Kamala (Phuket), THA – Familienanschluss

Nach etwa 2w Kuala Lumpur – welches voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt Erwähnung finden soll – bin ich Ende April zurück nach Thailand. Ich hatte von Beginn weg nicht ausgeschlossen, gewisse Länder mehrfach zu besuchen, dass ich aber an den genau gleichen Ort zurückkehren würde, hat mich selber überrascht und hätte ich im Voraus, noch zu Hause, wohl eher verneint. Dass es nun doch so gekommen ist, liegt vor allem daran, dass ich mich bei meinem ersten Besuch so gut mit der Hotelchefin verstanden hatte und wir über die Monate in Kontakt geblieben sind. Ich wollte die Familie noch einmal besuchen und war vor allem auch der Tatsache nicht abgeneigt, für einmal keinen Neustart vor mir zu haben.

Ich bin also zurück an den Ort, an dem ich vor einigen Monaten gestartet bin und bereits während der Fahrt vom Flughafen zum Hotel habe ich realisiert, dass so eine 1:1 Rückkehr auch etwas Spannendes haben kann. Man hat einen ganz anderen Blick für die Umgebung! Beim letzten Mal war ich nicht nur das erste Mal in Phuket, sondern auch das erste Mal in Thailand und es war auch gleichzeitig noch der Start meiner grossen Reise. Vermutlich etwas viel Anfang, um noch für anderes offen zu sein als das eigene Gefühlsleben. Und obwohl ich mich bis heute nicht an den Linksverkehr gewöhnen konnte, war diese Fahrt nun doch ansonsten ein wenig wie Heimkommen. Einerseits hat das Thailändische, nach so vielen Wochen Thailand, einiges an Exotik eingebüsst und es wirkt nicht mehr alles komplett fremd und neu. Andererseits haben die kurvigen Strassen und die hügelige Landschaft von Phuket tatsächlich etwas Vertrautes, wenn es auch bei den schweizerischen Passstrassen nicht mehr derart grün ist wie hier.? Kommt dazu, dass ich ja nun auch wusste, wohin ich ging, was mich erwartete.

 
Die Fahrt durch die kleineren Beachorte hat etwas von einem Besuch in den Universal Studios (vor etwa 30j), als würde man durch Filmkulissen fahren. Es war beinahe grotesk, dass die Häuser hinter den Fassaden noch weiter gegangen sind…. Weshalb genau in mir diese Erinnerung aufkam, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht weil die Gebäude hier so etwas Unwirkliches haben? Die vielen Farben, die oft schmalen Häuschen, die sich aneinanderreihen, meist auch nicht sonderlich hoch, das hat alles irgendwie etwas von überdimensionalen Puppenhäusern. Allgemein wurde ich oft an Amerika erinnert. Diese riesigen Werbeplakate an den Highways, die manchmal völlig im Nirgendwo stehen wie die Windräder zur Stromerzeugung in Europa. Andererseits die kleinen, einstöckigen Dinerkabäuschen à la Wendy’s oder Pancake Houses und wie sie alle heissen. Zwar beherbergen sie hier andere Lokale, sehen aber genau so aus. Nicht zu vergessen, die bis unter die Schmerzgrenze heruntergekühlten Gebäude. Doch bevor nun der Eindruck entsteht, ich sei hier in einem schweizerisch angehauchten Disneyland gelandet oder hätte eine solch verblendete Wahrnehmung: das Thailändische überwiegt natürlich schon! Angefangen bei der Schrift, über die gesamte Bauweise, auch im Tiefbaubereich, das klinisch Reine, das man hier eigentlich nirgends findet, den Massen an unbequemen Plastikstühlen, dem Streetfood, der unseren Lebensmittelkontrolleuren niemals Stand halten könnte, den Shops und Läden, die in überwiegender Anzahl so unheimlich klein und entsprechend vollgestopft sind, der fehlende Luxus, der bei uns zum Alltag gehört, bis hin zu den Menschen.

