Ich tat mich lange Zeit schwer mit der Entscheidung, ob ich von Kambodscha zurück nach Vietnam oder zurück nach Thailand gehen soll. Von Kambodscha aus boten sich beide an und ich wollte auch in beide irgendwann noch einmal zurück. In Vietnam hatte ich das Mekong-Delta und Hoi An ausgelassen, in Thailand wollte ich mir Bangkok noch genauer ansehen, nachdem mir beim letzten Besuch das Vietnam-Visa einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, was das anbelangte und ich wollte auch unbedingt noch nach Chiang Mai. Eine Einreise über Land ohne Visum berechtigt uns Schweizer nur zu einem Aufenthalt von 15d in Thailand. Fliegen von Siem Reap aus kam aber nicht in Frage, die Flüge sind einfach zu teuer. Letztlich entschied ich mich dennoch für Thailand, weil der Weg nach Vietnam der gleichen Route entsprochen hätte, die ich bereits hinter mir hatte, weiter war und somit länger gedauert hätte und weil das 2-Monatsvisum für Thailand einiges günstiger war als das einmonatige für Vietnam.
Bangkok lässt sich von Siem Reap recht gut mit Bus erreichen, zumindest vermittelt sich dieser Eindruck. Der erste Teil bis zur Grenze entsprach denn auch einer üblichen Busfahrt in einem älteren Bus. War somit ganz ok, abgesehen davon, dass man mich viel zu früh abgeholt hat (vor der vereinbarten Zeit, wollte mich gerade zum Frühstück hinsetzen), der Bus dann aber verspätet abgefahren ist und während der kommenden halben Stunde auch noch alle 5min wieder angehalten hat, um weitere Fahrgäste aufzuladen. Das war soweit ein eher mühsamer Start.
Da die thailändische Botschaft meinen Pass verspätet zurückgeschickt hatte, hatte ich mein Kambodscha-Visum um 3d überzogen. Das sollte jedoch eigentlich kein Problem sein, man hatte einfach zwischen $5 (offizieller Tarif) und $8 (manchmal eingeforderter Tarif) pro überzogenem Tag zu bezahlen. Ich hatte Glück und habe einen anständigen Grenzbeamten erwischt, denn er verlangte von mir $15. Allerdings gab er mir zum Schluss meinen Pass nicht zurück, ohne Erklärung, nur mit dem Kommentar, ich solle draussen warten. Wenn das so weitergeht, werde ich am Ende ein Buch mit meinen Erfahrungen mit Botschaftsangestellten und Grenzbeamten füllen können… Zwar war ich dieses Mal nicht so wirklich besorgt, aber irgendwie ist es einfach nie ein gutes Gefühl, wenn man seinen Pass nicht in den eigenen Händen hat. Und meine Busbekanntschaften reagierten ziemlich entsetzt, als ich ihnen sagte, ich könne noch nicht weiter, weil ich meinen Pass nicht zurückbekommen hätte – vermeintlich routiniertere Traveler als ich schienen mit so etwas keine Erfahrung zu haben. War ich doch zu naiv? Wie auch immer, ich hatte ja gar keine Wahl. Was will man schon machen, wenn einem die Grenzbeamten den Pass nicht zurückgeben? Ein Theater in der falschen Sprache? Ich bezweifle, dass dies den Vorgang beschleunigt hätte. Es widerstrebt mir zudem, diesen kleinen Machtmenschen auch noch zu bestätigen, dass sie Macht haben. Also wird halt einfach einmal gewartet.
Als die meisten meiner Bus-Gruppe längst weiter Richtung Thailand gezogen waren, gab mir ein Beamter zu verstehen, ihm zu folgen. Er hatte einen Schweizer Pass in der Hand (ist echt ein Vorteil, dass unsere Pässe so eine leuchtende und einzigartige Farbe haben, ich weiss das mittlerweile zu schätzen!). Dann wurde ich wieder – ausserhalb eines anderen Gebäudes – angewiesen zu warten, konnte jedoch sehen, dass er Kopien von mutmasslich meinem Pass machte. Danach ging er zurück ins ursprüngliche Gebäude, wiederum mit mir im Schlepptau, soweit es mir denn erlaubt war mitzugehen. Nach weiteren 5-10min kam er schliesslich wieder heraus und hat mir meinen Pass kommentarlos in die Hand gedrückt. Ich erhielt natürlich keine Quittung oder irgendwelche weiteren Unterlagen, wer weiss also, ob das ganze Prozedere wirklich Sinn machte. Wobei ich hierzu vielleicht erwähnen sollte, dass ich noch niergends derart registriert worden war wie in Kambodscha. Als einziges Land (bisher) haben die alle 10 meiner Fingerabdrücke eingescannt (ja, so modern sind sie doch schon in Kambodscha) und die wurden sowohl beim Eintritt ins Land als nun auch beim Verlassen registriert. Nicht zu vergessen, ich war in Kambodscha nie an einem Flughafen, das waren jeweils Ländergrenzzölle, die abgesehen vom Scanning der Fingerabdrücke keinen wirklich fortschrittlichen Eindruck gemacht haben.
