

Innerhalb der Umfassungsmauer, Rückseite des Zugangs

Nicht mehr alle Gänge sind durchgehend frei  


  

Der kleine Stupa im Zentrum

Dass diese Decken halten…. (im Prasat)

An der Westseite  

„Griechische Säulenhalle“

Aussengebäude  

Und wieder ein „Khmer Rouge-Buddha“  

 

Neak Poan

……. ist eine künstliche Insel im Zentrum des mittlerweile trockenen Nördlichen Baray, eines künstlichen Staubeckens. Das im Bauschaffen der Khmer einmalige Ensemble entstand Ende des 12. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. [Wikipedia]

Ursprünglich lag die quadratische Insel in einer rechteckigen, ausgedehnten Wasserfläche. Der Baray ist heute ausgetrocknet, seine rechteckige Form vom Erdboden aus schwer zu erahnen, aus der Luft allerdings gut zu sehen (3500 auf 900 m, mit nach Westen und Osten ausgerichteten Schmalseiten). Die Insel ist 350 auf 350 m groß und trägt kreuzförmig gruppierte Wasserbecken. Das Wasserbecken-Arrangement bestand früher aus einem zentralen Becken, 70 auf 70 m, vier an den Seiten angefügten Becken, jeweils 25 auf 25 m, und einem Kranz von weiteren acht Becken; die letztgenannten sind nicht erhalten. Inmitten des inneren Beckens erhebt sich stufig eine kreisrunde Insel (Durchmesser 14 m), gekrönt von einem im Grundriss kreuzförmigen Prasat, einem Tempelturm. Die Baumaterialien, von unten nach oben, sind Laterit und Sandstein. Das Ufer der inneren Tempelinsel zieren Darstellungen zweier Naga – daher der (moderne) Name Neak Pean („ineinandergewundene Schlangen“). Den Fuß des Tempelturms umgeben Abstraktionen sich öffnender Lotusblütenblätter, das Heiligtum selbst erinnert an eine emporstrebende Lotusknospe. Scheintüren und Giebelfelder tragen buddhistischen Reliefschmuck. [Wikipedia]

Unmittelbar östlich des Tempelturms, auf einem Dammweg, steht eine Sandsteinplastik des Pferdes Balaha, einer Inkarnation des Bodhisattva Lokeshvara. Die vier peripheren Becken liegen etwas tiefer als das zentrale Becken; mit diesem sind sie durch vier Brunnenkammern verbunden; als Wasserspeier dient im Osten ein Menschenkopf, im Süden ein Löwenkopf, im Westen ein Pferdekopf und im Norden ein Elefantenkopf. Vermutlich symbolisiert das Ensemble den auf dem Himalaja gelegenen See Ananvatapta, dessen glückbringendes Wasser sich in die vier heiligen Ströme Ganges, Indus, Oxus und Tarim ergießt – ursprünglich hieß die Anlage Rajyasri („Glück des Königreiches“). In allen vier Ecken der Insel standen einmal kleine Elefantenplastiken – nur das Exemplar im Südosten ist erhalten. Vier Treppen, eigentlich Anlegestellen, markieren die vier Haupthimmelsrichtungen; der moderne Erschließungsweg liegt im Norden. [Wikipedia]

Womöglich lag es am Überraschungseffekt, denn ich hatte in etwa das Übliche erwartet, als ich über den langen Steg auf den Tempel zulief, doch dieser Tempel hat mir unglaublich gut gefallen. Für mich ist es neben den beiden grossen, bekannten und dem Ladies Temple einer der schönsten und dies trotz meiner Abneigung gegen Wasser?. Klein aber fein, ungemein friedlich und irgendwie so zierlich liegt er da, komplett umgeben von Bäumen. Hier kann man sich gut vorstellen zu beten oder zu meditieren. Der Friede auf Erden, so kam es mir vor….

 

Der Zugang zum Tempel verläuft über einen langen Steg mitten übers Wasser (was irgendwie der Aussage widerspricht, der Baray sei ausgetrocknet – leider konnte ich keine Luftaufnahme finden, das würde das Fragezeichen vielleicht lösen)

Das Heiligtum von nah und fern (jeweils von Norden her)

Rechts ist die Pferdeplastik (östlich gelegen) zu erkennen  

Eine der „Chappels“, fragt mich nicht, welche, der Wasserspeier ist nicht zu erkennen

Das Pferd etwas deutlicher

Die Rückseite der Elephant Chappel

 

Ta Som

Der buddhistische Tempel Ta Som wurde 1190–1210 unter Jayavarman VII. (regierte 1181–1220) erbaut und während der Regentschaft von Indravarman II. (regierte 1220–1243) erweitert. Als typischer Flachtempel (im Gegensatz zu den Tempelbergen wie bspw. dem Bayon) mit dreifacher Einfassung ist er eine „vereinfachte Miniaturversion“ des Ta-Prohm-Tempels. Im Gegensatz zu anderen Tempeln dieser Zeit ist er mit einer Gesamtfläche von 4.5ha eher klein. Touristisch interessant sind die Dschungelatmosphäre und der östliche Gopuram (Gesichterturm) mit Würgefeige. [Wikipedia]

Der Haupteingang des Tempels lag, wie bei den meisten Khmertempeln, ursprünglich im Osten, der heutige Eingang für die Touristen ist jedoch das Westtor. Die Außenmauer (240×200 m) mit zwei Gopuras (Tempeltore) ist von einem breiten Wassergraben, der im Osten und Westen durchbrochen ist, umgeben. Innerhalb dieser Anlage befindet sich eine zweite Umfassungsmauer, die ebenfalls zwei Eingänge aufweist. [Wikipedia]

 
Das Zentrum der Tempelanlage bildet der kreuzförmige zentrale Prasat (Tempelturm) mit dem zentralen Heiligtum, das seinerseits von einer konzentrischen Galerie und zwei sogenannten „Bibliotheken“ umgeben ist. Diese Bauwerke dienten möglicherweise der Aufbewahrung von Schriften, Dokumenten und Ritualgegenständen. [Wikipedia]

Wegen seiner innerhalb des archäologischen Parks von Angkor etwas abseitigen Lage war der Tempel in den 1990er-Jahren Opfer zahlreicher Kunstraube. Spuren davon sind noch anhand der Apsara- und Devatafiguren zu erkennen, denen teilweise die Köpfe abgeschlagen wurden. Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara, das nach Westen blickt, war früher eines der meistfotografierten Objekte in Angkor. Es war von einer gewaltigen Würgefeige überwachsen, welche das Gesicht besonders malerisch einrahmte. [Wikipedia]

Mir imponieren die Tempelberge allgemein mehr als die Flachtempel und dieser hier war wirklich sehr klein und hatte nach dem Ta Prohm und dem Preah Khan nicht mehr wirklich etwas zu bieten. Ich kann mich daher kaum an ihn erinnern. Entsprechend fallen die Kommentare auch sehr dürftig aus….

Das Gesicht des Bodhisattva Avalokiteshvara

Heute trifft das leider nicht mehr in dieser Form zu…(obere Fotos sind von Wikipedia)


Der Eingang (Westtor)



Einer der Durchgänge durch die Umfassungsmauer


 

East Mebon

Nach seiner Thronbesteigung im Jahr 944 verlegte Rajendravarman II. die Hauptstadt des Khmer-Reiches von Koh Ker wieder in die Region von Angkor. Er startete zahlreiche Bauvorhaben, u. a. den Bau des östlichen Mebon und erteilte den Auftrag, die alte Hauptstadt Yasodharapura zu restaurieren, die Yasovarman I. erbaut hatte. [Wikipedia]

Der Östliche Mebon befindet sich auf einer quaderförmigen, künstlichen Insel im (heute ausgetrockneten) Östlichen Baray. Dieses riesige, ca. 7 km lange und 1,8 km breite Wasser-Reservoir wurde im Auftrag von Yasovarman I. (889 – 910) erbaut. Wem der Bau der künstlichen Insel im Baray zuzuschreiben ist, ist aufgrund der Schriften unklar. In der Inschrift der Gründungsstele, die im Tempel gefunden wurde, steht, dass Rajendravarman II. (944-968) den Tempelberg zu Ehren seiner Eltern erbauen ließ und dass er 952 eingeweiht wurde. [Wikipedia]

 

Die Ausrichtung des Insel-Quaders entspricht präzis den vier Himmelsrichtungen. In der Mitte jeder Seite gibt es eine vorspringende Anlegestelle für die Boote. Eine Treppe, die 10 Stufen hat und von zwei Löwen flankiert wird, führt von jeder Anlegestelle zur ersten Plattform. Das Wasser stand im Östlichen Baray einst (je nach Jahreszeit) zwischen 3 m und 5 m hoch, sodass ein großer Teil des Quaders aus Laterit-Steinen, der die künstliche Insel bildet, unter der Wasseroberfläche lag. Heute ist der Baray ausgetrocknet und auf allen Seiten der Insel sind große Erdmassen angehäuft, die den unteren Teil des Sockels verbergen. [Wikipedia]

Die Strukturen des Östlichen Mebon liegen auf vier verschiedenen Ebenen:

Die Inselplattform stellt die erste (unterste) Ebene dar. Auf ihr befinden sich (von außen nach innen) die umlaufende, ca. 5,5 m breite Terrasse mit den Elefanten-Skulpturen in den vier Ecken, die äußere (2.) Umfassungsmauer mit den vier in Mauernischen zurückgesetzten, kreuzförmigen Eingangstoren (Gopuras) und innerhalb der Mauer 16 rechteckige Hallen (Vorläufer der Galerien).