Grosse Wiedersehensfreude bei meiner Ankunft im Hotel und ich erhielt das exklusivere Zimmer, obwohl ich im Voraus den Preis heruntergehandelt hatte – Gott, war mir das unangenehm! Zumal ich doch gar keine Küche benötige. Auch wurde ich recht schnell ins „Familienleben“ eingebunden. Schon am 2. Abend wurde ich gefragt, ob ich mitkommen wolle, als das Ehepaar irgendwo essen ging. Da hatte ich noch abgelehnt. Am nächsten Abend sagte ich jedoch zu, nichtahnend, dass die ganze Familie sich zum Geburtstag der ältesten Tochter treffen würde…. Wir waren in einem wunderschönen, edlen Restaurant oberhalb von Phuket Town mit tollem Ausblick über die Stadt und ich durfte zum Schluss nicht mal bezahlen. Schon wieder unangenehm! Dieser Familientrubel mit aber eigentlich fremden Menschen ist nicht so meins und dann auch noch eingeladen zu werden – fällt mir schwer, das anzunehmen bei Menschen, die ich kaum kenne, besonders, wenn ich nicht abschätzen kann, von was für einem „Wert“ wir sprechen. Auch habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob die Tochter, die Geburtstag hatte, es so toll fand, dass ich dabei war. Sie hatte mich ja schliesslich nicht eingeladen und ich weiss nicht, was ich dazu sagen würde, wenn meine Eltern zu meinem Geburtstagsessen irgend eine Fremde mitbringen würden…. Zu viele Gedanken? Vermutlich!

Ausblick vom Restaurant

Ein Denkmal mit Aussichtsplatform zwischen Restaurant und Parkplatz

Bei meiner Ankunft war es recht ruhig im Hotel, doch gab es noch weitere Gäste. Das änderte sich relativ rasch und nur wenige Tage später teilte man mir auch mit, dass das Hotel nun eigentlich geschlossen sei für die kommenden 3-4w wegen der anstehenden Hochzeit der Tochter. Und so gestaltete sich mein Aufenthalt letztlich recht anders als beim ersten Mal. Insbesondere auch, weil meine Bekannte kurz darauf erkrankte und eine lange Odysse an Spitalaufenthalten folgte, erst in Phuket, später in einer doch relativ weit entfernten Provinz Thailands. Und weil ein Grossteil der Familie ständig bei ihr war bzw mit ihr ging, war ich effektiv die meiste Zeit komplett allein in dieser Hotelanlage. Man muss sich das einmal vorstellen, man ist ein Hotelgast und niemand sonst ist da, keine Angestellten, keine anderen Gäste und auch um das Hotel herum gab es eigentlich nichts als Wohnbarracken von „Burma-people“, die von den Thais mit Argwohn betrachtet werden und einen sehr schlechten Ruf haben – ob dieser gerechtfertigt ist, weiss ich nicht. Vermutlich hält es sich ja wie überall, ein schlechtes Beispiel und gleich werden alle in einen Topf geworfen.

Als ich einst auf dem Heimweg war von Patong und dies zu Fuss als es schon dunkel war, weil ich mich von den Taxifahrern nicht abzocken lassen wollte (die Preise wurden immer höher, je näher ich dem Hotel kam ?, hätte wohl beim ersten einschlagen sollen), traf ich nach 2/3 des Weges noch einmal auf einen „Taxistand“ und die wollten mich schliesslich partout nicht allein weiter ziehen lassen. Sie meinten, es sei viel zu gefährlich in der Dunkelheit bei dem Verkehr (es stimmt, dass auf dieser Strasse manchmal sehr risikofreudig gefahren wird) und überall würden Burma-People herumschleichen und denen könne man nicht trauen. Es hat sich dann zwar letztlich herausgestellt, dass die Taxifahrer vom falschen Hotel ausgegangen waren, doch muss ich auch zugeben, dass das letzte Stück meines Weges tatsächlich unbeleuchtet und ohne Fussweg neben der Strasse gewesen wäre. Es war also wahrscheinlich richtig, dass ich mich letztlich zur Taxifahrt überreden liess. Einer der Fahrer ist mir auch massiv mit dem Preis entgegengekommen – gemäss einem seiner Kollegen, weil er so besorgt um mich sei? Tja, wer weiss, das war alles noch, als sie von einem weiter entfernten Hotel ausgegangen waren. Wer da nun letztlich den besseren Deal gemacht hat, bleibt für mich offen. ?