Der Grenzübergang Kambodscha-Thailand ist für jemanden, der weder dem Khmer noch dem Thai mächtig ist, nicht gerade sehr „benutzerfreundlich“. Es war von der Logik her zwar klar, in welche Richtung ich weiter zu ziehen hatte, aber absolut nicht, wie weit. Da befinden sich so viele Gebäude und viele sehen nach Behörde aus und die Strasse dazwischen hat etwas von einem Highway. Hätte ich nicht gewusst, dass ich mich an einer Grenze befinde, ich hätte diesen Ort nicht als eine solche erkannt (unsere Grenzen sehen bzw. sahen irgendwie anders aus). Als ich schliesslich einen der nach Beamten aussehenden Männer nach dem „Arrival“ fragte, wurde ich prompt zurückgeschickt, nur um dann festzustellen, dass man mich zur Einreise nach Kambodscha dirigiert hatte. Also wieder umgedreht und einfach einmal weiter gegangen. Schliesslich erkannte ich die Thai-Immigration, die netterweise für Thais im Erdgeschoss und für Ausländer im ersten Stock ist, natürlich ohne Lift (ich habe ja noch nie verstanden, warum die Schweizer am Zürcher Flughafen nicht bevorzugt behandelt werden, alle anderen Länder bringen es zustande, ihre Bürger zu bevorzugen). Oben in der Schlange angekommen, stellte ich fest, dass ich das Immigration-Formular übersehen hatte, ohne welches gar nichts ging. Natürlich gab es diese nicht mehr in der Schalterhalle. Ich musste zurück, die Treppe runter bis zum Anfang des Gebäudekomplexes (den ich erst da als Anfang erkannt habe)! Zum Glück erbot sich jemand aus meinem Bus, auf mein Gepäck zu achten, damit ich dieses nicht mitschleppen musste und das Formular somit mit einem kleinen Sprint relativ rasch besorgen konnte. Während dem Anstehen hatte ich dann genügend Zeit, es auszufüllen, wenn auch nicht sonderlich leserlich, doch das scheint mir nie ein Problem zu sein. Danach verlief alles relativ zügig und ohne weitere Probleme. Noch im kambodschanischen Bus war ich markiert worden (ein Sticker auf der Brust) und wurde so vom neuen Busfahrer erkannt, angesprochen und zum neuen Bus, nun ein Minivan, geführt. Und hier machte sich meine fehlende Erfahrung bemerkbar, habe ich nämlich letztlich den absolut engsten Sitz ganz hinten erwischt. Es war nicht möglich, meinen Handgepäck-Rucksack zu meinen Füssen zu stellen, da war kein Platz ganz abgesehen davon, dass er sich zwischen mir und der Sitzlehne des Vordermannes auch gar nicht hätte dazwischenquetschen lassen. So musste ich den Rucksack auf meinem Schoss platzieren. Die Beine fühlten sich ohne diesen schon ziemlich eingequetscht und als wir nach 2h einen Unterbruch hatten, hatten wir alle, die wir hinten sassen, das Gefühl, kein Gefühl mehr in den Beinen zu haben. Ausserdem ist der Fahrer gerast ohne Rücksicht auf irgendetwas. Nicht selten hat es uns in die Höhe geworfen, wenn er wieder mal über eine Delle drübergerast ist, die vermutlich dazu da gewesen wäre, die Fahrer zu langsamer Fahrt zu bewegen. Und öfter als ich an 2 Händen hätte abzählen können, musste er auch eine Vollbremsung machen, weil sein Überholmanöver nicht aufging. Vermutlich hatten alle Insassen einen guten Schutzengel, der konzentriert und nonstopp gearbeitet hat. Zumindest erscheint es mir nicht selbstverständlich, dass diese Fahrt ohne Zwischenfälle und unfallfrei verlief. Angst hatte ich jedoch keine. Die fahren hier ja alle so und ich war viel zu sehr mit meiner unbequemen Situation beschäftigt. Auch konnte ich nicht wirklich nach draussen sehen, was vermutlich auch ein Vorteil war, in gewisser Weise hatte man den Bezug zur Realität verloren, flog seinem Ziel entgegen und wartete nur auf den Augenblick, in dem man wieder aussteigen konnte. Nach dem erwähnten Unterbruch, der etwas Heilsames hatte, bin ich zum Glück und trotz der widrigen Umstände eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als wir am Ziel angekommen waren!