 
Auf einer 2,4 m hohen Stufe aus Laterit liegt die zweite Ebene. Die umlaufende Terrasse ist deutlich schmaler als jene der ersten Ebene. In den vier Ecken stehen wiederum Elefantenstatuen. Zwischen 2 m und 5 m (auf der Westseite) von der Kante entfernt, erhebt sich die innere (1.) Umfassungsmauer. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zu den (nicht kreuzförmigen) Gopuras, die ebenfalls in einwärts gezogenen Nischen stehen. In den vier Ecken innerhalb der Mauer steht je eine Bibliothek aus Laterit. Eine zusätzliche, fünfte Bibliothek befindet sich in der Südostecke. Auf der gleichen Ebene erheben sich acht kleine Backstein-Türme, jeweils paarweise vor den Gopuras.

Die nächste Stufe ist mit Sandstein verkleidet und 3 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur dritten Ebene. Auf dieser stehen (jeweils in den Ecken) vier große Ziegelsteintürme.

Die oberste Stufe ist 1,9 m hoch. Vier axiale, von Löwen flankierte Treppen führen zur vierten Ebene. Diese wird fast vollständig vom zentralen Turm aus Ziegelstein eingenommen. Er ist größer als die vier Türme auf der dritten Ebene. Mit diesen zusammen bildet er die Quincunx.

Insgesamt 8 Elefanten-Skulpturen stehen diagonal in den Terrassen-Ecken vor den beiden Umfassungsmauern. Ursprünglich bewachten 16 Löwenpaare die axialen Treppen. die Elefanten sind nahezu 2 m hoch, weitgehend naturalistisch dargestellt und samt dem Sockel, auf dem sie stehen, aus einem Block gemeißelt. [Wikipedia]

Endlich wieder ein Tempelberg! Hier hatten es mir besonders die Elefanten angetan. Sie sind unglaublich gut erhalten und so schön und sympathisch wie die echten. Abgesehen von der Elefantenterrasse von Angkor Thom ist hier auch der einzige Ort/Tempel, der mit Elefanten geschmückt ist (soweit ich mich erinnere). Trotz „Berg“ ist der Tempel nicht so stark in die Höhe gebaut und man kann ihn mit verhältnismässig wenig Treppenstufen erklimmen (wir sprechen hier von meinem 2. Tempeltag, nur wenige Tage zuvor hatte ich mir den Knöchel gebrochen, da ist man dankbar für diese Bauweise). Auch wenn er mir gut gefallen hat, steht er natürlich im Schatten von Angkor Wat oder Baphuon (Angkor Thom).

 

Der Hauptzugang

Eine der erwähnten Anlagestellen


Auf der 2. Ebene 


Auf der 1. Ebene, innerhalb der äussersten Umfassungsmauer

Zugang von der 2. zur 3. Ebene, rechts der höchste der 5 Türme auf der 4. Ebene

Der zentrale Turm auf der 4. Ebene

Eine der Bibliotheken auf der 2. Ebene und einer der 8 kleinen Türme, die die Durchgänge flankieren

Treppe zur 3. Ebene 

Zugang zur 3. Ebene

Blick auf die 2. Ebene, der nach innen versetzte Durchgang, auf der Seite wiederum einer der kleinen, flankierenden Türme

Auf der 3. Ebene  

Blick auf die Elefanten der 1. und 2. Ebene

Blick auf einen Durchgang der 1. Ebene

  

 

 

Siem Reap, KHM – Die Tempel von Angkor I

Im 10. Jahrhundert wurden unter König Yasovarman I. (regierte 889–910) zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die unter anderem dazu beitrugen, dass mehrmals im Jahr Reis geerntet werden konnte. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich grossen Reichtum. So kam es, dass das südlich von China gelegene Land zu einem regionalen Machtzentrum Südostasiens wurde und die Khmer in der Lage waren, große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu errichten. [Wikipedia]

Angkor ist eine etwa 350 qkm grosse Region nördlich der Stadt Siem Reap in Kambodscha und war in der Zeit von 802 bis 1295 das Zentrum des Königreichs Kambaju der Khmer. Während der Blütezeit lebten um eine Million Menschen in Angkor und es wurden stetig neue Städte mit großen Tempelanlagen gebaut. Im Rahmen von Ausgrabungen konnten bisher etwa 1000 Tempel und Heiligtümer gefunden werden. Das entspricht der höchsten „Tempeldichte“ der Erde. Die antike Tempelstadt wurde von den Khmer im Jahr 1432 aufgegeben (warum ist unklar) und die Bauten wurden im Laufe der Jahrhunderte vom Dschungel überwuchert (mit Ausnahme von Angkor Wat), bis sie bei Ausgrabungen im 19. Jh wieder entdeckt wurden.

Mehrfach wurde ich von Kambodschanern darüber informiert, dass die Einnahmen (Entrittsgelder) von Angkor nicht dem kambodschanischen Staat sondern den (immer noch) verhassten Vietnamesen zufliessen. Und tatsächlich ergeben meine Recherchen, dass Kambodscha das gesamte Tempelgelände an eine vietnamesisch dominierte (private?) Gesellschaft verpachtet hat….. Die genauen Bedingungen kenne ich nicht, immerhin haben kambodschanische Staatsbürger freien Zutritt zum Gelände. Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, dass die Ausbeutung und Vermarktung der Anlage Vorrang hat und der nachhaltigen Nutzung für einen langzeitigen Erhalt keine hohe Bedeutung geschenkt wird. Wer weiss, in welchem Zustand diese Gemäuer beim Auslaufen des Pachtvertrags dereinst sein werden, nachdem Millionen von Touristen beinahe rund um die Uhr durchgetrampelt sind (seit Neuerem sind auch Nachtführungen möglich, für welche extra Lampen in den Tempelmauern (!) angebracht wurden) und die alten Steine regelmässig von Bassschlägen torpediert werden aufgrund von diversen dort angesiedelten (Musik-)Festivals.

Korruption ist leider ein riesiges Problem in Kambodscha. Und neben ehemaligen Khmer Rouge dominieren die Vietnamesen Kambodschas Regierung nach wie vor. Vielleicht ist die kambodschanische Gesetzgebung deshalb nicht so clever wie die Thailändische. Ausländischen Investoren ist es problemlos möglich, in Kambodscha Land zu kaufen (ohne Beteiligung von Kambodschanern). So wird das Land nach und nach ins Ausland „verkauft“.

Alles Gründe, warum Kambodscha nicht aus seiner Armut heraus findet und es einem Kambodschaner fast nicht möglich ist, seine Lebenssituation zu verbessern. Ohne Geld und/oder Beziehungen geht gar nichts, nicht einmal Schulbildung.