Der Aufenthalt allein im Hotel hat mir gut gefallen, aus meiner Sicht lässt es sich so wohl fühlen, man ist komplett frei. Wären da nicht die ständigen Zweifel gewesen, ob ich nicht vielleicht doch abreisen und die Familie so entlasten sollte. Das gab der perfekten Situation leider einen Dämpfer. Doch sie wollten von Abreiseplänen partout nichts hören und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich war, was sie wollten oder ob das eine kulturelle Anstand-Sache war. Wie verhält es sich denn nun genau mit dieser thailändischen Kultur der Gastfreundschaft? Wäre es einfach unhöflich gewesen, mich wegzuschicken? Hätte ich doch gehen sollen? Oder bin ich nun wirklich Teil der Familie?

Ein Kreisel, für einmal nicht im typischen Thailand-Stil – typisch Patong bzw typisch Phuket

Strand entlang der Strasse (Ausläufer der Patong-Beach)

Bei all meinen Zweifeln scheint mir letztlich mein Einzelaufenthalt ein Zeichen, dass ich tatsächlich irgendwie als Familienmitglied gesehen wurde. So richtig wohl gefühlt habe ich mich mit diesem Familienanschluss allerdings nicht. Aus meiner Sicht war das irgendwie wischiwaschi, denn die Kommunikation war nicht gerade einfach (unser aller englisch ist nur mässig) und nach so kurzer Zeit kennt man sich doch auch gar nicht. Zudem fühlte ich eine gewisse Verpflichtung und genau das wollte ich ja auf meiner Reise vermeiden! So kam ich denn dort auch irgendwie nicht mehr weg. Unter anderem auch, weil ich bereits bei meiner Ankunft preisgegeben hatte, dass ich noch keine weiteren Pläne hätte und aufgrund der ganzen Umstände, die ich eben aufgezählt hatte, fehlte mir ein wenig der Mut, hinzustehen und zu propagieren „ich will euch jetzt verlassen!“. Manchmal wäre ich zwar wirklich am liebsten einfach geflohen, doch selbst das wäre gar nicht so einfach gewesen, nachdem ich fast die meiste Zeit allein in der Hotelanlage war. Grad klammheimlich davonstehlen wollte ich mich auch nicht.

A propos allein, ich weiss nicht recht, inwiefern die „Spitalbetreuung“ in Zusammenhang mit den hiesigen Spitälern und inwiefern in Zusammenhang mit der thailändischen Kultur stand. Ich war auch einen Nachmittag zu Besuch im Krankenhaus und dieses machte mir nicht den Eindruck, als wäre es notwendig, dass immer jemand von der Familie beim Patienten ist. Obwohl es in Asien nicht unüblich ist, dass die Betreuung und Verpflegung der Patienten durch Angehörige erfolgt, wirkte dieses Spital recht luxuriös, den unsrigen nicht so weit entfernt. Dennoch war ein Grossteil der Familie immer bei der Kranken im Spital. Nun sind die Asiaten ja bekanntlich ungern allein (so viele Beispiele habe ich nun schon gehört, dass sie nicht allein schlafen können!), es wäre also möglich, dass es gar nichts mit dem Spital zu tun hat, sondern einfach mit der Verbundenheit. Oder vielleicht auch mit der Sorge um die Patientin. Ich glaube nämlich, dass bis heute nicht so ganz klar ist, was sie eigentlich hat (das wusste ich jedoch damals noch nicht). Wie auch immer, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. Für mich war es faszinierend, wie da quasi die halbe Familie im Krankenhaus mit eingezogen ist.