Ausblick von meinem „Penthouse-Hotelzimmer“
Gleich vis-à-vis von meinem Hotel gibt es einen ziemlich grossen Tempel
Dort habe ich ohne gross zu überlegen ein Tuk Tuk gechartert. Ich wusste, dass das Hotel nicht weit sein konnte und habe den Fahrer in Anbetracht dessen, dass er ziemlich Mühe hatte, das Hotel zu finden und deshalb etwa 10min zusätzlich in der Gegend herumgekurvt ist (armer Kerl!) auf einen wirklich guten Preis heruntergehandelt. Normalerweise ist an der Hauptstrasse ein Wegweiser fürs Hotel aufgestellt, nicht jedoch bei meiner Ankunft, was das Finden recht erschwert. Dafür ist es sehr ruhig gelegen und das mitten in Bangkok. Wirklich ein fantastisches Hotel, das ich nur weiterempfehlen kann. Es stellt den Gästen einen „livingroom“ mit grosser Terrasse (auf welcher ich viele Stunden mit Schreiben verbracht habe) und diversen gratis-Getränken und -Snacks zur Verfügung. Ausserdem hat jedes Zimmer einen eigenen kleinen Balkon und wenn dieser zum Kanal hinaus geht, ist die Aussicht fast besser als TV. Der Kanal ist, so unglaublich das klingt in Anbetracht der Reinheit bzw. eben Verschmutztheit dieses Gewässers – glaubt mir, keiner von uns würde sich freiwillig da hinein begeben! – voller Fische. Sie machen nicht gerade Sprünge wie ein Delphin, aber ständig ploppt es irgendwo an der Wasseroberfläche, wenn ein Fisch nach oben kommt und seinen Kopf herausstreckt. Ich habe denn auch regelmässig Fischer einen Fisch rausziehen sehen, was mir den Appetit auf Fischgetier gründlich vermiest hat. Die Vorstellung, es würde einer dieser Fische auf meinem Teller landen, ist nicht sonderlich appetitanregend. Und 2x habe ich „Goldwäscher“ beobachtet. Einer davon hatte eine Art Schale dabei, mit welcher er die gleichen Bewegungen vollzog, wie ich es bei Goldwäscher schon gesehen hatte, wenn ich auch bezweifle, dass er effektiv Gold im wirklichen Sinne erwartete. Beim 2. Mal war gleich eine ganze Familie im Fluss auf der Suche nach was auch immer. Auf die Distanz konnte ich leider nicht sehen, was die „Goldgräber“ da alles aus dem Fluss gezogen haben, doch es ging jedenfalls keiner mit leeren Händen Heim. Der Vater dieser Familie hat auch versucht, die Miniausgabe des riesen Geckos (siehe nachfolgend) mit einem Stein zu erschlagen, vermutlich für das Abendessen? Er war aber zu langsam bzw. der „Gecko“ war schneller.
Ein altes Fort (kann mich leider nicht mehr an die Details erinnern ?)
Wiederum das Fort, im Hintergrund der Golden Mount
Bezüglich Kreiselverzierungen sind die Thailänder etwas pompöser als wir
Ziemlich zu Beginn meines Aufenthaltes hat mir ein anderer Gast erzählt, sie hätte einen Alligator im Fluss erblickt. Gibt es Alligatoren in Thailand, in einer riesen Stadt wie Bangkok? Irgendwie konnte ich mir das nicht so ganz vorstellen, muss aber zugeben, dass ich botanisch nicht so wirklich bewandert bin. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals hätte ein solches Viech gute Möglichkeiten gehabt, ans Ufer und damit unter die Menschen zu kommen und auch die Tatsache, dass einige Thais furchtlos in dieses Gewässer hinabstiegen, liess mich doch eher am Vorhandensein von Alligatoren zweifeln. Etwa in meiner 3. Woche konnte ich schliesslich sehen, was sie gemeint hatte. Es gab einen Grossen und einen Kleinen und sie hatten tatsächlich Beinchen und Füsse, die an einen Alligator erinnerten. Ich würde diese Tiere jedoch eher als Echsen bezeichnen. Sie haben einen Kopf wie eine Schlange inkl. der züngelnden Zunge und sehen einem Gecko ziemlich ähnlich, ausser, dass sie halt massiv grösser sind als Geckos und damit alles niedliche verloren haben. Sie sind für meinen Geschmack sogar ziemlich ecklig. Und der Grosse war echt gross, von Kopf bis Schwanz sicher 2m lang wenn nicht sogar länger, ein kleines thailändisches Nessi-Monster und aus der sicheren Entfernung meines Balkons oder der Terrasse auch genauso faszinierend.