 

Angkor Wat
….. ist das größte sakrale Bauwerk der Welt. Es ist eine große Pyramide mit drei Ebenen und fünf Türmen, die sich bis zu 65 m über dem Grund erheben. Es wurde von Suryavarman II. zwischen 1113 und 1150 gebaut und wurde damit in einer Zeit errichtet, als die Khmer die Region politisch und militärisch dominierten. Das Bauwerk gilt als das Meisterstück der Architektur der Khmer. Es stellt einen Tempelberg dar, der dem hinduistischen Gott Vishnu gewidmet ist. Der Tempel symbolisiert den Hindu Kosmos, das umgebende Wasser der künstlichen Insel ist der Ozean und die Hohen Türme von Angkor Wat symbolisieren den heiligen Berg Meru im Zentrum des Universums. Die Anlage ist umgeben von einem Wall mit einer Länge von 1300 x 1500 Metern. Die eigentliche Anlage hat eine Länge von jeweils 1 km. [Wikipedia]

Im späten 13. Jahrhundert wandelte sich Angkor Wat vor dem Hintergrund der durch Jayavarman VII. initiierten religiösen Revolution nach und nach von einer hinduistischen Kultstätte in eine des Theravada-Buddhismus. Zu dieser Zeit wurde Angkor Wat zum Namen des Tempelkomplexes. Anders als die anderen Tempel Angkors verwahrloste die Anlage zwar im 16. Jahrhundert etwas, wurde aber nie vollständig verlassen. Die im Vergleich gute Erhaltung hängt mit dem Wassergraben zusammen, der Angkor Wat gegen das Vordringen des Waldes schützt. [Wikipedia]

Der Tempel ist ein Nationalsymbol und ist seit ihrer ersten Version von ungefähr 1863 auf der Nationalflagge Kambodschas abgebildet. Dieses kulturelle Erbe soll die Franzosen dazu motiviert haben, Kambodscha 1863 zu kolonisieren und der Vorherrschaft von Vietnam und Siam zu entreißen.

Die Gebäude wurden aus kunstvoll gestaltetem Sandstein zusammengesetzt. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten. Viele der Tempelwände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen – so genannte Apsaras – darstellen. Jede Figur hat eigene, besondere Merkmale, so dass sie sich untereinander nicht gleichen. Die Basreliefs der dritten Galerie weisen insgesamt mehr als 1000 m² Fläche auf und stellen historische Szenen und Episoden aus dem Ramayana und Mahabharata sowie den in der Khmer-Architektur populären Schöpfungsmythos des Quirlen des Milchozeans dar. [Wikipedia]

 

Übersicht über Angkor Wat (Foto stammt selbstverständlich nicht von mir, ebenfalls ausgeliehen bei Wikipedia)


2x das gleiche Bild und doch anders


Die berühmten Wandverzierungen (Basreliefs) – sie ziehen sich über unendliche Längen um den gesamten Gebäudekomplex herum und erzählen eine Menge Geschichten

Das Gelände des Tempels zieht sich in unendliche Weiten…

Kaum ein Fleck ist unbearbeitet, alles, einfach alles ist verziert

Ein Detail einer Wandverzierung

Der Blick von der Rückseite des Tempel

Genau ein solcher Boden wurde meinem Fuss zum Verhängnis….

Die höchste Ebene des Tempels
Viele der Statuen verloren durch die Roten Khmer ihre Köpfe….

Besonders fasziniert haben mich die „Fenster“


  

Der Zu- und Abgang zur höchsten Ebene – es wird jeweils nur eine bestimmte Anzahl an Personen nach oben gelassen, was zu langen Warteschlangen führt. Ich hatte das Anstehen zum Aufstieg auf den 3. Tempeltag verschoben, zu dem es bekanntlich nicht kam, zumindest nicht in der geplanten Variante….

 

Der Eingangsbereich


  


 

Angkor Thom
…… ist eine 9 km² grosse, mit einem Wall von 3 km Seitenlänge umgebene alte Königshauptstadt. Sie war die letzte Hauptstadt des Angkor-Imperiums und nimmt den nördlichen Teil der ersten Angkorhauptstadt Yasodharapura ein. Damit war die neue Hauptstadt zwar kleiner als ihr historischer Vorläufer; aber sie war größer als alle Städte des europäischen Mittelalters. [Wikipedia]

Die Anlage ist quadratisch, wobei die vier Seiten in die Haupthimmelsrichtungen weisen. Der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Die Stadtmauer aus Laterit ist etwa 8 m hoch und auf der Innenseite mit einer großzügigen Erdanschüttung versehen. Erschlossen und in Viertel geteilt wird die Stadt durch ein Straßenkreuz. Die vier Straßenenden münden in Stadttore aus Sandstein, ein Fünftes, das Siegestor, befindet sich 500 m nördlich des Osttors am Ende einer weiteren Straße, der so genannten Siegesallee. Diese führt zum Königspalast, während die anderen vier Alleen sich am Bayon schneiden. [Wikipedia]

Jayavarman VII. gliederte wichtige Bauwerke der historischen Hauptstadt in seine neue Hauptstadt ein. So lag im nordwestlichen Viertel der Königspalast mit der Tempelpyramide Phimeanakas. Dieses Ensemble ergänzten er und seine Nachfolger durch die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, den Großen Platz, die Turmreihe Prasat Suor Prat und besagte Siegesallee. Auch der ältere, überwältigend große Tempelberg Baphuon und zwei hallenartige Bauten, der nördliche und südliche Khleang, wurden in den Gesamtplan integriert. Im geometrischen Zentrum von Angkor Thom, von den Straßen ausgespart und umrahmt, entstand der Staatstempel Bayon mit seinem Wald von Gesichtertürmen. Von den Tempeln und Terrassen abgesehen, bestanden alle Gebäude der Stadt aus Holz (auch der Königspalast) und sind heute verschwunden. [Wikipedia]

 

Beim Eingang (Südtor)


Die Ruinen des Bayon – buddhistischer Tempel – Er besitzt 37 Türme, die meisten davon weisen die jeweils 4 (in alle Himmelsrichtungen) markanten Gesichter auf.


Auch hier finden sich diverse Wandverzierungen im Grossen wie im Kleinen


  

Die erwähnten Gesichter

  

Neben den Tempelruinen befindet sich dieser riesige „Buddha-Schrein“

Baphuon – hinduistischer Tempel (Shiva) – ab hier wurde es mit meinem Fuss langsam schwierig und ich musste einiges (insbesondere Treppenaufstiege) streichen. Überreste des Phimeanakas konnte ich nicht besichtigen, zu weitläufig und zu unebenes Gelände

  

Überblick über die Elefantenterrasse

Verzierung der Terrasse des Leprakönigs

Die Siegesallee mit Blick Richtung Siegestor (verdeckt in den Bäumen) mit einem der Prasats im Hintergrund (rechts)

Irgendwo in der Nähe der Elefantenterrasse 

 

Ta Prohm

Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Der ursprüngliche Name lautete „Rajavihara“ (Sanskrit), was auch die Verwendung bezeichnete: das königliche Kloster. Obwohl Jayavarman VII. und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, da die Mehrheit der Bevölkerung damals noch hinduistisch war. Nach der Fertigstellung wurden in den Heiligtümern 260 Götter und Göttinnen verehrt. Wie viele der Tempelanlagen in Angkor ist Ta Prohm damit ein Beispiel für den Synkretismus der damaligen Khmer-Bevölkerung. [Wikipedia]

Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einem Hektar einnehmen. Jenseits der äußeren Mauer befanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Auf dem Gelände selbst lebten vor allem Mönche. Eine Tempelinschrift gibt ihre Zahl mit 12.640 an. [Wikipedia]

Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen. [Wikipedia]

Eine besondere Stellung unter den Tempelanlagen von Angkor nimmt Ta Prohm wegen des halbverfallenen Zustandes ein. Dies ist gewollt. Die Restauratoren haben beschlossen, einen Tempel zu belassen, wie er vorgefunden worden war und die Wahl fiel auf Ta Prohm. [Wikipedia]

Er gehört zusammen mit den beiden vorgenannten zu den bekanntesten Tempeln Ankors. Dies wohl aufgrund der eindrücklichen Überwucherungen der Bäume und mittlerweile vermutlich auch, weil er als Kulisse für Tomb Raider diente. Ich persönlich war etwas enttäuscht (zu hohe Erwartungen?). Ausserdem hätte ich mich darin fast verlaufen. So war es alles in allem nicht mein bestes Tempelerlebnis.