Nun denn, ich blieb also länger als gedacht und damit rückte auch die Hochzeit der Tochter immer näher. Ich hatte eigentlich nicht mehr hier sein wollen, wenn es so weit war…. Doch dann begannen die „Umbauten“ auf dem Hotelareal für die Hochzeit, wodurch ich realisierte, dass zumindest ein Teil davon auf dem Hotelgelände stattfand. Dadurch wurde schliesslich auch klar, dass ich wohl nicht um die Teilnahme an der Hochzeit herumkommen würde. Das liegt nun hinter mir und doch kann ich kaum etwas dazu sagen, denn wirklich viel gesehen habe ich nicht. Nachdem ich mich morgens kurz vor halb 9 unters Volk mischte, hiess es, dass der Start verschoben wurde und man hat mich erst einmal zum Frühstück geschickt. Die Schwester des Brautvaters hat sich da meiner angenommen und mich mit Essen versorgt, was zwar sehr nett aber nicht unbedingt ideal war, da ich so früh morgens noch gar nicht hungrig war. Als es dann los ging, haben sich alle Richtung Wohnhaus (eine ziemlich grosse, 3stöckige Villa) verschoben und einige, ich glaube Familienmitglieder der Braut, haben eine Art Spalier gebildet, durch den der Bräutigam gehen musste, wobei er immer wieder Couverts abgegeben hat, schätzungsweise eine symbolische Geste für das „Freikaufen“ der Braut. Was genau passiert ist, als er auf die Braut traf, habe ich nicht gesehen, da ich da noch auf einem anderen Stock war. Danach war das Brautpaar in einem Raum und all die vielen Gäste standen überall herum und gingen nacheinander in diesen Raum. Was dort drin genau stattgefunden hat, entzieht sich jedoch ebenfalls meiner Kenntnis. Vielleicht eine Art Segensgebung oder Glückwünsche überbringen. Einige sind mit kleinen Geschenken wieder hinaus gekommen, weshalb ich mich fragte, ob das nun der Zeitpunkt ist, an dem die Geschenke ans Brautpaar übergeben werden. Das hat sich später jedoch als falsch herausgestellt, denn diese wurden offenbar erst am Abend eingeworfen (sind ja nur Couverts mit Geld, dafür gibt es eine Box, wie eine Urne). Anschliessend gab es eine Art Zeremonie, bei welcher das Brautpaar an einem speziellen Tisch, eine Art Altar vielleich, sass und von verschiedenen Personen nennen wir es mal gesegnet wurde (Wasser und Blumen waren da im Spiel). Es war jedoch kein Mönch da (in Kambodscha gehört der dazu). Das Brautpaar trug am Morgen traditionelle Kleidung (am Abend trug die Braut ein weisses Brautkleid, wie wir es auch kennen). Anschliessend folgte der obligate Fototermin. Jeder musste mit dem Brautpaar einzeln aufs Foto, sogar ich. Dabei scheint die Gestik sehr wichtig zu sein (Daumen noch, Victory-Zeichen und weitere Gesten, die für mich eher asiatischen Charakter hatten). Danach ging es zum Mittagessen. Der erste Teil war damit vorbei. Am Abend sollte es in Phuket Town weitergehen. Diesen habe ich aufgrund eines Missverständnisses verpasst. Ich weiss daher nicht, ob es da auch noch einmal traditionelle Zeremonien gab oder eher wie bei uns „nur“ essen und Party (das kenne ich von Fotos und Filmen einer kambodschanischen Hochzeit).

 

Kamala-Beach, für einmal auch mit einer ziemlich imposanten See, die aber leider auf den Fotos nicht wirklich zur Geltung kommt….