Der Kleine beim Eintauchen ins Wasser
Für die Verlängerung meines Aufenthalts in diesem Hotel musste ich umziehen und wurde hierfür in den 6. Stock verfrachtet. Nun war alles etwas grösser, das Zimmer, das Bett, das Bad und sogar der Balkon. Dennoch fühlte ich mich dort oben nicht so wohl und war froh, als ich wieder nach unten ziehen konnte. Obwohl es zu Beginn – überraschend! – ganz schön tückisch war, in einem schmalen Bett zu schlafen. Ich hätte das ja nie gedacht, aber es wäre mir mehr als einmal fast passiert, dass ich mich aus dem Bett gerollt hätte beim Umdrehen….
Bei der City Hall, diese Kolonne an gleichen Fahrzeugen hat mich fasziniert
Ein Tempel neben der City Hall
Während der ersten Tage zurück in Bangkok war ich vor allem, wenn überhaupt, in der Umgebung des Hotels unterwegs. Dabei war ich auch auf der anderen Seite des Kanals, allerdings, rückblickend, ein wenig an der falschen Ecke, so dass ich die wirklich guten Plätze dort leider erst gegen Ende meines Bangkokaufenthalts entdeckt habe. Dafür habe ich das Democracy Monument gesehen (immer wieder, um genau zu sein) und verschiedene Wege zur Khaosan Road gefunden (alle Wege führen zur Khaosan….). Die Khaosan selber ist der Horror, obwohl ich dort endlich brauchbare T-Shirts gefunden habe, wofür ich noch immer dankbar bin (denn meine mitgebrachten waren so langsam wirklich reif für den Abfalleimer).
Das Democracy Monument – wenn man so will, ein riesen Kreisel mitten in einem der grossen Rama-Boulevards
Eine alte, gezeichnete Karte von Bangkok – hat mir einfach gefallen
Und das Demokratie-Denkmal bei Nacht
Ebenfalls zu Beginn meiner erneuten Bangkok-Zeit habe ich liebgewonnene Bekannte wieder getroffen, die ich in Siem Reap kennengelernt hatte. Zwei „alte Bangkok-Hasen“ auf dem Weg zurück in die Heimat, die mir ein paar gute Tipps gegeben und mir den Start in BKK vereinfacht haben. Wenn ich allein unterwegs bin, vermisse ich meist nichts, aber wenn man jemanden trifft, den man kennt (und mag – nicht zu vergessen!), ist das doch immer wieder schön (und) emotional! Ausserdem finde ich es mittlerweile toll, wenn ich wieder mal (zumindest halbwegs) meine Sprache sprechen kann! Dass deutsch für uns Schweizer doch eigentlich eine Fremdsprache ist, wurde mir nämlich mittlerweile nur zu deutlich. So war Bangkok in diesen 2d in Begleitung eher nebensächlich, es war die Zeit des Gesprächs und des Zusammensitzens (und damit fast ein kleines Stück Heimat ?). Diese beiden Tage waren wunderbar – Danke Euch! – und ich habe es doch recht bedauert, dass sie nicht noch etwas länger bleiben konnten. Nebenbei, ein genialer Nebeneffekt des Reisens ist, dass man das Gefühl bekommt, es gäbe beinahe nur Menschen mit den „richtigen“ (sprich meinen ?) Werten und Einstellungen! Logisch, die Kapitalisten residieren woanders und laufen mir nicht über den Weg (ausser in den Schlagzeilen natürlich) und die gehirngewaschten Vaterlandsliebhaber bleiben gleich ganz zu Hause….
Als ich wieder allein war, wurde mir erstmals bewusst, dass die thailändische Gastronomie eigentlich so gar nicht nach meinem Geschmack ist, sie hat so was Mc Donaldsartiges. Damit meine ich natürlich nicht das Essen, obwohl man die vielen kleinen Garküchen am Strassenrand schon irgendwie als „Fastfood“ im Sinne des Wortes (und eben nicht im Sinne von Junkfood, was ja oft synonym verwendet wird) bezeichnen kann. Nein, es ist die Einrichtung, die zumindest mich an Fastfoodketten erinnert im Sinne von „bleib ja nicht zu lange sitzen“! Also wirklich gemütlich nach meinem Geschmack ist in Thailand nur schwer zu finden. Und als Heimatlose ist das nicht so von Vorteil. Umso wichtiger wird dann das Hotel! Und hier hatte ich ja soweit immer Glück in Thailand!
Und das ist sie, die berühmte, schreckliche Khaosan Rd, die man mal gesehen haben muss, damit hat es sich dann aber auch