        

        

 

Ta Keo

Ta Keo wurde unter König Jayavarman V. (Regierungszeit 968-1001) und König Suryavarman I. (Regierungszeit um 1002-1050) erbaut und sollte als neuer Staatstempel dienen. Im Jahr 1007 wurde er dem Hindugott Shiva geweiht, kurz vor Vollendung aber aufgegeben – offenbar wegen eines als schlechtes Omen geltenden Blitzeinschlags. Einige Reliefarbeiten am Osteingang waren bereits fertig, die übrigen Wände jedoch blieben ungestaltet. [Wikipedia]

Die rechteckige Tempelanlage war von einem heute ausgetrockneten Wassergraben umgeben und misst einschließlich diesem 195 auf 255 m; der historische Haupteingang befindet sich in der östlichen Schmalseite des Rechtecks. Auf einer zweistufigen Terrasse thront, etwas westwärts verlagert, also weg vom Haupteingang, eine dreistufige Pyramide. Die untere Terrasse misst 106 auf 122 m; die obere Terrasse erhebt sich 5,5 m über die untere und misst 75 auf 80 m; die Pyramide erhebt sich 14 m über die obere Terrasse und misst unten 60 auf 60 m, oben 47 auf 47 m. Die oberste Plattform der Pyramide wird gekrönt von fünf Tempeltürmen, die im Quincunx angeordnet sind, also wie die fünf Punkte auf einer Würfelfläche. Ursprünglich einmal erhob sich der gesamte Bau gut 50 m über den Erdboden. [Wikipedia]

Von den vier Tortürmen (Gopura) in den Außenmauern führen vier Zugänge geradewegs bis auf die oberste Plattform der Pyramide. Die Treppenstufen sind bis zu 40 cm hoch. Der Ostseite der unteren Terrasse entlang, links und rechts des Hauptzugangs, verlaufen lange schmale Hallen mit Balusterfenstern. Die gesamte, einem Mandala vergleichbare Tempelanlage symbolisiert in ihrer Ausrichtung Harmonie mit Erde und Himmel, in ihrem Aufbau den ins Zentrum und nach oben führenden Weg zu den Göttern. [Wikipedia]

 


Innerhalb der äussersten Mauer  

Einer der erwähnten Aufgänge nach der 2. Mauer

Einer der äusseren Eingänge

Auf der 2. Terrasse

  

 

Siem Reap, KHM – Ein Erlebnisbericht mit Unfall

Die Fahrt von Phnom Penh nach Siem Reap dauert gleich lange wie die Fahrt von HCMC nach Phnom Penh. Dieses Mal war der Bus jedoch komfortabler und es gab natürlich keinen Unterbruch an der Grenze. Mein erster Sitznachbar war ein leicht durchgeknallter Inder (aber auf eine gute Art), der die Schweiz ausserordentlich gut kennt. Wie er mir erzählt hat, lebt er in Kanada und macht jeden Winter mit seiner Frau eine Reise ins warme Asien. Er ist mittlerweile pensioniert, verbringt einen Grossteil seiner Zeit mit Malen und liebt es, jede Menge Geschichten zu erzählen, bei denen man nie so ganz sicher ist, was denn nun stimmt und was nicht. Ausserdem ist er ein überaus aktiver Facebook-User. Wenn er mal nicht erzählt hat, ist er in seinem ipad herumgesurft und hat Nachrichten gelesen und geschrieben – wär’s nicht Facebook gewesen, man hätte ihn wohl für einen gestressten Manager gehalten. Nach dem 2. Stopp konnte er es arrangieren, dass er mit seiner Frau zusammensitzen konnte und ich bekam einen neuen Sitznachbarn, einen ausgewanderten Franzosen, der seit 6j in Siem Reap lebt und geschäftlich in PP zu tun hatte. Es wäre sicherlich interessant gewesen, sich mit ihm zu unterhalten, aber nach den vielen abstrusen Geschichten war ich ziemlich müde – diese Busfahrten starten auch immer viel zu früh am Tag! – und habe den Rest der Fahrt verschlafen.

In Siem Reap angekommen war schnell zu erkennen, dass ich wieder an einem touristischen Ort gelandet war. Die Stadt ist nicht sehr gross und voller Angebote für Touristen in allen Preislagen. Ausserdem ist es der „Hauptsitz“ von Beat Richners Hilfswerk. Sein Kinderspital liegt auf dem Weg zu den berühmten Tempeln und ich bin mehrfach daran vorbeigefahren. Es ist überraschend gross und überall hängen Werbeplakate für seine Konzerte, die offenbar wöchentlich stattfinden. Die Gegend ist ansonsten eher nobel, rund um das Kinderspital finden sich 5-Sternehotels und teure Geschäfte. Es wundert mich, wie das zusammen geht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Luxus-Institute erfreut sind über die Ärmsten der Armen, die sich da in ihrer Strasse tummeln. Und noch mehr wundert es mich, dass Richner ausgerechnet ein derart teures Gebiet für seine Klinik ausgesucht hat. Aber wer weiss, vielleicht war er ja zuerst da. Oder es war eine edle Spende des Staates Kambodscha? Wie auch immer, es ist nun so und vielleicht zieht es den reichen Gästen ja das Geld aus der Tasche, wenn sie das Elend vor der Nase haben.

Ich wollte eigentlich nicht so wirklich nach Siem Reap, die grossen Städte sind nun einmal eher mein Ding. Aber irgendwie kann man nicht nach Kambodscha gehen und sich diese Tempel hier nicht ansehen, das hätte schon beinahe etwas Frevlerisches, scheint mir. Und wahrlich, mittlerweile bin ich froh, bin ich hier hin gereist. Ja, ich muss mich sogar korrigieren: egal was man aushält, DAS sollte man wirklich gesehen haben! Es ist unglaublich, was die hier aus dem Dschungel ausgegraben haben!! Nach Indien dachte ich, ich würde nie mehr im Leben einen Tempel besichtigen, ich hätte genug Tempel für den Rest meines Lebens gesehen. Aber das hier ist noch einmal etwas Anderes. Man kommt aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus!! Und vermutlich ist es auch von Vorteil, dass diese Tempel nicht mehr in Nutzung sind, das indisch-schmuddlige fällt weg.?

 
Die weiteren Beschreibungen zu den Tempeln hat Euch meine Software leider vorenthalten. Sie wurden irgendwo im Nirvana abgespeichert und sind nicht mehr auffindbar…. Sollte wohl nicht sein. Mir ist jedenfalls die Lust vergangen, mich ständig zu wiederholen und wieder von vorne zu beginnen und ich befasse mich nun eher mit existentiellen Gedanken zu meinem Schreiben. Es sind so langsam etwas viele Steine, die mir da in den Weg gelegt werden, es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich hier schreibe: ich hab‘ die Schnauze voll!?

 

Also zurück zum Titel: mein erster Tempelbesuch stand unter keinem guten Stern. Ich hatte die „kleine Tour“ geplant, beginnend mit Angkor Wat, dem wohl besterhaltensten und bekanntesten der Tempel. Beim Verlassen desselben ist es dann passiert, ich hatte ein Loch im Weg übersehen und mir dabei unglücklich den Fuss umgeknickt. Zuerst fühlte es sich an, als hätte ich mir das „Narrenbein“ angeschlagen. Nach 5min war das Gefühl im Fuss jedoch zurück und ich dachte, es sei soweit alles ok und liess mich zu Angkor Thom, dem nächsten Tempel, fahren. Dieser erstreckt sich über ein riesiges Gelände und die Sonne hat nur so heruntergebraten. Ich hab‘ mir denn tatsächlich auch noch einen Sonnenbrand geholt an diesem Tag. Allerdings war das letztlich mein kleinstes Problem. Denn der Fuss begann plötzlich immer mehr zu schmerzen und irgendwann realisierte ich auch, dass er ganz schön angeschwollen war. Da war wohl doch mehr schief gelaufen, als ich zuerst gedacht hatte…

Die letzte Stunde bis zur Rückkehr meines Tuk Tuk- Fahrers habe ich denn auch sitzend verbracht. An all diesen Touristenorten findet sich mindestens ein Bereich, der den Händlern vorbehalten ist. Es gibt Stände mit den üblichen Kleidern, Bilder oder Souvenirs, aber natürlich auch Verpflegung. Dort war man so nett und hat mir ein Stühlchen angeboten, als ich angehumpelt kam.

Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken ?, ich wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht vielleicht dieses oder jenes auch noch brauchen könnte. Einer der „fliegenden Buchhändler“ hat mir dabei besonders imponiert. Er war trotz seiner beschränkten Englischkenntnisse sehr kreativ in seinen Verkaufs-Argumenten. ? Doch er hatte leider das falsche Produkt. Ich werde mir keine Bücher mehr kaufen! Auch sonst waren es unterhaltsame und interessante Gespräche mit den jungen Kambodschanern. Wir haben uns gegenseitig über die Sitten unserer Länder aufgeklärt, dabei gab es so manchen Grund zum Lachen. Es ist für mich überraschend wie fröhlich und gut gelaunt die Menschen dort waren (bzw. sind in Kambodscha). Den ganzen langen Tag in dieser Hitze herumzulungern und auf „Touristenfang“ zu gehen, stelle ich mir sehr eintönig, langweilig und nervenaufreibend vor. Ich wollte nicht, das wäre meine Arbeit! Da bestätigt sich wohl wieder einmal: die zufriedensten Menschen sind die, die nichts haben.