Nebenbei, in Kambodscha ist es üblich, dass das Brautpaar, speziell die Braut, bis zu 10 verschiedene Kleider hat für die Hochzeit und diese entsprechend im Laufe des Hochzeitsfestes immer wieder wechselt. In Thailand scheint das aber nicht mehr der Fall zu sein (war früher auch so, wie man mir erzählte). Macht ja auch Sinn, in meinen Augen sind das nur unnötige Kosten und ein verdammter Stress für das Brautpaar, speziell die Braut. Denn muss er nur das Jacket wechseln, ist es bei ihr das gesamte Kleid. Doch in Kambodscha zeugt es wohl noch von Wohlstand, wenn die Braut möglichst Kleider in sämtlichen Farben vorweisen kann. Mein Bekannter in Kambodscha erzählte mir, dass seine Frau eigentlich 7 Hochzeitskleider gehabt hätte, es dann aber nur geschafft hat, 5 davon an der Hochzeit anzuziehen…. Was für eine Verschwendung an Geld und sie ist nun auch noch unglücklich darüber, dass sie nicht alle Kleider tragen konnte!

Nach dem Mittagessen bzw bereits währenddessen, haben sich viele der Gäste umgezogen, es wurde merklich légèrer (wobei lange nicht alle Gäste „hübsch“ angezogen waren, vermutlich betraf das nur die engere Familie). Ich habe mich darauf in mein Zimmer zurückgezogen, um mich vom frühen Aufstehen zu erholen und bin auch prompt eingeschlafen. Als ich wieder hervorkam, war niemand mehr da. Und ich war froh, dass ich die Hochzeit somit hinter mir hatte. ? Ich bin einfach kein Freund von solchen Feiern, egal in welcher Kultur.

Nach der Hochzeit blieb mir noch eine Woche bis zum Ablauf meines Visums und ich entschied, in dieser nichts mehr zu ändern. Es wäre wahrscheinlich auch schwierig geworden. Das Brautpaar war abgereist in die Heimatprovinz des Bräutigams, wo die Hochzeitsfeierlichkeiten weiter gingen und der Rest der Familie war ebenfalls ein paar tausend km entfernt im Spital. So hatte ich mir mein Alleinsein quasi hart erkämpft und konnte nun ernten.?

Während meines Aufenthalt ergab es sich, dass ich auch einmal an einer Schlangenrettung teilnehmen durfte.? Ich habe nicht verstanden, wo genau die Schlange aufgefunden und in einen Sack verstaut worden war. Da jedoch viele Thais Schlange als Delikatesse ansehen, wollte man die Schlange irgendwo im Nirgendwo freilassen, um so ihren vorzeitigen Tod via Kochtopf zu vermeiden. Wir sind denn auch ziemlich lange rumgekurvt, bis meine Begleiter zufrieden waren mit dem Platz. Von da sind wir auch noch ein gutes Stück zu Fuss weiter gegangen bis zu dem kleinen Wasserfall auf dem Bild unten. Als die Schlange frei gelassen wurde, bewegte sie sich jedoch nicht mehr und es war ziemlich schnell klar, dass sie die Rettungsaktion leider nicht überlebt hatte. Womöglich war sie ja bereits beim Einfangen dem Tode geweiht oder sie war im Sack erstickt. Schade! Es wäre gut gemeint gewesen. Mir hat diese Aktion recht imponiert und natürlich war es auch spannend für mich. Noch faszinierender wäre es gewesen, die Schlange nach der Freilassung in der freien Wildbahn beobachten zu können…. Sollte wohl nicht sein.

Grosser „Gecko“ – die Bildqualität ist scheisse (wundere mich ja bis heute, warum die Kameraqualität des iphons immer so gerühmt wird – vermutlich hätte ich das Fotografieren mit dem Nokia vor 10j ausprobieren müssen, um das zu verstehen…), aber die Bilder gehören hier einfach her


Ganz zum Schluss, für die letzten 1-2d, waren dann alle wieder zurück, sogar die Patientin war endlich (vorübergehend) entlassen worden und so endete mein Aufenthalt quasi, wie er begonnen hatte, im Kreis der gesamten Familie, wieder bekocht und bemuttert. Ein spezieller Monat in Kamala war vergangen und ich war letztlich gar nicht so unglücklich darüber, dass es Zeit war zu gehen.

Chiang Mai, THA – Frieden auf Erden

Ich hatte mich so wunderbar an Bangkok gewöhnt, dass ich mich fast nicht mehr aufraffen konnte, nach Chiang Mai weiterzuziehen, überlegte gar, Chiang Mai ganz zu streichen, was ein Fehler gewesen wäre. Chiang Mai ist toll! In meinem Reiseführer steht, Chiang Mai wirke auf aus Bangkok kommende Reisende sehr beschaulich – wie wahr! Wie ein kleines Nest kommt es einem vor, dabei ist es die grösste und wirtschaftlich wichtigste Stadt von Thailands Norden.

Wassergraben entlang der Stadtmauer

Es mag überraschend klingen, doch die Stadt hat mich auch an mein geliebtes Avignon erinnert. Natürlich nicht vom Optischen her, man weiss schon, dass man in Thailand ist. Doch auch Avignon ist riesig, als Tourist, der man sich jedoch nur im beschaulichen Altstädtchen Avignons aufhält, bekommt man davon gar nichts mit. Auch in Chiang Mai ist die, ebenfalls mit einer (wieder aufgebauten) Stadtmauer umgebene Altstadt der Anziehungspunkt für die Touristen. In dieser fühlt man sich geschützt und „eingepackt“, kann sich gut zu Fuss bewegen und auch alles Wichtige erreichen. Ausserdem scheint diese (Alt-)stadt überproportional voll an Tempeln (in gewisser Weise doch auch ein Pendant zur Papststadt ?), was vermutlich ein Trugschluss ist. Habe zumindest nirgendwo etwas in diese Richtung gelesen und liegt wahrscheinlich nur daran, dass ich mir vorgenommen hatte, dieses Mal jeden Tempel zu besichtigen, an dem ich vorbei komme. Dieses Vorhaben habe ich denn auch irgendwann aufgegeben, es waren einfach zu viele und irgendwann mag man auch keine Tempel mehr sehen….

Tha Phae Gate – Touristenattraktion und Zusammenkunft der bekannten globalen Restaurantketten (Mc Donald’s, Starbucks….)


Die Stadtmauer oder was davon wieder aufgebaut wurde


Ich glaube, jeder, mit dem ich über Chiang Mai gesprochen oder den ich dort angetroffen habe, erzählte, dass er länger in Chiang Mai geblieben ist als ursprünglich geplant (und so mancher hat sich gleich für immer niedergelassen ?). Das sagt doch eigentlich schon alles! Auch ich wäre länger geblieben, wäre nicht Songkran vor der Tür gestanden. Songkran, das buddhistische Neujahr auf Thailändisch, das insbesondere in Chiang Mai und Bangkok sehr feuchtfröhlich gefeiert wird. Wobei feuchtfröhlich an dieser Stelle nichts mit Alkohol am Hut hat. Ursprünglich ging es wohl um die rituelle Reinigung, aus der die Thais jedoch mittlerweile eine Wasserschlacht gemacht haben und dabei nur zu gerne die Touristen ins Visier nehmen. Und ich als Wasserscheue habe dabei nichts zu suchen! Daher habe ich von einer Verlängerung meines Aufenthalts abgesehen und war nur eine gute Woche dort. Für die meisten wäre das schon ein verlängerter Aufenthalt, für mich jedoch ist es ein recht kurzer Stopp. Dennoch habe ich verhältnismässig viel gesehen. Davon zu berichten, wirkt auf mich nun allerdings wie die x-te Wiederholung: ich bin kreuz und quer durch die Stadt spaziert und habe mir eine Menge Tempel angesehen – alles schon einmal dagewesen. Auch wenn es sich eigentlich nicht nach Wiederholung angefühlt hat, nicht einmal bei den Tempeln, obwohl man deren Konzept dann doch irgendwann durchschaut hat ?, die Worte zur Beschreibung sind doch die gleichen und das beginnt sogar mich zu langweilen. Deshalb sei an dieser Stelle nur vermerkt: ich bin wieder einmal viel durch die Stadt spaziert und habe dabei so manchen Tempel angeschaut….?