Anschliessend musste ich mir meine Erlösung noch etwas verdienen. Wie erwähnt, das Gelände von Angkor Thom ist riesig und ich hatte keine Ahnung, wo genau mein Tuk Tuk-Fahrer beabsichtigte, auf mich zu warten. Seine Angaben, die er beim Eingang zum Gelände machte (und wo wir uns nicht wieder treffen würden), waren im Nachhinein nicht mehr so klar…. Letztlich lag das Problem wohl eher daran, dass er einfach zu spät dran war, doch das wusste ich natürlich nicht. So bin ich also in der bratenden Sonne von Tuk Tuk-Platz zu Tuk Tuk-Platz gehumpelt und spürte dann doch auch eine leichte Verzweiflung aufkommen. Natürlich hätte ich locker bei einem der vielen anderen Fahrer einsteigen können, die mich im Minutentakt angesprochen haben, aber dafür bin ich wohl doch zu gut erzogen…. Im Nachhinein waren dies die schlimmsten 20min dieses Tages: mit schmerzendem Fuss, voller Ungewissheit, was genau die Ursache für die Schmerzen ist, in einem unbekannten Brutkasten und fast allein auf der Welt im absoluten Selbstmitleid…. Und was für eine Freude war es, als mein Fahrer schliesslich aufgetaucht ist!!

Ich habe mich darauf in die Klinik eines holländischen Arztes fahren lassen, der gemäss meinem Reiseführer auch deutsch spricht. Dort angelangt war die Klinik aber nicht mehr, mein Tuk Tuk-Fahrer war völlig verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. Zum Glück kam uns ein Australier zu Hilfe, der dort seine Kaffeebar hat. Er informierte uns, was mit der Klinik geschehen war und konnte mir zum Glück weitere Adressen angeben. So bin ich schliesslich in einer relativ neuen Khmer-Klinik gelandet, die mich positiv überrascht hat. Sie hatten sogar ein (gutes!) Röntgengerät und haben mich mit dem Rollstuhl herumgefahren – kam mir vor wie in einem amerikanischen Film. Auf dem Röntgenbild konnte selbst ich sehen, dass mein Knöchel leicht angebrochen war. Holdrio, da hatte ich mir also meinen ersten Bruch überhaupt ausgerechnet in Kambodscha geholt!

Man wollte – aus welchen Gründen auch immer – noch einen 2. Arzt hinzuziehen, auf den ich lange warten musste. Das wiederum erinnerte an die Notaufnahmen zu Hause… Und war natürlich genauso nervig wie zu Hause auch, zumal ich erst in der letzten Wartestunde herausgefunden hatte, dass die Klinik free wifi bietet…. Und – ein wirklicher Nachteil einer lokalen Klinik – die Zeitschriften in der Wartezone waren natürlich alle in Khmer…. Immerhin hatte ich nicht mehr zu leiden – nun ja, abgesehen von der Geduldsthematik – da man mir relativ bald nach dem Röntgen irgendwelche Pillen verabreicht hatte, die Wunder gewirkt hatten gegen die Schmerzen.

Gegen 8 Uhr abends kam der andere Arzt schliesslich, direkt aus einer Operation, die offenbar viel länger gedauert hatte als erwartet und so sah er auch aus, abgekämpft und müde und nicht sonderlich erfreut über meinen Fall – nicht gerade vertrauenserweckend! Es folgte das bereits bekannte Prozedere, Röntgenbilder betrachten, an meinem Fuss herumdrücken, Fragen stellen und Beantwortungsversuche meinerseits. Letztlich waren sich alle einig, dass ich keinen Gips brauche, nur viel Ruhe für den Fuss und man hat mich mit Schmerzmittel und einem Stützverband entlassen. Da war ich nun also, noch fremd in Siem Reap mit einem gebrochenen Knöchel und einem kaum gebrauchten teuren 3-Tages-Ticket für die Tempel.

Es hätte jedoch weitaus schlimmer kommen können. Ein offener oder komplizierter Bruch, ein Bänderriss oder irgendwelche inneren Verletzungen (anderorts) wären sicherlich viel unangenehmer geworden und hätten mich vermutlich zur Heimkehr gezwungen. Denn ich muss doch zugeben, mein Vertrauen in die hiesigen Ärzte ist doch etwas geringer als in die unsrigen (und das ist ja schon tief), auch wenn ich darauf nicht sonderlich stolz bin. Schliesslich kann man überall einen schlechten oder einen guten Arzt erwischen. Offensichtlich war es aber noch nicht Zeit, Heim zu kommen. Das hat sich mittlerweile auch ganz klar bestätigt. Es gab noch etwas zu finden, doch dazu später.

Die kommenden 4d habe ich in meinem Hotel verbracht, um meinem Fuss die notwendige Ruhe zu geben. Eigentlich mag ich das nicht so, doch in diesem Fall war ich froh, dass mein Hotelzimmer im Parterre lag. Ausserdem hat das Hotel ein wirklich gemütliches openair-Restaurant, teilweise mit einer Art Festbankbestuhlung, wodurch ich meinen Fuss gut hochlagern konnte. Die Karte ist relativ klein, aber sie haben ausserordentlich gut gekocht (französische Khmer-Küche – kann ich nur empfehlen!?) und so liess es sich in meinem kleinen Radius recht gut aushalten. Mein Herumhumpeln fiel natürlich auf und hat mir ganz viel Mitleid und Unterstützung sowie Kontakte nach Australien und Schottland ? eingebracht, auch das war soweit ganz angenehm. Glück im Unglück also!

Zugegeben, es war nicht alles ganz so einfach. Da die Verständigung in der Klinik doch etwas schwierig war, war ich im Nachhinein schon etwas verunsichert, ob das wirklich gut kommt mit meinem Fuss. Und letztlich hat sich das erst gelegt, nachdem ich 3w später noch einmal bei einem Arzt war. Davor war meine Stimmung ein ständiges Rauf und Runter, von überzeugt, dass das schon alles gut kommt bis ängstlich, es könnte schief kommen und ich könnte mir mit meiner Gelassenheit irgendwelche Folgeschäden einbrocken. Doch mittlerweile sind die Heilungsfortschritte merkbar, ich kann den Fuss praktisch wieder normal belasten und beschäftige mich nun stark damit, wieder normal Gehen zu lernen. Das ist schwieriger als gedacht, habe ich mich doch die letzten 40j kaum je darauf konzentriert, was meine Füsse da wirklich so tun…

Am 5. Tag nach dem Unfall liess ich mich schliesslich wieder zu den Tempeln fahren. Ich wollte das Ticket nur ungern verfallen lassen und hatte auf eine Tuk Tuk-Tempel-Tour gehofft. Diese Hoffnung verfiel aber schnell, die Tuk Tuks dürfen nicht so nah an die Tempel heranfahren und so bin ich trotz defektem Fuss ganz schön viel „umegschuenet“. Scheint dem Fuss aber letztlich nicht geschadet zu haben und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Nun hatte ich alle Tempel der grossen und der kleinen Tour gesehen und damit das Übliche, was sich der Tourist mit mehr Ausdauer hier so ansieht. Am letzten Tempeltag liess sich mich schliesslich noch zu einem Tempel fahren, der weiter entfernt liegt. Sie nennen ihn hier den „ladies temple“ und war somit natürlich ein Muss für mich. Und wirklich, für mich ist es einer der schönsten Tempel.

Danach kam meine „Fusskrise“?. Um dem Fuss Ruhe zu geben, habe ich entschieden, mich vorerst in Siem Reap niederzulassen und habe meine Reiseideen gecancelt genauso wie irgendwelche weiteren Unternehmungen in der Gegend. Ich habe angefangen, Bücher zu verschlingen und bin zurückgefallen in meinen üblichen Tagesrhythmus, womit ich meinen Hotelstaff 2x erschreckt habe, da es ihnen offenbar nicht so ganz geheuer war, dass sie mich bis zum Mittag bzw. späten Nachmittag noch nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben sie sich aber auch daran gewöhnt und begrüssen mich nachmittags um 4 Uhr jeweils schmunzelnd mit einem „Guten Morgen“ (auf ihren Wunsch habe ich ihnen einige Phrasen auf deutsch beigebracht). Anschliessend fahren sie mich meistens zu meinem Frühstückscafé (mittlerweile könnte ich ja längst wieder gehen, aber sie lassen es sich nicht nehmen, mich zu umsorgen, wo es nur geht und den Versuch, ihnen dafür etwas zu geben, haben sie beleidigt abgelehnt…. Was tut man nicht alles, um andere glücklich zu machen!?), wo ich mittlerweile nicht selten bis zum „Abendessen“ bleibe. Denn in der Zwischenzeit musste ich das Hotel wechseln und das Neue verfügt über kein eigenes Restaurant.