Abgesehen von Spaziergängen durch die Stadt, habe ich auch einen Tagesausflug gemacht, ebenfalls zu einem Tempel ?, dem Wat Phrathat Doi Suthep, einem der bedeutendsten Tempel Nordthailands. Dieser liegt am Hang des 1676m hohen Doi Suthep, etwas ausserhalb der Stadt und bietet – zumindest theoretisch – auch einen wunderbaren Blick über Chiang Mai und dessen Umgebung. Das ging aber leider ein wenig in die Hose. Es war zu dunstig und die Sicht stark eingeschränkt. Der Tempel für sich hat sich jedoch allemal gelohnt. Das Gelände ist enorm gross. Ähnlich dem Golden Mount gilt es erst einmal, eine Menge Treppenstufen zu erklimmen (es gäbe zwar auch eine kleine Bergbahn, doch so alt oder so bequem sind wir dann doch noch nicht!). Oben angekommen kann man sich gut und gerne mindestens eine Stunde mit Besichtigen beschäftigen, wenn man alles sehen will. Trotz der einmal mehr vielen Touristen bin ich länger geblieben, irgendwo auf einem Bänklein sitzend, die Menschen beobachtend oder einfach ein wenig vor mich hinträumend.

Die theoretisch phänomenale Aussicht vom Doi Suthep….

Neben Tempeln und Museen wirbt der Tourismus in dieser Gegend vor allem für Trekkingtouren in eines der angrenzenden Valleys (teilweise geht’s dabei auch in einen Nationalpark) oder für Begegnungen mit Elefanten. Diese reichen vom simplen Elefantenreiten über das Waschen und Versorgen der Elefanten bis hin zu Mahout-Kursen. Der Mahout ist derjenige, der die Tiere trainiert und ausbildet (bspw. für die Arbeit in der Holzverarbeitung), der beim Elefantenreiten vorne auf dessen Nacken sitzt (während die Touristen hinten auf dem gesattelten Rücken sitzen) und dem Elefanten die Befehle erteilt durch Bewegungen und Zurufe. Gerne wäre ich auch in ein Elefantencamp gegangen. Doch es gibt in diesem Bereich viel Massenabfertigung und lange nicht immer werden die „Touristenshows“ artgerecht umgesetzt. Hierfür den richtigen Ort zu finden, hätte mehr Zeit beansprucht, weshalb ich davon abgesehen habe. Sind wir nicht so egoistisch, den Elefanten zuliebe.

Wie bereits angedeutet haben sich auch in Chiang Mai viele Westler niedergelassen. Viele der Restaurants oder Hotels werden von Europäern geführt. Die angebotene Küche ist denn auch ausserordentlich vielfältig und beinhaltet nicht nur die übliche asiatische Küche von indisch über einheimisch bis hin zu japanisch oder chinesisch mit dem standardmässigen „western food“ für Touristen. Neben dem deutschen Biergarten steht ein französisches Bistro, etwas weiter wird american BBQ angeboten, genauso wie spanische, türkische, mexikanische oder italienische Küche. Dieses multikulti Volk gibt der Stadt sicherlich ein internationales Flair, welches man jedoch nicht wirklich bewusst wahr nimmt, die Stadt wirkt thailändisch durch und durch…. Womöglich ist es ja das, was es ausmacht, dass sich das Leben in Chiang Mai so leicht anfühlt, das unbewusst Vertraute in der Fremde? Jeder kann ein Stück Heimat finden, wenn er will.