Diese Phase hat sich eigentlich bis heute gehalten, auch wenn ich irgendwann genug vom Lesen hatte. Die Bücher wurden von Menschen abgelöst. Nach so langer Zeit am selben Ort haben sich mehrere Kontakte ergeben. Das ist teilweise sehr interessant und angenehm, teilweise aber auch etwas mühsam. Mir fehlt das Alleinsein und die Zeit für die Dinge, die ich sonst noch gern tun würde…. Es wird Zeit für eine Veränderung!

 

Ho Chi Minh City, VIE – By by Saigon

Mittlerweile bin ich ja eigentlich schon eine Station weiter und rückblickend verfestigt sich mein Gefühl, dass HCMC wohl nicht so meine Stadt ist. Es fehlt ihr ein wenig der vietnamesische Charme, zu viel erinnert an den Westen, auch wenn es äusserlich sehr vietnamesisch ist – eine Kombination weniger nach meinem Geschmack. Statt vieler Worte pick ich dazu die Hotelbewertungen als Bsp. heraus: Bei der ersten Hotelsuche in Vietnam (sowie auch nachfolgend) ist mir ins Auge gesprungen, dass das Hotelpersonal überall ausserordentlich gelobt wurde. Es war dermassen auffallend, dass es mich schon beinahe etwas irritiert hat, mittlerweile muss ich aber selber zugeben, dass die Betreuung effektiv aus dem Rahmen fällt, im positiven Sinne. Die Angestellten sind so bemüht und herzlich, aber doch niemals aufdringlich oder bemutternd unangenehm, ich habe so etwas noch selten in Hotels erlebt. Bei den HCMC-Hotels fiel dagegen auf, dass insbesondere das Personal mehrheitlich schlechte Bewertungen bekam, auch wenn das Hotel ansonsten gerühmt wurde und auch das kann ich unterschreiben. Sie sind auffällig bemüht darin, alles zu tun, um nicht arbeiten zu müssen. Hast du ein Anliegen, musst du dich schon lautstark bemerkbar machen – nach den zuvor gemachten Erfahrungen gleich doppelt mühsam. Auch sprechen sie kaum englisch, wobei nicht so ganz klar wird, ob sie nicht wollen oder wirklich nicht können. Eine solche Dienstleistungshaltung ist mir doch aus meiner Heimat ziemlich vertraut, passt aber so gar nicht zu den Vietnamesen, hat man seine Vietnam-Reise nicht in HCMC begonnen…. Man könnte vielleicht auch einfach sagen, der Norden Vietnams hat mich verwöhnt und im Süden musste ich mich wieder an die Normalität gewöhnen.? Und dafür muss ich ja eigentlich nicht herumreisen….

Seit ich vor ….. Jahren (es sind viele, meine französische Filmphase ist nämlich längst vorbei) den Film „Indochine“ gesehen habe, war ich auf gewisse Weise von Vietnam bzw. zumindest dessen Geschichte fasziniert. Zu einem Teil lag das bestimmt daran, dass für einmal nicht die Engländer die Kolonialherren waren – davor dachte ich, nach dem Verlust von Canada/USA hätten die Franzosen nur noch „uninteressante“ afrikanische Kolonien gehabt (Sorry, aber ich hab’s einfach nicht so mit Afrika) und war deshalb nur schon überrascht darüber, dass sich in Asien zwischen den englischen Kolonien auch noch französische getummelt haben (und wie schon angedeutet, ich hatte damals gerade eine Art „französische Phase“). Verstärkt wurde das Interesse oder die Faszination etwas später durch den Film „Platoon“. Es hat aber nie gereicht, um mich wirklich intensiv mit der Geschichte Vietnams zu beschäftigen – nun ja, damals gab es auch noch kein Internet für uns Normalsterbliche und es war noch nicht so einfach, sich schlau zu machen wie heute. Mittlerweile habe ich viel zu den letzten 100 Jahren vietnamesischer Geschichte gelesen und bin einmal mehr empört über den Westen – wehe wenn das einmal auf uns zurückkommt, dann möchte ich nicht im Westen zu Hause sein!

Nachdem ich längst beschlossen hatte, noch einmal nach Vietnam zurückzukehren und schon genug genervt war davon, mir ein Dach über dem Kopf zu organisieren, habe ich für die relativ lange Zeit, die ich in dieser Stadt verbracht habe, relativ wenig unternommen. Es gäbe ja viele Möglichkeiten, insbesondere wenn man die nähere Umgebung mit einbezieht (im letzten Blog bereits aufgezeigt), vielleicht hat mich die Qual der Wahl auch einfach etwas überfordert zusammen mit dem Energiemangel, von dem ich immer noch nicht weiss, wem oder was genau er geschuldet ist. Ich hatte ja auch eine Menge „nachzuschreiben“ (und bin bereits wieder in Verzug) und schliesslich habe ich auch die Zeit, mir immer wieder mal viel Zeit zu lassen und es einfach gemütlich zu nehmen.?

Gegen Ende des Jahres und meines Aufenthalts in HCMC habe ich mir dann aber doch noch die beiden Dinge angeschaut, die ich eigentlich schon ganz am Anfang machen wollte:

das Kriegsrelikte-Museum (früher: Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen – sagt eigentlich alles, oder?)  Es hat mich denn auch ziemlich überrascht, dass Eltern hier mit ihren kleinen Kindern aufgekreuzt sind. Natürlich darf ich nicht davon ausgehen, dass alle sich im Voraus informieren, aber irgendwoher wird man doch wissen, was man sich anschauen will, oder nicht? Nun, die Vietnamesen sind doch so schlau und haben vorgesorgt, es gibt einen betreuten Spielraum, in dem man seine Kinder abgeben kann. Viele haben sich jedoch die Ausstellung angeschaut und werden wohl noch einige Zeit davon träumen, selbst wenn sie die Erklärungen noch nicht lesen können. Es geht wirklich unter die Haut. Etwas schade ist, dass es eine einseitige Sache ist, denn die Verbrechen des Vietcong sind nicht erwähnt und auch wenn ich immer weniger (sofern denn weniger überhaupt noch geht) von den Amerikanern halte, wird nicht alles falsch sein, was sie in ihrer filmischen Aufarbeitung so zeigen. Zumal man ihnen doch zu Gute halten kann, dass sie mit der Zeit objektiver geworden sind.

Neben Bildern und Relikten aus dem Krieg selber, gibt es auch eine grosse Ausstellung zu den Kriegsfolgen – Stichwort Agent Orange – und ein weiterer Raum ist den Kriegsreportern gewidmet, von denen viele nicht überlebt haben. Einige sind bis heute verschollen, darunter sogar ein Schweizer und man vermutet, dass sie in Kambodscha den Khmer Rouge zum Opfer gefallen sind (einige dieser Reporter wurden unter den Opfern der Killing Fields identifiziert oder sind in den Aufzeichnungen der Khmer Rouge wieder aufgetaucht).

Ich habe hier nur zurückhaltend Fotos gemacht – wer will solche Bilder schon bei sich verewigen? Insbesondere die Agent Orange-Opfer, die mir die Erinnerungen an Mengeles Versuchslabors hochkommen liessen, habe ich komplett weggelassen. Sie wirken schon beinahe wie Fotomontagen, auch wenn ich mir sicher bin, dass es keine sind. Ich weiss nicht, ob es eine richtige oder eine pietätlose Aktion wäre, diese Bilder weiter zu tragen. Übrigens sind auch Nachkommen der amerikanischen GI’s davon betroffen. Der Grund, weshalb den amerikanischen Kriegsveteranen von amerikanischen Gerichten Entschädigungen zugesprochen wurden – seltsamerweise finden die gleichen Gerichte aber immer wieder Begründungen, warum die zuvor erwähnten Begründungen für die vietnamesischen Opfer nicht gelten…. Soll mir einer die Logik der Justiz erklären! Kein Wunder, hatte ich in Jus immer so schlechte Noten.

Vor und nach Agent Orange








Der Wiedervereinigungspalast, früher Unabhängigkeitspalast und ehemaliger (Wohn-)Sitz der südvietnamesischen Regierung. Die Durchbrechung dessen Tore Ende April 1975 gilt als Symbol für das Ende des Krieges zwischen Nord- und Südvietnam (damals hatten sich die Amerikaner bereits aus dem Krieg zurückgezogen – und siehe da, sie haben nichts gelernt, machen die gleichen Fehler immer und immer wieder, wenn es auch damals nicht zu einer ISIS geführt und den Westen damit nicht (so ganz) tangiert hat. Aber wenn man aus seinen Fehlern nicht lernt, wird es halt meist jedes Mal ein bisschen schlimmer….)

An meinem Besichtigungstag fand gerade ein Kongress statt im Palast. Dies war jedoch kein Hinderungsgrund, die Touristen nicht einzulassen. Wir hätten uns denn wunderbar unter die Teilnehmer mischen und uns genüsslich am Bankett verköstigen können – eine etwas verwirrende Erfahrung. Vor allem auch deshalb, weil es zu Beginn recht schwierig war, seinen Weg durch das Gewusel zu finden. Die meisten Treppen schienen abgesperrt und ich hatte mich bereits gefragt, ob man wohl wirklich nur den Eingangsbereich des Palasts besichtigen könne. in den versteckten Seitenbereichen haben sich dann aber doch noch Treppen nach oben gefunden.

Die Blumen beim Eingang standen im Zusammenhang mit dem erwähnten Anlass (was ich jedoch erst später herausgefunden habe)

Das symbolträchtige Eingangstor 

Von vorn
Von hinten
Die linke Seite


Das Innere, unter anderem ein Kino, ein Spielzimmer, eine Bibliothek, Representationsräume (davon einen eigenen nur für die Empfänge von Botschaftern)….. Insgesamt etwa 100 Räume, von denen jedoch nur ein kleiner Teil besichtigt werden kann


Der Botschafterraum

Das Kino (unschwer zu erkennen)

Das Spielzimmer

Die Aussicht

Ohne Worte….

Definitiv die schönere Elefantenvariante…

…und noch etwas Info


Leider waren einige Bereiche des Palasts aufgrund von Restaurierungen nicht zugänglich. Diese sollten bis zum 28.12.2015 andauern – ich war am 29.12. da ? und musste schmunzeln. Womöglich haben die Rumänen wirklich Recht oder man hatte sich vielleicht in der Jahreszahl vertan? Nun, es ist wohl etwas gar kleinlich, in einem Tag Verspätung einen Fehler zu sehen, geärgert hat es mich trotzdem, dass ich ausgerechnet den Bunker nicht besichtigen konnte. Sie hätten die Zeitangaben doch einfach weglassen können….

Man könnte also tatsächlich zum Schluss kommen, dass mein Timing für Saigon das Falsche und es vermutlich die richtige Entscheidung war, meinen Vietnam-Aufenthalt etwas abzukürzen bzw. dieses „kostbare“ Visum nicht voll und ganz auszunutzen. Der Tag nach dem Besuch im Palast war mein Abreisetag. Den 30.12.2015 habe ich somit grösstenteils in einem Bus verbracht, der nicht so ganz den Anpreisungen im Internet entsprach. Es gab weder eine Toilette noch wifi an Bord und das Gefährt war relativ alt, die Fahrt jedoch teurer als bei der Konkurrenz…. So kann’s einem gehen, wenn man nicht bereit ist, morgens zwischen 6 und 7 Uhr loszufahren! Ich muss allerdings erwähnen, dass die Toiletten praktisch bei allen Busfahrten hier nicht genutzt werden dürfen (des Gestanks wegen) und es dafür regelmässige Stopps gibt – eine absolut akzeptable Alternative. Und wifi habe ich auch nicht wirklich vermisst, da ich den grössten Teil der Fahrt verschlafen habe. Genervt hat mich denn auch nur, dass ich für diesen „Luxus“ bezahlt habe. Allgemein komme ich immer mehr zum Schluss, dass die billigste Variante auch die ökonomiste ist. Da kannst du nicht Gefahr laufen, für etwas zu bezahlen, das du dann doch nicht erhältst, das Minimum wird immer geboten, Preis-/Leistungsverhältnis korrekt, Erwartungen erfüllt. Wieder etwas gelernt….

 

Hue, VIE – die ehemalige Hauptstadt (1802 – 1945)

Gott ist das anstrengend hier! Auf die indische Art, scheinbar jeder 2. will dir hier irgendetwas verkaufen. An meinem ersten Abend in Hue (Ankunft mit 3h Verspätung, weil der Flug derart verspätet war – resp. ich unterstelle der Airline, dass sie einfach 2 Flüge zusammengelegt hat ?) hat mich ein Mopedfahrer angequatsch und ich dachte erst, er wolle mir eine „Taxifahrt“ verkaufen – das bin ich mir soweit ja bereits gewohnt – dann dachte ich, er wolle eine Zigarette schnorren; dann meinte ich, er wolle einfach einen Zug meiner Zigarette (wohl kaum!)… schliesslich ist er von seinem Moped abgestiegen, hat sich neben mich gestellt und ein riesen Pack Marihuana aus der Tasche gezogen – da hat dann auch Alexandra verstanden! Seither scheint mir, jeder Dritte will mir hier Hasch andrehen. Darauf war ich nicht vorbereitet, das ist eine vollkommen neue Entwicklung. Ansonsten hätten wir natürlich die üblichen Dinge im Angebot, sei es eine Fahrt mit Dreirad-Velo, Moped oder Taxi, irgendwelche Sightseeing-Touren (bis nach Ha Noi oder HCMC mit dem Moped!), Essen und Getränke bis hin zu allen Arten von Souveniers. Kurz gesagt, alles, was mich nicht interessiert.

Hue könnte man kurz zusammengefasst als indisches Phuket beschreiben. Das Indische habe ich bereits erläutert, Phuket bezieht sich auf das Touristische. Auch das hatte mich ziemlich überrumpelt, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Hue gehört zum Standardprogramm des Vietnam-Reisenden. Es bietet viele Sehenswürdigkeiten aus der Zeit vor den Franzosen, aber auch Minderheiten-Völklein in den Bergen (ja, die schaut man sich hier an…. sind ansonsten hauptsächlich im Norden zu finden und von daher eher eine der Touristenattraktionen von Ha Noi), dann natürlich die DMZ und einen Strand hat es auch noch in der Nähe – somit für jeden Geschmack etwas. Entsprechend gestaltet sich die Stadt – auf den ersten Blick – wie ein typischer Touristenort à la Ibiza. Es ist laut, weil jede Bar die andere bezüglich Musik übertreffen will. Man macht auf „Partylife“ am Abend. Dafür ist hier nicht bereits abends um 10 Uhr alles dicht (wie in Ha Noi) und so kam ich auch zu später Stunde noch zu einem Abendessen – und wieder, es hat alles seine Vorteile! ?

Letztlich haben sich diese negativen Punkte aber schnell relativiert bzw. sind einem anderen gewichen: der Kälte! Am nächsten Tag nach meiner Ankuft war davon allerdings noch nichts zu spüren. Es herrschte eitel Sonnenschein bei blauem Himmel und war sehr warm. Ich habe die Rumänen aus Ha Noi wieder getroffen und wir haben uns zusammen die Sehenswürdigkeiten in der Stadt angesehen. Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte wohl mehr gesehen, wäre ich allein losgezogen, aber es war ganz angenehm, das Sightseeing zur Abwechslung mal in Gemeinschaft zu tun. Ausserdem war es ganz spannend, was sie so alles von Rumänien erzählt haben. Ist sicherlich einzigartig, beim Besuch der Zitadelle in Hue Informationen zur rumänischen Geschichte zu erhalten! ?  Die Zitadelle meint den ehemaligen Kaiserpalast – ein riesiges Gelände, das wohl noch Jahrzehnte benötigen wird, bis es wieder „vollkommen hergestellt ist“, nachdem vieles in den Kriegen zerstört wurde – wobei gemäss den Rumänen werden diese Restaurierungen niemals fertig, weil so üblich in kommunistischen Ländern…. Keine Ahnung, kann da schlecht mitreden! Finanziert werden diese Restaurationen übrigens hauptsächlich vom Ausland, teilweise von anderen Staaten, teilweise von privaten Stiftungen (habt Ihr gewusst, dass es eine Toyota Foundation gibt?), wobei ich bis anhin, abgesehen von der CityBank Foundation, noch keinen amerikanischen Namen ausmachen konnte.

Vis-à-vis des Eingangs

Der Eingang  (Mittagstor – hier übergab der letzte Kaiser seine Insignien an Ho Chi Minh 1945)

Ansonsten keine Ahnung mehr, was was war…

 


 


Restaurationsarbeiten auf vietnamesisch (am linken Seitenrand erkennbar)

Von diesen roten „Trennwänden“ und Säulengängen gibt es unzählige

Anschliessend waren wir bei der Thien Mu-Pagode (wo hinter den Gebäuden – wie im Reiseführer beschrieben – tatsächlich Mönche Fussball gespielt haben ?)