Die Entscheidung, hier zu leben, kann ich gut nachvollziehen. Würde ich nach Thailand auswandern, wäre Chiang Mai sicherlich einer der Orte, den ich hierfür in Betracht ziehen würde. Leider fehlt das Meer, aber ganz alles kann man bekanntlich nie haben….? und davon abgesehen besitzt dieser Ort einen enorm hohen Wohlfühlcharakter! Es herrscht eine wunderbare Athmosphäre, zumindest in der Altstadt. Abgesehen vom Gewusel an den Nachtmärkten ist es ungemein friedlich und recht ruhig. Der alte Stadtkern ist nicht autofrei, dennoch gibt es nur entlang der Stadtmauern wirklich viel Verkehr. Man kann sich beinahe wie in einer riesigen Fussgängerzone bewegen. Und nicht zu vergessen die Tiere! Von meinem Balkon aus konnte ich eine Menge Vögel und vor allem Eichhörnchen beobachten. Dabei haben es mir besonders dieselbigen angetan. Ich erinnere mich noch, wie ich vor etwa 3j ein Eichhörnchen im Dietiker Wald entdeckt hatte und dabei realisierte, dass ich seit Jahren keines mehr gesehen hatte und hier in Chiang Mai sind sie nur so um meinen Balkon herumgewuselt. Ich liebe diese kleinen Kerlchen, frech und unheimlich flink und einfach süss anzuschauen. ? Und dann ist da natürlich die Schönheit und nicht selten auch die wohltuende Ruhe der Tempel, kleine Kraftorte in einer ansonsten schon beruhigenden Stadt!


Etwas Speziell doch aus meiner Sicht enttäuschend war der Baan Phor Liang Meuns-Terrakottagarten. Beschrieben als „offener, üppig begrünter Showroom eines Geschäfts mit Kopien alter Terrakottafiguren lädt er zum Rundgang zwischen zahlreichen Gottheiten, Buddhastatuen und Reliefs ein.“ Das ist ja auch nicht falsch, allerdings ist es ein minipipi-Rundgang und das Wort zahlreich erhält hier eine neue Bedeutung…. Auch scheint mir der Ort nicht für den Zweck der Betrachtung gemacht (womöglich hatte der Showroom gerade Pause?), da er an einigen Stellen ziemlich unordentlich, fast ein wenig „müllartig“ daherkommt, wenn Reliefs, Töpfe und halbe Figuren einfach zu einem Haufen in einer Ecke zusammengestellt wurden. Wegen des Sightseeings lohnt dieser Ort folglich nicht. Als ruhige Oase zum Lernen, Lesen oder Schreiben eignet er sich schon besser. Diesbezüglich könnte er beinahe ein Insidertipp sein, denn viele Besucher waren nicht vor Ort. Ruhig ist es also und grün auf jeden Fall auch. Mit den richtigen Erwartungen wird man auch hier nicht enttäuscht.

Der Eingang

Rückseite des Eingangs / Ausgang

Das wäre dann der Rundgang (mehr als dieses Bild einfängt, gibt es nicht herumzugehen)

Das Chaos

Noch mehr Chaos

Speziell und daher erwähnenswert sind die Transportmittel. Die allgegenwärtigen Tuk Tuks finden sich auch hier, doch Taxis gibt es praktisch keine, diese werden ersetzt von den Songthaew. Man kann sie nutzen wie Taxis, teilweise haben sie jedoch auch fixe Strecken und fahren erst los, wenn sie voll sind. Innerhalb der Altstadt sind sie meistens rot, ausserhalb und je nach Himmelsrichtung sind sie grün, gelb, weiss, blau oder orange. 10 Personen lassen sich nach westlichen Vorstellungen reinquetschen, Einheimische schaffen jedoch bestimmt auch mehr Fahrgäste.

Songthaew

Wirklich Spektakuläres ist in Chiang Mai nicht vorgefallen. Ich war ja auch nicht sehr lange da. In Erinnerung geblieben sind mir effektiv „nur“ die ausserordentliche Wohlfühlstimmung und die Eichhörnchen!?

Etwas ungeschickt von mir war, dass ich die Begleitumstände von Songkran zu lange nicht erkannt hatte. So waren die Reisemöglichkeiten bereits ziemlich erschöpft, als ich mich damit befasst habe. Doch mit Air Asia fliegt man von überall günstig nach Kuala Lumpur, ihrem Heimhafen. Und Malaysia ist bezüglich Visum ausserordentlich grosszügig, man braucht nämlich keines für die ersten 90d. Und so hat es mich – auf der Flucht vor Songkran – vom Frieden auf Erden ins Getöse und Geblinke einer asiatischen Grossstadt verschlagen…