 

 



 

Nach der Selbstverbrennung von Thich Quang Duc (siehe Info im Foto) wurde der damalige südvietnamesische katholische Präsident Diem (ein Sadist) von den Amerikanern fallen gelassen. Er hat denn auch das Jahr 1963 nicht überlebt. Somit, wem Ehre gebührt… 

Tags darauf hat das Wetter umgeschlagen und die ersten Regengüsse gingen nieder. Noch hat sich aber auch die Sonne zwischendurch gezeigt. Dennoch, im Hinblick auf das Wetter haben es die Rumänen besser gemacht, die sind nämlich bereits wieder weiter gereist und so war ich wieder für mich. An diesem Tag habe ich eine private (!) Tour zu den Kaisergräbern gemacht. Bei zweien von dreien sprechen wir hier von riesigen Parkanlagen und hauptsächlich zerfallenen Gebäuden – also nicht gerade das ideale Ziel bei Regen. Aber nach Hue geht man ja schliesslich wegen der Kultur. Also bin ich brav durch die Anlagen gestapft und habe versucht, den Regen zu ignorieren bzw. auszublenden.

Grab von Tu Duc (Grab der Bescheidenheit) – Tu Duc hat bereits zu seinen Lebzeiten viel Zeit hier verbracht und Gedichte geschrieben. Unter seiner Regentschaft haben sich die Franzosen Vietnam einverleibt. Seine Regenstschaft war mit 36 Jahren die längste. Wirklich viel zu sehen gabe es hier jedoch nicht…

Die erwähnte Insel im See     

So wäre es einst gewesen….

Grab von Khai Dinh (der zweitletzte Kaiser)


Lebenslauf des verstorbenen Kaisers (verfasst von seinem Sohn)

Das effektive Mausoleum

 

….und sein Inneres

…..hier liegt der Erhabene 

 







 

Richtig geschäftig habe ich am nächsten Tag eine weitere Tour gemacht, dieses Mal in die DMZ = Demilitarisierte Zone, ein 10km breiter Landstreifen, der Süd- und Nordvietnam unterteilt. Bereits 1945 wurde festgelegt, das Land vorerst in Nord und Süd zu trennen, wobei ich bis ahin keine Begründung dafür finden konnte. Vermutlich war es der Wunsch der Franzosen, welche nämlich im Süden verblieben sind, während die Chinesen den Norden besetzt hielten. Offiziell wollten die Franzosen nur bis 1950 bleiben, hatten jedoch nie vor, sich daran zu halten und so kam es zum französischen Krieg, welcher 1954 beendet war, zu ungunsten der Franzosen. Daraufhin wurde (an der Genfer Konferenz) die DMZ gebildet bzw. beschlossen mit dem Ziel, zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsame Wahlen abzuhalten und darauf das Land wieder zu vereinen. Als sich jedoch verdeutlichte, dass sich wohl nicht die südvietnamesische Regierung durchsetzen würde, sondern der kommunistische Ho Chi Minh aus dem Norden, wurde es den Amerikanern unwohl und sie verhinderten diese Wahlen. Die weiteren Folgen sind wohl allen bekannt.

Die DMZ war im Laufe des Krieges eine der am stärksten beeinträchtigsten Gebiete und die Menschen, die dort leben, haben bis heute unter den Folgen zu leiden. Nach wie vor befinden sich Minen im Gelände und der Boden ist noch immer stark kontaminiert von den diversen Giften, die die Amis da so versprüht haben, um quasi den Dschungel auszurotten und eine bessere Sicht zu haben. Genutzt hat es nichts, aber vieles zerstört. Mittlerweile ist die Gegend wieder recht grün, sie macht keinen wüstenartigen Eindruck (mehr), gemäss Reiseführer trügt der Schein jedoch, da nur wenige Pflanzen die Widerstandskraft haben, hier zu wachsen (keine Diversifikation) und die Bauern in ihrer Armut die Böden zu sehr schröpfen, trotz aller Versuche der Regierung nach Nachhaltigkeit. Es dürfte wohl noch Jahrzehnte dauern, bis sich der Zustand von Flora und Fauna hier normalisiert, sofern überhaupt. (Das Dioxin Agent Orange hat eine Halbwertszeit von 10j.)

Für Interessierte:

http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1862

An diesem Tag hat es nur einmal geregnet (von Mitternacht bis Mitternacht), was die Szenerie noch deprimierender machte. Letztlich muss man sagen, dass sich die ganze Sache nicht wirklich gelohnt hat. Abgesehen von den Tunnels, die wirklich eindrücklich sind, sieht man nicht sonderlich viel. Der Ort eines der ehemaligen militärischen Basislager der Amerikaner (in der Nähe der China Beach) wurde als eine Art Freiluftmuseum hergerichtet. Für eine unmilitärische Person wie mich ist es jedoch schwer, sich vorzustellen, wie das damals wohl ausgesehen haben mag. Man sieht einfach ein paar Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber der Amerikaner in unzerstörtem Zustand – die jedoch nachträglich dahin geschafft wurden, da die Amerikaner bei ihrem Abzug alles zerstört haben. Ausserdem gibt es ein par Denkmäler und nette Stories, einen riesigen Friedhof mit hauptsächlich namenlosen Gräbern (Zivilisten!) und die besagten Tunnels. Durch die Tunnels gibt es eine Führung, die jedoch für Ungeübte etwas zackig durch marschiert wird. Auch ist man von den Informationen ausgeschlossen, wenn man nicht zu den vordersten im Zug gehört. Die Tunnels sind so eng und klein, dass man sie nur im Gänsemarsch begehen kann und die Führerin hatte kein Megaphon dabei. Die Beleuchtung ist zudem minimal. Für klaustrophobische Menschen ist das nichts da unten! (Und man bedenke, die Tunnel wurden nach dem Krieg vergrössert, um sie für Touristen zugänglich zu machen….) Für alle anderen bedrückend eindrücklich, insbesondere wenn man sich vorstellt, dass die Menmschen etwa 3j lang in diesen Tunnels gelebt haben! Es gibt 3 „Stockwerke“ und so gehen die Tunnels bis zu 23m in die Tiefe, insgesamt spricht man von 2.8km Länge. Zeit für Fotos blieb bei diesem Tempo leider keine. So richtig unglücklich war ich jedoch auch nicht über das Tempo. Man ist irgendwie froh, wenn man wieder draussen ist…

Das Freiluftmuseum

Denkmal am Beginn des Ho Chi Minh-Pfads

An einem der Tunnel Aus- oder Eingänge

 



 

Da ich keine Lust hatte, 3x hintereinander früh aufzustehen, hatte ich bereits nach dem 2. Tag entschieden, meine Zeit in Hue um einen weiteren Tag zu verlängern. Als ich an meinem Ruhetag (nach den Sightseeing-Tagen) – an dem es noch immer in Strömen geregnet hat und mittlerweile auch ziemlich kühl geworden war – erfuhr, dass das Wetter an meinem nächsten Ziel, Hoi An, genauso gruselig sein soll, habe ich nach kurzem Überlegen entschieden, umzudisponieren, habe meinen Aufenthalt kurzerhand noch einmal um einen Tag verlängert und diesen Tag genutzt, um meine Reise nach Ho Chi Minh City zu organisieren.

Auch wenn es nicht so klingen mag, ich habe mich recht wohl gefühlt in Hue und mich sogar gefragt, ob ich nicht noch etwas länger hätte bleiben sollen. Hier war das beste Hotelpersonal, das ich bis anhin hatte und es gab unheimlich gute Restaurants. Es wäre ein idealer Ort gewesen, um mit meinem Blog wieder àjour zu kommen. Womöglich lag es am Regen, jedenfalls hat sich das Indische im Laufe der Woche gelegt und so blieb eigentlich nur die Kälte, die an meinen Nerven zerrte. Denn die Restaurants sind alle offen (als wäre es das ganze Jahr über 30 Grad) und nach 2-3h in der nassen Kälte sitzend, ist man doch ziemlich durchgefroren. Ausserdem hatte mein Hotelzimmer den Nachteil, dass das Badezimmer an einer Aussenwand lag. Durch den Ventilator gab es einen direkten „Frischluftzugang“ und die Heizung erwärmte natürlich nur das Zimmer, nicht aber das Bad, wodurch dasselbe im Laufe der Zeit zu einer Tiefkühltruhe wurde. Und das Zwiebelsystem hilft beim Duschen nun einmal nicht….

 
Hue von oben